Vers 15

Murugan Kumaran Guhanenru Mozhindhu
Urugum Seyalthandhu Unarvenru Arulvaai
Poru Pungavarum Puviyum Paravum
Gurupungava Enguna Panjarane


Murugan, Kumaran, Guhan“ – auszusprechen und zu schmelzen
Und die Göttliche Erfahrung zu haben, wann wirst Du solches gewähren?
O Höchster Guru! Der von den Devas andächtig verehrt wird
Und ebenso von den Sterblichen! O Heimstatt der acht Tugenden!


„O Höchster Guru, der von den kämpfenden Devas verehrt wird und von (den Menschen) der Welt, der eine Heimstatt der acht Eigenschaften ist! Da Du mir den Zustand des Schmelzens (des Herzens) durch das Wiederholen von „Murugan, Kumaran, Guhan“ gewährst, wann wirst Du mich mit innerem Bewusstsein (göttlicher Erfahrung) segnen?“

Erklärung:

Murugan wird sowohl von den Engelswesen im Himmel als auch von den Sterblichen auf der Erde gleichermaßen verehrt. Die Devas wurden aus dem Himmel vertrieben und von Surapadma und seinen Brüdern unsäglichen Erniedrigungen unterworfen, durch die Kraft der außergewöhnlichen Gaben, die sie von Shiva bekommen hatten. Skanda tötete die Asuras in der Schlacht, rettete die Devas vor ihren Grausamkeiten und setzte sie wieder an ihrem rechtmäßigen Platz im Himmel ein. Darum bringen die Devas Lord Skanda immer hingebungsvolle Verehrung dar.

Die Menschen auf der Erde nähern sich Gott aus verschiedenen Gründen – für die Erfüllung ihrer Wünsche, um Unheil abzuwenden, um Gottesverwirklichung zu erreichen, usw. – für alles, was sie brauchen und was Gott auch alles gewährt. Daher singen auch die Menschen auf dieser Erde das Lob und nehmen mit all ihren Bedürfnissen Zuflucht bei ihm.

Skanda gab Shiva die geheime Erklärung über Pranava, Omkara (den Laut Om). Er gab auch dem Heiligen Agastya und den sechs Söhnen von Parasara Muni Jnana-Upadesa (Erklärung des Wissens). Darum bezeichnet Arunagiri Skanda als Höchsten Guru und Meister.

Die achtfachen Eigenschaften Gottes sind gemäß den tamilischen Schriften: (1) Eigenständigkeit, (2) makelloser Körper, (3) natürliches Verstehen, (4) Allwissenheit, (5) natürliche Freiheit von Anhaftungen, (6) unbeschränkte Gnade, (7) Allmacht, (8) unbegrenzte Wonne. Diese Eigenschaften sind auf Sat-Chit-Ananda (Sein, Wissen, Glückseligkeit) reduzierbar, was Brahman ist.

Den Geist von der Veräußerlichung zurückzuziehen, von den durch die Wünsche getriebenen Sinnesaktivitäten und die Lotus-Füße des Herrn zu suchen, das war die Anweisung des vorhergehenden Verses. In diesem Vers gibt Arunagiri nun eine der Methoden an, wie wir das erreichen können. Menschliche Anstrengung, den Geist auf Gott zu fixieren reicht nicht aus. Gottes Gnade muss uns zu Hilfe kommen und sie muss durch Gebet und Wiederholung des Namens Gottes angerufen werden.

Der Name Gottes ist voll unendlicher Kraft. Er reinigt alles. Man hält den Namen sogar für noch mächtiger als Gott selbst; denn während Gott nur einige wenige gerettet hat, hat sein Name viele befreit. Der Name ist eine Schwingung, eine mächtige Schwingung, die alle anderen weniger mächtigen Schwingungen (Gedanken) an Objekte absorbiert. Die Wiederholung des Namen Gottes erzeugt eine so harmonische Schwingung im Geist und im System, dass es sich leicht auf Gott einstimmt, der sozusagen eine kosmische Schwingung ist. Der Geist wird durch längere und öftere Wiederholung feiner und feiner, so dass eine Zeit kommt, wo der Geist in Gott aufgeht und Gott alleine übrig bleibt. Darum betet Arunagiri, Gott möge ihm die Segnung gewähren, seine Namen wie „Murugan, Kumaran, Guhan“ zu wiederholen und durch dieses Wiederholen das Herz zu schmelzen und Gott im Inneren zu erfahren.

Am Anfang des Sadhana mag Japa, das Wiederholen des heiligen Namens, einfach ein lautes Singen oder Sprechen sein; es wird vielleicht noch nicht vom erforderlichen Gefühl im Herzen begleitet. Die Lippen mögen das Mantra wiederholen, aber das Herz mag immer noch trocken sein und der Geist an etwas anderes denken. Aber nach und nach bringt die Wiederholung das gewünschte Ergebnis. Es sollte nicht bei der rein verbalen Wiederholung bleiben, sondern es sollte langsam zu einem Herzensgefühl führen. Darauf weist der Heilige hin.

Es ist nicht leicht, dass das Japa tatsächlich von einem Herzensgefühl begleitet wird, weil das Herz voller Unreinheiten ist und es eine ganze Weile dauert, bis das Herz gereinigt ist und schmilzt. Aber der Name Gottes ist mächtig genug, dies zu bewirken, vorausgesetzt man macht es mit Glauben und über lange Zeit. Reicht dies alleine aus? Nein. Sadhana endet nicht mit der Reinigung des Herzens. Wenn man den Namen Gottes wiederholt, sollte das Herz schmelzen und das sollte weiter führen zur inneren Vereinigung mit Gott. Es sollte in spirituellem Bewusstsein enden, einem Bewusstsein des eigenen wahren Wesens oder Gottes. Gottesbewusstsein oder Göttliche Erfahrung ist das Ziel allen spirituellen Sadhanas.

Wenn wir den Namen Gottes rezitieren, sollte der Geist schmelzen und das Herz sollte Gott fühlen. Es ist die Ein-Stimmung von Sprache, Geist und Herz – unserer ganzen Persönlichkeit – auf Gott, die die Gotteserfahrung bringen kann. Anderenfalls bleiben wir in der Täuschung der weltlichen Erfahrung und befinden uns in diesem Zustand, der von dem Heiligen so berührend in Vers 5 beschrieben wurde. Aber man sollte das Vertrauen nicht verlieren. Beständiges Wiederholen des Namen Gottes wird im Laufe der Zeit das Herz zum Schmelzen bringen und uns Gott fühlen lassen, durch beständige Praxis mit Liebe und Hingabe zu Seinen Füßen.

Im ersten Vers hat Arunagiri darum gebetet, dass er mit der einzigen Aufgabe gesegnet sein möge, den Ruhm Gottes zu besingen. Aber er erwähnte nicht, warum, was er jetzt enthüllt. Es geht nicht um eine äußerliche Show, was für ein großer Bhakta (Gottesverehrer) man ist, sondern um die innere Vereinigung mit Gott. Wie? Die Mantrawiederholung führt zum Schmelzen des Herzens (das aufgrund zahlloser Wünsche verhärtet ist) und schließlich zum Bewusstsein Gottes. Das Wiederholen des Namens, das Schmelzen des Herzens und Gottes-Erfahrung – dies ist der Prozess des Bhakti-Yoga; vergleichbar mit den drei Schritten des vedantischen Sadhana, nämlich Vasanakshaya, Manonasa und Tattva Jnana.

Vasana ist ein feinstofflicher Wunsch und der Geist ist nichts als ein Bündel solcher Wünsche. Es gibt nichts, was man den Geist nennen könnte, wenn es keine Vasanas gibt, genauso wie es kein Tuch gibt ohne die Fäden, die es bilden. Wenn wir jetzt an ein Objekt denken, entsteht im Geist ein Wunsch danach, was eine Unruhe im Geist verursacht. Genauso wie der Gedanke an einen Gegenstand Unruhe im Geist verursachen kann, nämlich Wünsche, kann ein Gedanke an Gott Harmonie und Gleichgewicht im Geist bringen, was dem Aufhören der Wünsche entspricht. Dieses Auslöschen der Wünsche bzw. der Prozess, bei dem man die Fäden der Vasanas aus dem Geist zieht, ist Vasanakshaya, was im Bhakti Yoga durch die Wiederholung des Göttlichen Namens bewirkt wird.

Das ist der Unterschied zwischen dem Gedanken an Gott und dem Gedanken an Gegenstände, zwischen Gedanken an das Spezielle und Gedanken an das Universale. Genauso wie es kein Tuch gibt, wenn die es bildenden Fäden einer nach dem anderen herausgezogen werden, gibt es keinen Geist wenn die Vasanas, die ihn ausmachen, schrittweise eliminiert werden. Vasanakshaya führt daher zu Manonasa, dem Aufhören des Geistes, was dem Schmelzen des Geistes als Folge der Mantrawiederholung entspricht. Wenn der Geist so ausgeschaltet wurde, strahlt der Atman, der aus sich selbst strahlt, in seiner ursprünglichen Pracht, genauso wie die Sonne scheint, wenn die sie verhüllenden Wolken sich auflösen. Die Sonne ist immer da und sie scheint immer; wir erschaffen nicht die Sonne oder bringen ihr Licht; nur die Wolken, die eine Ansammlung von Wasserteilchen sind und sie verhüllen, werden zerstreut. Auf ähnliche Weise wird der Atman enthüllt und erfahren, wenn der Geist, ein Bündel von Wünschen, ausgeschaltet wird, was im Jnana Yoga Tattva Jnana genannt wird. So führt Vasanakshaya zu Manonasa und Manonasa zu Tattva Jnana – das Wiederholen des Namen Gottes zum Schmelzen des Geistes und letzteres zur Erfahrung Gottes. Solche großartigen vedantischen Wahrheiten sind in einfachen Begriffen in diesem Vers zusammengefasst. Man kann sagen, dass Tattva Jnana von Arunagiri als „Unarvu“, dem tamilischen Wort für Bewusstsein, Erfahrung oder Gefühl, bezeichnet wurde. Japa Sadhana wird deshalb als ein in sich vollständiges Sadhana betrachtet, das zur Gottesverwirklichung führen kann. Japa führt zu Meditation und Meditation zu Verwirklichung.

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Dem Geist wurde die Anweisung gegeben, Wünsche aufzugeben und Zuflucht bei Gott zu suchen (Vers 14). Wie man das erreicht, wird jetzt beschrieben – die Methode besteht darin, den Namen Gottes zu wiederholen, das Herz zu schmelzen und Gott in seinem Herzen zu spüren, und dafür wird die Gnade des Gurus angerufen. Der Sucher hat schon gelernt, dass göttliche Gnade die menschliche Anstrengung auf jeder Stufe unterstützen muss, wenn irgendetwas von Wert erlangt werden soll. Darum die Anrufung.