Die Natur Gottes

  1. Gott ist die Quelle des gesamten Universums, der Veden und aller Dinge.
  2. Gott ist die alles durchdringende und unsterbliche Essenz.
  3. Er ist eine Verkörperung von Liebe, Weisheit und Wonne.
  4. Er schenkt dem Geist, dem Intellekt und den Sinnen Kraft und Licht.
  5. Er ist in allem; alle Dinge sind in Ihm. Er ist Alles-in-allem. Innen und außen dringt Er in alles, was existiert und durchdringt es.
  6. Alle sterblichen Dinge sind Schatten. Gott ist die einzige wirkliche unsterbliche Substanz.
  7. Frieden, Gott, Atman, Brahman, Befreiung und Unsterblichkeit sind gleich bedeutende Begriffe.
  8. Brahman ist der lebendige, dynamische Geist, die Quelle und das Behältnis von allem.
  9. Brahman ist nicht nur die Wirkungsursache sondern auch die materielle Ursache der Welt.
  10. In Brahman oder der ewigen Wahrheit gibt es weder Unterteilungen in verschiedene Arten noch äußere und innere Unterscheidungen.
  11. Das Höchste ist undefinierbar, auch wenn Gelehrte versuchen, intellektuelle Beschreibungen davon zu geben; sie treffen nicht die absolute Wahrheit.
  12. Brahman ist keine metaphysische Abstraktion. Es ist das vollste und wirklichste Sein.
  13. Für Brahman gibt es keinen Ausdruck, keine Empfindung, keinen Appetit, keinen Willen im Sinne von Begehren, keine Gefühle im Sinne von Leidenschaft.
  14. Gottes Denken ist intuitiv. Er sieht alle Dinge auf einmal. Er sieht sie als Ganzes.
  15. Der Dirigent des Geistes, des Intellekts und der Sinne ist niemand anderes als der mitfühlende, allgnädige Gott, der innere Herrscher, Antaryamin. Erkenne ihn und sei frei.
  16. Gott ist allumfassende Fülle. Er umfasst sich selbst. Er ist die ewige Zufriedenheit.
  17. Gott durchdringt das gesamte Universum. Er ist die Seele dieser Welt (Vishwa Atma).
  18. Gott ist der Bewohner deines Herzens. Er betrachtet alle deine Gedanken. Daher kannst du Ihn nicht täuschen.
  19. Gott ist der Atem in deiner Nase, das Licht in deinen Augen.
  20. Gott ist die Wurzel aller Freude, Stärke, Frieden und Wonne.

Mittel gegen weltliche Probleme:

„Wie geht es dir?“, fragte der Meister einen Schüler, der sich vor ihm verneigte, freundlich.
Er begann von seinen weltlichen Schwierigkeiten zu erzählen und schloss schließlich mit den Worten: „Swamiji, ich bin jetzt wie ein Fisch ohne Wasser.“
„Dann geh ins Wasser!“, schlug der Meister vor.
„Deshalb bin ich hergekommen, Swamiji. Du bist der Ozean der Gnade, welche mich heilt.“

Dienst an den Eltern:

Ein alter Mann kam mit einem Jungen und verneigte sich vor dem Meister. „Ist das dein Vater?“, erkundigte sich der Meister bei dem Jungen.
„Ja, Swamiji.“
„Diene deinem Vater gut. Der Vater ist der sichtbare Gott auf Erden. Gehorche ihm und verehre ihn“, riet der Meister.
Der alte Mann war sehr erfreut über den Rat, den sein Sohn erhielt.

Gott in menschlicher Form:

Es war 4 Uhr nachmittags. Ein kräftiger junger Mann wurde auf einer Trage zum Sivananda General Hospital gebracht. Er war schwer verletzt. Blut strömte über sein ganzes Gesicht und es war stark geschwollen. Zwei Polizisten, umringt von einer kleinen Menschenmenge, begleiteten ihn.
Die Polizisten fragten nach einem Arzt. Nach einer Weile kamen Dr. Prahlad und Dr. Punjabi und kümmerten sich um den Patienten, indem sie Erste Hilfe leisteten und seine Wunden versorgten. Er war bewusstlos.
Einer der Polizisten erzählte die Geschichte des Verletzten.
„Sein Name ist D.K. Roy. Er ist ein bewaffneter Räuber. Er versteckt sich zwischen den Bäumen am Wegesrand und wartet auf Passanten. Mann oder Frau, alt oder jung, egal, wer diesen Weg nimmt – er springt ihn an, erschreckt und bedroht ihn und raubt ihn gegebenenfalls aus. Das ist seine ständige Beschäftigung.
Gestern geschah es, dass er auf dieselbe Art einen vorüberziehenden Dorfbewohner mittleren Alters überfiel. Dem Dörfler gelang es irgendwie zu fliehen und er kehrte mit 3 anderen Männern zurück, um ihn anzugreifen. Doch dieser Kerl hier bewarf sie von seinem Versteck zwischen den Bäumen aus mit Steinen und sie ergriffen die Flucht. Sie berichteten der Polizei von dem Vorfall. Dann taten sich die Dorfbewohner und einige Polizisten zusammen und versuchten, ihn einzukreisen. Doch irgendwie gelang es ihm wieder zu entfliehen – doch die Dörfler und die Polizei waren ihm dicht auf den Fersen.
Entkommen konnte er jedoch trotzdem nicht, da er in eine ca. 20 Fuß tiefe Grube am Wegesrand fiel. Er schlug sich 6 Zähne aus und erlitt schwere Verletzungen am ganzen Körper.
Die Dörfler stiegen in die Grube hinab und holten ihn heraus. Als wir in der Nähe des Krankenhauses waren, wurde er ohnmächtig.“
Sobald der Polizist seine Erzählung beendet hatte, löste sich die Menge der Schaulustigen wieder auf – jeder ging seiner Wege.
Die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer und Dilip Kumar Roy wurde zu einer Sehenswürdigkeit. Jedermann kam und sah ihn sich an. Manche hatten Mitleid mit ihm, andere tadelten ihn und sagten, dass er die Strafe verdiene und machten alle möglichen Bemerkungen über den verwundeten, bewusstlosen Mann.
Es war acht Uhr. Der Meister kam aus seiner Hütte und ging zur Satsang-Halle. Die Neuigkeiten vom Räuber wurden ihm überbracht. Er hörte ruhig zu und setzte seinen Weg fort. Auf dem Weg betrat er den Krankensaal, in dem der Verletzte lag. Er ging zu ihm hin und stellte sich eine Weile neben ihn. Alle dort Versammelten waren gespannt auf die Reaktion des Meisters und auf seine Worte.
Der Meister stand einige Minuten lang ruhig da und sagte dann: „Lasst uns nun das Maha Mrityunjaya Mantra für die Gesundheit und schnelle Genesung von Dilip Kumar Roy singen.“
Er sprach diese Worte und begann zu singen.
Nachdem sie das Mantra gesungen hatten, trug der Meister jemandem auf, eine Dose Kekse im Dorf zu besorgen. Sie wurde gebracht und der Meister stellte sie neben ihn.
„Narayana (Gott in seinem Aspekt als Urwesen, Inkarnation von Krishna bzw. Vishnu) ist in dieser Form gekommen. Bitte gebt ihm die Kekse morgens mit Tee oder Milch.“
Dann ging der Meister gelassen zur Satsang-Halle weiter.

Innere Einkehr vor dem Predigen:

Nach dem abendlichen Satsang fragte Atmaram jemanden nach dem Aufenthaltsort eines gewissen Swami, der durch das ganze Land reiste, um von Gläubigen Geld für eine Amerika-Reise zu sammeln, die der einzige Ehrgeiz in seinem Leben war.
Der Meister, der das Gespräch hörte, machte die folgende Bemerkung: „Heutzutage ist dies eine Krankheit der Aspiranten geworden. Sie nehmen Sannyas (Entsagung), lernen etwas von den Upanishaden und der Gita, studieren einige Seiten Psychologie und Wissenschaft und fliegen dann nach Amerika, um dort zu predigen. Das ist ihr einziger Ehrgeiz im Leben. Sie denken, damit alles erreicht zu haben. Sie sorgen sich nicht darum, ihre innere Persönlichkeit zu entwickeln und scheren sich nicht darum, innere spirituelle Stärke zu gewinnen. Sie interessieren sich nicht dafür, erst sich selbst im Geiste zu wandeln, bevor sie zu anderen sprechen.
Das Resultat dieses exzessiven sich in der Öffentlichkeit Bewegens ist, dass sie selbst das geringe Streben verlieren, welches sie zu Beginn ihrer spirituellen Laufbahn besaßen. Ihre Worte werden zu leeren Hülsen. Bloße Worte haben nicht die Fähigkeit, die Menschen zu verwandeln, wenn sie nicht von Herzen kommen und in wahrer Erfahrung wurzeln. Deshalb sollten Aspiranten diese Art von Ehrgeiz im Keime ersticken, sonst wird ihr Weg nur zur Zerstörung und zu nichts anderem führen.

Indiens Erbe:

Es war ein wunderschöner Abend. Die Sonne hing über den Hügeln im Westen, um einen Blick auf ein epochemachendes Ereignis zu erhaschen.
Dr. K.N. Gairola, Gesundheitsminister des Staates Tehri-Garwal sprach vor einer riesigen Menge am Ufer des Ganges. Die örtliche Gemeinde hatte genau vor dem Ashram einen Fahnenmast aufgestellt und den Minister gebeten, die indische Flagge zu hissen.
Und sogar in seiner unvermeidlich politischen Rede nahm Dr. Gairola auf rührende Weise Bezug auf den Meister, auf die Ehre, welche die Gegenwart von Heiligen wie ihm für den ganzen Staat bedeutet und auf den tiefen spirituellen Einfluss, den der Meister auf die Menschen ausübt. Nachdem er seine Rede beendet hatte, bat Dr. Gairola den Meister, seine Botschaft zu übermitteln.
Während die Flagge gehisst wurde, dröhnte der Meister „Om, Om, Om.“ Die ganze Menge stimmte ein und es sah aus, als ob die machtvolle Strömung des Pranava-Singens die Flagge hinauftrieb!
Vande Mataram, Vande Mataram, Vande Mataram,
Jai Hind Jai Hind Jai Hind Jai Hind,
Jai Jai Jai Jai Hind.
Der Meister sang und die Menge warf seinen Kirtan als Echo zurück. Dann begann er zu sprechen: „Ehre sei der Mutter Indien! Keine andere Nation der Welt hat solche Helden hervorgebracht wie Indien. Keine andere Nation kann für sich beanspruchen, solch berühmte Heilige und Weise geboren zu haben. Keine andere Nation auf der Welt zählt zu ihren Kindern so machtvolle Intellektuelle und Mystiker, die sich zu solchen spirituellen Höhen aufschwingen konnten, solch große intuitive Weisheit zeigten und ein so reiches Erbe an unübertroffenen philosophischen Abhandlungen hinterlassen konnten. Kein anderer Philosoph in irgendeinem anderen Land war in der Lage, das Rätsel der Schöpfung, das Mysterium von Geburt und Tod und das Problem vom Leben selbst so effektiv wie die Weisen Indiens zu lösen.
Eine spirituell so mächtige Nation hat ihre politische Unabhängigkeit auf ebenso niemals zuvor gesehene Weise erreicht. Dank dem Apostel von Ahimsa (Gewaltlosigkeit) – Mahatma Gandhiji – hat Indien der Menschheit überzeugend bewiesen, dass eine unbeschreibliche Macht in der Gewaltlosigkeit liegt. Gandhiji hat der Welt gezeigt, dass Liebe Macht ist, dass Liebe erobert. Eine solche Demonstration spiritueller Macht wäre in keiner anderen Nation der Welt möglich gewesen. Die westlichen Regierungen sollten sich nun hinsetzen und nachdenken; sie sollten die Lektion der Gewaltlosigkeit lernen und sofort alle Formen der Gewalt abschaffen. Der Weg der Gewalt führt zur Zerstörung; der Weg der Liebe führt zu Frieden, Fülle und Wohlstand.
Unsere nationalen Führer sind alle erprobte Gefolgsleute von Gandhiji. Sie haben alles für die Befreiung des Vaterlandes geopfert. Selbst wenn sie nicht formell Sannyas (Entsagung) abgelegt haben, sind sie wahre Sannyasins (Entsagte) im Herzen.
Patriotismus ist der erste Schritt zum Universalismus. Die rechte Liebe zur eigenen Nation führt zur kosmischen Liebe, zur Gottesliebe. Das Wichtige ist, den niedrigen, böswilligen Eigennutz zu zermahlen. Ein selbstloser Diener der Nation wird leicht ein selbstloser Diener der Menschheit; er überwindet sein individuelles Ego schnell und verwirklicht Gott.“
Der Meister fuhr dann fort, indem er das Maha Mantra sang. Er dankte Dr. Gairola dafür, dass er ihm die Möglichkeit gegeben habe, den Namen Gottes zu singen. Der Minister und seine Begleiter wurden später in den Ashram geführt und dort mit Tee bewirtet.

Guruverehrung:

„Konstantes und intensives Nachdenken über die großartigen Aussagen der Schriften und das durch Unterscheidungskraft entwickelte Gefühl, dass alle Objekte unwirklich und voller Fehler sind, hilft, wirkliche und dauerhafte Leidenschaftslosigkeit zu entwickeln“, sagte der Meister, als Jayadayal Goenka von der Gita Press aus Gorakhpur kam, um seinen Darshan zu haben.
Kurze Zeit danach bemerkte der Meister eine Verletzung an dessen Fuß, besorgte umgehend die notwendige Salbe aus der Apotheke und legte ihm einen Verband an.
Jayadayal und seine Gruppe waren in der Hütte des Meisters und hörten seinen weisen Worten über Bhakti, Yoga, Jnana und Leidenschaftslosigkeit zu.
Ein Mitglied der Gruppe drückte seine Begeisterung für das Werk des Meisters aus und fügte hinzu, dass das vorzüglich zusammengestellte Diamond Jubilee Commemoration Volume (Diamantene Jubiläumsausgabe zu Swami Sivanandas 60. Geburtstag) es ermöglicht habe, die Botschaft des Meisters weithin zu verbreiten.
Dies führte zu einer Diskussion über Guruverehrung.
Der Meister sagte: „Manche sagen, dass wir keine lebenden Heiligen verehren sollten. Doch die Weisen sagen, dass man nicht so fanatisch in seinem Wunsch sein soll, den Jahrestag irgend eines Heiligen zu feiern, aber auch nicht ins entgegengesetzte Extrem verfallen sollte. Diejenigen, die gerne feiern, soll man dies tun lassen. Es steht einem Sannyasin oder einem Heiligen, der über Vorlieben und Abneigungen hinausgegangen ist, schlecht an, die Idee solcher Feiern zu verdammen. Der Egoismus der Leidenschaftslosigkeit ist ebenso gefährlich wie der Egoismus des weltlichen Lebens.
Die Heiligenverehrung ist in Indien mehr oder weniger zu einem notwendigen Sadhana (spirituelle Übung) im Leben der Aspiranten geworden. Selbst in den Upanishaden heißt es, dass ein Aspirant seinem Guru die gleiche Hingabe darbringen sollte wie Gott. Die Idee dahinter ist, dass der Aspirant durch konstantes Denken an seinen Guru auf dem rechten Pfad und vom Bösen weg gehalten wird und sich selbst nach dem Vorbild seines Lehrers formt.
So ist selbst ein drittklassiger Lehrer dazu geeignet, von einem fünftklassigen Aspiranten verehrt zu werden! Letzterer wird sicher einen Vorteil davon haben.
Wenn ein Aspirant seinem persönlichen Guru die Eigenschaften des unpersönlichen Absoluten auferlegt, wie im Fall der Idol-Verehrung, erreicht die Hingabe des Aspiranten das Höchste. Gott, der stille Bewohner, kennt die Hingabe des Aspiranten und führt ihn auf dem rechten Weg.
Selbst weisen Männern mangelt es manchmal an dieser höheren Einsicht und sie vertreten die Meinung, dass die menschliche Figur eines Heiligen nicht mit der gleichen Hingabe verehrt werden sollte wie diejenige, die Gott gebührt. Wie mit Gott so mit dem Guru. Der Weg zum nicht an Personen gebundenen Absoluten führt dennoch durch das Persönliche.“

Ein erleuchteter Westler:

Einmal stellte ein ausländischer Aspirant die Frage: „Was ist Moksha (Befreiung), Swamiji?“
„Moksha ist die vollkommene Freiheit von allen Fesseln“, antwortete der Meister. „Sie ist die Erlangung von immerwährendem Glück, absoluter Wonne und unsterblichem Leben; sie bedeutet, in kosmischem Bewusstsein oder im Christus-Bewusstsein zu leben.“
„Wärst du so nett und erklärst, was kosmisches Bewusstsein bedeutet?“
„Es ist ein Bewusstseinszustand, in dem man bewusst wahrnehmen kann, dass Gott alles ist und darüber hinaus, dass Er die Verbindung alles Individuellen ist. Gott ist das Göttliche Bewusstsein, das die gesamte Schöpfung erleuchtet. Die Verwirklichung dieses Gottesbewusstseins oder Gottes selbst, befreit den Menschen von den Fesseln der vorübergehend auftretenden Phänomene, von der Illusion der Namen und Formen. Dies ist der Zustand, der Gottes-Erkenntnis oder Selbst-Verwirklichung genannt wird.“
„Gibt es nach der Gottes-Erkenntnis noch Individualität?“
„Nein. Die individuelle Seele ist vollständig im kosmischen Bewusstsein aufgegangen. Sie ist wie ein Fluss, der in den Ozean fließt. Er verliert seine Identität und man kann die Wasser eines Flusses nicht mehr von denen eines anderen unterscheiden, nachdem sie in den Ozean eingeflossen sind. Die Erscheinung der Welt verschwindet in der Wirklichkeit Gottes, genauso wie die vermeintliche Schlange in einem wirklich existierenden Seil verschwindet, wenn man sie mit einer Lampe beleuchtet.“
„Swamiji, bitte sei so gut und erkläre uns die Methode, um diesen wundervollen Zustand zu erlangen.“
„Man findet das Sadhana (spirituelle Übung) auf wunderbare Weise in der Bergpredigt von Jesus Christus erklärt. Der Geist ist die trennende Mauer; er ist das Haupthindernis auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Alle Sadhanas zielen darauf ab, dieses Hindernis auszuräumen.
Es gibt 2 Aspekte des Geistes – den niederen und den höheren Geist. Der niedere Geist ist voller Lust, Gier, Hass, Ärger und Eifersucht. Der höhere Geist ist frei von Eifersucht, Eigennutz und anderen negativen Zügen und er ist voller göttlicher Eigenschaften wie Toleranz, Mitgefühl, Selbstlosigkeit und Entsagung. Man sollte den niederen Geist mit Hilfe des höheren Geistes kontrollieren und dann auch über diesen Geist hinausgehen. Der Geist ist nichts als ein Bündel vergangener Eindrücke und Begehren. Er kann dadurch kontrolliert werden, dass man die Sinne diszipliniert. Das wird durch aktive Kultivierung der Tugenden erreicht.“
„Es ist sehr schwer, diese Tugenden zu kultivieren“, warf der Ausländer ein.
„Das stimmt, aber eine positive Einstellung überwindet eine negative. Tugenden überwinden Laster, die nichts weiter als negative Eigenschaften sind und die Kultivierung von Tugenden verhindern. Meditiere über die göttlichen Tugenden und ihre Schönheit. Meditiere über Gott, dann wirst du an Tugenden wachsen.“
„Ist die Meditation von so grundlegender Bedeutung, Swamiji?“
„Ja, sie ist die Grundlage allen Sadhanas.“
„Was ist Meditation und wie meditiert man?“
Meditation heißt, die über verschiedene Objekte verteilten Strahlen des Geistes zurückzuziehen und den konzentrierten Strahl seines Lichtes auf das innere Selbst zu richten, um mit Gott Zwiesprache zu halten. Es gibt 2 Arten der Meditation: Die erste Art ist mit einer Form und die zweite ist die Meditation über das formlose Absolute. Am Anfang findet ein Aspirant es immer hilfreicher, den Geist auf eine Form zu fixieren.
Meditiere zum Beispiel über die Form von Jesus Christus, lasse den Geist über seine göttliche Natur schweifen, seine großen Tugenden und seine Großartigkeit. Dadurch wirst du an Tugend wachsen.
Eine andere Methode, um Tugenden zu kultivieren, besteht im selbstlosen Dienst. Er hilft dir, wunderbare Kontrolle über den Geist und die Sinne zu erlangen. Außerdem setzt er dich in die Lage, die Fesseln des Karma zu durchbrechen.“
„Wie befreien wir uns selbst von Karma, Swamiji?“
„Fühle, während du deine täglichen Pflichten verrichtest, dass du nur ein Zeuge all dessen bist, was um dich herum geschieht, dass du ein Zeuge selbst deiner eigenen Handlungen bist. Das nennt man Sakshi Bhav. Du solltest innerlich erkennen, dass du verschieden vom aktiven Prinzip in dir bist. Das ist die vedantische Methode.
Es gibt eine andere und einfachere Methode, die ebenso wirksam ist – die Methode Nimitta Bhav. Fühle, dass Gott allein derjenige ist, der alle Handlungen ausübt und dass du ein Instrument in seinen Händen bist. Deine Handlungen werden sich dann in Gottesverehrung verwandeln und du wirst nicht von ihnen gefesselt werden. Arbeite ohne irgendeine Belohnung zu erwarten und ohne Egoismus. Entwurzele die Vorstellung des Handelns und fühle, dass nicht du derjenige bist, der handelt. So wirst du von den Fesseln des Karma befreit, ohne neues Karma anzusammeln. Erlaube dem vergangenen Karma, sich abzuarbeiten, dann wirst du die Befreiung erlangen.“
„Swamiji, stimmt es, dass die Menschen nur wegen ihres vergangen Karmas leiden? Wenn dies so ist, wie erklärst du dann das Leiden, das aufgrund von Naturkatastrophen wie Aufständen oder Erdbeben verursacht wird?“
„Es ist völlig richtig, dass der Mensch aufgrund seines eigenen Karmas leidet. Und es ist ein kollektives, vergangenes Karma einer Reihe von Personen, welches sie an einem bestimmten Ort zusammenführt, wo ein Erdbeben dieses kollektive vergangene Karma abarbeitet und eine große Anzahl von Personen den Mund von Kala (Gott der Zeit/ des Todes) zur gleichen Zeit betreten.“
„Swamiji, ich bin in den indischen Schriften oft auf dieses Wort Kala gestoßen. Was genau bedeutet es?“
„Es ist die personifizierte ‚Große Zeit’. Es ist der Zerstörer aller Namen und Formen. Im Hindu-Pantheon gibt es verschiedene Götter und Göttinnen, die Mitglieder der göttlichen Hierarchie sind. Genauso wie unsere Regierung sich aus verschiedenen Ministern und Beamten zusammensetzt, haben auch die Himmlischen, die diese Welt regieren, ihre bestimmten Gottheiten, die verschiedene Aspekte der Schöpfung, der Erhaltung und Zerstörung der Welt kontrollieren.
Einige sind für die unterschiedlichen Elemente wie Luft, Feuer und Wasser zuständig; andere für Geburt, Tod, die Erhaltung von Leben und Krankheiten. Kala oder Yama ist der Gott des Todes. Das gesamte Universum ist auf eine Weise unter seiner Kontrolle, denn er bringt das Ende des Aufenthalts auf Erden aller Wesen mit sich, wenn die Zeit gekommen ist. Nur ein Weiser oder ein Selbstverwirklichter transzendiert diesen Kala und verwirklicht sein eigenes Selbst. Alles Sadhana (spirituelle Praxis) zielt darauf ab, Kala zu transzendieren, den Tod zu bezwingen und so über die Zeit hinauszugehen.“
„Ich kann verstehen, Swamiji, dass uns auf dieser Suche nach der Wahrheit die großen Retter wie Jesus Christus helfen können. Doch solche Seelen weilen nicht immer unter uns. Was können wir tun, Swamiji?“
„Es gibt immer Heilige auf der Welt. Ebenso gibt es immer Verbrecher; Retter und Räuber sind immer um uns herum, denn es ist eine Welt der Dualität. Gut und Böse gibt es hier immer. Das absolute Gute kann man nur in Gott finden. Du solltest die Führung von Heiligen suchen; nur sie können dich die Göttliche Wissenschaft lehren. Bücher werden dir sicherlich helfen; sie werden dich in Einklang mit den großen Menschen bringen, welche die Gottesverwirklichung erlangt haben. Wenn du die Bibel liest, bist du in Einklang mit Jesus. Wenn du die Gita liest, bist du in Einklang mit Krishna. Das wird dir auch helfen.
Doch ebenso wie du die Kochkunst nicht nur durchs Lesen erlangen kannst, kannst du auch Yoga nicht ausschließlich von Büchern lernen. Dennoch solltest du nicht unbestimmt darauf warten, dass ein Lehrer auftaucht. Sobald das Streben in deinem Herzen erwacht, solltest du sofort mit Hilfe einer Schrift, die dir gefällt, wie der Bibel, die Praxis beginnen.“
„Aber Swamiji, ich habe gehört, dass es gefährlich ist, ohne die Hilfe eines erfahrenen Gurus mit Yoga-Praktiken anzufangen.“
„In jedem Moment deines täglichen Lebens gibt es Gefahr. Während du eine Treppe hinaufgehst, kannst du stürzen, wenn du einen falschen Schritt machst, kannst du dir die Knochen brechen; wenn du ein wenig geistesabwesend bist, während du eine Straße überquerst, kannst du von einem Auto überfahren werden. Die Gefahr ist nicht größer, wenn du Yoga mit der Hilfe guter Bücher praktizierst. Wenn du ehrlich mit dir bist, wenn du bei jedem Schritt deinen gesunden Menschenverstand benutzt, dann wirst du Erfolg haben. Du wirst dann auch einen kompetenten Lehrer finden.“
„Abgesehen vom Guru, Swamiji, glaubst du, dass wir einen Vermittler brauchen, um die Selbstverwirklichung zu erlangen?“
„Ja, ja. Das ist eine Gottheit als Pate oder Mentor, die Ishta Devata. Der Geist kann nicht auf einen Schlag über sich hinauswachsen. Das Ego schneidet sich nur selten selbst die Kehle durch. Deine begrenzte Bewusstheit wird es schwierig finden, die kosmische Bewusstheit zu verwirklichen. Daher wählt man den Namen und die Form einer Gottheit, um über sie zu meditieren. Nach einer gewissen Zeit wird diese Gottheit sich vor dir manifestieren und die Arbeit übernehmen, das Ego und den niederen Geist zu vernichten und dich so in die Lage zu versetzen, den Zustand der kosmischen Bewusstheit zu verwirklichen.“
„Welchen Namen können wir wählen, Swamiji?“
„Om. Das ist der Name des namenlosen höchsten Wesens. Es ist der Wahrheit am nächsten. Es ist die Mutter aller Klänge, Namen und Formen.“
„Ist es während der Praxis richtig zu fühlen, dass wir alle in Wirklichkeit Teile von Gott sind, Swamiji?“
„Nicht gerade Teile, eigentlich sind wir Gott selbst. Jesus hat ebenfalls gesagt: ‚Ich und mein Vater sind eins’. Das ist die letzte Erfahrung, das ist die letzte Wahrheit, die alle Propheten, Seher und Weisen verkündet haben.
Jesus, Buddha, Guru Nanak, Kabir und Mohammed haben alle dieselbe Botschaft überbracht, auf eine angemessene Weise für die Leute der Zeit, in der sie lebten. Sie alle lehrten, dass Gott Eins ist, dass die Wahrheit Eine ist und dass der Mensch die Wahrheit dadurch erkennen kann, indem er den Geist und die Sinne kontrolliert.“
„Wie kontrolliert man den Geist, Swamiji?“
Der Meister wurde plötzlich humorvoll: „Iss sauren Joghurt und lege dich auf dein Bett, decke dich warm zu und schlafe dann!“ Alle brachen in Gelächter aus.
„Die Methode, wie man den Geist kontrolliert, ist ebenfalls von allen Weisen und Heiligen schon gelehrt worden. Sie sagten: ‚Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere, verwirkliche; sei gut, tue Gutes, sei freundlich und mitfühlend; erkunde das Wesen deines eigenen wirklichen Selbst.’ Das ist die Essenz der Lehren aller Weisen, Propheten und Erlöser der Welt. Folge ihnen und erreiche die Selbstverwirklichung in eben diesem Augenblick.
Gott segne dich! Komm wieder und bleibe für einige Zeit.“
Die Sehnsucht nach einem Guru: „Ein Guru ist notwendig, doch zuerst muss man den Boden für das Empfangen seiner Saat des Wissens vorbereiten. Der Guru kann dies nicht für einen übernehmen. Einfaches Leben, einfaches Essen, einfache Kleidung, eine Gleichgültigkeit gegenüber Sinnesfreuden, Wahrheitsliebe, die Entwicklung eines Herzens voller Liebe, Mäßigkeit, Ausdauer, Selbstkontrolle – all dies muss man entwickeln.“
Monsieur Bogroff hörte dem Meister fasziniert zu, wie dieser fortfuhr: „Man sollte eine intensive Sehnsucht danach haben, einen Guru zu treffen und von ihm eingeweiht zu werden. Dann wird Gott selbst einen Guru für einen bereit stellen. Gute Bücher von selbstverwirklichten Yogis, die diesen Weg beschritten haben, sind eine große Hilfe. Bloßes Reden ist keine Hilfe. Man muss praktizieren.“
Monsieur Bogroff, ein in Frankreich lebender russischer Geschäftsmann, kam auf der Durchreise nach Ananda Kutir, weil B.L.Nehru, ein Bewunderer des Meisters aus Delhi, ihn veranlasst hatte, den Meister zu treffen.

Spirituelles Butterrühren:

„Ich freue mich, dass du dich so sehr für Land- und Milchwirtschaft interessierst. Sie ist höchst notwendig für den Erhalt der Gesundheit aller Menschen in Indien. Doch es gibt noch einen anderen, höheren Typus von Butter; ein Wissen, das für alle Menschen von grundlegender Bedeutung ist – vor allem in Indien. Das ist Atmans Butter, die dem Menschen innerhalb der 5 Schichten innewohnende Göttlichkeit! Weißt du, wie man die Hüllen auflöst und Atmans Butter anrührt?“, fragte der Meister, als Ramdas, M.Sc., ihn von seinem bevorstehenden Besuch in den USA in Kenntnis setzte, um dort seine Studien der Land- und Milchwirtschaft fortzuführen.
„Swamiji, ich habe noch niemals von dieser Rührtechnik gehört oder wie man durch diese die Butter Atmans erhält. Bitte erzähle mir, wie man das macht.“
„Du musst die Yoga Vedanta Forest Academy (die von Swami Sivananda gegründete Yoga-Akademie) besuchen, um Kenntnis von dieser Butter zu erhalten. Die 5 Hüllen des Körpers repräsentieren das Gefäß, das die Milchmasse enthält. Om ist der Rührschlegel. Übe Meditation über Om und fühle dabei, dass du der alles durchdringende Atman bist. Bald wirst du Atmans Butter erlangen, die dich unsterblich und ewig wonnevoll machen wird.“
Der Wissenschaftler sagte: „Herzlichen Dank Swamiji, du hast mir nun wirklich die Augen geöffnet. Ich werde dieses spirituelle Butterrühren üben, um Atmans Butter zu essen und unsterblich zu werden.“

Wirkliches Karma Yoga:

„In der Jugend sollte man schon versuchen, ein einfaches Leben zu führen, Gottes Namen zu wiederholen, Yoga zu praktizieren, sich zu erforschen, die Gita und andere Schriften zu studieren und die Sinne zu kontrollieren. Kirtan zu singen und Mantras zu wiederholen schenkt ewige Freude und höchsten inneren Frieden. Doch das kann man nur durch Übung verwirklichen“, sagte der Meister im Gespräch mit einem amerikanischen Geschäftsmann.
Und weiter: „Doch die Jugend mag nicht zuhören. Erst wenn der Mensch Schläge und Hiebe in der täglichen Schlacht des Lebens bekommt, wendet er sich Gott zu. Warum dankt man Gott nicht schon vorher für Seine Gnade und verehrt ihn in all Seinen Formen? Warum übt man sich nicht auch im selbstlosen Dienst?“
„Ja, Swamiji, auf eine gewisse Weise tun wir dies. Wir verdienen Geld, arbeiten und unterstützen die Familie. So sind wir alle Karma Yogis“, warf der Amerikaner ein.
„Das zu glauben ist ein großer Fehler“, widersprach der Meister. „Was wissen die Leute vom Geheimnis und der Technik des Karma Yoga? Sie sind an ihre Familien gebunden; sie vergeuden ihr Leben damit, Geld für ihren Bauch zu verdienen und stellen sich vor, Karma Yoga zu machen. Was wissen sie wirklich über Karma Yoga? Karma Yoga ist etwas anderes. Man muss seinen Egoismus aufgeben. Man muss das Gefühl ablegen, man selbst sei der Handelnde. Man sollte sich selbst mit Atman (das dem Menschen innewohnende Göttliche) identifizieren.
Ein wenig dieses selbstlosen Dienstes, selbst wenn er nicht perfekt ausgeführt wird, ist gut. Er reinigt das Herz. Kombiniere selbstlosen Dienst mit Japa (Mantra-Wiederholung), Kirtan und Meditation. So  wirst du die Glückseligkeit verwirklichen.
Das nächste Mal, wenn du herkommst, bleibe zumindest eine Woche lang. Dann wirst du  ausreichend Zeit haben, um dich intensivem Sadhana (spiritueller Übung) zu widmen.“

Ganz versunken in Unwissenheit:

Dr. Pattawardhan, Ph.D., aus Roorkee, kam, um des Meisters Darshan (Anblick) zu haben.
Der Meister bemerkte: „Dr. Saheb, jeder möchte ein Ph.D. oder D. Lit. werden oder einen anderen Titel erringen. Niemand möchte Atmans Natur kennen. Niemand wünscht, das Spiel von Maya (Illusion) und die Gunas (Grundeigenschaften sattwa, tamas, rajas) zu verstehen und was der Geist ist, welche Beziehung zwischen dem Menschen und Brahman (dem Absoluten) besteht, wie man ewige Wonne erlangt und sich selbst von den Fesseln befreit. Der Mensch glaubt nicht an das immer währende Leben, das hinter den Sinnen existiert. Er glaubt nicht an transzendentale Dinge. Jedermann wünscht sich eine Frau, ein paar Kinder, ein Haus, einen Garten, ein Auto und Geld auf der Bank zu haben. Seine mentale Strömung fließt automatisch zu Objekten hin. Er glaubt nicht, dass die Wiederholung des Göttlichen Namens Freude und inneren Frieden hervorrufen kann.“
„Ich vermute, es gibt eine Zeit im Leben für solche Überzeugungen und Praktiken, Swamiji.“
„Die Jugend ist die beste Zeit! Was kann man im Alter machen? Du wirst taub sein, wie kann also der Name Gottes in dein Ohr dringen, wie kannst du am Kirtan Freude haben? Du wirst nicht sehen können, wie kannst du dann die heiligen Bücher wie die Gita und andere Schriften lesen? Du wirst nicht fähig sein, ausdauernd in einer Position zu sitzen und Mantras zu wiederholen, du wirst nicht in der Lage sein, die Sinne zu kontrollieren. Auf diese Weise wird Sadhana (spirituelle Übung) unmöglich sein. Du wirst dein ganzes vorheriges Leben mit unnützen Bestrebungen verschwenden und dich dem spirituellen Weg erst zuwenden, wenn es zu spät ist.“
Der Doktor fragte: „Swamiji, wenn alle Sannyasins (Entsagte) werden, was wird dann aus der Welt?“
„Dies kann nie geschehen“, antwortete der Meister. „Was kümmerst du dich darum? Dein Geist führt dich in die Irre und möchte dich täuschen. Der allmächtige Gott kann in einer Minute einen Schwung anderer Individuen schaffen. Kümmere dich um deine Angelegenheiten! Erforsche dich und beseitige deine Unwissenheit!“
Der Doktor wurde still. Er war überzeugt.

Streit vermeiden:

Swami Satchidananda, ein alter Sannyasin, der im Ashram lebte, betrat das Büro. Er verneigte sich vor dem Meister, setzte sich auf eine Bank und betrachtete die friedvolle und glückselige Gelassenheit des Meisters.
Gopala Iyer trat ebenfalls ein und zeigte dem Meister Zeitungsausschnitte, die seine Beiträge zu den Ergebnissen seiner Forschung der heiligen Epen Indiens enthielten. Sicherlich würde sein Lebenswerk beim Meister großen Enthusiasmus und lobende Zustimmung hervorrufen.
Gopala Iyer setzte sich neben Swami Satchidananda und fing, da er nichts zu tun hatte, ein Gespräch mit seinem Banknachbarn an. Freundliche Worte, Höflichkeiten, Meinungsverschiedenheiten, eine leicht hitzige Debatte – und das Quecksilber im „Ego-Thermometer“ begann zu steigen!
Satchidanandaji versuchte vergeblich, dem Pandit klarzumachen, dass man Advaita nicht zu leicht nehmen sollte, dass diejenigen, die sich aufregten, wenn ihnen die Milch nicht rechtzeitig für ihren Kaffee gebracht wurde, nicht die Puranas, Gottheiten und Heilige bemühen sollten. Dies berührte eine empfindliche Stelle des Pandit, fast schrie er den Namen des Swami und bezeichnete ihn als „Pseudo-Sannyasin“, als „bloßes in Orange gekleidetes Fleisch“, einen „Verschwender des Lebens“ usw.!
Plötzlich wurde Satchidanandaji weich und gab dem Streit eine sehr willkommene Wendung.
„Maharaji, mein Wissen ist äußerst gering. Ich habe nicht einmal das Ufer des Ozeans aus Wissen berührt, in dem du schwimmst. Ich bin ein Schüler, du bist fortgeschritten. Ich bitte dich um Verzeihung dafür, mit dir gestritten zu haben.“
Dies brachte den Pandit zum Schweigen und er ging mit hoch erhobenem Kopf hinaus.
Der Meister lächelte Satchidanandaji an und sagte: „Eine sehr gute Antwort!“

Zuerst kultureller Dienst:

Natarajan war wegen einer Spendensammelaktion zugunsten des Akhilandeshwari Tempels aus Südindien gekommen. Bei der Ausführung dieser Arbeit, die sein Vater begonnen hatte, war er auf Schwierigkeiten gestoßen. Natarajan war nach Delhi gekommen, um dort Spenden zu sammeln. Er hatte aber nicht den erwarteten Erfolg. Er bat den Meister, ihn mit Erfolg für sein Unterfangen zu segnen.
Der Meister war eine Weile still, fast als wäre er mit den Gedanken nicht bei der Bitte des Besuchers. Er hörte eine ganze Zeit lang zu und tat nebenher seine eigene Arbeit.
Der Stift wurde zur Seite gelegt.
„Mache etwas Anushtan (spirituelle Praxis). Diese Art, dem Geld hinterherzulaufen, bringt nichts. Durch reine adhyatmische Kraft (auf das höchste Selbst bezogen) musst du in der Lage sein, Gottes Gnade herbeizurufen und zu bekommen, was du brauchst. Das Geld wird zu dir kommen. Du musst ihm nicht hinterherlaufen. Reduziere die Ausgaben für Geschäftsessen und Wohltätigkeitsbankette. Alles Geld, was du sammelst, musst du für kulturelle Zwecke nutzen. Essen wird nur mehr Streit hervorrufen und unnötige Menschenmengen.
Eröffne eine Sanskrit-Schule. Veröffentliche Übersetzungen der Veden und der Upanishaden. Dann werden die Leute Nutzen haben. Sie werden deine Arbeit schätzen und Geld wird hereinkommen. Sieh dir die Arbeit solcher Schulen anderswo an. Hole dir Anregungen von S. V. Iyer aus Chingleput. Er hat dort einen Seva Ashram organisiert. Das ist die Art, wie man vorzugehen hat. Dann werden die Leute kommen, um deinen Geist des Dienens kennen zu lernen und sie selbst werden hervortreten, um zu helfen. Heutzutage wird dir niemand nur für Essen etwas spenden.“
„Swamiji, Essen ist auch notwendig oder nicht?“
„Ja, das auch; aber die Hauptsache ist der kulturelle Dienst.“
„Annandana (Essensspenden) zuerst und ...“
„Nein, nein. Jnana Dana (Wissensspende) zuerst und dann Annandana. Du kannst einem Menschen Essen geben und einige Stunden später ist er wieder hungrig. Außerdem wird er dich beschimpfen, wenn du ihn nicht zufrieden stellst und ihm Essen nach seinem Geschmack gibst.“