Sei ehrlich zu dir selbst

Das Objekt ist die Geliebte der Seele

Dieses große Meditationsobjekt ist kein Punkt an der Wand. Es ist kein Symbol, sondern ein Repräsentant aller Mächte (der Allmacht, der Allwissenheit, und der Allgegenwart), die zum Zweck der praktischen Konzentration in ein Objekt projiziert sind. Eure Seele meditiert auf die Seele des Objektes. Es ist nicht euer Körper, nicht nur ‚euer‘ oberflächliches Bewusstsein oder euer bewusster Geist, der mal gerade an das äußerliche Objekt ‚denkt‘. Es ist nicht der phänomenale Teil eurer Persönlichkeit, der auf die phänomenale Seite des Objektes kontempliert. Im meditierenden Prinzip existiert eine essenzielle Idee und etwas Ähnliches gibt es im Objekt. Die beiden vermischen sich.

Die Sache, die ihr im Wesentlichen seid, jenes Ding-in-sich-selbst, wie die Philosophen sagen, ist nicht das, was ihr vor euren Augen habt. Die Sache, die ihr augenscheinlich wahrnehmt, ist ein Phänomen, denn sie hat sich über die Sache als solches gelegt, wobei es sich um die Seele des besonderen Objektes handelt.

Die Persönlichkeit, die ich von euch wahrnehme, ist das Phänomen eurer Quelle, die für das physische Auge nicht sichtbar ist. Auch ihr könnt mich in ähnlicher Weise sehen. Solange die Seele in Handlungen verstrickt ist, fühlt ihr euch nicht glücklich. Selbst wenn ihr eine schöne Mahlzeit zu euch nehmt, muss die Seele zufrieden gestellt sein. Wenn sich die Seele zum Handeln aufmacht, muss dies auch mit der ganzen Persönlichkeit geschehen. Dann fühlt ihr in euch die richtige Kraft.

Einige Menschen, die den richtigen Drehmoment für ihren Geist verloren haben, und die nicht in der Lage sind, wie normale Menschen bewusst zu denken, werden als Wahnsinnige bzw. Geistesgestörte bezeichnet. Doch sie zeigen eine größere physische Stärke als normale Menschen. Ein Geistesgestörter kann im Handumdrehen eine Tür eintreten, was ein normaler Mensch nicht fertig bringt, denn ein Geistesgestörter beschränkt seinen Geist nicht allein auf die bewusste Ebene. Er hat, obwohl dies negative Auswirkungen hat, eine andere (tiefere) Bewusstseinsebene betreten, wohingegen der normale Mensch, losgelöst von seinem Unterbewusstsein und den unbewussten Ebenen, auf einer bewussten Ebene haften bleibt. Darum ist der so genannte normale Mensch physisch schwächer als der Geistesgestörte. Der Grund liegt darin, dass sich das Bewusstsein eines Geistesgestörten in einer rückschrittlich negativen Abnormität in tiefere mentale Schichten gegraben hat. Es sieht manchmal so aus, als ob sich ein Geistesgestörter unbewusst verhält, - er ist gedanklich nicht bei seinen Sinnen. Dies kann so sein, doch im Tiefschlaf ist man auch nicht bei Sinnen. Im Tiefschlaf wird man zum vollkommenen bzw. hundertprozentigen Menschen. Wenn der Mensch wach ist, stehen ihm nur fünfzig Prozent, fünfundzwanzig Prozent oder weniger zur Verfügung, sodass im Tiefschlaf mehr Energien und Glück vorhanden sind, als im Wachzustand.

Diese Analogie soll die Tatsache aufzeigen, dass die Seele in euch aufsteigen und in die Handlungen einbezogen werden muss, und dass sie in die Seele des Objektes eintreten muss. Ihr solltet euch weder mit den Äußerlichkeiten, den Strukturen eines Objektes befassen, noch solltet ihr euch selbst als Sohn, Tochter von irgendjemanden betrachten. Auch dieser Gedanke muss abgeschüttelt werden. In der Meditation betrachtet der Spirit den Spirit.

Die dazu passende Beschreibung könnt ihr in den Yoga Sutras von Patanjali nachlesen, wobei es heißt, dass man sich seiner selbst und auch den damit verbundenen Objekten entledigen sollte, die euch gegenüber und in ihrer Natur nicht aufrichtig sind. Nur dann wird daraus, wie es bei den Yoga Sastras heißt, Samapatti oder Samadhi. Meine vollkommene Vereinigung mit euch oder umgekehrt ist Samadhi. Ich bin wie ihr, und ihr seid wie ich. Dies kann solange nicht geschehen, wie ich eine Persönlichkeit bleibe oder ihr andere Persönlichkeiten bleibt, und das meditierende Bewusstsein kennt immer ein äußerliches Objekt; so ist es nun Mal in jedem Körper.

Gemäß der Beschreibung von dem großen Meister Patanjali in seinen Yoga Sutras heißt es, dass alle auf ein Objekt bezogenen Gedankenverbindungen schrittweise aufgegeben werden müssen, und wir sollten versuchen, das befreite Objekt vor allen neuen Vorstellungen zu bewahren. Wenn ich nun einen Menschen sehe, was denke ich über ihn? Viele Gedanken steigen über ihn auf: Er kommt vielleicht aus Kalkutta, er ist der Sohn oder die Tochter von so-und-so, er arbeitet in einem Büro und hat diese oder jene Ausbildung. Er heißt so und sieht so aus. Woran kann ich noch bei diesem Menschen denken? Doch keine dieser Beschreibungen deutet wirklich auf diesen Menschen hin. Ein Mensch muss nicht aus Kalkutta stammen; er kann auch von irgendwo anders kommen. Er muss nicht immer derselben Arbeit nachgegangen sein; er kann inzwischen etwas Anderes tun. Warum verbindet man diesen Menschen mit einer bestimmten Arbeit? Nehmt diesen Gedanken wieder zurück. Sagt nicht, dass irgendjemand einer bestimmten Arbeit nachgehen muss und denkt nicht an seine Herkunft.

Das Aussehen (die Form) eines Objektes ist ein sehr komplizierter Punkt. Aus einer unserer vorherigen Diskussionen könnt ihr entnehmen, dass selbst die Form des Körpers einer Folge von Einflüssen unterliegt, die durch karmische Kräfte aus früheren Leben und auch aus den Möglichkeiten für das in der Zukunft liegende Leben bedingt sind.

Ihr solltet die Natur der gegenwärtigen Persönlichkeit nicht außer Acht lassen. Der Körper entstand nicht plötzlich aus einer Quelle oder als wäre er hier, wie eine vom Baum gefallene Frucht. Niemand kam plötzlich, wie ein fester Körper auf die Welt. Millionen von Kräften wirken direkt aus der himmlischen Welt auf uns ein und haben auf Grund des Zusammenwirkens dieser Kräfte von Prarabdha [11] mit allen Verbindungen zu früheren Leben und auch den zukünftigen Formationen ihren Anteil an dem Gebilde dieser derzeitigen Persönlichkeit.

Kosmische Substanzen sind für die Zusammensetzung der kleinen Körper verantwortlich. Alles in diesem Körper sagt: „Ich bin hier, ich bin hier.“ Es ist so, als hättet ihr das Geld von Tausenden von Menschen geborgt, und eure Existenz hinge von diesen Menschen ab. Ihr habt keine individuelle Existenz, denn ihr esst die Nahrung, die von dem Geld erworben wurde, das von den Tausenden von Menschen geborgt wurde. Wenn ihr solch ein Mahl zu euch nehmt, dann ist das Karma von Tausenden von Menschen in euch dabei anwesend.

In Wirklichkeit ist dies nicht euer Körper, denn er wurde aus verschiedensten Quellen in dem großen Universum geborgt. Genauso wenig, wie es Häuser ohne Steine, Zement oder Stahlträger gibt, so existiert auch kein Körper ohne die fünf Elemente und den versammelten Kräften, die durch die Prarabdha Potenziale in euch eingetreten sind.

Auf diese Weise möchten wir die Natur der konzentrierten Aufmerksamkeit in euer Gedächtnis rufen, mit der wir in der Meditation fortfahren. Die Seele in uns tritt in Aktion. Nur wenn meine Seele zu euch spricht, werdet ihr von eurer Seele antworten. Wenn ich andererseits nur mit meiner Zunge spreche und ihr mit eurer Zunge sprecht, dann werden die Wörter nur aus der Kehle und nicht vom Herzen kommen. Wenn eure Wörter nicht aus der Seele kommen, werden sie auch nichts bewirken. Manchmal sagen die Menschen etwas, was tief zu Herzen geht. Es kann die Herzen positiv oder negativ berühren, je nach dem, ob jemand aufgeschlossen ist oder nicht.

Alles Große, Ruhmreiche, Majestätische, Schöne, Systematische, Artistische, Ästhetische berührt eure Herzen; das ist die Seele des Objektes. Das Schöne, Großartige und Majestätische, was ihr in irgendetwas wahrnehmt, ist die Seele. Die Kunst der Seele ist die Schönheit der Präsentation. Dieses ist der Grund, warum die Seele in einen Zustand der Verzückung gerät, wenn man ein schönes Gemälde sieht oder schöne Musik hört.

Das Objekt eurer Meditation ist schön, wie ein Kunstgemälde oder ein blühender Lotus. Es kann euch ein schönes Lied singen. Es kann euren Bauch mit einem köstlichen Menü erfreuen. Es kann zu euch sprechen, wie ein guter Freund, und es kann euch führen, wie ein Mentor. Es kann euch beschützen, wie ein Polizist. Es kann euch mit Unsterblichkeit beschenken, - warum? Weil sich das geliebte Objekt hier, wie ein Botschafter der Regierung des Universums verhält, durch die wir mit der Gerechtigkeit des Kosmos in Verbindung treten können, Seiner Absoluten Majestät, Seiner Hoheit, Gott dem Allmächtigen.