Vers 25

Meiyeeyena Vevvinai Vaazhvai Ugandhu
Aiyyo Adiyeen Alayath Thagumo
Kaiyo Ayilo Kazhalo Muzhudhum
Seiyooy Mayileeriya Seevagane


Das Leben des unbarmherzigen Karmas für wirklich und erfreulich haltend,
Soll ich herumgeworfen und -gewirbelt werden? Ist das angemessen?
Nicht nur Deine Hände, Vel und Füße, sondern Dein ganzes Wesen
Ist von roter Farbe; O tapferer Herr, der Du den Pfau reitest!

„O Gott, der Du den Pfau reitest, dessen ganzes Wesen und nicht nur die Hände, der Vel und die Füße von roter Farbe ist! Sollte ich, Dein Diener, weil ich dieses (phänomenale) Leben aus unerbittlichem Karma für wirklich halte, genießen und darin herumgeschleudert werden? Ist das gerecht, o Gott?

Erklärung:

Die Hände Gottes sind (symbolisch) rot. Sie geben seinen Verehrern Schutz. Sie sind „ Abhaya-Karangal“, d.h. die Hände, die den Verehrern Furchtlosigkeit schenken, die alle segnen. Seine Hände sind rot geworden, weil Er immer nur gibt und gibt. Der Vel, Lord Skandas hauptsächliche göttliche Waffe, ist auch rot von Blut, weil er den Asura Surapadma durchbohrt hat. Seine Füße sind rot, weil er ständig von den Devas und den Gläubigen verehrt wird.

Seine Hände geben Schutz. Sein Vel schenkt Weisheit. Seine Füße gewähren Moksha. Nicht nur die Hände, der Vel und die Füße Gottes sind rot, sondern Murugan selbst ist rot. Rot steht für Aufrichtigkeit, Größe, Schönheit usw., d.h. für Vollkommenheit. „O Gott, Du bist vollkommen. Erlöse mich aus dieser unvollkommenen Welt und zeige mir einen vollkommenen Weg zur Vollkommenheit“, scheint das Gebet von Arunagiri zu sein.

Das Leben auf der Erde ist unvollkommen. Dieses Leben in der Welt der Erscheinungen wird vom unerbittlichen Gesetz des Karmas regiert. Alles auf dieser Erde wird von diesem Gesetz bestimmt. Die Welt verändert sich, der Körper entsteht und vergeht, Dinge kommen zusammen und trennen sich – alles aufgrund des Wirkens des Karma-Gesetzes. Wir halten diese vergänglichen Dinge für wirklich und versuchen, Freude in ihnen zu finden. Das Ergebnis ist Leiden.

Wir unterliegen dem Gesetz des Karma, das unbarmherzig auf jeden wirkt, überall. Jede unserer Handlungen ruft eine Reaktion hervor. Die Handlungen, die wir ausüben, werden Karmas genannt; die Reaktionen, die ihnen folgen, werden auch Karmas genannt. Wir sind als Ergebnis der Reaktionen auf unsere vergangenen Handlungen geboren worden und diese beherrschen uns auch weiterhin. Und wiederum rufen die Handlungen, die wir jetzt ausführen, Reaktionen hervor und führen zu weiteren Geburten. Also sind Karmas sowohl die Ursache als auch die Wirkung unseres Lebens und wir sind vollständig vom Gesetz des Karmas beherrscht. Dies scheint eine endlose Kette zu sein. Natürlich erhebt sich die Frage, wie man davon frei werden kann. Gibt es einen Ausweg? Ja, sagt der heilige Arunagiri. Seine Lösung des Problems ist, Zuflucht bei dem vollkommenen Wesen zu suchen – bei Gott, der vollkommen ist. Wir unterliegen dem Gesetz des Karma, weil wir uns zu Dingen geflüchtet haben, die diesem Gesetz unterliegen. Aber wenn wir Zuflucht bei Gott nehmen, in dem das Gesetz nicht wirkt, werden wir von dem Gesetz befreit. Was bedeutet das?

Gott ist ein kosmisches Wesen und der Kosmos ist ein Gleichgewicht von Kräften, der immer sein Gleichgewicht behält. Wenn irgendetwas sein Gleichgewicht stört, wird er versuchen, es wieder herzustellen, wie ein Ball, den man gegen eine Wand wirft, wieder zurückkommt. Diese Reaktion des Kosmos in seinem Bemühen, wieder zurück ins Gleichgewicht zu kommen, ist das Wirken des Gesetzes des Karmas. Bei Gott Zuflucht zu nehmen heißt deshalb, in Übereinstimmung mit diesem kosmischen Gleichgewicht zu sein, was auch der Zustand von Yoga ist – „Samatvam Yoga Uchyate“ –Yoga ist Ausgeglichenheit. Zu dieser Harmonie beizutragen, damit in Einklang zu sein und schließlich darin gefestigt zu sein, ist Yoga und heißt zu versuchen, vollkommen zu sein, heißt Zuflucht bei Gott zu suchen.

Jedes Individuum ist sozusagen ein Zentrum, das das kosmische Gleichgewicht durch seine von Wünschen ausgelösten Handlungen stört, und selbst durch seine Gedanken. Auf jede unserer Handlungen (einschließlich unserer Gedanken) folgt deshalb eine Reaktion des Kosmos, denn er basiert auf einer sehr wissenschaftlichen Funktionsweise. Gute Ergebnisse folgen guten Handlungen und schlechte schlechten. Dieses Gesetz des Karma wird als unerbittlich bezeichnet, weil es keine Parteilichkeit kennt– nicht ein Karma, wie klein es auch sein mag, bleibt unbeantwortet. Dabei gibt es nicht so etwas wie einen Saldo. Angenommen man macht 10 gute und 8 schlechte Handlungen, dann werden die 8 schlechten nicht durch 8 gute ausgeglichen und nur die Wirkung der beiden Guten muss erfahren werden. Nein. Die Folgen der 10 guten und der 8 schlechten müssen entsprechend ihrer jeweiligen Intensität erlebt werden. Darum wird es unerbittlich genannt. Darum treffen wir gute Menschen, die leiden, obwohl sie in diesem Leben nichts Falsches getan haben mögen. Aus ähnlichen Gründen sehen wir, dass Übeltäter ihr Leben genießen. Tatsächlich ist das Gesetz des Karmas schrecklich und geheimnisvoll. Aber es führt gleichermaßen zu zukünftig Gutem für unser richtiges Verhalten und umgekehrt. Gott ist die allgegenwärtige Wirklichkeit, die Universale Existenz. Unsere Handlungen rufen Reaktionen hervor, weil sie aus einem bestimmten Zentrum hervorgehen, mit einem bestimmten Motiv, was das kosmische Gleichgewicht stört. Aber Gott, das Universale Wesen, stört das Gleichgewicht des Kosmos durch seine Handlungen nicht, weil sie nicht von einem bestimmten Ziel motiviert oder gelenkt sind. Die Handlungen des Universalen Wesens sind ebenfalls universal und darum im Einklang mit dem kosmischen Gleichgewicht. Darum ist Gottes Existenz gleichbedeutend mit seiner Aktivität.

Gottes Handlungen sind spontan, nicht motiviert; und weil die Natur ein Ausdruck Gottes ist, ist sie auch spontan. Also heißt Zuflucht bei Gott zu suchen, sich der universalen Existenz Gottes zu nähern, das heißt, in den eigenen Handlungen selbstlos und motivlos zu werden. Je selbstloser eine Handlung ist, desto mehr nähert sie sich Gott; je selbstsüchtiger sie ist, desto mehr ist sie individualisiert. Weil Gott das universale Wesen ist und seine Existenz mit seiner Aktivität übereinstimmt, gehören alle Handlungen Ihm. Er ist der Handelnde und wir sind nichts als Instrumente, durch die er handelt. Wenn also das Bewusstsein der universalen Gegenwart Gottes und dass wir nur Instrumente sind, aufrecht erhalten wird, ruft die Handlung keinerlei Reaktion hervor, weil sie weder durch ein Motiv bedingt ist, noch mit der Erwartung eines besonderen Ergebnisses getan wird. Dann ist alles, was geschieht, Sein und in Ordnung.

Dieser Körper wurde uns als Ergebnis unserer vergangenen Handlungen gegeben. Unsere (angenehmen und schmerzlichen) Erfahrungen in dieser Lebensspanne sind schon durch die Wirkungen unserer vergangenen Handlungen festgelegt, die dieses Leben verursacht haben. Demzufolge werden all unsere Erfahrungen vergehen und eines Tages zu einem Ende kommen, wenn die Kraft des Impulses, der sie verursacht hat, endet. Darum sollten wir diesem irdischen Leben nicht allzu große Wichtigkeit beimessen. Wir brauchen weder überglücklich zu sein, wenn sich schöne wünschenswerte Erfahrungen einstellen, noch deprimiert oder vernichtet, wenn sich weniger wünschenswerte Erfahrungen einstellen, denn beide werden vergehen.

Das Leben ist vergänglich. Solch ein Leben sollte man überhaupt nicht für wirklich halten. Gott ist die große Wirklichkeit, das Vollkommene, „rot“ in seinem gesamten Wesen. Man muss sich immer auf ihn besinnen, was auch immer gerade die eigene Befindlichkeit sein mag. Ansonsten wird man leicht durch jedes kleine Ereignis im Leben herumgeworfen wie ein trockenes Blatt, das vom Wind hin und her geweht wird. Aber wer sich Gott zugewandt hat, bleibt ruhig wie ein Berg, der nicht einmal vom stärksten Wind auch nur ein wenig erschüttert wird.

Wer sich fest an Gott hält, d.h. wessen Geist auf Gott geheftet ist, lässt sich nicht so leicht durch die vergänglichen Ereignisse im Leben erschüttern. Er weiß, dass diese Erfahrungen kommen und gehen, aber dass sie nicht seine innere, wirkliche Persönlichkeit berühren. Aber der Mensch, für den die Dinge der Welt die einzige Wirklichkeit sind, für den nichts Höheres existiert, wird leicht von jedem kleinen Vorfall im Leben davongetragen. Wenn sein Bankkonto fällt, bricht er zusammen. Wenn seine Lieben sterben, wird sein Leben sinnlos. Ereignisse sind für ihn schockierende Vorfälle, die sein schwaches Herz brechen. Aber wer Gott hingegeben ist, weiß, dass die Dinge der Welt wechselhaft sind, dass sie ihn jeden Moment verlassen können und darum wird er von ihnen nicht berührt. Nur wer sie für dauerhafte Wirklichkeiten hält, bekommt einen rauen Schock, wenn sie von ihm getrennt werden, was aufgrund des Wirkens des Karmagesetzes geschehen muss. Personen und Dinge werden durch ihre Karmas zusammengebracht und getrennt, wie Holzklötze im Wasser durch den Wind zusammengetrieben oder getrennt werden.

Das Gesetz des Karmas achtet unsere Freuden und Sorgen nicht. Es funktioniert unbarmherzig. Darum sollte man, weil man um die vergängliche Natur der Dinge dieses phänomenalen Lebens weiß, wegen des Wirkens dieses Gesetzes Zuflucht bei dem suchen, was „rot“ ist, d.h. vollkommen und dauerhaft, so dass man durch die vorübergehenden Ereignisse dieses illusorischen Lebens nicht herumgeschleudert wird, sagt Arunagiri.

Unser Leben wird durch das unbarmherzige Karmagesetz regiert, das gnadenlos ist. Aber der Gesetzgeber (Gott) ist voller Gnade. Solange man nicht Zuflucht bei Gott sucht, arbeitet das Karmagesetz unerbittlich. Wenn wir uns einmal Gott ergeben, verliert das Gesetz seine Macht über uns. Solange wir diese Welt für wirklich und uns für die Handelnden halten und mit der Erwartung von Früchten handeln, können wir dem Wirken des Gesetzes nicht entkommen. Die Vorstellung des Wirkenden oder des Handelnden und Genießers ist es, was uns zum Opfer des Wirkens des Gesetzes macht und was die Ursache unserer Bindung ist. Aber wer die Zuflucht bei Gott sucht und als sein Instrument handelt, zu seiner Freude, indem er an seinem Willen teilhat, ohne Erwartung von Belohnungen, als Verehrung Gottes, geht jenseits des Wirkens dieses harten Gesetzes. Darum ist die Hinwendung zu Gott der einzige Weg, um von dem gnadenlosen Karmagesetz befreit zu werden. Dieses Gesetz kann nur durch Hingabe an den Gesetzgeber überwunden werden, die Maya Gottes wird nur durch Seine Gnade transzendiert, wie Sri Krishna sagt: „Wahrlich, diese meine göttliche Täuschung, die aus den (drei) Eigenschaften (der Natur) besteht, ist schwer zu überwinden; jene, die nur bei mir Zuflucht nehmen, überqueren diese Täuschung.“ (Bhagavad Gita VI-14)

Das Kind bekommt nur dann Ruhe vor dem Versteckspiel, wenn es die Oma berührt, die das Spiel begonnen hat und es am Laufen hält. „O Gott, Du bist der Vollkommene. Wie lange soll ich noch gnadenlos von diesen unerbittlichen Karmas herumgetreten werden? Wie lange werde ich diese Welt genießen, indem ich sie für wirklich halte? Gewähre mir rechtes Verstehen, Viveka. Gewähre mir Liebe zu Deinen Füßen. Rette mich, o Vollkommener, o Pfauen-Reiter, o Glorreicher, o Tapferer! Wie kannst Du vollkommen genannt werden, wenn ich, Dein Sklave, von diesem illusorischen Leben gepeinigt werde? Passt mein Leiden zu Deiner All-Vollkommenheit? Nein. Also rette mich“, ist Arunagiris Appell an Gott.

*

Im Prozess der Meditation bemüht sich der Sadhaka, die Welt zu vergessen und zu transzendieren. Aber wenn die innere Reinigung weitergeht und die Vasanas und Samskaras nach oben auf die bewusste Ebene kommen, versuchen sie seine vergangenen Erfahrungen wieder zu beleben und verleihen so der Welt, dem Leben, Wirklichkeit, die er zu vergessen sucht. Dies ist eine weitere Phase des inneren Kampfes des Sadhakas, ähnlich der im letzten Vers. Darum sein Ruf und seine Zuflucht zu dem allvollkommenen Gott, was eine entschlossene und resolute Anstrengung zu intensiverer Meditation über das Selbst bedeutet. Weil sein Guru ihn die richtige Meditationstechnik gelehrt hat (Vers 20), wird er von diesen vorübergehenden Hindernissen nicht so leicht vom Weg abgebracht, die aufgrund des Wirkens des unerbittlichen Karmagesetzes auftauchen. Er weiß, dass das Hilfsmittel für alle Hindernisse in der Medi tation die Meditation selbst ist – intensiver und länger. Letztendlich wird das Positive das Negative überwinden; göttliche Gnade wird einem zur Hilfe kommen.

Mit dem Bekenntnis vor Gott und der Anrufung Seiner Gnade (Vers 24) schreitet der Sadhaka jetzt selbst inmitten seines Sturmes von Vasanas und Samskaras voran in seiner Meditation über das Selbst oder Gott, als reine Vollkommenheit.