Goraksha Shataka

 

Vers 86 - 87: Dhyana Sthana - die Zentren der Meditation

 

Indem der Yogi auf den Anus (das Muladhara Chakra), auf das Glied (das Svadhishthana Chakra), auf den Nabel (das Manipura Chakra), auf den Herzlotus (das Anahata Chakra) und oberhalb davon auf die Kehle, den Ort des Halszäpfchens (das Vishuddha Chakra), und auf den Höchsten Herrn in der Mitte zwischen den Augenbrauen (das Ajna Chakra) meditiert, sowie auf das reine, allgegenwärtige Selbst, das die Form des leeren Raumes hat und (an Substanzlosigkeit) dem Wasser einer Luftspiegelung gleicht, erreicht er den (Zustand des) Yoga.


    गुदं मेढ्रं च नाभिं च हृत्पद्मं च तदूर्ध्वतः |
    घण्टिकां लम्पिकास्थानं भ्रूमध्ये परमेश्वरम् || ८६ ||
    निर्मलं गगनाकारं मरीचिजलसन्निभम् |
    आत्मानं सर्वगं ध्यात्वा योगी योगमवाप्नुयात् || ८७ ||


    gudaṃ meḍhraṃ ca nābhiṃ ca hṛt-padmaṃ ca tad-ūrdhvataḥ |
    ghaṇṭikāṃ lampikā-sthānaṃ bhrū-madhye parameśvaram || 86 ||
    nirmalaṃ gaganākāraṃ marīci-jala-sannibham |
    ātmānaṃ sarvagaṃ dhyātvā yogī yogam avāpnuyāt || 87 ||

    gudam medhram cha nabhim cha hrit-padmam cha tad-urdhvatah |
    ghantikam lampika-sthanam bhru-madhye parameshvaram || 86 ||
    nirmalam gaganakaram marichi-jala-sannibham |
    atmanam sarvagam dhyatva yogi yogam avapnuyat || 87 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    gudam : auf den Anus (Guda)
    meḍhram : auf das Glied (Medhra)
    ca : und (Cha)
    nābhim : auf den Nabel (Nabhi)
    ca : und
    hṛt-padmam : auf den Herzlotus (Hritpadma)
    ca  : und
    tad-ūrdhvataḥ : oberhalb (Urdhvatas) davon (Tad)
    ghaṇṭikām : auf die Kehle ("das Halszäpfchen", Ghantika)
    lampikā-sthānam : den Ort (Sthana) des Halszäpfchens (Lampika, eigentlich Lambika)
    bhrū-madhye : in der Mitte zwischen den Augenbrauen (Bhrumadhya)
    parameśvaram : auf den Höchsten Herrn (Parameshvara)
    nirmalam : auf das reine, fleckenlose (Nirmala)
    gaganākāram : vom Wesen ("der Form", Akara) des leeren Raumes ("Luftraums", Gagana)
    marīci-jala-sannibham : gleich, ähnlich (Sannibha) dem Wasser einer Luftspiegelung (Marichijala)
    ātmānam : Selbst (Atman)
    sarvagam : allgegenwärtige, alldurchdringende (Sarvaga)
    dhyātvā : indem er meditiert, sich vorstellt, visualisiert ("meditiert habend", dhyā)
    yogī : der Yogi (Yogin)
    yogam : den (Zustand des) Yoga
    avāpnuyāt : er erreicht ("möge erreichen", ava + āp)

Anmerkung: Die beiden Verse 86 und 87 bilden eine syntaktische Einheit und müssen daher zusammen gelesen werden. Alles, was zunächst als das Selbst (Atman) erscheint, erweist sich schließlich als trügerisch wie das Wasser einer Luftspiegelung (marīci-jala), da das Selbst nichts als reines Bewusstsein ist und selbst nicht zum Objekt gemacht werden kann (vgl. Vers 85).