Seit dem Zeitalter der Romantik gab es im Abendland eine steigende Anzahl von Befürwortern der Theorie der Seelenwanderung. Dazu gehörten insbesondere Giordano Bruno, Goethe, Schopenhauer, Emerson, Walt Whitman, McTaggart, Broad und Ducasse.
Sukadev Bretz spricht über den Glauben an Wiedergeburt in verschiedenen Kulturen und Religionen.
Das 19. Jahrhundert war gekennzeichnet durch ein verstärktes Auseinandersetzen mit fernöstlichen Kulturen. Die christlich-europäische Kultur ging in den ersten Jahrhunderten der Neuzeit von ihrer bedingungslosen Überlegenheit aus und hatte deshalb auch keine Hemmungen, andere Kulturen und Millionen von Menschen auszulöschen (Mittel- und Südamerika) oder zu versklaven (Afrika). Im 19. Jahrhundert gab es im Anschluss an die Aufklärung immer mehr Menschen, die sich mit fernöstlichen Weisheiten auseinandersetzten und sich bewusst wurden, dass man von fremden Kulturen auch lernen konnte. Ohne die Auseinandersetzung mit der nahöstlichen, indischen und chinesischen Kultur wäre die Romantik sicherlich kaum denkbar gewesen. 1785 übersetzte der Orientalist Charles Wilkins erstmals die Bhagavad Gita in eine europäische Sprache. Die lateinische Bhagavad Gita Übersetzung von August Wilhelm Schlegel, dem ersten Inhaber eines Lehrstuhls für Indologie, aus dem Jahr 1823, fand begeisterte Aufnahme bei den Geistesgrößen des 20. Jahrhunderts. Anquetil Duperron übersetzte im Jahre 1802 einige Upanishaden (aus einer persischen Handschrift) ins Lateinische. Anschließend begann eine ernsthafte Auseinandersetzung mit östlichem Gedankengut. Zwar diente die Vorstellung der Überlegenheit der europäischen Kultur noch im 19./20. Jahrhundert als Begründung für die Kolonisierung weiter Teile der Welt, und die Vorstellung der Rassenüberlegenheit reichte bis weit ins 20. Jahrhundert mit den grausamsten Konsequenzen. Und bis heute werden im Religionsunterricht die Religionen des Ostens oft als polytheistischer, primitiver Aberglaube bezeichnet, wo das Judentum mit seinem Monotheismus schon sehr viel höher stehe, bis schließlich das Christentum zur einzig gültigen Wahrheit gefunden habe.
Aber glücklicherweise kommt seit dem 18. Jahrhundert und vermehrt durch das Zusammenwachsen der Kulturen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Vorstellung der Überlegenheit einer Kultur und der Ausschließlichkeitsanspruch einer einzigen Religion schrittweise „außer Mode“. Vielmehr setzt sich das Wissen durch, dass alle Kulturen voneinander lernen können und dass es viele Weltanschauungen gibt, nach denen man sein Leben gestalten kann.
Im 19. Jahrhundert kamen so in immer neuen Wellen Reinkarnationsgedanken nach Europa und vermischten sich mit bestehenden Vorstellungen aus Kabbala, den Chassidim und Okkultismus: