Sita ist eine der wichtigsten Frauengestalten in der indischen Mythologie. Sie symbolisiert Tugendhaftigkeit, Wahrhaftigkeit und ethische Standhaftigkeit.
Sie steht besonders auch für eheliche Treue. Sie steht dafür, ethische Prinzipien hochzuhalten, auch und gerade in schwierigen Zeiten, in Versuchungen und bei Schicksalsschlägen.
Sri Sita Mata!
Ehrwürdige und geliebteste
Mutter Indiens!
Die Du die Verkörperung von
Weiblicher Anmut, Tugend,
Unbescholtenheit und Duldsamkeit bist.
Wahrlich eine Verkörperung Lakshmis,
Liebe Mutter,
Geleite uns mit sanftem Licht
Auf dem Weg
Zur Wohnstätte meines Gottes.
In der indischen Mythologie gibt es verschiedene Göttinnen und Frauengestalten. Sie gelten alle als Manifestation von Devi - der Göttin an sich:
Sita ist die weibliche Sanftheit. Sie ist die Hingabe an Mann, Kinder und Pflichten. Sie stellt dabei auch Forderungen an Rama, folgt ihm aber bereitwillig in allem. Sita entspricht vielleicht dem traditionellen westlichen und indischen Frauenbild am besten. Sie muss aber im Kontext der anderen Gestalten des Weiblichen gesehen werden: Kali, Durga, Lakshmi, Saraswati und Radha.
Sita gilt manchmal als Inkarnation, als Avatar, von Lakshmi - auch wenn sie das selbst nicht gewusst hat. Sie gilt als Tochter von Bhumi Devi, der Erde. Ihr Stiefvater war Janaka, König von Videha, einer der größten Raja-Rishis, also königlichen Weisen, der Zeit der Vedas. Daher wird sie auch als Janaki, Tochter von Janaka bezeichnet. "Sita" heißt "Erdfurche". Denn Janaka hat sie gefunden, als er zum Einleiten der Ackerbausaison mit dem rituellen Pflug ein Feld bestellt hat. Sita steht so für alle Eigenschaften von Mutter Erde.
Das Leben von Sita wird in der Ramayana beschrieben. In der ursprünglichen Version von Valmiki ist das Leben von Sita sehr dramatisch, endet sogar tragisch. In den moderneren Versionen von Tulsidas endet es glücklich.
Der Königsohn Rama hatte sich auf ersten Blick, ja sogar auf Hörensagen hin, in Sita verliebt. In einem Wettbewerb gelang es ihm dann Sita zur Frau zu gewinnen. Kurz vor der Krönung von Rama und Sita zum Königspaar in Ayodhya musste Rama ins Exil gehen. Sita entschied sich ihm zu folgen.
So verbrachten sie viele Jahre gemeinsam im Wald und lebten sehr einfach. Dann wurde Sita vom Dämonen Ravana nach Lanka entführt. Dieser wollte sie in sein Harem integrieren, wogegen Sita sich aber wehrte. Die Frauen in Ravanas Harem waren zum Teil Kannibalinnen. Ravana sagte Sita, dass wenn sie nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt einwilligen würde, seine Frau zu werden, würden seine Frauen Sita essen.
Rama suchte Sita verzweifelt überall. Er fand in Hanuman einen sehr vertrauenswürdigen Diener und Bhakta. Hanuman fand Sita auf Lanka. Er erzählte Rama davon, der zusammen mit Lakshmana, Hanuman und einer Armee von Affen und Bären Sita befreite. So konnten alle zurück in die Hauptstadt, nach Ayodhya, gelangen. Da es Getratsche am Königshof gab, ob Sita ihrem Rama treu geblieben war, machte Sita eine Feuerprobe.
Als sie später schwanger war, ging das Getratsche wieder von vorne los, da einige Bewohner des Königreiches glaubten, dass sie von einem Dämonen schwanger war. So ging Sita in den Ashram von Valmiki, um während ihrer Schwangerschaft fernab vom Gerede der Menschen zu sein. Sie bekam Zwillinge, Lava und Kusha und blieb in Valmikis Ashram. Dieser half bei der Erziehung der Jungen mit und schrieb auch die Ramayana.
Später gingen Hanuman und Rama in den Ashram von Valmiki. Als Rama seine Söhne als rechtmäßige Erben nach Ayodhya mitnahm, sah Sita ihre Mission auf der Erde als beendet an. Die Erde öffnete sich, und Sita ging in diese Erdspalte und wurde wieder eins mit Bhumi Devi, aus der sie gekommen war.
Eines Tages spielte Sita gerade mit einem kleinen Ball. Eine ihrer Spielgefährtinnen trat so kräftig gegen den Ball, dass er unter den großen Bogen Shivas rollte. Niemand konnte den Ball unter dem Bogen Shivas hervorholen.
Doch dann trat Sita heran, hob den Bogen mit Leichtigkeit auf und bat eine ihrer Spielgefährtinnen, hineinzugehen und den Ball zu holen. König Janaka beobachtete Sitas Spiel und war über Ihre außerordentliche Stärke verwundert. Der Bogen Shivas war sehr schwer und nicht einmal zehn Personen hätten ihn von einem Ort zum anderen bewegen können.
König Janaka wollte Sita mit einem Ihr ebenbürtigen Prinzen verheiraten. Aber er konnte keine geeignete Partie finden. So schlug er vor, Sie mit demjenigen zu verheiraten, welcher den großartigen Bogen Shivas heben, biegen und spannen könnte und ließ seine Absicht weit und breit verkünden. Viele Prinzen kamen nach Mithila, aber sie konnten den Bogen nicht einmal hochheben.
Vishvamitra brachte Rama und Lakshmana nach Mithila. Er stellte sie König Janaka vor und teilte ihm deren Auftrag mit. Der riesige Bogen, den viele angesehene und starke Prinzen nicht einmal hochheben konnten, wurde mit ungeheuren Schwierigkeiten von einer Zahl kräftiger und gut gebauter Männer vor die Versammlung gebracht. Rama hob den Bogen mit Leichtigkeit hoch und beim Versuch, ihn zu spannen, zerbrach Er ihn. Sita legte sogleich die Hochzeitsgirlande um Ramas Hals.
So wurde also Sita mit großartigem Prunk und öffentlichem Beifall an Rama verheiratet. Sie schwor, Ihrem Ehemann bis zum Tode treu zu sein und Seine Anweisungen sogar unter Lebensgefahr zu befolgen.
Sita war die Tochter von Mutter Erde. Sie trat in Mithila aus der Erde hervor und kehrte in sie zurück. Sita besaß, der Mutter Erde gleich, starke Eigenschaften wie Durchhaltevermögen, Geduld, Selbstaufopferungsgabe und Nachsicht. Nicht einen einzigen Tag lang konnte sie glücklich sein. Ihr Leben bedeutete ein Dasein inmitten andauernder Not. In Lanka geriet sie in unzählige Schwierigkeiten. Wie heldenhaft ertrug sie alle Unannehmlichkeiten und Sorgen.
Nicht einmal als sie auf grausame Weise und in guter Hoffnung in die dichten Wälder verbannt wurde, fühlte sie sich von ihrem Mann ungerecht behandelt, obwohl sie ihre Keuschheit durch die Feuerprobe unter Beweis gestellt hatte.
Sita war die tapferste, treueste und reinste Frau, welche die Welt je hervorbracht hat. Ihr Lebensweg war glanzvoll, obwohl er von Widrigkeiten und Leid gezeichnet wurde. Sita war fröhlich inmitten all der unvorstellbaren Nöte und Schwierigkeiten. Sie wurde strengen Prüfungen unterzogen.
Sie wurde zum Scheiterhaufen verurteilt und bewies ihre vollkommene Reinheit. Niemand außer Sita hielt solch akribischen Untersuchungen und harten Proben stand. Deswegen wurde Sie unter Zustimmung der Allgemeinheit als vollkommen rein befunden.
Schmach und Schande kamen über Sie. Sie wurde um ihre persönlichen Annehmlichkeiten betrogen. Sie wurde im Asokavan von den Rakshasa Frauen schlecht behandelt. Ravana drohte damit, Ihrem Leben mit dem Schwert ein Ende zu setzen.
Sie ging durchs Feuer. Sie wurde in den dichten Wald verbannt. Sie ertrug all dieses Leid durch die Kraft Ihrer Keuschheit. Keuschheit kann Dinge be-wirken oder ver-wirken. Keuschheit ist eine mächtige Kraft in dieser Welt. Ihre Macht kann gar nicht beschrieben werden.
Jahrtausende zogen vorbei. Und dennoch hat das keusche Leben Sitas weiterhin einen förderlichen Einfluss auf den Lebenswandel und den Charakter indischer Frauen. Sitas ideales Leben der Reinheit ruft in uns und den Lesern des Ramayana weiterhin Interesse, Bewunderung und Ehrfurcht hervor.
Mögen die Frauen Indiens und die ganze Welt davon profitieren, indem sie den vollkommenen und treuen Lebenswandel Sitas nachahmen. Mögen sie ihr Leben erhaben und glücklich führen. Mögen sie wie Sita leuchten. Möge der Segen Sitas auf euch allen ruhen. Mögen wir nun alle Sitas Herrlichkeit preisen.
Jaya Sita, Jaya Sita Sita, Jaya Sita, Jaya Sri Sita.
Jaya Rama, Jaya Rama Rama,
Jaya Rama, Jaya Sri Rama.
Meditiere über Sita und Rama. Lass so deine Meditation immer größere Tiefen erreichen.
König Janaka, der berühmte König von Mithila, der bekannte Weise und Raja Rishi, dessen Unterredung mit dem Weisen Yajnavalkya in der Brihadaranyaka Upanishad niedergeschrieben ist, bearbeitete ein Stück Land.
Um die Geburt eines Sohnes zu bewirken, sollte dort ein Yajna (eine spezielle Opferzeremonie) durchgeführt werden. Sita wurde innerhalb der Pflugschare gefunden. Sie erhielt den Namen Sita, weil Sie der Ackerfurche entsprang.
Das schöne Kind wurde zum Palast gebracht und wuchs dort sehr behütet auf. Mit den Jahren entwickelte es sich allmählich zu einem Mädchen von bemerkenswerter Schönheit und Tugend.
Infolge einer Palast-Intrige musste Rama kurz vor der geplanten Königskrönung den Palast und die Hauptstadt Ayodhya verlassen, um eine Weile ins Exil zu gehen. Am Abend Seiner Abreise in den Wald bot Rama Sita an, zu Hause zu bleiben, weil sie als Königstochter das harte asketische Leben im Walt nicht gewohnt war.
Sie war jedoch anderer Meinung. Sie war sich den Pflichten einer treuen und hingebungsvollen Gattin bewusst. Sie war eine vollkommene Gattin. Sie war keine gewöhnliche Frau. Sie war eine Göttin. Sie war eine Inkarnation Lakshmis. Die Reinheit Ihres Lebenswandels war unbeschreiblich.
Sita sagte: „Oh mein geliebter Gatte. Die Schriften berichten, dass allein die Ehefrau das Schicksal ihres Mannes teilen soll. Deswegen bin ich dazu bestimmt, mit Euch im Wald zu leben. Der Ehemann ist der Lebenssinn einer Frau. Er ist durch und durch ihre Bestimmung. Er ist ihre einzige Stütze und alleinige Zuflucht. So wie das Reich ohne König, der Körper ohne Leben, der Fluss ohne Wasser, so ist eine Frau ohne ihren Mann.
Den Schatten zu Füßen ihres Gatten zieht sie dem Aufenthalt in geräumigen Wohnhäusern vor. Es ist für eine Frau in diesen drei Welten nichts zu haben, was mit ihrem Gatten vergleichbar wäre. Reichtum, Juwelen, kostspielige Gewänder, wohlschmeckende Früchte und himmlische Fahrzeuge sind nutzlos ohne Euch, mein Gott! Mir wurde seit meiner frühesten Kindheit gelehrt, meinem Gatten unter jeglichen Umständen und Lebensbedingungen zu folgen.
Nun obliegt es mir mit Sorgfalt auszuführen, was mir beigebracht wurde. Ich werde meine Tage vollkommen glücklich mit Euch im Schatten der Bäume verbringen, was besser ist als ein Palast. Ich werde immer an die Dienste denken, welche ich Euch schuldig bin. Ich werde mir über nichts anderes Gedanken machen. Wo auch immer Ihr hingeht, dort wird für mich der größte Himmel sein. Ich kann eine Trennung von Euch nicht eine Sekunde lang ertragen.“
Rama sprach: „Oh meine liebliche Sita! Du wirst ungeheure Schwierigkeiten bewältigen müssen. Es gibt dort wilde Tiere und Kannibalen. Der Weg ist sehr dornig. Du wirst von Wurzeln und Blättern leben müssen. Verwerfe deswegen diese Idee, mit mir in die Wälder zu kommen.“
Sita antwortete: „Oh Verehrungswürdiger! Glücklich werde ich alle Arten von Schwierigkeiten willkommen heißen. Durch das Leid und Elend werde ich viele gute Eigenschaften entwickeln. Die Dornen werden mir so weich sein wie ein Rosenbett, der Schatten der Bäume angenehmer als ein herrschaftliches Wohnhaus, solange ich nur bei Euch sein kann.
Die Götter des Waldes werden mich lieben und wie ein Schwiegervater und eine Schwiegermutter beschützen. Ich werde Euch im Walde unermüdlich dienen. Solange ich mit Euch lebe, werden sich wilde Tiere und Kannibalen nicht getrauen, sich mir zu nähern. Ihr seid meine Gottheit. Ich werde Euch ganz gewiss folgen. Ohne Euch hat mein Leben keinen Sinn, Oh Gott!“
Rama musste sich den Wünschen Sitas beugen. Daraufhin sagten Rama, Lakshmana und Sita Ihren Verwandten, Freunden und Untertanen Lebwohl und begaben sich in die Wälder.
Sita hörte den Schrei Marichas (eines Dämonen) und forderte Lakshmana auf, zu Rama zu laufen. Lakshmana sagte: „Oh ehrwürdige Mutter! Hab keine Sorge. Hab keine Angst. Es gibt niemanden auf dieser Welt, der Rama etwas Böses antut. Er ist unbesiegbar. Du wirst Ihn innerhalb einer Sekunde sehen.“
Sita misstraute Lakshmana, obwohl dieser ein reines Herz hatte und beschwor ihn: „Deine böswillige Absicht wird niemals erfüllt werden. Lieber würde ich mich selbst mit einer Waffe töten, von der Spitze eines Berges stürzen oder in ein züngelndes Feuer steigen, als mit einem Schuft wie dir zusammenzuleben.“
Lakshmana rannte sofort zu Rama. Ravana ergriff diese günstige Gelegenheit und erschien vor Sita in der Gestalt eines Bettelmönches mit geschorenem Haupt. Die großmütige und fromme Sita bot ihm einen Platz an und hieß ihn mit Früchten und Wurzeln willkommen.
Dann nahm der hinterlistige Ravana seine eigene Gestalt an und sagte: „Oh Sita! Ich bin der König der Rakshasas (bösen Dämonen). Man nennt mich Ravana. Ich bin der König von Lanka. Werde meine Frau. Du kannst glücklich mit mir leben.“
Sita antwortete: „Oh verruchter Ravana! Wie getraust Du dich nur, so zu mir zu sprechen. Sag nicht solch unziemliche Worte. Falls du mutig genug bist, bleibe eine Weile bis zur Ankunft meines Herrn und du wirst die Früchte Deiner boshaften Absichten ernten.“
Trotzdem entführte Ravana Sita und nahm sie mit sich nach Lanka.
Ravana hielt Sita im Ashoka Garten gefangen. Sie lebte von Früchten und Wurzeln und übte sich in strenger Enthaltsamkeit. Immer dachte sie an ihren Herrn. Sie wurde von den abscheulichen Rakshasa Frauen bewacht. Diese Frauen quälten Sita auf vielerlei Art und Weise, benutzten sehr harsche Worte und drohten ihr sie zu verspeisen.
Eines Tages kleidete sich der abscheuliche Ravana schön an und kam in den Ashoka Garten. Er sprach zu Sita: "Oh junge Frau! Sei mir gnädig. Ich bin der Sohn jenes Rishi Visravas, der sich hohe Verdienste durch Enthaltsamkeit erwarb. Visravas war der Sohn von Pulastya Rishi. Pulastya Rishi war der Sohn Brahmas selbst. Das ist mein Stammbaum. Ich bin bekannt als der fünfte Herrscher des Universums. Sei meine Königin."
Sita antwortete: "Ich werde immer meinem Ehemann ergeben sein. Dein Vater ist ein weiser Brahmane, ein Abkömmling von Brahma. Warum führst du kein tugendhaftes Leben? Eben bringst du Schande über deinen Bruder Kubera. Schämst du dich denn nicht, solch unanständige Worte zu sprechen? Deine Absicht wird sich nie erfüllen. Ich spucke auf Dein Reich, Deinen Prunk und Deinen Ruhm. Bring mich zu Meinem Herrn und bitte Ihn um Vergebung. Ansonsten wirst du zusammen mit deinen Angehörigen zu Grunde gehen."
Ravana sprach: "Ich gebe dir ein Jahr Zeit, um über alles nachzudenken und einem gemeinsamen Leben mit mir zuzustimmen. Falls nicht, werde ich dich nach Ablauf dieses Zeitraumes töten." Sita verbrachte ihre Tage in großem Elend. Zehn Monate waren schon vorübergegangen. Da kam Hanuman in den Ashoka Garten und traf auf Sita Devi. Er überreichte ihr den Ring, den er von Rama bekommen hatte. Sie frohlockte, als sie den Ring sah und wollte alles über Ihren Herrn wissen.
Hanuman sagte: "Oh verehrungswürdige Mutter! Ich werde dich auf meinem Rücken zu deinem Herrn zurückbringen."
Sita antwortete: "Ich kann nicht ohne Anordnung meines Herrn kommen. Ich kann nur kommen, wenn er eilt und mich holt. Außerdem kann ich nicht den Körper eines anderen Mannes berühren. Sag meinem Herrn, er solle persönlich kommen und mich aus dieser Gefangenschaft befreien. Nimm diese Chudamani und gib sie Ihm."
Hanuman gehorchte Mutter Sita.
Schon bald kam Rama mit einer mächtigen Armee aus Affen und Bären, tötete Ravana und eroberte Lanka nach einer heftigen Schlacht.
Rama sagte zu Hanuman: "Geh zu Sita und überbringe Ihr die gute Nachricht vom Fall Lankas und dem Tod Ravanas. Hanuman befolgte den Befehl seines Herrn. Sita war zutiefst erfreut. Sie antwortete: "Richte Meinem Herrn aus, Oh Hanuman, dass ich mich danach sehne, ihn sofort zu sehen." Hanuman kehrte zu Rama zurück und überbrachte ihm, was Sita Ihm zu sagen wünschte.
Daraufhin bat Rama Vibhishana darum, Sita zu ihm zu bringen. Vibhishana ging zum Ashoka Garten und brachte Sita vor das Angesicht Ramas. Sita, Rama, Lakshmana, Vibhishana und Hanuman führten aus Dankbarkeit eine Puja zu Shiva aus. Anschließend warf Sita sich vor Ihrem Herrn zu Boden.
Rama sagte: "Geliebte Sita! Es war Meine Pflicht, dich zu finden und den widerwärtigen Ravana zu bestrafen. Deswegen habe ich Ravana getötet und Dich zurückgebracht. Du jedoch wohntest in dem Hause eines Fremden. Wie kann ein Mann aus einer hochstehenden Familie wie Ich Dich zurücknehmen? Wie kann ich Dich als Meine Frau annehmen? Ich muss Dich zurückweisen. Geh, wohin Du willst. Du bist nun vollkommen frei."
Sita sprach: "Falls ich nur einen Augenblick lang einen einzigen Gedanken an einen anderen Mann außer an euch verschwendet hätte, wäre Eure Anweisung berechtigt. Ich verbrachte meine einsamen Tage im Ashoka Garten und dachte lediglich an euch. Ich führte ein strenges enthaltsames Leben. Du hast keinerlei Nachforschungen angestellt, bevor du dieses Urteil über mich fälltest.
Ich bin keine gewöhnliche Frau. Ich bin die Tochter des mächtigen und reinen Königs Janaka. Ich bin eine Gebieterin in der Familie des großen Raghu. Ich bin die Gattin jenes glänzenden Sterns des Sonnengeschlechts, Rama.
Hast Du all dies vergessen, während du diesen grausamen Satz geäußert hast? Ich habe nicht einmal Angst vor dem Tod. Du hast über mich die Anschuldigung der Unkeuschheit ausgesprochen und du tatest dies in Anwesenheit von bedeutsamen Persönlichkeiten. Mit dieser Schande kann ich nicht sterben. Oh Lakshmana! Bereite bitte augenblicklich meinen Scheiterhaufen vor.
Falls ich wirklich unkeusch bin, falls ich jemals an irgendjemanden anderen als meinen Herrn gedacht habe, wird mein Körper zu Asche verbrennen. Aber wenn ich rein bin, wenn meine Gedanken sich immer um meinen Herrn drehten, wird das Feuer mich nicht einmal berühren. Ich werde diese Feuerprobe auf mich nehmen und anschließend freudig dem königlichen Befehl gehorchen."
Als er diese Worte hörte, betrachtete Lakshmana seinen Bruder mit bekümmertem Herzen. Rama befahl ihm sofort zu tun, wie Sita es gewünscht hatte. Als der Scheiterhaufen errichtet war, ging Sita furchtlos ins Feuer.
Der Gott des Feuers hielt Sita in seinen Armen und trat aus dem Feuer heraus: "Oh Rama! Dies ist Deine Sita! Sie ist völlig rein und unschuldig. Nimm sie deswegen als deine Frau an. Sie hängt an dir. Sie dachte niemals, nicht einmal in ihren Träumen, einen einzigen Augenblick an irgendeine andere Person. Dein Verdacht ist grundlos. Niemand auf dieser Welt getraute sich bisher, sich einer solch strengen Prüfung zu unterziehen." Während er dies sprach, verschwand Agni, der Gott des Feuers.
Rama sagte: "Oh edle Sita! Dies war eine mächtige Probe. Du hast sie erfolgreich bestanden. Du zeigtest der Welt, welch übernatürliche Taten eine ergebene und keusche Frau vollbringen kann. Die Götter haben dich als Beispiel einer vollkommenen Gattin auserkoren."
Mit diesen Worten fasste Rama Sitas Hand unter heftiger Zuneigung und Freude. Sita bedeckte ihr Haupt mit dem Staub der Füße ihres Herrn.
Rama setzte Vibhishana auf den Thron von Lanka. Daraufhin brachen Rama, Lakshmana, Vibhishana, Sugriva und Sita mit dem Pushpaka Viman (Flugzeug) nach Ayodhya auf, da die Zeitspanne der vierzehn Jahre Exil schon fast vorüber war.
Bharata und sein Gefolge kam im Voraus, um seine Brüder zu empfangen. Rama, sein Bruder und Sita trafen Kaikeyi und erwiesen ihm ihre Hochachtung. An einem astrologisch günstigen Tag bestieg Rama mit großem Prunk und unter heftigem Beifall den Thron und begann sogleich seine heiligen Pflichten als König wahrzunehmen.
Die Zeit ging dahin und Sita schöpfte neue Hoffnung. Eines Tages fragte Rama: "Sag mir, was wünschst du dir jetzt?" Sita antwortete: "Oh ehrwürdiger Herr! Ich wünsche die würdigen Stätten der Heiligen in den Wäldern zu sehen und zu den jungen Frauen zu sprechen."
Rama stimmte Ihr zu und traf Vorbereitungen, um sie am nächsten Tag mit Lakshmana dorthin zu schicken.
Rama sandte Botschafter in alle Ecken Seines Reiches aus, um die Wünsche und Lebensumstände seiner Untertanen zu erkunden.
Rama fragte Durmukha: "Welche Neuigkeiten bringst du mir heute?" Durmukha antwortete: "Alle Deine Untertanen sind unter deiner Herrschaft glücklich. Alle loben dich für Deine Gerechtigkeit, aber einige werfen dir vor, dass du Sita in deinem Palast behältst. Sie war lange Zeit im Hause Ravanas und du hast Sie, ohne sie gebührend bezüglich Ihrer Reinheit zu befragen, wieder aufgenommen. Das Beispiel, das du damit statuiert hast, wird einen negativen Einfluss auf die Frauen deines Reiches ausüben, da es sie im Ehebruch bestätigt." Als Rama das hörte, war Er von Herzen betrübt.
Er ging für einen Spaziergang nach draußen. Als er an einem Wasserbecken vorbeikam, sah er zwei Männer beim Wäsche waschen miteinander streiten. Bei dem einen Wäscher handelte es sich um den Schwiegervater, bei dem anderen um den Schwiegersohn.
Der Schwiegervater sagte: "Dein Vater war reich und angesehen. Deswegen habe ich deiner Heirat mit meiner Tochter zugestimmt. Du aber bist grausam. Du schlägst sie heftig, weshalb sie dich verließ. Sie lebt nun bei mir, ist jung und hübsch. Sie sollte nicht getrennt von dir leben."
Der Sohn antwortete: "Deine Tochter wünscht überhaupt nicht, mit mir zu leben. Sie möchte nur bei dir leben. Sita, die Frau Ramas, wurde von Ravana entführt. Sie lebte lange Zeit in Lanka, aber Rama hieß Sie ohne zu zögern wieder in seinem Zuhause willkommen. Er ist der König, deswegen würde es niemand wagen, sein Verhalten zu hinterfragen oder zu verurteilen. Aber wir sind arme Leute und sobald wir uns nur ein klein wenig falsch verhalten, werden wir sofort beschuldigt und von unseren Verwandten und Freuden zurechtgewiesen und aus der Gesellschaft ausgestoßen.
Rama hörte dieses Gespräch zufällig mit an und wurde von tiefer Kümmernis gepackt. Er dachte bei sich: "Ich weiß, dass Sita keusch, rein und treu ist und trotzdem werde ich mich wohl von ihr trennen müssen, um die Herrschaft über das Reich mit Gerechtigkeit ausüben zu können.
Er kehrte zum Palast zurück und sprach zu Lakshmana: "Mein geliebter Bruder! Meine Untertanen nehmen mir übel, dass ich Sita in meinem Palast behalte, da sie von ihr denken, dass Sie unrein ist. Ich gelobte, in gerechter Weise über sie zu herrschen und sie glücklich zu machen. Deswegen habe ich mich entschieden, Sita zu verbannen. Bring Sie in die Wälder und lasse Sie dort."
Lakshmana vergoss Tränen und sprach: " Mein verehrungswürdiger Herr! Sita bestand eine schwere Prüfung. Der Gott des Feuers rief Ihre Unschuld und absolute Keuschheit aus."
Rama antwortete: "Ich bin mir der vollkommenen Unschuld und Keuschheit Sitas sehr wohl bewusst, aber meine Untertanen waren keine Zeugen dieser Feuerprobe. Ich muss mein heiliges Wort treu erfüllen. Ich muss dafür meine eigenen Interessen aufgeben."
Lakshmana antwortete: " Die Feuerprobe fand in der Gegenwart einer großen Versammlung statt. Die Neuigkeit hätte eigentlich den Menschen dieses Ortes zu Ohren kommen müssen. Die Welt besteht aus vielen Skandalmachern und Gerüchtestreuern. Selbst die Götter können ihnen nicht genügen. Ich habe dir mein Herz geöffnet. Ich bin nur dein bescheidener und gehorsamer Diener. Ich bin immer zu Diensten, um deine Befehle auszuführen."
Rama antwortete: "Ich habe über diese Angelegenheit eingehend nachgedacht. Oh Lakshmana! Bring Sie morgen früh ohne zu zögern in die Wälder, aber erzähle ihr nichts von der Verbannung, bis du wieder auf der anderen Seite des Ganges bist.
Lakshmana tat, wie ihm Rama geheißen hatte. Als sie die dichten Wälder betraten, weinte Lakshmana bitterlich. Sita sprach: "Oh Lakshmana! Was ist die Quelle deiner Bekümmernis?"
Lakshmana antwortete: "Oh ehrwürdigste Mutter! Wie kann ich dir von den Neuigkeiten berichten, welche mir das Herz brechen? Mein Bruder verstieß dich wegen der öffentlichen Meinung über deine Keuschheit, da du lange Zeit alleine im Hause Ravanas lebtest. Ich brachte dich hierher, um dich auf seinen Befehl hin zu verbannen."
Im Geiste drückte Sita ihre Gefühle gegenüber Rama wie folgt aus: "Oh Herr, ihr wisst, dass Sita keusch, treu und euch immer ergeben ist. Ihr habt sie verstoßen, um einen schlechten Ruf zu vermeiden. Es ist ihre Pflicht, jeglichen Tadel und Schande von euch fernzuhalten, da Ihr ihre alleinige und unübertreffliche Zuflucht seid."
Dann sprach Sie zu Lakshmana: "Oh Lakshmana! Richte Rama aus, dass ein König durch den Schutz seiner Untertanen Tugendhaftigkeit erlangen muss. Das ist die höchste Moral. Sita wurde geboren, um das gesamte Leben hindurch Unzulänglichkeiten, Schwierigkeiten und Trauer zu erdulden. Das Schicksal fordert es so. Sita ist nicht um sich selbst besorgt. Sie ist ihm in keinerlei Weise böse."
"Während ihrer Abwesenheit muss er von Natur aus angstvoll und ruhelos sein. Unterstütze ihn in jeder möglichen Art und Weise. Obwohl er sie ins Exil sandte, richte Ihm aus, er solle sie nicht aus seinem Herzen verbannen. Sie wird immer nur an ihren Herrn denken. Sie wird ihm einen Thron in ihrem Herzen errichten und ihn Tag und Nacht verehren."
"Wo auch immer sie sich aufhält, Er wird immer bei ihr sein. Er ist der Herr, sie ist Seine Dienerin. Er ist der Lehrer. Sie ist Seine Schülerin. Er ist der Gott. Sie ist Seine Anhängerin. Er ist der Herr. Sie ist Ihm Untertan. Er ist der König Ayodhyas. Sie ist eine Asketin, bekannt als Rama-Priya."
Was für eine vollkommene Ehefrau Sita war! Jedes Wort, das aus ihrem Munde kam, drückt die tiefe Ehrerbietung und die erhabenen Gefühle gegenüber Ihrem Gatten aus. Diese Worte sollten in das Herz einer jeder Frau eingraviert werden. Keine andere Frau als Sita hätte unter solch traurigen und widrigen Umständen diese seelenergreifenden und großmütigen Gedanken äußern können.
Sita begann bitterlich zu weinen. Lakshmana ging nach Ayodhya zurück. Einige Jungen aus der benachbarten Einsiedelei kamen zufällig zu dem Ort, an dem Sita weinte. Sofort gingen sie zu Maharshi Valmiki und sprachen: "Eine junge Dame ist völlig alleine und weint am Ufer des Ganges."
Maharshi Valmiki begab sich sofort an den Ort und sagte: "Oh junge Frau! Weine nicht. Sei fröhlich. Ich werde dich jetzt zu meinem Ashram bringen und dich mit allen Bequemlichkeiten versorgen. Darüber hinaus wirst du dort auch Gefährtinnen haben."
Sita warf sich vor den Füßen Maharshis zu Boden und folgte ihm zu seiner Einsiedelei. Sie wurde den weiblichen Ashram-Bewohnerinnen vorgestellt.
Nach einigen Monaten brachte Sita zwei wunderschöne Zwillinge zur Welt. Maharshi Valmiki gab den Zwillingen die Namen Kusha und Lava. Er stattete sie mit einer guten weltlichen und religiösen Bildung aus. Er unterrichtete sie in Bogenschießen und Musik. Sie konnten das Ramayana, welches von Maharshi verfasst wurde, in der anmutigsten Art und Weise singen.
Rama bat Maharsi an der Ashvamedha Yajna teilzunehmen. Der Maharshi brachte auch die Zwillinge mit. Er gebot den Jungen, das Ramayana in den Straßen, den Tempeln, öffentlichen Plätzen und Privaträumen der Adeligen zu singen. Die Menschen in Ayodhya erstarrten vor Bewunderung und Verehrung ob dieser wundersamen Musik.
Die Neuigkeiten erreichten Rama. Er wollte ihr Lied hören. Die Jungen erschienen in der Ratshalle und sangen das Ramayana. Rama erfuhr, dass diese Jungen die Schüler Maharshi Valmikis waren.
Maharshi Valmiki erzählte die ganze Geschichte über die Jungen. Des Weiteren fügte er hinzu: "Sita ist eine durch und durch reine Frau. Du solltest sie zurückholen. Sie ist durchaus gewillt, einen Schwur bezüglich ihrer Treue und Ergebenheit zu Dir abzulegen." Rama war damit einverstanden.
So erschien Sita eines Morgens vor einer öffentlichen Versammlung und sagte mit Demut: "Oh Mutter Erde! Weise mir bitte einen Platz in Deinem Herzen zu, da ich niemals an jemanden anderen als an Rama dachte. Ich habe immer durch Worte, Taten und Denken Meinen Herrn Sri Rama verehrt. Gewähre Mir einen Ruheplatz an Deinem Busen."
Sogleich gab Mutter Erde nach. Aus dem Erdspalt kam ein anmutiges Wesen von göttlicher Gestalt und Ausstrahlung. Sie nahm Sita mit heftiger Zuneigung und Liebe in Ihre Arme und verschwand im selben Augenblick. Die Zuschauer erstarrten vor Ehrfurcht und Verwunderung.