Sivananda Yoga - von Swami Venkateshananda

 
Die Liebe die Gott ist


Wir haben die Philosophie und die Lehren Swami Sivanandas, unseres göttlichen Lehrers, betrachtet und nun ist es wichtig, sich seine Persönlich keit und sein Leben anzuschauen, denn alles, was in diesem Buch Swami Sivanandas Philosophie und Lehren betreffend beschrieben und diskutiert wurde, ist direkt aus seinem Leben abgeleitet. Sein Leben war seine Lehre, seine Lehre war sein Leben. Er gab selten Vorlesungen, aber er schrieb beträchtlich und selbst seine Schriften waren zum größten Teil Überlieferungen der Tradition. Während er die Tradition überlieferte, ließ er sein eigenes Genie einfließen, besonders dadurch, dass er den kompliziertesten Prozess einfach aussehen ließ und die abschreckende Wahrheit attraktiv. Da war ein unglaublicher Sinn für Humorn und, mehr als alles andere, Einfachheit - sowohl in seinem Leben als auch in seiner Lehre.

Unberechenbarkeit ist ein außergewöhnliches Merkmal eines erleuchteten Menschen, der völlig im Einklang mit dem Unendlichen steht. Es gibt einen bestimmten Rhythmus in einem solchen Leben und einen bestimmten unverkennbaren Faktor, aber gleichzeitig gibt es eine Unberechenbarkeit. Es ist wie das Wetter - man weiß, dass Winter eben Winter ist - aber in diesem Winter liegt unberechenbare Veränderung, ein unberechenbarer Unterschied von einem Tag auf den anderen. Man weiß, dass die Sonne im Osten aufgeht, aber verbunden mit dem Sonnenaufgang gibt es eine Unberechenbarkeit. Man mag ihn sehen können oder auch nicht, weil der Himmel bewölkt sein mag oder klar, wenn die Sonne aufgeht. Was unveränderlich in seinem Leben war, war die Vorstellung der Entsagung, Liebe, Hingabe, der Selbstdisziplin. Wenn man von Liebe spricht, gibt es alle Formen von verrückten Ideen, welche weit entfernt von der die Liebe betreffenden Wahrheit sind. Man muss einen Menschen wie Swami Sivananda gesehen haben, um schätzen zu können, was Liebe bedeuten kann. Und man muss einen Menschen wie Swami Sivananda gesehen haben, um schätzen zu können, was Disziplin bedeuten kann. Man muss ein Vorbild dieser Lehren sehen, um die sie betreffende Wahrheit zu erkennen - was es ist, nicht eine Beschreibung dessen. Aber andererseits, warum will man diese Vorbilder? Will man sie imitieren? Wird man zum Heiligen, indem man sie imitiert? Nein, man wird zum Imitationsheiligen, wie ein künstlicher Diamant, er noch mehr glitzert als ein echter Diamant, aber doch wertlos, nutzlos ist. Ein Imitationsheiliger mag also noch brillanter leuchten als der wirkliche, aber er ist nutzlos. Swami Sivananda war eine Ganzheit, eine Imitation wäre Hohlheit. Es gibt eine schöne Aussage in der Bhagavad Gita:

Yad-yad-acharati sreshthas-tad tad-eve’taro janah (III-21)

„Was der höhere Mensch tut, wird auch von den anderen getan.“ Ich werde diese Aussage nicht bestätigen oder widerlegen. Einige Verse später sagt uns Krishna:

Yadi hy-aham na varteyam jatu karmanyatandritah Mama vartma-’nuvartante manushyah partha sarvasah (III-23)

„Wenn ich meine Arbeit vernachlässige, werden alle meinem Beispiel folgen. Wenn ich ein schlechtes Beispiel gebe, werden alle folgen. „Was geschieht mit einem, wenn man einen Mann Gottes, einen Heiligen, einen großen Yogi sieht, der ein Beispiel im Leben gibt? Was geschah mit den Schülern von Rama, Buddha, Ramakrishna, Swami Vivekananda, Swami Sivananda, Swami Dayananda, Guru Nanak Dev? Dies sind die Beispiele: was hat man aus ihnen gemacht? Man hat ihre Lehren gänzlich und vollständig ignoriert und ihnen Tempel gebaut. Doch wenn man zufällig eine Art ‚Unvollkommenheit’ in ihrem Leben aufdeckte, folgte man eifrig diesen Unvollkommenheiten. „Wenn ich meine Pflichten nicht erfülle, dann werden Menschen meinem Beispiel folgen.“ Das sagte Krishna in der Bhagavad Gita.

Es kommt also nicht auf unser Sehnen, Hoffen oder Bestreben an, einen Heiligen zu imitieren. Man versucht eher, den Duft dieser Heiligen einzuatmen, damit er uns erfüllen und in unserer Seele arbeiten möge, und in unserem Wesen eine Entwicklung bewirke, in dem Maße, wie wir sie verdienen und auf die Art, wie es für uns vorgesehen ist. Genau wie die gegessene Nahrung zum lebenden Körper wurde, ist es möglich, dass diese Wahrheiten, die wir mit unseren Ohren und Augen auf genommen haben, Teil unserer Seele werden, eine lebendige Wahrheit in uns. Das ist möglich.

Swami Sivananda verkörperte die Liebe auf eine ganz besondere Art und Weise. Es war nicht das sentimentale, romantische Gefühl, welches man normalerweise mit Liebe assoziiert, sondern eine Liebe, die nur göttlich genannt werden konnte. Sie schloss alle Formen der Liebe ein, die man kennt und noch viele darüber hinaus. Um das zu verstehen, muss man seine Lehren und seine Persönlichkeit miteinander kombinieren und betrachten. Schon als Kind war er fähig, Gott in allem zu sehen und diesen Gott in allem zu lieben. Dies waren seine oft zitierten, seine allerliebste Äußerungen: „Sieh Gott in jedem Gesicht“, „Liebe Gott in allem“, „Diene Gott in allem.“ Er sagte das nicht nur, sondern er fühlte, dass es lebende Wahrheiten waren. Ich habe es von seinen Klassenkameraden gehört, von Menschen, die mit ihm zusammen gelebt hatten und von einem seiner Köche aus seiner Zeit als Arzt in Malaysia. Es war eine solche Liebe und magnetische Anziehungskraft, die dieser wunderbare Mann hatte, dass, als er Malaysia verlies, sein Koch sich gezwungen fühlte, nach ihm zu suchen, als er verschwand und niemand wusste, wohin er gegangen war. Als er herausfand, dass Swami Sivananda in Rishikesh war, schloss er sich ihm wieder als Koch an und wurde selbst ein Swami.  Wie muss doch die Liebe dieses göttlichen Menschen gewesen sein - nicht erst, als er Swami geworden war oder Selbstverwirklichung erreicht hatte, sondern schon, als er noch ein junger Mann in Malaysia war und als Arzt arbeitete! Vor etwa zehn Jahren war ich zufälligin der Nähe von Malaysia und ich wollte unbedingt jene Orte besuchen, die mit dem frühen Leben Swami Sivanandas verbunden wurden. Ich fuhr sogar zu den Siedlungen, in denen Swami Sivananda vor über einem halben Jahrhundert als Arzt arbeitete. Es gab da einen alten Mann, der sich noch an den Arzt erinnerte. Er muss damals noch sehr jung gewesen sein, wahrscheinlich ein Teenager. „Ja“, sagte er, „ich erinnere mich, er war etwas besonderes!“

Was war seine Besonderheit? Anders als andere Ärzte, die Patienten als Nummern oder als eine Art Fall behandeln - ein Lungenfall, ein Herzfall, ein Nasenfall – sah er jeden Mensch als eine Persönlichkeit. „Jeder Patient wurde als besondere Person behandelt“, wie es dieser alte Mann ausdrückte. Von einer vorteilhaften Position aus ist es vielleicht einfach zu sehen, dass er Gott in jedem von ihnen sah, und jeder von ihnen war eine besondere Manifestation Gottes. Ein anderes außergewöhnliches Merkmal, von dem der alte Mann mir erzählte, war, dass dem Arzt jeder wichtig war und er sie eigentlich verehrte. Er diente jedem Patienten, als wäre dieser Gott. Es war außergewöhnlich. Zu dieser Zeit gab es nur die klassische Schulmedizin und jeder Arzt, der alternative Heilmethoden anwendete, galt als Quacksalber. Hier gab es einen Arzt, der besonders bei ernsthaften Leiden Medizin verabreichte und dann auch ein Tulsiblatt. Er führte immer Puja durch und behielt die Tulsis hauptsächlich für jene, die ernsthaft krank waren, mit dem Rat: „Trotz allem bin ich nur ein Arzt. Gottes Gnade wird Dir helfen. Ich habe für Dich gebetet, hier ist das Prasad.“ In seinem eigenen kleinen Hof hatte er eine riesige Tulsipflanze und jemand, der viel später hier in den Ashram kam, erwähnte, dass es den Tulsi noch Jahre nach Swami Sivanandas Weggehen gab.

Was war diese Liebe, die das Herz dieses Arztes dazu bewegte, seine Patienten wie Gott zu behandeln, ihnen Medizin zu geben, ihnen Prasad zu geben, ihnen seine Liebe zu geben und für sie zu beten? Der Koch erzählte uns auch, dass der Arzt die Patienten in seinem eigenen Haus unterbrachte, wenn die Krankheit ernst war, besonders, wenn der Patient von weit her kam. Der Koch musste auch ihm dienen. Wenn der Patient entlassen wurde und der Arzt herausfand, dass er kein Geld hatte, gab er ihm Taschengeld. So war seine Liebe.

Zu jener Zeit hatte der Arzt wirklich noch keine Ahnung davon, dass er ein Sannyasi werden würde. Er war, was man einen normalen Arzt nennen mag. Ein normaler Arzt heutzutage ist an Geld interessiert. Das war das einzige, an dem Swami Sivananda nicht interessiert war! Es gab auch wohlhabende Patienten, also kam Geld natürlicherweise herein, im Überfluss, aber es wurde von seinen Händen weitergegeben. Selbst als junges Kind war er schelmisch - Krishna war auch schelmisch - aber er war auch extrem liebevoll und herzlich. Er tat alles, um einem Freund zu dienen, mit dem Ergebnis, dass viele seiner Schulfreunde Jahre später hierher kamen. Was muss das für eine Herzlichkeit und Liebe gewesen sein, die dieser junge Mensch ausstrahlte, dass die Leute sich seiner ein halbes Jahrhundert später erinnern sollten? Nicht nur seine Freunde, sondern sein Schullehrer und der Postmann, der ihn kannte, kamen auch hierher.

Als er etwa ein halbes Jahrhundert, nachdem er diesen Ort verlassen hatte, nach Pattamadai (seinem Geburtsort) ging, war er geliebt und willkommen. Dort stellte man erstaunt die Widerlegung des Sprichwortes fest: „Ein Prophet wird nicht in seiner eigenen Heimatstadt verehrt.“ Er wurde in seiner eigenen Heimatstadt verehrt und selbst heute noch  wird er dort verehrt. Auf einer Bühne in Pattamadai stehend sagte er: „Ich wurde hier geboren, ich bin nur einer von euch.“ Als er einige alte Verwandte oder Bekannte traf, war da nur reine Freundschaft, reine Zuneigung, keine herablassende Einstellung wie: „Ich bin ein großer Heiliger, und Du bist nur ein einfacher Haushälter.“ So etwas hat man zu keiner Zeit in seinem Leben gesehen.

In was für einer Situation er sich auch befand, wurde er völlig eins mit der Situation. Wenn er mit Kindern spielte, war er ein Kind. Seine Schüler hat er nie überhaupt als Schüler behandelt. Bevor man sich verbeugte, faltete er seine Hände und fragte: „Jai Bhagavan, geht es dir gut?“ Diese Worte waren voll von Honig, von Liebe. Es waren nicht bloße Worte - Worte, die man halt benutzt - sondern das Bhava, welches diese Worte süßte, war außergewöhnlich. Einmal lag Swami Sivananda mit Typhus im Bett. Am fünfzehnten oder sechzehnten Tag, als die Gesundheit vollständig zerrüttet war, kam Krishnananda wie gewöhnlich herein, um zu fragen, was man tun konnte. Als er in das Zimmer kam, fragte Swami Sivananda: „Om Jai Bhagavan, Krishnanandaji Maharaj. Wie geht es dir, wie steht es um deine Gesundheit?“ Wenn der Lehrer eine Frage stellt, antwortet man zuerst. Krishnananda antwortete: „Ja, Swamiji. Mir geht es gut.“ Swami Sivananda war krank, und der Sekretär war zu ihm zu Besuch gekommen, aber etwa fünf Minuten lang fragte er nach Krishnananda Swamijis Gesundheit. In all dem lag absolute Echtheit, Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit und Reinheit.

An einem Tage in derselben Zeit wollte er etwas frische Luft schnappen, den Ganges und den Himalaja sehen, und so gingen wir hinaus. Er hielt sich an einem Stock fest und stand und zitterte. Er sah eine alte Parseefrau namens Zalmataji. Sie saß am Ufer des Ganges. Swami Sivananda sagte: „Frage sie, warum sie hier sitzt, es ist sehr heiß. Frage sie, ob sie schon Mittag gegessen hat, gib ihr etwas zu essen.“ Ich weiß nicht, ob man sich in diese Position versetzen kann und so um andere kümmern kann, wenn die Energie total erschöpft ist, wenn die eigene Gesundheit und das Leben schwach wird und man selbst halbtot ist. Was ist das für eine Liebe, die sich so um irgendeine alte Frau, die da sitzt, sorgt? Hier sitzend, nach dem Abendessen, machen alle diese Dinge vielleicht keinen großen Sinn, aber in jener Situation war es wirklich umwerfend, dass ein Mensch in solch einem physischen Zustand an das Wohl und die Annehmlichkeiten anderer denken konnte.

So war seine Liebe. Es ist diese Liebe, die sich in der Form dieses Ashrams ausdrückt, es ist diese Liebe, die erstrahlt durch alle diese großen Swamis wie Swami Chidanandaji, Swami Krishnanandaji und Swami Madhavanandaji, welche das Schicksal dieses Ashrams leiten. Dieselbe Liebe fließt durch sie alle. Es ist dieselbe Liebe, die uns alle beschützt und führt. Aber diese Liebe ist keine Sentimentalität. Ich weiß nicht, ob ich dem Leser meine Definition von ‚sentimental’ nahe bringen kann. Sentimental ist wie ein Zentimeter. So wie ein Zentimeter ein Hundertstel eines Meters ist, ist sentimental ein Hundertstel des Verstandes. Wenn man bloß ein Hundertstel seines Verstandes auf ein Objekt richtet, ist man sentimental. Swami Sivananda war niemals dafür bekannt, sich solcherart Zerstückelung zu unterwerfen. Er war ganz, vollständig, also gab es keine Sentimentalität. Nicht nur sein Verstand, Herz und seine Seele, sondern auch seine gesamte Persönlichkeit war bei jeder Handlung, bei jedem Gedanken, jedem Wort und jeder Tat zugegen. Er war von ganzem Herzen, von ganzer Seele.


Dieses vollständige Wesen, diese vollständige Persönlichkeit war stets ganz im Einklang mit der Ganzheit (mit Gott), so dass er, selbst wenn er streng zu sein schien, es nur aus Liebe zu einem war. Wenn er überhaupt einmal einen Schüler ermahnte, geschah dies nur, weil dieser Schüler ein wesentlicher Bestandteil von ihm war. Je entfernter man sich von ihm befand, desto mehr Liebe zeigte er. Erst wenn man ein bisschen näher kam, wollte er seine eigenen Werkzeuge glätten und polieren. Es geschah auch nur dann, dass er sogar einmal etwas streng erschien und das nur ganz, ganz selten. Aber selbst wenn so etwas passierte, konnte man sehen, dass es aufgrund seiner extremen Liebe war. Ich hatte Gelegenheiten, dies zu beobachten.

Einmal, bevor er einen seiner Schüler, der irgendetwas falsch gemacht hatte, maßregelte, sagte er: „Ich habe die letzten drei Tage darüber nachgedacht, ich habe die letzten drei Tage nicht einmal geschlafen.“ Wir waren alle kleine Jungs, keiner Überlegungen von einem Weisen würdig. Jeder andere würde sich seinen Schüler gegriffen und gesagt haben: „Mach das nicht.“ Aber nein, es könnte ihn verletzen. Also selbst wenn so eine Sache gesagt werden musste, schob er es immer wieder hinaus. Er dachte darüber nach, meditierte darüber und schlief darüber in der Hoffnung, dass es verschwinden würde, dass die andere Person aufwachen und ihren Fehler entdecken würde. Wenn nichts ging, dann mochte er ein Wort sagen, um einen dann mit Früchten und Honig zu überschütten. Solch eine fantastische Liebe. Diese Liebe ist nicht menschlich, sondern etwas Göttliches, obwohl sie alle menschlichen Elemente besitzt. Er war herzlich, am meisten war er tief und ungeheuerlich an deinem physischen Wohl interessiert.

Was ihm die größte Freude brachte, war, Prasad zu verteilen. 1947 wurde Swami Sivanandas Geburtstag, das diamantene Jubiläum, gefeiert. Ich weiß nicht, wie es geschah, aber es war Laddu übrig. Etwa drei- bis viertausend Menschen aßen sich am Geburtstag satt, am Tag davor und am Tag danach. Nach dem Verteilen von Laddu an all diese Leute war einer der Räume der unteren Etage in der Postabteilung noch halbvoll damit. Es lagen Laddus vom Boden bis hoch zur Decke. Von diesem Zeitpunkt an (vom zehnten September ungefähr zehn Tage lang) befand er sich in Glückseligkeit, er war im sechzehnten Himmel. Jeder, der dorthin ging, bekam zwei Hände voll mit Laddus. Nichts machte ihm mehr Freude als Essen, Obst, Prasad zu verteilen.

Zu jener Zeit arbeiteten im Ashram nur etwa dreißig Leute. Wenn viele Besucher da waren, saß man auf der Veranda zum Essen und wenn nicht so viele Besucher da waren, aß man direkt in der Küche. Eines Tages saß Swamiji auf einer jener Betonbänke. Er sagte: „Ihr denkt, der Ashram ist klein. Eines Tages werdet ihr sehen, dass die Essenschlange sich vom Ashram bis nach Lakshmanjhula erstreckt.“ (Wenn man alle Leute, die heute hier Essen bekommen, in eine Reihe stellt, reicht diese Reihe wahrscheinlich schon bis Lakshmanjhula.) Am selben Tag sagte er: „Ihr denkt, dass wir von der einen finanziellen Krise in die nächste gehen.“ (Alle sechs Monate hatten wir eine finanzielle Krise. Entweder waren wir pleite oder wir konnten irgendwelche Schulden nicht bezahlen oder es gab nichts zu essen). „Geld wird kommen. So viel Geld wird hereinfließen, dass ihr nicht die Zeit haben werdet, es zu zählen.“

Was immer er gesagt hat, ist wahr geworden. Warum? Er wollte nichts, er bat um nichts. Noch nachdem der Ashram gewachsen war, wohnte er in jenem miserablen Kutir am Ufer des Ganges. Es war die ungesündeste Stelle, es war feucht, kalt, dunkel und miserabel, aber er war recht zufrieden damit und wollte da nicht wegziehen. Auf der anderen Seite war er selbst damals äußerst um unseren Komfort bemüht: „Hast du genug Decken? Hast du alles, was du brauchst? Möchtest du gern einen Mantel haben, würdest du gern einen Hut haben?“ Diese Besorgtheit um das Wohlergehen aller war außergewöhnlich. Aber das war nicht alles. Er gründete den Ashram um unser aller spirituellen Evolution willen. Jeder Ziegelstein hier singt seine Verehrung.

An zweiter Stelle nach dem Verteilen des Prasad erfreute er sich an der Verbreitung von spiritueller Literatur, Büchern. Er verschickte sie kostenlos an Hunderte von Menschen auf der ganzen Welt. Die Pakete mussten registriert werden und jedes musste von ihm berührt und gesegnet und die Adresse von ihm überprüft werden. Er sagte: „So übergebe ich das Buch an den Empfänger, obgleich dieser Empfänger tausende von Meilen entfernt ist.“ Geben, geben, geben, geben und das Geben hatte seinen Ursprung nicht in Eitelkeit, nicht in Erwartung einer Gegenleistung, sondern in dieser reinen, göttlichen Liebe. Seine Liebe nahm die Form von Dienst, vom Geben von Essen, Geben von Wissen und Geben seiner selbst in jeder Hinsicht an. So war die wunderbare Natur des göttlichen Wesens, zu dessen Füßen man heute sitzt.