27. Kapitel Vara Lakshmi Vrata

Shiva beschreibt die Großartigkeit dieses Vrata im Skanda Purana133. Es wird von verheirateten Frauen ausgeführt. Lakshmi(Göttin des Glücks und der Schönheit; Gemahlin Vishnus) steht für Glücksverheißung und Wohlstand. Diese Verehrung Lakshmis wird mit der Bitte um gute Nachkommenschaft sowie Gesundheit und ein langes Leben des Ehemannes durchgeführt.

Das Vara Lakshmi Vrata (vara = Gabe, Segen, Belohnung) fällt auf den Freitag vor Vollmond im Monat Sravan (August/September). Nach einem reinigen den Bad zieht die Frau frische Kleidung an und zeichnet ein Mandala (Kreis) mit einem Lotus. Ein Gefäß mit frischen Reiskörnern und Mangoblättern, eine Kokosnuss und ein Tuch werden auf das Mandala gestellt. Dann wird Lakshmi angerufen. Die Frische symbolisiert Wachstum und Wohlstand.

Es folgt die Anrufung Ganeshas134 und des Raksha (wörtlich Schutz; gemeint ist das heilige Band). Dann beginnt das eigentliche Vara Lakshmi-Ritual, wobei das Raksha ein zweites Mal verehrt wird. Anschließend wird es um das rechte Handgelenk der Frau gebunden. Nach der Zeremonie beschenkt man eine andere verheiratete Frau mit bestimmten Gaben, die als besonders glückbringend gelten und bewirtet sie reichlich.

Lakshmi
gewährt nicht nur Reichtum und jegliche Art von materiellem Wohlstand, sondern auch göttliche Weisheit. Sie ist Vidya135Shakti, die Kraft und Energie des Wissens. Sie führt ihre Verehrer zu Gott und empfiehlt sie ihm, damit er sie erlöse.

Lakshmi ist die schöpferische Kraft hinter Narayana, der auch Vishnu oder Hari genannt wird. Narayana ist der göttliche Aspekt der Erhaltung. Er ist eine Verkörperung von Reinheit (Shudda Sattwa). Lakshmi ist sein Kausalkörper. Sie ist Maya, die täuschende Kraft der Natur. Sie täuscht die ganze Welt durch ihre Kraft der Verhüllung und überträgt sie durch die Kraft der Projektion. Als Vidya Lakshmi erleuchtet sie die spirituellen Aspiranten.

Schönheit, Anmut, eine malerische bezaubernde Landschaft, Bescheidenheit, Liebe, Glück, Wohlstand, Musik, die fünf Elemente und deren Verbindungen, die inneren Organe, der Geist, Prana(Lebensenergie), der Intellekt – all das sind Manifestationen von Lakshmi.

Ohne Lakshmi können selbst Sannyasins (Entsagte) nicht lehren oder ihre Einrichtungen aufrechterhalten. Tatsächlich brauchen sie diesen Lakshmi-Aspekt noch mehr als diejenigen, die im normalen Familien- und Berufsleben stehen, denn sie leisten viel tatkräftige Arbeit für das Wohlergehen der Menschheit. Shankara136 verehrte Devi137, Lakshmi und Saraswati (Göttin der Weisheit und der Schönen Künste) und bat um Erfolg für sein Werk. Große Propheten und Boten Gottes, die in der Vergangenheit Großes geleistet haben, waren Verehrer dieser weiblichen Aspekte Gottes. Möge Lakshmi euch alle segnen. Lasst uns ihr Mantra wiederholen:

Mutter Lakshmi – die Spenderin von Wohlergehen und Glück
Om mahâdevyai cha vidmahe;
Vishnu patnyai cha dhîmahi
Tanno lakshmi prachodayat.

133.Puranas = Göttergeschichten der klassischen indischen Literatur
134. Elefantenköpfiger Gott; räumt alle Hindernisse aus dem Weg und sorgt für Erfolg bei allen Unternehmungen
135.Vidya = Wissen, Weisheit
136. Großer indischer Heiliger und Philosoph.
137.Devi: die Göttin; der weibliche Aspekt Gottes. Hier ist besonders Durga gemeint.

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