Sat-Chit-Ananda

In Cox’s Bazar gab es in der Nähe des Hauses, in dem Ma einige Zeit wohnte, eine Schule. Immer wenn die Kinder vor oder nach der Schule oder in der Pause frei hatten, kamen sie zu Ma gelaufen, während sie am Strand entlangspazierte. Sie sammelten Kaurimuscheln und brachten sie ihr als Geschenk. Eines Tages sagte Ma zu ihnen: »Laßt uns mit diesen Muscheln ein Spiel machen. Das Spiel soll Sat-Chit-Ananda heißen.« Ma legte die Spielregeln selbst fest. Zwei gleich große Mannschaften mußten abwechselnd im Kreis sitzen. Jeder Spieler hatte einen Wurf mit sieben Kaurimuscheln. Wenn drei Muscheln mit der Öffnung nach oben fielen, galt das als Sat, bei fünf Kauris gab es Chit, und für Ananda mußten alle sieben Muscheln mit der Öffnung nach oben zu liegen kommen. Die Mannschaft, die in dieser Reihenfolge Sat, Chit und Ananda warf, hatte gewonnen. Wenn Ananda vor Sat oder Chit kam, oder Chit vor Sat, war das Spiel ungültig. Die Siegermannschaft sang Kirtan und die Verlierer wiederholten 108 mal ein Japa, bevor sie beim Kirtan mitsangen.
      Meist führten Ma und Bholanath die beiden Mannschaften an. Die Kinder waren ihren Mannschaftsführern treu ergeben; die Punkte wurden sorgfältig notiert. Selbst Erwachsene wurden dabei wie Kinder. Manchmal mußten die Anführer ernste Kontroversen schlichten. Immer wenn die Nachbarn den Klang von Kirtan hörten, wußten sie, daß Ma und Bholanath mit den Kindern am Strand Sat-Chit-Ananda spielten.
      Ma hatte Verständnis für die Nöte der ausländischen Kinder, die mit ihren Eltern gekommen waren, aber nicht verstanden, was um sie herum vorging. Ein junges Mädchen aus Deutschland beschreibt ihre Erlebnisse bei einem Samyam-Saptah:
      »Für mich war das ganze Saptah totale Langeweile. Ich konnte nicht verstehen, warum all diese Leute sich in einen großen Saal drängten und einer Ansammlung von kahlköpfigen alten Männern zuschauten, die in alte Decken gehüllt auf der Bühne saßen und eine ganze Stunde die Augen schlossen. Als wäre das nicht genug, hielten sie danach noch ein paar Stunden lang Vorträge auf Hindi und lasen aus Büchern vor!«
Später traf Gopalpriya Radich Ma persönlich und erhielt ein Mantra, um Interesse am Leben zu entwickeln. Sie schreibt: »... damals wußte ich noch nicht, wie genau die Aussage zutraf, daß ich mich nie mehr langweilen würde, wenn ich Ma kennengelernt hätte!«
      Manchmal sprach Ma mit Gruppen von Kindern. Sie redete sie als ihre Freunde an und sagte: »Da wir jetzt Freunde sind, werdet ihr doch auf mich hören, nicht wahr? Ich nenne euch fünf Dinge, an die ihr immer denken müsst. Erstens: sprecht immer die Wahrheit. Zweitens: gehorcht euren Eltern und Lehrern. Drittens: denkt jeden Tag an Gott. Wenn ihr morgens aufsteht, betet zu Gott, daß er euch zu einem guten Jungen oder Mädchen macht. Viertens: lernt fleißig, so gut ihr könnt, und fünftens: wenn ihr euch an die ersten vier Bedingungen haltet, dann dürft ihr, wenn ihr möchtet, ein bißchen unartig sein und soviel spielen, wie ihr wollt!«
      Die Kinder waren immer von diesem Fünfpunkteprogramm begeistert. Heute gibt es viele Leute in mittlerem und hohem Alter, die mit diesen Regeln für eine glückliche Kindheit aufgewachsen sind.