Sei ehrlich zu dir selbst

Moderates Verhalten

Um körperliches Unwohlsein und eventuelle Krankheiten zu vermeiden, solltet ihr Vorkehrungen treffen. Ihr solltet zu Beginn nicht gleich mit intensiven Konzentrationsübungen anfangen. Im sechsten Kapitel der Gita werden entsprechende Hinweise gegeben: „Yoga ist nicht für diejenigen geeignet, die übermäßig essen; Yoga ist auch nicht für diejenigen geeignet, die überhaupt nicht schlafen oder immer schlafen. Das Yoga, das die Sorgen nimmt, kommt zu demjenigen, der moderat isst, entspannt, aktiv ist, schläft und wach ist.

Manchmal gehen wir in unserem Enthusiasmus für Yoga zu weit. Wir beginnen schnell, wir beobachten mauna, wir schlafen nicht, wir unterbinden die normalen Aktivitäten im Leben, wir verhalten uns still und tun nichts. Wenn jemand, der viele Jahre lang im Büro arbeitet, plötzlich zu arbeiten aufhört und sich irgendwo weitab von jeder Zivilisation in einen Tempel, in den Wald oder irgendeinen anderen Zufluchtsort begibt, kann er auf Grund dieser Veränderung mit plötzlicher innerer Aufruhr rechnen.

Nichts sollte vollkommen übereilt getan, sondern allmählich Schritt für Schritt angegangen werden, sodass die Veränderungen nicht spürbar sind. Selbst wenn eine Organisation irgendwelche Veränderungen im Management vornimmt, geschieht dies nicht von einem Tag zum anderen. Ansonsten würde dies zu großen Protestbewegungen führen, und es wäre letztendlich eine schlechte Vorgehensweise.

Alles sollte so getan werden, als sei es keine wirkliche Veränderung. Es heißt, dass das beste Regierungssystem so agiert, dass es von der Bevölkerung nicht bemerkt wird. Man sollte nicht einmal wissen, dass es eine Regierung gibt. Alles läuft so wundervoll, wenn man ihre Gegenwart nicht spürt. Wenn man umgekehrt den Druck einer Regierung spürt, dann ist so, als würde ein unharmonisches System unser Leben negativ beeinflussen. Man widersetzt sich und man ist sich ihrer Gegenwart ständig bewusst, so als wären Jagdhunde um einem herum, die bedrohlich bellen. Wenn ihr vollkommen gesund seid, dann spürt ihr euren Körper nicht einmal. So munter, so leuchtend und glücklich fühlt ihr euch. Wenn ihr anfangt, euren Körper zu spüren, dann könnt ihr davon ausgehen, dass mit euch irgendetwas nicht stimmt.

Ein wenig Arbeit, ein paar Pflichten, ein bisschen Zeitvertreib sind ein gesundes Maß, um die Gesundheit zu erhalten. Man sollte sich nicht, wie viele Menschen meinen, vor der Arbeit drücken. Die völlige Verweigerung gegenüber Arbeit ist ebenso falsch wie zu vieles Arbeiten. Die Gita sagt: Ohne jede Arbeit bzw. ohne jegliche Aktivität kann niemand auch nur einen Augenblick lang leben. Wenn ihr das Eine nicht tun wollt, dann macht ihr eben etwas Anderes. Wenn Gott nicht spricht, dann beginnt der Teufel zu sprechen. Ein träger Geist ist der Arbeitsplatz des Teufels. Glaubt nicht, dass, wenn ihr nichts tut, Gott durch euch wirkt. Das Gleiche gilt umgekehrt.

Man kann nicht, wie bei einem Erlass oder Gesetz, festlegen, dass das Eine notwendig und etwas Anderes weniger notwendig ist. Eine eindeutige Zuordnung ist unmöglich, denn, was im Augenblick notwendig ist, kann schon im nächsten Augenblick unnötig sein. Von Augenblick zu Augenblick zeigt sich das Notwendige oder Unnötige in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität. In Wirklichkeit bedeutet die Yogapraxis ein Voranschreiten von einem Moment zum anderen auf einem langen Weg hin zu einem entfernten Ziel.

Die Komplikationen von körperlichen Behinderungen, wie z.B. Krankheiten usw., kann durch die richtige Dosierung in der Aktivität, im Verhalten, bei der Nahrungsaufnahme, beim Schlafen sowie bei sozialen Kontakten vermieden werden. Eine völlige Isolierung von der Gesellschaft wird auch den Geist stören, denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Es ist gut, wenn man nicht auf soziale Kontakte angewiesen ist, doch ist es auch nicht gut, wenn man sich bewusst aus der Gesellschaft zurückzieht. Eine weise vorsichtige Vorgehensweise ist für den Suchenden angebracht.

Ein anderer Grund für körperliches Unwohlsein und Depressionen ist das Unterdrücken von Wünschen. Wir hatten bereits eine tief gehende Analyse dieser Wunschformen, wie wir damit umgehen können, warum sie aufsteigen und welche Arten es gibt. Man kann Wünsche durch etwas Anderes ersetzen, durch göttliche Gedanken, Satsanga usw. ausdünnen, wenn man sie ehrlich wahrnimmt. Krankheiten können vermieden werden. Nichts kann schlimmer sein, als krank zu sein, Kopfschmerzen zu haben, mit Fieber den ganzen Tag im Bett zu liegen. Obwohl niemand immer hundertprozentig wachsam sein kann und sich doch Fehler einschleichen können, so kann man doch immer wieder versuchen, sich schrittweise weiter vorzutasten, wobei man sich selbst genau beobachtet. Dabei beachtet man die Hygiene, die Sauberkeit, die Kleidung, die Nahrung, die Beschäftigung usw.