Mysterium und Kontolle des Geistes

Auszüge aus dem Buch "Mind - Its Myteries and Control" von Swami Sivananda

2. Kapitel

Körper, Geist und Nahrung

Der physische Körper ist die äußere, verdichtete Offenbarung des Geistes. Alle Körper befinden sich letztlich allein im Geist. Es ist der Geist, der handelt, und nicht der Körper. Der Körper folgt den Anweisungen des Geistorganes und vollzieht dessen Veränderungen. Jede Gedankenveränderung verursacht eine Schwingung im Denkorgan, die durch eine Übertragung auf den Physischen Körper eine Handlung in der Nervensubstanz des Gehirns hervorruft, was zu elektrischen und biochemischen Reaktionen in den Nervenzellen führt. Das Geistorgan ist die feinstoffliche Form seines grobstofflich physischen Körpers. Das Denkorgan reflektiert im Mienenspiel des Gesichtes recht deutlich seine jeweiligen Zustände, was man bei Anwendung der eigenen Intelligenz recht deutlich ablesen kann. Furcht, Angst, Kummer, Fröhlichkeit, Heiterkeit, Ärger usw. rufen alle ganz verschiedene Geschichtsausdrücke hervor. Die Augen sind das Fenster zur Seele und lassen gut die Bedingungen und Zustände des Geistes erkennen. Man kann die hervorstechenden Gedanken eines Menschen in seinem Gesicht, in der Gesprächsführung und in seinem Verhalten ablesen. Es bedarf dazu nur ein wenig Mut, Scharfsinn, Intelligenz und Erfahrung. Gedanken, Gefühle, Haltungen und Neigungen prägen das Gesicht eines Menschen. Das Gesicht ist wie ein glänzender Spiegel, der zu bestimmten Zeiten die Verfassung des Geistes und dessen Gedanken widerspiegelt. Das Gesicht ist mit Wunden und Narben bedeckt, die ihm durch üble Gedanken des Hasses, Ärgers, der Wollust, Eifersucht und Rache usw. zugefügt worden sind.
Der Geist herrscht normalerweise über den Körper, und der Körper reagiert entsprechend auf den Geist. Was auch immer im Geistorgan erfasst wird, wird sich im physischen Körper offenbaren. Leidenschaften, Hass, lang anhaltende Eifersucht, zermürbende Angst, Anfälle hitziger Gereiztheit usw. zerstören tatsächlich die Körperzellen und führen zu Erkrankungen des Herzens, der Leber, der Nieren, der Milz und des Magens. Heftige Anfälle von Gereiztheit und Unbeherrschtheit verursachen durch giftig wirkende Stoffwechselprodukte im Blut ernsthafte Beschädigungen der Gehirnzellen, bewirken einen allgemeinen Schockzustand bzw. Depressionen und führen im Verdauungstrakt zu einer Unterbrechung des Flusses der Verdauungssäfte, was zu Verlust von Energie und Lebensfreude führt und den Menschen schließlich vorzeitig altern lässt. Sobald die bösen und störenden Gedanken beseitigt sind, verschwinden alle körperlichen Erkrankungen ganz von selbst. Die Reinheit des Geistes bewirkt körperliche Gesundheit, weshalb man auch sehr sorgfältig bei der Auswahl seiner Gedanken sein soll. Unterhalte nur edle, erhabene, liebevolle und freundlich Gedanken, dann wird sich Harmonie, Gesundheit und Schönheit in Dir entfalten.
Die irrtümliche Vorstellung, selbst der Körper zu sein, ist die Wurzel allen Übels. Sich selbst mit dem Körper zu identifizieren oder an irgend etwas anderem anzuhaften, führt zu Fesselung, Leid und Schmerz.

Das Wort ‘mein’ hinterlässt einen starken Einfluss im Geistorgan. Achte einmal auf den Unterschied, den das Geistorgan beim Hören der Sätze, „das Pferd ist tot“ und „mein Pferd ist tot“, herstellt. Schmerzen halten solange an, wie man sich (über den Körper) mit dem Geist beschäftigt. Im Schlaf sind keine Schmerzen vorhanden. Unter dem Einfluss von Chloroform, das den Geist vom Körper trennt, sind ebenfalls keine Schmerzen wahrnehmbar. In Augenblicken größter Freude verschwinden die ärgsten Schmerzen vollständig, da der Geist vom Körper, dem der Schmerz innewohnt, getrennt ist. Wenn man den Geist ganz bewusst durch die Konzentration auf den geliebten Gott oder ein anderes anziehendes Objekt vom Schmerzzentrum zurückziehen kann, wird man den Schmerz selbst im Zustand hellster Wachheit nicht mehr wahrnehmen. Wer einen kraftvollen Willen und genügend Ausdauer hat, der wird ebenfalls keine Schmerzen verspüren. Der Schmerz befindet sich im Geistorgan. Wer das Geistorgan unter Kontrolle hat, der beherrscht auch den Körper vollkommen, denn der Körper ist lediglich ein Schatten des Geistes. Der Körper wird zu Deinem Diener, wenn Du den Geist bezwungen hast.
Die Nahrung steht in direkter und inniger Verbindung zum Denkorgan. Sattvische, d.h. reine Nahrung, beruhigt den Geist, wohingegen er durch rajasische, d.h. anregende Nahrung, in Aufruhr versetzt wird. Es ist sehr schwierig, das Geistorgan nach einem schweren, üppigen und unverdaulichen Reisgericht, unter Kontrolle zu bringen. Alkohol verursacht eine fürchterliche Erregung des Geistes. Zum Zweck der Meditation muss die Nahrung leicht, rein und nahrhaft sein. Verschiedene Nahrungsbestandteile mit unterschiedlicher Zubereitung erzeugen in den verschiedenen Abteilungen des Gehirns unterschiedliche Wirkungen.
Scharf gewürzte oder saure Speisen, schwarze Kichererbsen, Zwiebel, Knoblauch, Tee, Wein, Fisch, Fleisch, Senföl usw. regen die Leidenschaften und Gefühle an und sollten deshalb vermieden werden. Ein spirituell Strebender sollte den Verzehr von Fleisch und Fisch sowie alkoholischer Getränke für immer aufgeben, da diese den Geist erregen und zu Grobheiten ermuntern. Schwer verdauliche Kost führt zu Schläfrigkeit und Trägheit. Das Teetrinken sollte unterlassen werden, da es Veerya, den männlichen Samen zerstört. Milch, Früchte, Mandeln, Kandiszucker, Butter, Haferflocken, Brot usw. sind geeignet und hilfreich zu Meditation. „Sunthi-Sevana“ (die Einnahme von getrocknetem Ginger) ist sehr gut geeignet für Anfänger. Es kann mit Milch eingenommen werden, erfrischt den Geist und fördert die Verdauung.
Verändere nicht plötzlich irgend etwas in Deiner Ernährung. Ein Raja-Yogi, der seinen Geist zu beherrschen versucht, muss dazu fähig sein, beide Extreme zu vermeiden, sowohl allzu bequemes, als auch allzu strenges, tamasisches Tapas. Zu langes Fasten ruft extreme Schwäche hervor, die das rechte Denken und überlegen hemmt. Das Denkorgan besteht aus der feinstofflichen Essenz der Nahrung. Es neigt sich den Personen zu, von denen es die Nahrung erhält, was zu Anhaftung und somit zur Bindung führt. Bindung ist zeitlicher Tod und die Wurzel allen Übels.