König Sakunta

Sri Vasishtha hielt einst ein Yajna (Opfergottesdienst), das von vielen Weisen, Rishis (Seher), Munis (Heilige) und Königen besucht wurde. Narada, Viswamitra und Sakunta, der König von Kasi waren ebenfalls anwesend. Bei der Abreise verneigte sich Sakunta erst vor dem Weisen Vasishtha und dann vor allen anderen. Einige Monate später besuchte Narada Rishi den Rishi Viswamitra und sagte im Verlauf des Gesprächs zu ihm: „Oh verehrter Rishi! dein Prestige als prominenter Rishi schwindet langsam.“ „Wie so dies, mein geliebter Narada?“ Der Weise antwortete: „Erinnerst du dich nicht, Oh Rishi! König Sakunta machte erst dem Weisen Vasishtha seine Aufwartung und dann dir und den anderen. Seither höre ich überall nur den Namen Vasishtha. Es hätte nichts geschadet, wenn Sakunta dich erst gegrüßt hätte und dann Vasishtha. Da du Sakunta für diese Respektlosigkeit nicht gestraft hast, folgen andere seinem Beispiel.“ Viswamitra sagte: „Oh Narada, liegt es nur an diesem Zwischenfall, dass ich in der Achtung anderer gesunken bin? Wenn das so ist, muss ich Sakunta strafen oder ich muss ich strenge Buße tun um wieder zu Ansehen zu gelangen. Was rätst du mir nun, Oh großer Rishi?“

„Verehrter Rishi Viswamitraji! Der König hat sich bei dieser Gelegenheit nicht gut verhalten. Das hat dein Ansehen bei den anderen geschmälert. Du bist wirklich ein großer Tapasvin (eine Person die Tapas praktiziert). Du bist in keiner Weise geringer als Vasishtha.“ Viswamitra sagte wütend: „Sakunta hat meinen Ruf ruiniert. Warum sollte ich jetzt nicht ihn ruinieren? Warum sollte ich nicht ihn verfluchen?“ Narada meinte: „Das ist in der Tat eine ordentliche Strafe, aber du darfst deine Macht der Entsagung nicht verlieren, in dem du auf diese Methode zurückgreifst. Ich werde einen geeigneten Plan vorschlagen. Du kannst ihn annehmen, wenn er dir zusagt. Bitte doch deinen mutigen Schüler Sri Rama, Sakunta zu bestrafen.“ Viswamitra begab sich sofort nach Ayodha und traf sich mit Sri Rama. Er sagte zu Rama: „Oh Rama! Ist es nicht deine Aufgabe, mein Prestige und meinen Ruf aufrechtzuerhalten?“ Rama antwortetet: „Mein verehrter Guru, selbstverständlich bin ich verpflichtet deine Ehre und deinen Ruf zu erhalten.“ „Dann töte morgen bis Sonneuntergang den Mann, der meinen Ruf geschmälert hat“, sagte Viswamitra. „Mein werter Guru, ich werde dein Geheiß ausführen. Ich werde entsprechend handeln. Darf ich den Namen der Person erfahren?“ „Sakunta, König von Kasi.“

Viswamitra kehrte darauf zurück in seinen Ashram (Aufenthaltsort eines Weisen, Zentrum religiöser Studien). Narada aber begab sich zu Sakunta und sagte: „Oh König! Du bist ein großer Verehrer von Sri Rama. Trotz deiner Verehrung für ihn wird der dich morgen vor Sonnenuntergang töten.“ „Oh verehrter Rishi Narada! Rama kann mich und meine ganze Familie töten. Wir sind bereit durch seine Hand zu sterben. Aber wir möchten nicht als seine Feinde sterben. Das ist das einzige, was mir große Schmerzen bereitet.“ Darauf sagte Narada: „Oh König Sakunta, verliere nicht den Mut. Sei kühn. Sei mutig. Nutze deine Intelligenz und versuche dir Hilfe von anderen zu holen.“ „Niemand soll mir helfen. Ich möchte anderen keine Schwierigkeiten machen. Ich bin bereit zu sterben. Ich werde mich vorbereiten, um vor dem angegebenen Zeitpunkt bei Sri Rama, zu erscheinen.“ „Bitte, Verzweifelt nicht. Ein weiser und mächtiger Mann schützt dich vielleicht ohne die Gelübde Ramas zu verletzten. Bitte versuch es“, riet ihm Narada. „Oh weiser Rishi, sage mir bitte, wie ich die Hilfe eines solche Menschen finden kann.“ „Oh König, gehe in den Wald und sage laut: ‘Kann mich irgend - jemand vor der Gefahr retten? So mag er vor mir erscheinen und mich schützen.’ Wenn jemand vor dir erscheint, erzähle ihm deine Schwierig - keiten.“ Der König setzte seinen Sohn auf den Thron und machte sich sofort auf den Weg in den Wald. Er rief um Hilfe. Anjanidevi, Mutter von Sri Hanuman (Heerführer der Affen) hörte den Ruf und kam sofort aus ihrer Höhle. Sie sagte: „O Mensch, was hast du für Schwierigkeiten? Warum weinst du? Ich werde dich vor der Gefahr retten. Erzähle mir alles ganz genau.“ Darauf sagte Sakunta: „Oh ehrwürdige Dame, versprich es mir und ich werde dir alles ausführlich erzählen.

„Zweifele nicht an mir. Ich verspreche dir im Namen meines lieben Sohnes, dass ich dich vor Gefahren schützen werde. Bitte erzähle mir was los ist.“ Sakunta sagte: „ Sri Rama hat beschlossen mich heute vor Sonnenuntergang zu töten. Rette mich von dieser Gefahr.“ „Welch schrecklichen Fehler habe ich doch aus Stolz auf meine Stärke und aus Egoismus begangen! Ich hätte dir mein Wort nicht geben sollen, ehe ich nicht wusste welchen Dienst ich zu leisten hätte. Mein Sohn ist ein großer Verehrer Sri Ramas. Gäbe es nicht dieses Versprechen, hätte ich selbst diesen Mann getötet und Rama einen echten Dienst erwiesen. Nun, ich kann mein Versprechen nicht brechen. Aber es ist ein Konflikt der Pflichten in meinem Geist.“ Anjanidevi versteckte sich in einer Höhle und rief, „Oh geliebter Sohn, komm sofort zu mir.“ Sogleich erschien Hanuman vor ihr und sagte: „Oh geliebte Mutter, was ist los? Brauchst du meine Dienste?“ „Mein lieber Hanuman, ich bin in großen Schwierigkeiten. Rette mich. Ich habe versprochen, Sakunta vor Gefahr zu retten. Nun kann ich mein Versprechen nicht brechen. Bitte rette mich vor Ramas Pfeilen.“

Hanuman beschloss Sakunta in seinem weitläufigen aufgerollten Schwanz zu verstecken, auf einem Hügel zu sitzen, über Rama zu meditieren und seinen Namen zu rezitieren. Rama aber schickte Satrughna, er solle Sakunta holen. Satrughna ging nach Benares, aber er fand Sakunta dort nicht. Er erfuhr, dass der König in einen benachbarten Wald gegangen sei. Er ging in den Wald und suchte weiter. Er sah Hanuman auf einem Hügel sitzen. Er ging zu ihm und fragte nach Sakunta. Hanuman sagte: „Oh Satrughna, ich habe Sakunta in meinem aufgerollten Schwanz, um das Wort meiner Mutter zu halten. Töte mich zuerst und nehme ihn dann und bring ihn deinem Bruder.“ Satrughna sagte: „Oh verehrter Hanuman, du bist der größte Verehrer Ramas. Du hast außergewöhnliche Macht. Du hast mich einst vor dem Tod gerettet. Ich betrachte dich als meinen eigenen Bruder. Sri Sita hat dich als Chiranjeev (ewig Lebender) gesegnet. Ich bin nicht bereit dich zu töten. Selbst wenn ich es versuchen wollte, so würde ich doch versagen.“ Satrughna kehrte in seinen Palast zurück und berichtete Rama, er habe keine Kraft, um Sakunta zu bringen. Sogleich machte sich Lakshmana auf den Weg Sakunta zu bringen.

Satrughna hatte Lakshmana heimlich die wahre Geschichte erzählt. Lakshmana ging los, kehrte aber ebenfalls ohne den König zurück. Dann ging Bharata, um Sakunta zu holen, aber auch kehrte zurück und erzählte Rama einfach die Wahrheit. Darauf machte sich Rama selbst auf den Weg zu der Stelle, wo Hanuman saß. Alle Brüder begleiteten ihn. Rama sah Hanuman, der sich vor seinem Herrn verneigte und sich wieder in Meditation setzte. Rama sagte: „Oh geliebter Hanuman, ich muss Sakunta töten, um das Geheiß meines Guru zu erfüllen. Händige ihn mir aus.“ Hanuman aber antwortete: „Oh Herr, ich muss Sakunta retten, um das Versprechen meiner Mutter zu halten. Töte mich bitte und töte dann Sakunta.“ „Oh Hanuman, bereite dich auf den Kampf vor.“ Dann schoss Rama einen Pfeil auf Hanuman ab. Er fiel wie eine wunderschöne Girlande um Hanumans Hals. Rama schoss viele Pfeile, aber keiner zeigte eine Wirkung.

Am Ende schickte er den mächtigen Narayana Astra (göttlicher Pfeil). Das erzeugte überall große Hitze, alle Devas (Gottheit) liefen hin und her und suchten sich in Sicherheit zu bringen und fielen schließlich Brahma zu Füßen. Hanuman wiederholte die ganze Zeit das Rama Mantra (Gebetsformel): „Sri Ram Jaya Ram Jaya Jaya Ram“. Brahma erschien mit den Devas. Er bat Hanuman, die Augen zu öffnen. Hanuman öffnete sie und sah Brahma und alle anderen vor sich. Sofort fiel Hanuman Brahma zu Füßen. Brahma bat ihn sich Rishi Viswamitra, der ebenfalls anwesend war, zu Füßen zu werfen. Hanuman tat wie im geheißen und erhielt den Segen des Rishi. Als Hanuman aufstand, sah Viswamitra, dass König Sakunta auch zu seinen Füßen gelegen hatte. Da sagte Viswamitra laut: „Oh Rama, bitte töte Sakunta nicht, denn er hat sich mir zu Füßen geworfen. Ich muss in nun retten, denn sonst begehe ich eine Sünde.“ Rama gehorchte den Worten Rishi Viswamitras. Und so endete der Kampf. Sri Hanuman fiel Rama zu Füßen und bat um Vergebung.

Rama sagte: „Oh mein Geliebter Gläubiger Ich bin höchst zufrieden mit dir. Du bist der Erste unter meinen Anhängern. Du hast der ganzen Welt die Macht des Rama-Mantra gezeigt.“ Rama umarmte Hanuman und segnete ihn. Narada erschien ebenfalls am Schauplatz, warf sich zu Füßen Ramas und sagte: „Bitte vergib mir die Dummheiten, die ich angestellt und den Ärger den ich verursacht habe.“ Rama sage: „Oh Rishi, du tust der Welt immer was Gutes, wenn du irgendeinen Streit hervorrufst. Du hast mir große Freude bereitet, indem du diesen Ärger geschaffen hast.“ Dann sagte Rama zum König: „Oh Sakunta, nur durch dich ist der Ruhm des Rama-Mantras in die Welt gedrungen. Große Gläubige und Weise suchen sich immer tugendhafte Menschen wie dich aus, um der Welt die wahren Prinzipien zu beweisen. Kehre zurück in dein Königreich und sei glücklich. Du hast mir große Freude bereitet.“ Nun trat Anjanidevi vor Rama und sagte: „Bitte oh Herr, vergib mir und meinem Sohn unsere Untaten.“ Rama sagte: „Selbst der Fehler eines wahren Gläubigen gegenüber seinem geliebten Herrn bring den Gläubigen und anderen großen Segen. Auch du hast mir große Freude bereitet.“ Rama segnete alle Anwesenden. Alle kehrten mit großer Freude an ihre Orte zurück. Die Herrlichkeit von Ram-Nam (der Name Rama) ist unbeschreiblich. Ram-Nam ist deine einzige Zuflucht oder Stütze in dieser Welt, um das gewaltige Meer von Samsara zu überqueren und Unsterblichkeit und ewige Wonne zu erlangen. Ehre sei Rama und Sri Hanuman! Ehre sei Ram-Nam.