Ma und die Kinder

Ma hatte immer viele Kinder um sich. In Dacca, in Bareilly, Dehra Dun, Uttarkashi und in Cox’s Bazar waren Ma und Bholanath nie ohne ein Gefolge von kleinen Jungen und Mädchen. Ma schenkte Kindern auch in späteren Jahren ihre liebevolle Aufmerksamkeit. Um nur ein Beispiel zu geben:
      Anfang Dezember 1936 war Ma gerade unterwegs nach Assam. Als ihr Zug in Pandughat hielt, schaute sie aus dem Fenster und sah einen Jungen mit Büchern unter dem Arm am Bahndamm entlang laufen. Sie lud ihn in ihr Abteil ein. Er stieg ein, und sie unterhielten sich freundlich. Er hatte gute Manieren und machte einen intelligenten Eindruck. Sein Name war Mukul Datta, sein Vater war Bahnbeamter. Er fuhr täglich mit anderen Jungen und Mädchen aus der Eisenbahnersiedlung in diesem Zug nach Guwahati zur Schule. Als seine Freunde ihn in Ma‘s Abteil sahen, stiegen sie auch ein. Bald unterhielten sich alle mit Ma wie mit einer langjährigen Freundin. Nach einer Weile sagte Ma: »Ihr alle müsst jeden Tag eine Zeitlang an Gott denken. Er hat viele Formen und viele Namen. Wählt euch irgendeinen, der euch gefällt. Sagt mir, welchen Namen habt ihr am liebsten?« Viele Namen wurden genannt: Hari, Rama, Krishna, Lakshmi, Sarasvati, Shiva usw. Zwei Jungen waren Moslems und nannten ›Allah’. Ma sagte ihnen allen: »Nehmt ein neues Schreibheft und schreibt den Namen, den ihr wählt, jeden Tag fünfmal oder zwölfmal (je nachLebensjahren) hinein. Das müsst ihr morgens als erstes tun, nachdem ihr euch Hände und Gesicht gewaschen habt. Wenn das Heft voll ist, übergebt es im Namen Gottes dem Fluß und fangt ein neues an. Könnt ihr das tun? Ich bin jetzt eure Freundin. Werdet ihr an mich denken?«
      In Dibrugarh sprach Ma im gleichen Sinne mit einer anderen Gruppe von Kindern. Auf ihre Anregung kaufte Didi ein Dutzend Schulhefte, verteilte sie an die Kinder und schrieb den Namen jedes Kindes auf den Umschlag. Ein Kind bat Didi auch, Ma‘s Namen auf die erste Seite zu schreiben. Am nächsten Tag brachten die Kinder ihre Hefte, um Ma zu zeigen, was sie geleistet hatten. Diese Lila spielte sich immer ab, wenn Ma auf ihren Reisen Zeit und Muße für Kinder hatte.
      Vajramohini hatte sich von Ma‘s Gruppe getrennt, um für ein paar Tage ihre Tochter und ihren Schwiegersohn in Nougaon zu besuchen. Sie kam nach Pandughat, um auf Ma‘s Ankunft mit dem Bus zu warten. Sie wollte sich dann der Gruppe wieder anschließen und mit ihr den Fluß auf einer Fähre überqueren. Die Kinder aus der Eisenbahnersiedlung kamen zu ihr gelaufen. Sie dachten, Ma sei auch bei ihr. Als sie hörten, daß Ma mit dem Bus kommen werde, warteten sie an der Bushaltestelle und hielten eifrig unter den Fahrgästen, die aus Bussen und Autos ausstiegen, nach ihr Ausschau. Es war ziemlich spät, als Ma ankam. Die Kinder waren schon enttäuscht nach Hause gegangen. Als sie von Vajramohini hörten, daß die Kinder den ganzen Abend auf Ma gewartet hatten, gingen Akhandananda und Bholanath zur Eisenbahnersiedlung und suchten die Kinder. Didi hatte leider die Liste mit den Namen verloren, deshalb blieben ihre vagen Erkundigungen ohne Erfolg. Als es Zeit war, das Fährboot zu besteigen, winkte Ma einen jungen Mann herbei, der in einiger Entfernung stand. Sie fragte ihn, ob er Mukul Datta kenne, was er bejahte. Ma bat ihn, den Kindern auszurichten, daß sie gekommen sei und sie gesucht habe, aber sie habe abfahren müssen, ohne sie zu sehen, weil die Zeit nicht gereicht habe.