Swami Krishnananda:

Antwort auf deine Fragen

Kapitel 40

Die Schöpfung der Welt

Besucher: Swamiji, ich wundere mich manchmal, wie dies alles in das Sein gekommen ist - ich meine die ganzen menschlichen Bedingungen.

Swamiji: Die menschlichen Bedingungen sind nicht gekommen, sondern die Welt ist gekommen.

Besucher: Ja. Ich wundere mich, wie dies alles in die Existenz gekommen ist, und es scheint dafür keine Antwort zu geben.

Swamiji: Einige sagen, daß es durch die Gedanken Gottes in die Existenz gekommen ist. Andere wiederum sagen, daß es niemals in die Existenz gekommen ist, daß alles ist, wie es war, und daß niemand etwas erschaffen hat. Es ist da, denn die Existenz wurde von niemandem erschaffen. Wer wollte Existenz erschaffen? Um Existenz zu erschaffen, müßte jemand vor dieser Existenz existieren, und da Existenz ein allgemeines Prinzip ist, kann sie niemand erschaffen. Existenz ist ein Wort, das keiner weiteren Erklärung bedarf. ES ist gewesen und ist weiterhin. ES ist, was ES ist und niemand kann es erschaffen. Dies ist die eine Sichtweise, die man eine Art wissenschaftliche Sichtweise nennen kann - auf irgendeine Art ist es die Sichtweise moderner Wissenschaftler.

Aber die religiöse Sichtweise ist die, daß das Absolute Glückselige Sein, daß es der Wille Gottes so wollte, daß „Himmel und Erde so sei“, woraus sich dann sofort der Raum von selbst offenbarte. Aufgrund von Vibrationen entstand innerhalb des Raumes die Luft. Durch Reibung entstand Hitze und Feuer, und durch Verdampfung Wasser. Es erschien Festigkeit, die zu Erde wurde. Hier ist, entsprechend der Heiligen Schriften, der Anfang der Schöpfung.

Da Gott diese Schöpfung wollte, ist Sein Bewußtsein in jedem klei­nen Teil dieser Schöpfung, in der die fünf Elemente namens Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde, die Du vor Dir siehst, enthalten sind, vorhanden. Daraus geht schließlich eine winzig kleine Gruppe von Individualitäten hervor, die den Anfang des Evolutionsprozesses darstellen. Am Anfang war es leblose Materie, wie ich sie in Form dieser fünf Elemente bereits beschrieben habe. Dann begann das Leben in Form von Pilzen, Amphibien, Fischen usw. Nun kennst Du fast die ganze Geschichte der Evolution; es gab dann kleine Kreaturen, Insekten, Tiere - doch die Tiere kamen später. Am Anfang gab es nur große Pilzkolonien und alles das. Sogar in den Schriften kann man lesen, daß Gott den Menschen nicht zuerst erschaffen hatte, sondern ER erschuf nur dieses Pflanzenreich, - die Bäume usw., denn Bäume sind die erste Schöpfung. Über dem Pflanzenreich befindet sich das Tierreich und darüber steht das Reich der Menschen. Auf diese Weise sind wir im Schöpfungsakt durch den weiter fortschreitenden Evolutionsprozeß auf dem Plan erschienen.

Auch unter den Menschen sind nicht alle von gleicher Art und Rasse. Man sagt, daß es über acht Millionen unterschiedlicher lebender Spezies in diesem Universum gibt. Man weiß nicht, wer sie alle sind und wo sie sich alle aufhalten usw. Man kann sie nicht zählen; der Mensch ist eine Spezies davon. Aber selbst unter den Menschen sind nicht alle von der gleichen Art und Rasse, wie Du weißt. Einige Menschen verhalten sich wie Tiere, einige sind Kannibalen, andere sind außerordentlich selbstsüchtig und wieder andere verhalten sich nach dem Motto „wie Du mir - so ich Dir“. Einige sind Ihrer Natur gemäß sehr gute Menschen, die nur Gutes tun. Einige Menschen sind Heilige; einige sind Genies und wieder andere sind Gottgleiche Menschen. So kann man selbst unter den Menschen viele Unterschiede finden! Dies habe ich nur erzählt, um Deine Frage zu beantworten, wie die Dinge in die Existenz kamen.

Besucher: Vielen Dank.

Besucher: Was für Stufen gibt es auf dem Wege vom guten Menschen zu Gottgleichen Menschen?

Swamiji: Ein guter Mensch ist der, der andere Menschen als ebenso wichtig betrachtet, wie sich selbst. Verstehst Du diesen Punkt? Wenn ich Dich als Menschen ebenso wichtig wie mich selbst betrachte, behandele ich Dich auf die gleiche Weise, wie mich selbst. Dies ist die Charakteristik von Güte. Verstehst Du mich? Wenn man andere genauso wie sich selbst behandelt, wird dies als Güte betrachtet. Zum Heiligsein bedarf es jedoch einer weiteren Stufe hin zum Gottesbewußtsein, denn es ist jenseits von Güte. Der Heilige ist auch ein guter Mensch, denn er bewegt sich in Richtung Gottesbewußtsein. So gibt es ein stufenweises Aufsteigen vom Niedrigeren hin zum Höheren; - das Höhere beinhaltet das Niedrigere und transzendiert das Niedrigere. Über allem steht der Gottgleiche Mensch. Er lebt wie Gott Selbst. Es gibt praktisch keinen Unterschied zwischen seinem Bewußtsein und dem Gottesbewußtsein.