Samadhi Yoga

Kapitel 7: Pranayama

1. Die Hauptnadis und Chakras

piṅgalanāḍī (die Sonnenenergie) beginnt im mūlādhāracakra, verläuft rechts von der Wirbelsäule weiter, bis hoch zum ājñācakra, geht dort durch den rechten nasendurchgang und endet in der mulde des rechten nasenflügels unterhalb des nasenbeins. Bei iḍānāḍī (die mondenergie) geschieht dasselbe - nur auf der linken Seite. auf dem Weg nach oben, umkreisen beide nāḍī-s (ähnlich einer dna-helix), mehrfach die suṣumṇā und die cakra-s.

2. Die Pranayama-Praxis

Der Atem weltlich orientierter Menschen besitzt weder Rhythmus noch Harmonie. Ein Yogi übt die Atemregulierung und stellt Harmonie her. Wenn der Atem reguliert wird, wenn er harmonisch ist, bewegt er sich sanft innerhalb der Nasenflügel. Die Frucht von Atemkontrolle ist Kumbhaka, das Aussetzen des Atems. Der Atem hält von alleine an. Es folgt Kevala Kumbhaka284. Der Geist wird sehr klar ausgerichtet und Samadhi tritt ein. Atemregulierung und Kumbhaka sind eine große Hilfe für die Konzentration und die Meditation.

Die Pranayama-Praxis (Atembeherrschung)  hat einen großen Einfluss auf den Körper, den Geist, den Intellekt und die Sinne. Sie entfernt Krankheiten aus dem Körper und erneuert die Zellen, die Gewebe und die Nerven. Sie versorgt den Körper mit reichlich frischer Energie. Sie festigt den Geist. Sie entfernt auch die Unreinheiten aus dem Geist. Sie stärkt den Intellekt und erhöht die intellektuellen Fähigkeiten.  Sie erhöht die Gedächtniskraft. Sie beruhigt die wilden Sinne. Sie kontrolliert deren nach außen strebende Neigungen.

So wie die Unreinheiten in abgebauten Mineralien gründlich vom Schmelzer ausgebrannt werden, so werden auch die Trübungen, die die Indriyas (Sinne) erzeugen, durch Prana-Lenkung verbrannt. Übe darum regelmäßig Pranayama. Es ist ein großartiger Reiniger. Die Pranayama-Praxis ist gleichzeitig Yajna (Opfer). Der Prana (einströmende Energie) vermischt sich mit dem Apana (abfließende Energie). Alle Pranas werden als Opfergabe im Feuer des Yoga verbrannt.

Es ist schwer zu sagen wo Pranayama aufhört und Pratyahara (Zurückziehen der Sinne) beginnt. Ein Yogaschüler, der Kevala Kumbhaka und Khechari Mudra (kombinierte Atem- und Zungenhaltung) beherrscht, kann ohne Schwierigkeiten Pratyahara erreichen. Wer viermal täglich Pranayama mit je 80 Kumbhakas (Luft anhalten) pro Durchgang übt, kann normalerweise innerhalb von drei Monaten erfolgreich Pratyahara erreichen. Wenn du den Atem drei Minuten lang anhalten kannst oder bei angehaltenem Atem 180 Mal geistig OM sagen kannst, wirst du Pratyahara bis zu einem gewissen Grade ausüben können. Wer Uttama Pranayama285 sechs Monate eine Stunde täglich in einem 20 : 80 : 40 Rhythmus geübt hat, erreicht Pratyahara in reduziertem Maße.

Pranayama ist eine große Hilfe, nicht nur für Hatha Yogis sondern auch für Raja Yogis und Vedantins, da es den Geist festigt. Ein vedantischer Schüler, der gewöhnlich mit Bhava (Hingabe) über OM meditiert, wird beständig an den Atman denken und sich auf das glückselige Selbst konzentrieren, selbst wenn er Suryabedha286praktiziert. Ein Raja Yogi wird sich auf Purusha oder Ishvara  konzentrieren. Ein Hatha Yogi wird sich auf Kundalini Shakti im Muladhara Chakra (Wurzel-Energiezentrum) konzentrieren und versuchen zu spüren, wie Muladhara Chakra  sich öffnet und die Kundalini-Kraft  Richtung Svadhishtana-Chakra (Sakralzentrum) fließt.

So wie ein Goldschmied die Unreinheiten aus dem Gold entfernt, indem er es in einem heißen Schmelzofen erhitzt und fest den Blasebalg betätigt, so entfernt auch ein Yogaschüler die Unreinheiten des Körpers und der Sinnesorgane indem er seine Lungen aufbläst, d.h. indem er Pranayama übt.

Wenn man Pranayama übt, ist ein genaues Kennenlernen der Lungentätigkeit und ihrer Strukturen äußerst notwendig. Ein Grundwissen über die Alveolen, Lungenflügel, Bronchien, Trachea, die Ein- und Ausatmung etc. ist nötig.

Triveni ist ein Ort, an dem sich die drei Flüsse Ganges, Yamuna und Sarasvati treffen. Im Yoga nennt man den Punkt, an dem sich die drei Nadis (Ida, Pingala und Sushumna = Engergiekanäle) treffen, Triveni.

Das Intervall nach dem Einatmen und vor dem Ausatmen ist das innere Kumbhaka (Atemanhalten). Das Intervall nach dem Ausatmen und vor der nächsten Einatmung ist der äußere Kumbhaka. Kumbhaka bedeutet das Anhalten des Atems. Kumbhaka erweckt die Kundalini Shakti, festigt den Geist, belebt die verschiedenen Körpersysteme und verleiht dem Praktizierenden ein langes Leben. Es entfernt verschiedenste Krankheiten aus den Lungen, dem Magen, den Därmen, Nieren und der Leber. Es erhöht das Verdauungsfeuer (Jatharagni) und verleiht einen gesunden Appetit. Es schenkt den Augen und dem Gesicht ein wunderschönes Leuchten.

Prana- und Vasana- Schwingungen sind die zwei Samen, aus denen der Geistbaum erwächst. Versiegt einer von beiden, so sterben beide innerhalb kurzer Zeit ab. Prana setzt mit seiner Schwingung den Geist in Bewegung. Wenn du Prana durch regelmäßige Pranayama-Übungen kontrollierst, kannst du den Geistvogel mit Leichtigkeit einfangen. Durch Unterscheidung, Vichara und Mithya Drishti (Blick auf die Täuschung) kannst du alle Vasanas zerstören.

Übe zu Anfang mildes Pranayama nur mit Puraka (Einatmung) und Rechaka (Ausatmung) etwa sechs Monate lang.

Sitze in einer bequemen Asana und halte Kopf, Nacken und Oberkörper in einer geraden Linie. Atme die Luft langsam durch beide Nasenflügel ein, solange es angenehm ist. Halte den Atem nicht an. Dann atme langsam aus. Wiederhole „Ra“ im Geiste während du einatmest und „Ma“ bei der Ausatmung.

Übe dies drei Monate lang. Übe sechs Mal zu Beginn und erhöhe dann schrittweise auf 30 Mal.. Übe am Morgen auf nüchternen Magen. Mache kein Pranayama wenn der Tag heiß ist. Du kannst mit der Praxis während der Regensaison oder im Winter beginnen.

Das Einatmen durch den linken Nasenflügel und Ausatmen durch den rechten Nasenflügel, gefolgt von Einatmen rechts und Ausatmen links usw. erzeugt Gleichgewicht im Geist und in der Atmung.

Bei Suryabheda Pranayama („Sonnenatmen“) atmet man vorzugsweise durch den rechten Nasenflügel ein und durch den linken aus. Bei Murcha Kumbhaka287 wird der Atem so lange wie möglich angehalten. Man hält den Atem sehr lange an. Je länger man den Atem anhält, umso ruhiger wird der Geist. Es reicht wirklich aus, Anuloma Pranayama288, Sitali289 und Bhastrika („Blasebalg“, energetisierende Atemübung) zu machen.

Ein Yogi erzeugt durch Bhastrika Pranayama Wärme und kann in den eisigen Höhen des Himalayas weilen, ohne Decken zu benötigen. Verbinde nicht zu viele Übungen und Pranayama. Ein Yogi sollte gemächlich üben, Schritt für Schritt, ein kleines Stück nach dem anderen. Dann ist der Erfolg sichergestellt und ist dauerhaft.

Im Sommer kannst du nur in den kühlen Morgenstunden üben. Wenn du kannst, übe nahe an einem Fluss, See oder am Meer. Wenn heißer Wind bläst, höre mit Pranayama auf. Du kannst Sitali machen, um den Körper im Sommer zu kühlen.

Nimm Zuflucht zu Pranayama. Übe nur dann Kumbhaka (Anhalten), wenn dein Geist ausschließlich auf Pranayama gerichtet ist.

Die Bhagavad-Gita sagt:

     apāne juhvati prāṇaṃ prāṇe 'pānaṃ tathāpare
     prāṇāpānagatī ruddhvā prāṇāyāmaparāyaṇāḥ

„Manche opfern den ausströmenden Atem im einströmenden und den einströmenden im ausströmenden durch Beherrschung des aus- und des einströmenden atems und gehen einzig in der Beherrschung des Atems auf.“ [BhG 4.29]

prāṇāyāmaparāyaṇāḥ bedeutet "ausschließlich versunken in der Kontrolle des Atems.“ Gehe deshalb jeden Schritt vorsichtig an.

Oh geliebter Sadashiva! Es ist ungefährlich, Pranayama, Asanas etc. zu üben, wenn du achtsam bist und deinen gesunden Menschenverstand benutzt.

Die Leute fürchten sich unnötigerweise. Alles ist gefährlich, wenn man unachtsam ist. Wenn du nicht aufpasst, während du eine Treppe hinabsteigst, wirst du fallen und dir ein Bein brechen. Wenn du unachtsam durch einen belebten Stadtteil läufst, wirst du von einem Auto überfahren. Bist du nicht aufmerksam, wenn du dir am Bahnhof einen Fahrschein kaufst, verlierst du deinen Geldbeutel. Wenn du nicht vorsichtig dabei bist, Patienten Mixturen zu geben, wirst du ihnen Gift, die falsche Medizin oder eine Überdosis verabreichen. 

Wenn du Pranyama übst, musst du allerdings auf deine Ernährung achten. Du solltest vermeiden, zu viel zu essen, und lieber leichte, gutverdauliche und nahrhafte Portionen zu dir nehmen. Du solltest nur moderaten Geschlechtsverkehr haben. Du solltest deinen Atem nicht länger anhalten, als dir gut möglich ist. Übe zu Anfang zwei Monate lang einfach nur die Ein- und Ausatmung (mit Atemanhalten). Dann erhöhe langsam und schrittweise den Rhythmus von 1:4:2 auf 16:64:32. Atme sehr, sehr langsam ein. Wenn du diese Anweisungen befolgst, gibt es keinerlei Gefahr beim Üben von Pranayama.

Sitze in Vajrasana (Fersensitz). Das ist die gleiche Haltung, die die Muslime einnehmen, um zu beten. Beuge den Körper nach vorne. Berühre mit der Stirn den Boden oder dein Bett. Dann komme zurück in die Ausgangsposition. Wiederhole das zwölf Mal. Die Schläfrigkeit wird verschwinden. Halte das Abendessen leicht. Iss ein Parotta290

3. Tipps für Pranayama

Prana (Lebensenergie,-hauch) ist am ältesten, denn er beginnt mit dem Moment, in dem ein Kind gezeugt wird. Die Hörorgane hingegen beginnen erst zu arbeiten, wenn ihre entsprechenden Behausungen, d.h. die Ohren etc. geformt sind. Prana wird in den Upanishaden Jyeshtha, Shrashta (der Älteste und Beste) genannt. Er ist der Beste, weil er im Kampf zwischen Geist und Organen den Sieg errungen hat. Der Geist und die Organe erklären einstimmig: „Oh Prana, wir können nicht ohne dich leben! Ehre dir! Nun bleibe im Körper. Verlass ihn nicht. Wir werden dir dienen. Wir erkennen deine Überlegenheit gebührend an.“ Prana ist aktiv, selbst wenn der Geist während des Schlafes abwesend ist.
 
Prana ist die Verbindung zwischen dem Astralkörper und dem physischen Körper. Wenn der dünne Faden Prana abgeschnitten wird, trennt sich der Astralkörper vom physischen Körper. Der Tod tritt ein. Der Prana, der im physischen Körper aktiv war, geht in den Astralkörper über.



Prana (Energie) verdaut das Essen, verwandelt es in Speisesaft und Blut und schickt es ins Gehirn und in den Geist. Der Geist kann dann denken und Brahma Vichara (Nachdenken über Brahman) üben.

Genauso wie ein Goldschmied die Unreinheiten aus dem Gold entfernt, indem er es im heißen Schmelzofen erhitzt und heftig den Blasebalg betätigt, so entfernt ein Yogaschüler die Unreinheiten aus dem Körper und den Indriyas indem er seine Lungen aufbläst, d.h. indem er Pranayama praktiziert.

Das oberste Ziel von Pranayama ist es, den Prana (aufsteigende Lebensenergie) mit dem Apana (abfließende Lebensenergie) zu verbinden und den verschmolzenen Prana-Apana langsam zum Kopf nach oben zu bringen. Die Wirkung, die Frucht von Pranayama, ist das Erwecken (Udgata) der schlafenden Kundalini.

Obwohl Pranayama mit dem Atem zu tun hat, ist es auch ein gutes Training für die verschiedenen inneren Organe und den ganzen Körper. Pranayama entfernt alle Arten von Krankheiten, verbessert die Gesundheit, energetisiert die Verdauung, kräftigt die Nerven, vermindert Rajas und erweckt die Kundalini Shakti. Es verleiht gute Gesundheit und einen festen Geist. Ein Pranayama-Praktizierender hält seinen Atem an. Er spürt nichts, denn er kontrolliert seinen Prana. Ein Pranayama-Praktizierender besitzt einen leichten Körper, der frei von Krankheit ist, ein strahlendes Antlitz, eine schöne melodiöse Stimme, einen angenehmen Körpergeruch und spärliche Exkremente.

Der Raum, in dem du Pranayama praktizierst, darf nicht feucht und schlecht belüftet sein. Er sollte trocken und luftig sein.

Du kannst am Ufer eines Flusses oder eines Sees üben, in einer Ecke des Gartens, an der frischen Luft, wenn es nicht zu kühl ist und kein kalter Luftzug geht oder auf dem Gipfel bzw. am Fuße eines Berges.

Im Sommer kannst du nur während der kühlen Morgenstunden üben. Setze dich ans Ufer eines Flusses oder eines Sees, wenn es möglich ist. Wenn heiße Winde gehen, höre mit Pranayama auf.

Pranayama sollte man täglich üben und den Geist dabei fest auf die Wahrheit gerichtet halten. Dann geht das Chitta (Unterbewusstsein) in der Sushumna (feinstoffliche Wirbelsäule) auf. Daraufhin wird der Prana gleichmäßig. Er fluktuiert nicht mehr. Pranayama erfordert tiefe Konzentration und Aufmerksamkeit.

Kein Stadium der Pranayama-Praxis darf als Belastung empfunden werden. Du solltest Freude und Behagen beim Üben empfinden. Du solltest keine unnötige Anspannung verspüren. Atme immer sehr langsam ein und aus. Mache es völlig geräuschlos.

Jedesmal wenn du dich unbehaglich, depressiv oder niedergeschlagen fühlst, übe Pranayama. Der Rhythmus zwischen Puraka (Einatmen), Kumbhaka (Anhalten) und Rechaka (Ausatmen) ist 1:4:2.

Mache anfänglich sechs Monate lang nur mildes Pranayama mit Puraka (Einatmung) und Rechaka (Ausatmung). Wer intensiv Pranayama praktiziert, sollte feste Nahrung besser meiden.

Du kannst auch beim Gehen Pranayama üben. Das kommt beschäftigten Leuten sehr entgegen, die wenig Zeit übrig haben. Atme beim Gehen sehr, sehr langsam durch beide Nasenflügel ein. Lade den Atem mit dem „SOHAM“ oder „RAMA“ Mantra auf. Halte den Atem 10 Sekunden lang und atme langsam aus. Mache das 20 Mal. Das wird genügen.

Der Einsatz von Kumbhaka beim Pranayama erzeugt Hitze und erweckt dadurch die Kundalini, die sich in der Sushumna Nadi nach oben bewegt. Kumbhuka verlängert auch die Lebensdauer.

Sanftes Atemanhalten während der Asanas erhöht ihre Wirkung und verleiht größere Kraft und Vitalität. Wiederhole während deiner Pranayama-Übungen dein Ishta Mantra (Mantra deines persönlichen Gottesaspekts).

Weil man immer etwas schlaftrunken ist, wenn man aus dem Bett aufsteht, ist es ratsam, ein paar Pranayamas –  10 bis 15 sanfte Kumbhakas – zu machen, um die Schläfrigkeit zu vertreiben und sich für die Meditation bereit zu machen. Der Geist wird durch Pranayama konzentriert und fokussiert.

Wenn du mit der Praxis schnellen Erfolg wünschst, musst du vier Übungseinheiten machen zu je 4x80=320 Kumbhakas morgens um vier Uhr, nachmittags um vier Uhr, abends um acht Uhr und um Mitternacht.

Übe im Sommer Sitkari291und Sitali Pranayamas und im Winter Suryabheda, Ujjayi292und Bhastrika. Erstere sind kühlend, die zuletzt genannten drei erzeugen Hitze. Bhastrika und Ujjayi können das ganze Jahr über praktiziert werden.

Rufe einen schlafenden Mann mit verschiedenen Namen. Der Schlafende hört dich nicht. Deshalb ist Prana nicht derjenige, der erlebt. Nun wecke den schlafenden Mann durch ein Rütteln an der Schulter auf, und die individuelle Seele, die sich von Prana unterscheidet, wird hören und erleben.

Mache Kumbhaka und konzentriere den Geist auf einen schmerzhaften Punkt im Magen, Unterbauch oder in der Brust. Schicke den Pranastrom dorthin mit der Suggestion, dass dieser Bereich oder die wunde Stelle mit neuem gesundem Prana versorgt wird und der Schmerz wird verschwinden. Übe am Morgen und am Abend fünf bis zehn Minuten.

4. Besondere Hinweise

Einige Hatha Yoga Bücher verbieten ein kaltes Bad am frühen Morgen. Der Grund dafür mag sein, dass man sich erkälten oder ein Lungenleiden zuziehen kann, wenn man morgens um vier Uhr ein kaltes Bad nimmt, insbesondere an einem kalten Orten wie Kashmir, Mussoorie, Darjeeling etc. Für warme Gegenden gibt es kein derartiges Verbot. Ich bin Befürworter einer kalten Morgendusche bevor man die Yogapraktiken beginnt, da sie einen erfrischt und stimuliert. Sie vertreibt die Müdigkeit. Sie hilft, den Blutkreislauf zu regulieren und lässt frisches gesundes Blut zum Gehirn strömen.

Hatha Yogis sollten es gänzlich vermeiden, zu fasten. Sie sollten ihre Nahrung umsichtig wählen. Ein strenger Pranayama-Praktizierender sollte feste Nahrung meiden. Er sollte sich von Sahne, Käse, Milch, Butter, Früchten etc. ernähren. Es gibt keine Nahrungsbeschränkungen für Paramahamsa Sannyasins, die Ahamgraha Upasana293 üben, deshalb versuchen sie  aham brahmasmi ("Ich bin Brahman") und sarvam khalvidam brahma ("Wahrlich, alles ist Gott") zu verwirklichen. Ihnen schadet Fasten nicht. Sie können von Madhukari Bhiksha (Almosen aus drei bis fünf Haushalten) leben. Sie können jede Art Nahrung zu sich nehmen, außer Fleisch und Fisch etc.

Yoga Praktizierende sollte nicht direkt neben dem Feuer sitzen, um das Einatmen von Kohlendioxyd zu vermeiden.

Wenn du eine Reise machst, beginne sie, während Ida (Chandra Nadi, Energiekanal der kreativen, regenerativen Energie) aktiv ist und erreiche dein Ziel, während Pingala (Surya Nadi, Energiekanal der feurigen, aktiven Energie) durch den rechten Nasenflügel fließt.

Falls dir jemand eine Frage stellt, während deine Sushumna (Hauptenergiekanal) aktiv ist, wie „Ob mein vermisster Sohn wieder gefunden wird oder ob mein verlorener Besitz ausfindig gemacht werden kann“, gib die Antwort „Nein“.

Wenn Ida fließt, kannst du Richtung Westen und Süden reisen, wenn Pingala aktiv ist, kannst du in den Norden und Osten reisen. Du wirst Erfolg haben

Ein kleines Stück des unteren Zungenbändchens wird einmal wöchentlich leicht eingeschnitten für die Khechari Mudra Praxis. Das macht man sechs Monate oder ein Jahr lang. Ärzte kennen dieses Verfahren nicht. Du musst es von einem Hatha Yogi, der ein Experte in dieser Kriya ist, ausführen lassen.

Bestimmte Arten von Bakterien überleben ohne Nahrung. Sie können Stickstoff direkt aus der Luft als Nahrung aufnehmen. Auch der Mensch kann ohne Nahrung leben, wenn er den Prozess kennt, wie man Stickstoff direkt aus der Luft aufnimmt und die Gewebe des Körpers aufbaut. Essen ist eine Masse an Energie. Wenn man dem Körper diese Energie auf andere Weise zuführt, braucht man keine Nahrung mehr. Hatha Yogis leben vom Nektar, der durch das Praktizieren von Khechari Mudra fließt. Der Körper kann durch die Aufnahme kosmischer Energie, von Sonnenenergie oder durch Willenskraft erhalten werden.

Wenn du einen Blitz der Erleuchtung erfährst, erschrick nicht. Es wird eine neue Erfahrung von immenser Freude sein. Kehre nicht um. Gib deine Übungen nicht auf. Halte hier nicht an. Du wirst noch weiter voranschreiten müssen. Das ist nur ein Hauch, eine Ahnung der Wahrheit. Das ist noch nicht die vollständige Erfahrung. Das ist noch nicht die höchste Verwirklichung. Es ist nur eine neue Basis für dich. Stehe jetzt fest auf dieser neuen Basis. Versuche, weiter hinauf zu steigen. Erreiche Bhuma (Fülle). Du bist nun gefeit gegen alle Versuchungen. Du kannst nun reichlich den Nektar der Unsterblichkeit trinken. Das ist das letzte Stadium, der Gipfelpunkt. Du kannst dich nun für immer ausruhen. Du brauchst nun nicht mehr zu üben. Dies ist das ultimative Ziel.

     śāstuṃ tālu cakraṃ tatra amṛta-dhara pravāha
     kāntika mūlarandhra rāja-tani sandhin virvar-dhvaram
     tatra śūnyaṃ dhyāyet cit layo bhavathi

„Im Yoga-Samadhi schmilzt die Flamme des yogischen Feuers (Yogagni294), die vom Nabel bis zum Kopf reicht, den Nektar (Amrita) im Brahmarandhra (Scheitelpunkt) und der Nektar tropft durch den Mularandhra (Körperöffnung) in den Nacken. Der Yogi trinkt ihn mit Freuden und Ekstase."

“Ein Schüler sagt: „Ich kann drei Stunden lang in einem Asana meditieren. Am Ende werde ich bewusstlos, aber ich falle nicht um.“ In echter Meditation wird man nie bewusstlos. Man erlebt vollkommene Bewusstheit. Ersteres ist kein wünschenswerter geistiger Zustand. Man muss über diesen Zustand hinauskommen indem man völlige Wachsamkeit aufrecht erhält.

Wie ein Jäger einen Hirsch mit einer Schlinge fängt, so fängt ein Yogaschüler den Geist mit der Schlinge des Klanges oder Anahatanada295, den er durch sein rechtes Ohr hört. Die Nadas, schöne melodische Klänge, die das Ohr hört, ziehen den Geist zuerst einmal an. Dann halten sie ihn fest und schließlich überwältigen sie ihn. Der Geist wird vom Nadaklang absorbiert bzw. löst sich in ihm auf.

Den Geist zu binden bedeutet, ihn fest werden zu lassen. Den Geist zu töten heißt, ihn vom Ton absorbieren zu lassen - dann kann er nicht mehr zu den Dingen wandern.

Du wirst verschiedene Arten von Anahatanadas während der Meditation hören, wie z.B. den Klang eines Glöckchens, einer Pauke, Donnern, ein Muschelhorn, eine Vina296 oder Flöte, das Summen einer Biene etc. Der Geist kann auf jeden dieser Klänge fixiert werden. Auch das führt zu Samadhi. Du wirst verschiedene Arten von Licht und Farben während des Meditierens wahrnehmen. Das ist an sich nicht das Ziel. Du wirst den Geist in dem aufgehen lassen müssen, was die Quelle all dieser Lichterscheinungen und Farben ist.

Die Erfahrungen die ich in meinem Buch „Practice og Yoga“ ("Die Yoga Praxis") erwähne, d.h. das Austreten aus dem Körper, kann man nur nach langem Sadhana (spirituelle Praxis) erreichen, wenn der Sadhaka (Übende) Chitta Shuddhi (Reinheit des Gemütes) oder Nadi Shuddhi (Reinheit des Energiesystems) entwickelt hat. Man erfährt es während der Meditation in einer sitzenden Position, wenn der Geist den Ekagrata-Zustand (Konzentration auf einen Punkt) erreic