Die Geschichte von Gandhari

Im großen Mahabharata Krieg zwischen den Pandavas und den Kauravas wurden alle Kauravas getötet. Die Kauravas aber waren die Söhne Ganharis. Gandhari war von ihrer großen Trauer überwältigt und nahm den toten Körper Duryodhana (Name des Gegenspielers der Pandavas in der Bhagavad Gita) in ihren Schoß und klagte laut. So saß sie bis Sonnenuntergang an der gleichen Stelle. Alle waren zwischenzeitlich nach Hause gegangen nur Gandhari nicht, sie wollte und konnte sich nicht von ihren toten Söhnen trennen. Sei hing so sehr an ihren Kindern. Da trat Krishna vor sie und sagte zu ihr: „Oh Mutter, genug von diesem vergeblichen Kummer. Warum weinst du über die unvermeidliche Trennung von deinen Söhnen? Söhne und Verwandte sind in dieser Welt alle aus selbstsüchtigen Zwecken miteinander vereint. Sie verlassen dieses Leben, wie Reisende sich vor einem Gasthof voneinander verabschieden. Du jammerst über etwas, dass dir nicht Leid tun sollte. Sie werden nicht mehr ins Leben zurückkehren. Was ist der Tod? Ein reiner Wechsel des äußeren Mantels. Das innere Atman (das Selbst) stirbt nie und wird nie geboren. Komm, lass uns nach Hause gehen. Du kannst den Hunger nicht ertragen. Hunger schikaniert alle Wesen. Komm, es wird bereits dunkel.“ Gandhari sagte darauf: „Oh Krishna, du hast dieses Unglück verursacht. Überrede mich nicht nach Hause zu gehen. Ich werde niemals zurückgehen. Ich werde mit meinen Kindern sterben. Ich habe nach dem Tod meiner Kinder kein Interesse mehr an diesem Leben. Ich werde mich zu Tode fasten. Ich werde nichts essen.“ Als Krishna feststellte, dass Gandhari unnachgiebig blieb, verließ er still den Ort. Zwei Tage gingen vorüber. Gandhari konnte nichts zu essen bekommen und sie war zwischenzeitlich sehr hungrig. Sie suchte überall in der Umgebung nach essbarem.

Schließlich fand sie ein Stück Hundefleisch, das von einem nahe gelegenen Baum hing. Sie sah sich um, und stellte fest, dass sie allein war und so beschloss sie, das Hundefleisch zu essen, um ihren Hunger zu stillen. Das Fleisch hing jedoch sehr hoch und sie konnte es vom Boden aus nicht erreichen. Also stapelte sie die toten Körper ihrer Söhne übereinander und stieg auf sie. Sie erhaschte gerade eben das Hundefleisch und wollte es in den Mund stecken, als Krishna, der Bewohner aller Herzen, in Erscheinung trat und sagte: „Oh Mutter, iss das Hundefleisch nicht. Ich habe dir köstliches Essen mitgebracht. Nimm nach Herzenslust. Wenn ich doch hier bin, um dich zu bedienen, warum solltest du dann so leiden? Ich sagte dir doch, dass der Hunger alle Lebewesen schikaniert. Niemand kann ihn überwinden.“ Gandhari senkte beschämt und reuevoll den Kopf. Sei fiel zu Füßen Krishnas und sagte: „Oh Krishna, du bist Antaryamin, der im Herzen aller Wesen wohnt. Du bist der Gott der Welt. Nimm mir bitte meine Unwissenheit und führe mich zum Licht und zum Wissen. Nimm mir die Verhaftung an meine Söhne, die sehr schwer aufzugeben ist.“ Krishna und Gandhari kamen dann zum Palast von Yudhisthira, wo sie den edlen Dharmaputra (ein Name für Yudhisthira) ehrten. Groß sind die Qualen des Hungers. Groß sind die Qualen der Verhaftung. Aber Freunde, größer noch ist das Band des Karmas (Handlung, Gesetz von Ursache und Wirkung). Am größten aber ist die Klammerung an den Körper. Töte diesen Körpergedanken. Zerstöre Egoismus. Beseitige Unwissenheit, merze Selbstsucht aus. Gib die Verhaftung an Frau und Kinder, Reichtum und Heim auf. Werde vollkommen wunschlos und unbeteiligt. Das ist der Schlüssel, der das Reich elysischer Wonne, Freude und Unsterblichkeit öffnet.