Vishnu

Vishnu, auch geschrieben Wischnu, Wishnu, Visnu, ist der erhaltende Aspekt von Ishwara, Gott bzw. Brahman. Vishnu ist der Erhalter, also das Gleichgewicht zwischen Brahma, dem Schöpfer und Shiva, dem Zerstörer. Vishnus weiblicher Aspekt ist Lakshmi, die Göttin der Schönheit, des Reichtums, der Liebe und der Freude.

Die 4 Attribute Vishnus

Vishnu hat in seinen vier Händen vier Attribute und ist deshalb auf Bildern leicht zu erkennen:

  1. das Muschelhorn (Shank): es symbolisiert den kosmischen Klang und damit die gesamte Energie des Universums
  2. das Feuerrad (Sudarshan Chakra), auch Diskus genannt
  3. die Keule (Gada)
  4. die Lotusblüte, manchmal nur als Zeichnung in der Handfläche sichtbar

Die vier Attribute symbolisieren jeweils Gleichgewicht:

  • Gleichgewicht zwischen Schöpfung (Muschelhorn, Lotusknospe) und Zerstörung (Diskus und Keule)
  • Gleichgewicht zwischen Feinstofflichem (Diskus und Muschelhorn) und Grobstofflichem (Keule und Lotus)

Weitere Erkennungsmerkmale:

  • Häufig hält Vishnu eine seiner Hände hoch, mit Handfläche nach vorne - das ist Abhaya Mudra, die Segensgeste.
  • Vishnu wird oft mit Ananta (auch Adisesha genannt), der Weltenschlange dargestellt. Manchmal ruht er auf dem Weltozean.
  • Das Reittier von Vishnu ist Garuda, der Adler.
  • Vishnu inkarniert sich als Avatar (Herabkunft) in diese Welt, um Dharma, die kosmische Ordnung, zu erhalten bzw. voranzubringen.

Die Dasha-Avatare, die 10 Hauptinkarnationen von Vishnu sind:

  •     Matsya Avatar - Fisch-Avatar
  •     Kurma Avatar - Schildkröten-Avatar
  •     Varaha Avatar - Eber-Avatar
  •     Narasimha Avatar - Menschlöwe
  •     Vamana Avatar - Zwerg
  •     Parashurama - Rama mit dem Pflug
  •     Raghu Rama
  •     Krishna
  •     Buddha

Vishnu steht im Aspiranten für Liebe, Freude, uneigennützigen Dienst und Engagement, Friede und Einsatz für alles Gute. Vishnu ist der Gott der Karma Yogis, der uneigennützig Dienenden.

Swami Sivananda über Vishnu

Swami Sivananda schreibt in seinem Buch "Götter und Göttinnen im Hinduismus":
Oh Vishnu!
Gefährte von Lakshmi!
Gegrüßet seist Du!
Du lebst in allen Wesen
In der Form des Friedens.
Du bist der bewahrende Aspekt.
Du bist feinsinnig,
Du bist unveränderlich,
Du bist das Höchste Licht.
Du bist der große Gebende.
Gib mir entschlossene Hingabe
zu Dir.
Om Namo Narayanaya

HARI ist im Einzelnen und im Ganzen. Er ist Vater, Mutter, Freund und Guru. Er ist endloses Licht, Liebe und Weisheit. Es gibt Ihn mit Form und ohne Form. Er nimmt nach Belieben eine Form an. Frischer Honig der Weisheit quillt aus Ihm hervor.

Er kann nicht von den Veden und Brahma erfasst werden. Er hat keinen Anfang, keine Mitte, kein Ende. Er ist der Höchste Gott der Devas. Er ist bis in alle Ewigkeit frei, immer voller Glück. Er ist unveränderlich, unzerstörbar und unsterblich. Er rettet mich aus dem Meer der Geburt und des Leidens. Seine Lotusfüße sind meine Krone.

Der glorreiche Vishnu ist die einzige Zuflucht für die Sterblichen. Er wohnt im Herzen aller Wesen. Seine Gnade ist unbesiegbar. Er ist das Elixier der Veden. Er ist Alles-in-allem.

Vishnu ist die Höchste Gottheit. Er ist die Höchste Wahrheit. Er ist unendliche Wonne. Er ist allseits barmherzig. Er ist allseits freigebig. Er ist der Beschützer. Er ist der Bewahrer. Er ist der Retter.

Er ist Narayana auf den Badri Hügeln. In Puri ist er Jaganath. Er ist der mächtige Gott von Dwaraka. In Tirupati ist er Venkataramana. In Kanchi ist er Sundara Varadha. In Srirangam ist er Ranganatha. In Anantasayanam ist er Padmanabha, Vishnu in Sri Vaikuntham.

Lakshmi ist Seine Gefährtin. Adisesha ist Sein Muschelhorn. Das Muschelhorn und die Wurfscheibe, die Maisblüte und der Lotus sind Sein glanzvoller Schmuck. Er hält sie in Seinen vier Händen. Die vier Hände stellen Dharma, Artha, Kama und Moksha dar. Diese vier bedeuten, dass Hari alle aus jeder Himmelsrichtung willkommen heißt.

Aspekte des Gottes

Krishna ist der Prema- Aspekt von Ishvara oder Gott. Devi ist der Shakti-Aspekt von Ishvara. Virat ist der manifestierte Aspekt von Ishvara. Hiranyagarbha ist der innewohnende Aspekt von Ishvara. Brahma ist der schöpferische Aspekt von Ishvara. Vishnu ist der bewahrende Aspekt von Ishvara. Shiva ist der zerstörende Aspekt von Ishvara.

Ishvara ist eins. Gott ist eins. Shiva und Vishnu sind ein und dasselbe Wesen. In Sankarankoil im Tirunelveli-Distrikt, Süd-Indien gibt es einen Tempel, in dem das Götterbild zur einen Hälfte als Shiva und zur anderen Hälfte als Vishnu dargestellt ist. Die tiefere Bedeutung davon ist, dass Shiva und Vishnu eins sind. Auch Sri Shankaracharya hat sehr deutlich gesagt, dass Shiva und Vishnu die eine alles durchdringende Seele sind.

Lakshmi

Vishnu ist der erhaltende Aspekt von Brahman. Er ist eine Verkörperung von Suddha Sattva. Er ist als Narayana bekannt. Lakshmi ist sein Kausal-körper. Sie ist die Shakti, Kraft oder Energie von Narayana. Lakshmi ist Maya. Sie führt die ganze Welt durch ihre verschleiernde Kraft (Avarana Shakti) in die Irre. Sie erschafft die Welt durch ihre projizierende Kraft (Vikshepa Shakti).

Sri Lakshmi ist die Göttin des Reichtums. Schönheit, Anmut, malerische Szenerie, bezaubernde Landschaft, Bescheidenheit, Liebe, Wohlstand, Musik, die fünf Elemente und deren Kombination, die inneren Organe, Geist, Prana, Intellekt usw. sind alles ihre Formen. Dhanalakshmi, Dhanyalakshmi, Jayalakshmi, Gajalakshmi, Vidyalakshmi, Dhairyalakshmi, Mahalakshmi und Saubhagyalakshmi sind ihre acht Formen.

Sie ist eine Pativrata. Sie dient Narayana von ganzem Herzen. Du hast vielleicht das Bild von Narayana gesehen, wie er sich auf Adisesha ausruht. Lakshmi sitzt auf diesem Bild zu seinen Füßen. Sie ist allzeit bereit, ihm zu dienen. Wo auch immer Narayana ist, da ist auch Lakshmi. Wenn du Hari verehrst, wird Lakshmi dir folgen, wohin du auch gehst.

Die südindischen Frauen verehren Lakshmi an einem besonderen Tag. Sie feiern Varalakshmi Vrata. In Nordindien wird Lakshmi am Bhada Deepavali Tag verehrt. Das ist ein sehr wichtiger Tag für Geschäftsleute und Händler. Sie eröffnen an diesem Tag neue Konten und verehren Gold, Silber usw. Häuser werden weiß gestrichen und verputzt.

Lakshmis Name ist "Sri". "Sri" ist die richtige Anrede für jeden Hindu. Wenn ein Hindu Briefe schreibt, adressiert er im Allgemeinen mit "Sri Ramakrishna", "Sri Banerjee" usw. "Sri" ist der Beste aller Titel. Er steht höher als "Sir", "Dewan Bahadur", K.C.I.E. usw.

Lakshmi spendet nicht nur Reichtum und jedweden materiellen Wohlstand, sondern sie verleiht ihren Anhängern auch Weisheit. Sie ist Vidya Shakti. Sie führt ihre Anhänger zu ihrem Gott. Damit ihre Seelen erlöst werden, gibt Lakshmi sie in die Obhut ihres Gottes.

Ohne Lakshmi können sogar Sannyasins weder ihren Betrieb führen, noch Werbung machen oder predigen. Sie brauchen Lakshmi, weil sie wichtige, dynamische Arbeit zu verrichten haben, Lokasangraha. Sri Shankaracharya betete zu Devi, Lakshmi und Saraswati, um Erfolg bei seinen Predigten zu haben. Alle großen Propheten und göttlichen Boten, die in der Vergangenheit große spirituelle Arbeit geleistet haben, waren Anhänger von Lakshmi, Devi und Saraswati.

10 Avatare Vishnus

Die Bhagavatam Purana ist eine Chronik der verschiedenen Avatare Vishnus. Es gibt zehn Vishnu Avatare. Das Ziel von jedem Avatar ist es, die Welt vor einer großen Gefahr zu retten, die Bösen zu vernichten und die Tugendhaften zu schützen. Dies sind die zehn Avatare: Matsya (der Fisch), Kurma (die Schildkröte), Varaha (der Eber), Narasimha ( der Löwenmensch), Vamana (der Zwerg), Parasurama (Rama mit der Axt, der Vernichter der Kshatriya  Rasse) Ramachandra (der Held aus dem Ramayana), Krishna (der Gefährte von Radha und Rukmini; der Lehrer der Gita), Buddha (der asketische Prinz, Begründer des Buddhismus) und Kalki (der Held auf dem weißen Pferd, der am Ende des Kali Yuga kommen wird).

Das Ziel des Matsya Avatars war es, Vaivasvata Manu vor dem Untergang durch die Sintflut zu bewahren. Das Ziel des Kurma Avatars war es, die Welt zu befähigen, einige in der Sintflut verloren gegangene Kostbarkeiten wiederzufinden. Die Schildkröte stellte ihren Rücken zur Verfügung, um den Quirlstab zu halten, als die Götter und die Asuras den Milchozean quirlten. Die Absicht des Varaha Avatars war es, die Erde, die von einem Dämonen mit Namen Hiranyaksha nach unten gezogen wurde, vom Hochwasser zu befreien. Die Absicht des Narasimha Avatars, halb Löwe, halb Mensch, lag darin, die Welt aus der Unterdrückung durch den Dämonen Hiranyakasipu, dem Vater von Bhakta Prahlada, zu befreien.

Das Ziel des Vamana Avatars war es, die Macht der Götter wiederherzustellen, die durch die Buße und die Hingabe von König Bali geschwächt worden war. Das Ziel des Parasurama Avatars war es, das Land von der Unterdrückung durch die Kshatriya Herrscher zu erlösen. Parasurama vernichtete die Kshatriya-Rasse 21 mal. Das Ziel des Avatars Rama war es, den boshaften Ravana zu vernichten. Das Ziel des Avatars Krishna war es, Kamsa und weitere Dämonen zu vernichten, um seine wunderbare Botschaft der Gita zu verbreiten und der Mittelpunkt der Bhakti Schulen Indiens zu werden. Es war das Ziel des Avatars Buddha, Tieropfer zu verbieten. Das Ziel des Avatars Kalki ist die Vernichtung der Boshaften und die Wiedereinführung der Tugend.

Die Alwar Heiligen von Südindien

Alwars sind die Vaishnava Mystiker oder Heilige Südindiens. Ihre Lebensgeschichten zeichnen sich durch kristallklare Reinheit und tiefen Glauben an Gott Narayana aus.

Die Alwars sind zwölf an der Zahl. Die Vaishnava Schriften besagen, dass Hari in Form der zwölf Alwars seine Srivatsa, Kaustubha, Vaijayanti, Vanamala, Sri, Nila Devi, Ananta, Garuda, Sudarshana, Panchajanya, Gadha und Saranga schickte, um Bhakti zu verbreiten und das Volk aus den Fängen der Unwissenheit zu befreien.

Die Alwars ließen die Bhakti-Flamme in Südindien wiederaufleben. Mit ihnen begann eine neue Welle des Bhakti-Kultes der Bhagavatam Schule. Die Ankunft der Alwars gab der Bhaktibewegung neue Leuchtkraft, Glanz, Lebendigkeit, Energie und Leben. Die Alwars lebten immer in Gott. Ihr Leben war ein unaufhörlicher Strom von Meditation und Gemeinschaft mit Gott. Sie besangen immer die Herrlichkeit Haris. Sie führten immer die Namen von Narayana, Rama, Krishna, Achyuta, Govinda, Madheva auf ihren Lippen.

Sie fühlten die Gegenwart Gottes überall. Sie waren Heilige im Gottesrausch. Ihr Zustand lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Ihr Ruhm ist unaussprechlich. Ihre Gedanken waren immer auf die Lotusfüße des Gottes gerichtet. Ihr Herz war das sanctum sanctorum von Hari. Der Gott spielte, unterhielt sich und lebte immer mit ihnen. Sie waren die Verkörperung von Liebe, Freundlichkeit und Mitgefühl. Sie verwandelten alle Menschen, die mit ihnen in Kontakt kamen.

Poygai Alwar, Boothattalwar, Priyalwar und Tirumazhisai Alwar wurden am Ende des Dwapara Zeitalters geboren. Die anderen acht Alwars wurden in unserem Kali Yuga geboren. Sie sollen zwischen dem 4. und 8. Jh. a.D. gelebt haben. Die Gedichte und Hymnen der Alwars sind im allgemeinen als Nalayira Divya Prabandham bekannt. Diese Hymnen wurden vom großen Gelehrten Nadda Muni gesammelt. Die Hymnen waren das, was aus den Herzen dieser Heiligen strömte.

Das Divya Prabandham ist ein heiliger Schatz göttlichen Wissens. Es enthält die Quintessenz der Veden, der Ithihasas und der Puranas in sehr ansprechender Form. Jeder Vers atmet leidenschaftlich brennende Hingabe. Das Divya Prabandham, genannt Thiruvoymozhi oder die inspirierenden Worte von den heiligen Lippen der Alwars werden von den Vaishnavas zu Hause und in den Tempeln im Chor gesungen.

Verehrung von Vishnu

Bhakti ist der Weg der Befreiung. Bhaktas oder die Madhava Schule verehren Vishnu durch:

  1. Ankana, Seine Symbole auf den Körper zeichnen
  2. Namakarana, Kindern die Namen des Gottes geben
  3. Bhajans, Seine Herrlichkeit besingen. Sri Madhva hat nachdrücklich die ständige Praxis, sich an Gott zu erinnern, betont (Smarana). Er sagt: „Bilde die starke Gewohnheit, dich an Gott zu erinnern. Nur dann wird es dir leichtfallen, dich im Augenblick des Todes an Ihn zu erinnern." Die bloße Erinnerung an Haris Namen zerstört alle in den verschiedenen Geburten angesammelten Sünden.

Harer Nama Harer Nama Harer Namaiva Kevalam
Kalau Nastyeva Nastyeva Nastyeva Gatiranyatha

In diesem Kali Yuga gibt es nur den Namen Hari, Hari, Hari. In unserem Kali Yuga gibt es kein anderes Mittel, keinen anderen Weg und keine andere Methode, um Erlösung zu erlangen. Selbst die Sünden des größten Sünders lösen sich in Nichts auf, wenn Haris Name (der Name Gottes) ausgesprochen wird. Und nicht nur das. Wenn wir dies tun, erlangen wir ewigen Frieden, Selbstverwirklichung und ewiges Glück. Das ist die Bedeutung von Hari Nama.

Am Ende des Dwapara Zeitalters kam der Weise Narada zu Brahma, dem Schöpfer und fragte: „Oh Herr, wie kann ich Kali entgegentreten, wenn ich durch die Welt wandere?" Brahma antwortete: „Horche, was die Srutis geheim und versteckt halten, womit man über Samsara während Kali Yuga hinausgelangen kann. Man kann die bösen Auswirkungen Kalis abschütteln, indem man nur den Namen Narayana nennt." Und wieder fragte Narada Brahma: „Kann ich den Namen erfahren, Herr?" Brahma antwortete:

Hara Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare
Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare

Diese sechzehn Anrufungen zerstören ohne Zweifel die bösen Auswirkungen von Kali. Umgeben von sechzehn Kalas oder Strahlen nehmen sie dem Jiva Avarana oder den Schleier der Unwissenheit. Wie die Sonne, die in vollem Glanze erstrahlt, nachdem die Wolken sich aufgelöst haben, so strahlt einzig Para Brahman in voller Pracht.

In Bengalen wird dieses großartige Mantra von unzähligen Menschen wiederholt. Es ist das Lieblings-Mantra der Vaishnavas in Bengalen.

Die Herrlichkeit von Ekadasi

Für Vaishnavas oder Anhänger Vishnus ist Ekadasi ein sehr heiliger Tag. Ekadasi ist der elfte Tag nach Vollmond und nach Neumond. An diesem Tag fasten die Anhänger, sie bleiben die ganze Nacht über wach, machen Japa, Hari Kirtan und meditieren. Einige nehmen nicht einmal einen Tropfen Wasser zu sich (Nirahara, Nirjala). Wer absolutes Fasten nicht einhalten kann, nimmt Kochbananen, Milch und Obst zu sich. Reis sollte an Ekadasi nicht gegessen werden. Das ist sehr wichtig.

Selbst wenn in unserem Kali Yuga ein einziger Ekadasitag mit Gleichmut gegenüber den Emotionen, mit Glauben und Hingabe eingehalten wird und wenn die Gedanken gänzlich auf Hari ausgerichtet sind, ist man vom Kreislauf von Geburt und Tod befreit. Darüber gibt es keinen Zweifel. In dieser Hinsicht geben uns die Schriften Gewissheit.

Der von Brahmas Stirn tropfende Schweiß nahm Dämonenform an und sagte zu Gott: „Oh Herr! Gib mir eine Behausung, in der ich wohnen kann."  Brahma sagte: „Oh Dämon! Wohne in den Reiskörnchen, die die Menschen an Ekadasi essen und werde in ihrem Magen zu Würmern." Deshalb ist Reis an Ekadasi verboten.

Wenn jemand regelmäßig an Ekadasi fastet, wird Hari sehr günstig gestimmt. Alle Sünden werden getilgt. Der Geist wird gereinigt. Hingabe entwickelt sich allmählich. Die Liebe zu Gott wird stark. Gläubige Menschen in Indien halten absolutes Fasten und Nachtwache an Ekadasitagen ein.

Heutzutage halten sich viele gebildete Menschen auf Grund der dunklen materialistischen Einflüsse nicht an das Fasten an Ekadasi Tagen.

Wenn sich der Intellekt entwickelt, fangen die Leute an zu argumentieren und nutzlose Diskussionen zu führen. Der Intellekt ist ein Hindernis auf dem spirituellen Pfad. Diejenigen, die ihr Herz nicht entwickelt haben, sondern ihren Intellekt, beginnen bei jedem Schritt zu zweifeln und zu hinterfragen. Sie werden irregeführt. Sie wollen ein Warum, ein Wie und für alles eine Bestätigung der Wissenschaft. Gott ist jenseits von Beweisen und Mutmaßungen. Man muss sich der Religion und den Schriften mit Glauben, Verehrung und Reinheit des Herzens nähern. Dann werden sich die Geheimnisse der Religion enthüllen, wie die Amalaka-Frucht in der offenen Hand. Fragt etwa irgendjemand seine Mutter nach dem Beweis dafür, dass dieser Mann sein Vater ist?

Die verschiedenen Mondphasen haben einen großen Einfluss auf unseren Geist.

Es wird gesagt, dass an bestimmten Tagen der 2 Wochen ganz bestimmte Einflüsse zur Erde fließen, die für spirituelle Kontemplation günstig sind. Der elfte Tag oder Ekadasi ist ein solcher Tag. Ebenso wie der äußere Mond verschiedene Phasen durchläuft, so läuft auch das entsprechende astrale Gegenstück durch den zarten menschlichen Körper und dessen innere Zentren vom Kopf bis hin zu den Zehen. Am elften Tag der hellen und der dunklen zwei Wochen hat das astrale Mondprinzip seinen Sitz im Augenbrauen-zentrum und entsprechend im Nabelzentrum und ist in Kontakt mit höheren und niederen Einflüssen. Um einen Vorteil aus dem ersteren zu ziehen und den letzteren abzuwehren, erweisen sich Fasten und Beten als große Hilfen und Gewinn. Darüber hinaus sollen sich die Pitris aus dem Chandra-Loka mitteilen und unseren Geist an Tagen wie Ekadasi, Amavasya etc. leichter reinigen können.

Ich bitte inständig darum, dass ihr alle ernsthaft und regelmäßig dem Ekadasi Vrata folgt. Ihr werdet die Gnade Haris erlangen und in das ewige Königreich des höchsten Friedens und der ewigen Seligkeit eintreten.

Narayana ist der höchste Gott. Er ist die einzige Zuflucht. Fühlt Seine Gegenwart überall. Er wohnt in euren Herzen. Er ist euer Beschützer in allen Zeiten und Lebensphasen. Liebt Gott. Übt Selbsthingabe und erlangt Seine Gnade. Ihr werdet ewige Seligkeit und Unsterblichkeit erlangen.

Periyalwar erklärt: „Menschen, die sich nicht an Hari erinnern, hätten nicht geboren werden sollen. Wenn sie aber bereits geboren sind, so bringen sie ihre Eltern in Verruf. Die den Namen Gottes nicht anrufen, beschmutzen sich beim Essen und Trinken. Sie leben vergeblich."

Narayana ist unser Retter und Erlöser. Er ist ein Meer des Mitgefühls. Besingt Seinen Ruhm. Wiederholt Seinen Namen. Verehrt Ihn. Haftet immer an Seinen Lotusfüßen.

Lebt in Hari. Wiederholt Seine Tausend Namen. Übt das Vishnusahasranama.

Hari ist die höchste Gottheit. Er ist die höchste Wahrheit. Er ist der Beschützer. Nehmt Zuflucht zu Ihm allein. Übt totale Selbsthingabe ohne Zurückhaltung, ohne Widerwillen. Wiederholt Sein Mantra Om Namo Narayanaya. Erlangt Seine Gnade. Er wird euch erlösen. Er wird euch unsterblich machen. Er wird euch höchsten Frieden und ewige Seligkeit gewähren.

Vaishnava Schulen

(Fortsetzung des Artikels von Swami Sivananda)

Ein Vaishnava ist ein Anhänger Vishnus. Vaishnavas werden im Allgemeinen in vier Haupt-Sampradayas oder Sekten unterteilt. Die älteste von ihnen ist Sri Sampradaya, die von Meister Ramanuja um die Mitte des 12. Jh. gegründet wurde.

Die Schüler Ramanujas beten Vishnu, Lakshmi und deren Inkarnationen an. Sie werden Ramanujas, Sri Sampradayis oder Sri Vaishnavas genannt. Sie wiederholen alle das Ashtakshara Mantra „Om Namo Narayanaya“.

Vedantacharya, ein Schüler von Ramanuja, reformierte den Glauben der Vaishnavas. Aus diesem Anlass bildeten sich zwei gegnerische Ramanuja-Parteien. Die eine hieß nördliche Schule (Vadagalai), die andere südliche Schule (Tengalai). Die Tengalais betrachten Prapatti als den einzigen Weg zur Erlösung. Die Vadagalais denken, dass dies nur einer der Wege sei.

Der Bhakta ist wie ein Affenjunges, das sich abmühen und an die Mutter klammern muss (Markata Nyaya oder Affentheorie). Wohingegen, so sagt die südliche Schule, der Bhakta oder Anhänger wie ein Kätzchen ist, das von der Katzenmutter herumgetragen wird, ohne eigene Bemühungen zu machen (Marjara Nyaya oder Katzentheorie).

Die nördliche Schule akzeptiert die in Sanskrit verfassten Veden. Die südliche Schule hat ihre eigenen Veden in tamilischer Sprache, Nalayira Prabhanda oder die 4.000 Verse genannt und wird für älter als die Sanskritveden gehalten.Tatsächlich basieren die 4.000 Verse auf den Upanishaden. In all ihren Gottesdiensten rezitieren sie Abschnitte aus diesen tamilischen Versen.

Die Vadagalais und die Tengalais haben unterschiedliche Zeichen auf der Stirn. Die Vadagalais machen eine einfache weiße wie zum U gekrümmte Linie, die die rechte Fußsohle Vishnus, der Gangesquelle, darstellt. Sie setzen noch einen roten Punkt in die Mitte als Symbol für Lakshmi. Die Tengalais machen ein weißes Zeichen wie ein Y, das beide Füße Vishnus darstellt. Sie ziehen eine weiße Linie halb die Nase hinunter.

Beide Sekten markieren ihre Brust, ihre Schultern und ihre Arme mit den Zeichen Vishnus  - der Wurfscheibe und dem Muschelhorn.

Vaishnava Literatur

Unter den achtzehn bedeutendsten Puranas der Hindus finden sich sechs sattvische Puranas zu Ehren Vishnus, sechs sind rajasische Puranas und ehren Brahma, sechs sind tamasische Puranas und ehren Shiva.

Die Besten unter den Hindu Puranas sind die Bhagavatam und die Vishnu Purana. Die beliebteste ist die Bhagavatam. Danach kommt die Vishnu Purana.

Eine weitere Klasse beliebter Schriften sind die Agamas. Die Vaishnava Agamas oder Pancharatra Agamas verehren Gott als Vishnu.

Vishnu ist der höchste Gott in den Pancharatra Agamas. Die Vaishnavas betrachten die Pancharatra Agamas als maßgebend. Sie glauben, dass diese Agamas von Vishnu selbst offenbart wurden.

Das Narada Pancharatra besagt: „Alles von Brahma bis hin zum Grashalm ist Krishna." Das stimmt mit der Aussage der Upanishaden überein: „Alles ist Brahman. Sarvam Khalvidam Brahma."

Die Bhagavatam Purana

(Fortsetzung des Artikels von Swami Sivananda)

Der Name Bhagavatam Purana stammt daher, da sie vom Ruhm Bhagavans oder Vishnus berichtet. Sie ist eine der maßgebenden Hindu-Schriften. Sie ist ein Werk von großem Ansehen in Indien. Sie übt einen direkten und mächtigen Einfluss auf die Meinungen und Gefühle des Volkes aus. Sie hat auch auf den Geist der Hindus einen wunderbaren Einfluss genommen.

Sie enthält die Essenz aller Puranas.

  • Die Bhagavatam lehrt Hingabe, verbunden mit Jnana (Bhaktiyukta Jnana).
  • Sie trennt Bhakti nicht vom Wissen ab.
  • Sie lehrt, dass Jnana äußerst hilfreich für das vollständige Erlangen von Bhakti ist.
  • In der Bhagavatam werden das Allheilmittel Bhakti und das Elixier Jnana vermischt.

Die Bhagavatam ist ein praktischer Führer für alle.

Sie lehrt, dass allein die Gottesverwirklichung dem Menschen Erlösung bringen kann und zeigt den Weg, um göttliches Bewusstsein zu erlangen. Sie lehrt, dass in Wirklichkeit nur Gott existiert und dass Gottverwirklichung das großartige Ziel des Lebens ist. Sie lehrt uns, Gott überall, jederzeit und in jeder Lebenslage zu erfahren. Es ist wahrhaftig ein wunderbares Buch und ein großartiger Schatz für die Menschheit.

Alles, was in der Hindureligion, -philosophie und -kultur edel und inspirierend ist, findet sich in der Bhagavatam.

  • Sie ist das beliebteste Buch unter Predigern und religiösen Lehrern.
  • Das Buch wird in allen Hinduhaushalten verehrt.
  • Es wird überall in Indien von gelehrten Panditen, Sadhus und Sannyasins rezitiert.
  • Das Studium dieses Buches erzeugt Hingabe, bringt Wissen und Vairagya.
  • Der Ruhm Vasudevas wird in diesem Buch sehr lebendig dargestellt.