Vidyapeeth und Kanyapeeth

Nach Bhaijis Tod in Almora im Jahr 1937 wollten seine Verehrer die hohen Ideale konkret verwirklichen, die er ihnen vor Augen gehalten hatte. In seinen letzten Lebenstagen hatte er mit Hari Ram ausführlich über eine neuartige Knabenschule nach dem Muster des alten Gurukul-Systems gesprochen, in der aber auch moderne Fächer unterrichtet werden sollten. Als Hari Ram dieses Thema in Ma‘s Gegenwart anschnitt, sagte sie:
      »Wenn ihr eine solche Aufgabe übernehmen wollt, könnt ihr euch selbstverständlich daranbegeben. Ich habe dazu nichts zu sagen. Wie ihr wißt, habe ich kein Kheyala zu Unternehmungen dieser Art. Ihr wißt, daß Jyotish sich Gedanken über die Gründung einer Musterschule machte, in der die grundlegende Lehre unserer Tradition mit Unterricht in allen modernen Fächern zu verbinden wäre. Ich kann dazu sagen, daß jede gute Arbeit lohnend ist, die mit Hingabe und in einer Haltung des Dienens ausgeführt wird. Ich weise euch darauf hin, weil ihr jetzt alle den tiefen Wunsch habt, dieses verdienstvolle und wohltätige Werk zu tun. Jede gute und selbstlose Unternehmung überall in der Welt ist Dienst am Einen. Ihr alle seid normalerweise mit Arbeit zum eigenen Nutzen beschäftigt, daher ist es sehr wünschenswert, daß ihr euch auch mit altruistischer Arbeit befaßt und so die engen Grenzen der Ichbezogenheit überschreitet. Man sollte aber nie vergessen, daß unermüdliches Streben stets auf die Erkenntnis der Wahrheit allein zu richten ist. Der Mensch kann nicht untätig sein, und es ist praktisch unmöglich, alle 24 Stunden mit Japa und Meditation zu verbringen. Daher müssen Werke aller Art vollbracht werden, die diesem Ziel förderlich sind. Dienst an der Menschheit, Studien, Engagement in guten Taten sind nötig, um das Gemüt zu läutern, das sich dem Sadhana widmen soll. Nur Unternehmungen, die Gottverwirklichung fördern, sind der Mühe wert. Ebenso ist alles, was davon ablenkt, zu vermeiden. Man braucht Unterscheidungskraft. Alles Tun muß auf die Stärkung und Ausweitung des Bewußtseins von Gott zielen.«
      Hari Ram verstand diese Worte Ma‘s als Einwilligung zu dem Vorhaben und legte daraufhin mit einigen anderen treuen Freunden Bhaijis den Grundstein zu einer Knabenschule, die als Vidyapeeth bekannt wurde. Das Kanyapeeth blieb eine gemeinnützige Einrichtung. Es wurde nach denselben Grundsätzen wie das Vidyapeeth gestaltet.