Leben und Werk des Heiligen Arunagirinathar - Die historische Ansicht

In seinem Werk „Sasana Tamizhk Kavi Charitam“ hat Rao Saheb M. Raghava Iyengar detailliert und glaubwürdig seine Forschungen beschrieben, die auf bestimmten Sanskritwerken und Inschriften in der Gegend von Tiruvannumalai basieren und die viele interessante Tatsachen über das frühe Leben von Arunagiri enthüllen. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Forschung sind:

Es steht weitgehend fest, dass Arunagiri zur Zeit von Villiputturar lebte, dem Autor des tamilischen Mahabharatam (indische Epos). Villiputturar lebte zur gleichen Zeit wie die Irattaiyar (die Zwillingspoeten) in der Mitte des 14. Jahrhunderts.

Arunagiri bezieht sich in seinem Tiruppugazh auf zwei Personen - (1) einen König, der während dieser Zeit herrschte namens Pravudadeva Maharaja und (2) den Vorsteher eines Klosters namens Somanathan. Aufgrund von Arunagiris Beschreibung der damaligen politischen Situation kann man davon ausgehen, dass der König, auf den er sich bezieht, Pravudadeva Raya II. ist, der Anfang des 15. Jahrhunderts regierte. Von Somanathan nimmt man an, dass er um 1370 n.Chr. gelebt hat, gemäß einer Inschrift in der Wand des Shiva Tempels in Puttur. Es kann auch nachgewiesen werden, dass der besagte Somanathan einer der ersten Shivacharyas war – gelehrte Vidvans und Gowda-Brahmanen – die aus Nordindien gekommen waren und sich etwas früher in Mullandiram und Devikapuram niedergelassen hatten. Daher schlussfolgert der Autor, dass Arunagiris zwischen Pravudadeva und Somanathan gelebt hat, d.h. zwischen dem Ende des 14. Jahrhunderts und dem Anfang des 15. Jahrhunderts.

Aus anderen Inschriften weiß man, dass es unter diesen Gelehrten und Pandits der Gowda Brahmanen talentierte Sanskritpoeten gab, die „Dindima Kavis“ genannt wurden. Historiker4 behaupten, dass unser Arunagiri ein Nachfahre dieser Dindima Kavis sei und auf ihn selbst wird in einem der Sanskritwerke seiner Nachfahren mit dem Titel Saluvabhyudayam Bezug genommen, dessen Autor sagt, dass sein Vater namens Arunagirinathar ein „Sarva-Bhauma Dindima Kavi“ war, ein „Ashtabhasa Paramesvara“, ein Altmeister im Komponieren von Chitra Prabandha und einer, der von den drei tamilischen Königen Chera, Chola und Pandya sehr verehrt wurde. Sri Raghava Iyengar weist durch logische Schlussfolgerung und Zusammentreffen von Zeit, Ort etc. nach, dass der Arunagirinathar, auf den im oben erwähnten Sanskritwerk Bezug genommen wird, unser Arunagiri ist, der Autor des Tiruppugazh und anderer Werke.

Außerdem gibt es eine Inschrift von 1550 n. Chr. im Shiva Tempel von Mullandiram über eine Schenkung von Land durch eine Brahmanin, um für „Annamalai Natha“ einen kleinen Altar in diesem Shiva Tempel zu errichten. Die Stifterin gilt als eine Nachfahrin von Dindima Kavi Annamalai Natha. Man nimmt an, dass Annamalai Natha, zu dessen Gedenken der Altar errichtet wurde, unser Arunagiri ist, weil er als göttlich inspirierter Poet und heilige Seele von außergewöhnlichem Kaliber so berühmt wurde, dass ihm viele Tempel gewidmet wurden; einer seiner Nachfahren spendete für einen solchen an seinem Geburtsort Mullandiram. Daraus schließt man, dass Arunagiri aus einer Brahmanenfamilie aus Mullandiram bei Tiruvannamalai kam.

Ein Einwand dagegen ist: Obwohl Arunagiri in dem Sanskritwerk seines Sohnes als Dindima Kavi usw. bezeichnet wird (wofür es auch Hinweise in den Werken von Arunagiri gibt), bestand Arunagiris Größe nicht so sehr darin, als vielmehr in seiner außergewöhnlichen Hingabe an Lord Murugan und in seinen zahllosen Kompositionen von Tiruppugazh-Liedern, die in dem Sanskritwerk nicht erwähnt werden. Dieser Einspruch scheint nicht schwerwiegend zu sein, denn wenn man sich auf eine Person bezieht, müssen nicht unbedingt alle Aspekte ihres Lebens erwähnt werden. Solange die über Arunagiri erwähnten Tatsachen in dem Sanskritwerk nicht irgendwelchen anderen bekannten Fakten widersprechen, kann es mit Sicherheit als authentisch betrachtet werden, weil keine Beschreibung einer Person vollständig sein kann.

Dass er als Chitra Kavi ein Experte im Komponieren von Liedern war, dass er  Kandar Anubhuti ein Dindima Kavi war und dass er von den drei Königen geehrt und verehrt wurde, trifft auf Arunagiri zu und kann auch mit seinem Tiruppugazh und anderen Werken untermauert werden. Und dann, wenn sich all dies nicht auf Arunagiri beziehen würde, auf wen könnte es sich sonst beziehen? Es gibt offen - sichtlich zu dieser Zeit niemand anderen, dem all dies zugeschrieben werden könnte. Einfach nur zu sagen es beziehe sich nicht auf unseren Arunagiri, wäre ein bedeutungsloser Einwand, wenn nicht die Existenz einer anderen Person, auf die es sich bezieht, bewiesen werden kann.

Es kann nicht sein, dass es jemand anderen gab, der so ein großer Poet war, dass er Dindima Kavi genannt wurde, ein Chitra Kave, ein Experte im Komponieren von Gedichten, der von den drei großen tamilischen Königen verehrt wurde, und dass sein Name, seine Lebensgeschichte oder irgendeines seiner Werke nicht überliefert sind. Wenn all dies sich auf eine andere Persönlichkeit als Arunagiri beziehen würde, müsste etwas über sie oder mindestens über ihre Werke als Referenz irgendwo vorhanden sein. Da dies nicht der Fall ist, kann man mit aller Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sich diese Angaben auf Arunagiri beziehen, den Autor des Tiruppugazh und anderer Werke.

4.Der berühmteste unter ihnen ist der verstorbene Sri T.A. Gopinatha Rao, der einen langen Artikel im „Indian Antiquary“ von 1918 veröffentlicht hat.