Japa Yoga von Swami Sivananda

  • 5. Kapitel - Geschichten von Japa-Yogis

Einleitung

Tulasi-Das, Rama-Das, Kabir, Mira Bai, Bilvamangalam (Sur Das), Gauranga (Chaitanya Maha-Prabhu), Narasi Mehta von Gujarat und andere haben Gott nur durch Japa und intensive Hingabe verwirklicht. Warum also nicht auch ihr, liebe Freunde? Warum solltet ihr nicht auch große spirituelle Persönlichkeiten werden? Was der eine kann, kann der andere genauso. In diesem Eisernen Zeitalter (Kali Yuga) ist Gottesverwirklichung in kurzer Zeit möglich, dank der Gnade Gottes. Man braucht heutzutage keine strenge Askese mehr einzuhalten. Man braucht nicht jahrelang auf einem Bein zu stehen, wie dies die Menschen in der Vorzeit taten. Man kann Gott durch Japa, Kirtan und Gebet verwirklichen.

Ich muß nochmals betonen, daß jede Mantra-Wiederholung einen gewaltigen reinigenden Einfluß auf den Geist hat. Alle Kräfte liegen im Namen Gottes. Er lenkt den Geist nach innen und dünnt alle Vasanas aus. Vasana ist ein feiner, unterschwelliger Wunsch, eine latente Neigung, die treibende Kraft hinter dem Wunsch. Mantra-Wiederholung vermindert die Kraft der Gedanken und dünnt den Geist aus. Der Geist wird fein wie eine Schnur und erreicht Tanumanasa, den dritten Zustand der Bhumikas ("Ausdünnen des Geistes"). Mantra-Wiederholung erfüllt den Geist mit Sattwa, Frieden, Reinheit und Stärke und entwickelt Willenskraft.

Lies das Buch „Garland of Letters“ oder „Varnamala“ von Justice Woodroffe, um dir der Wirksamkeit von Mantras bewußt zu werden.

Dhruva

Uttanapada war einer der Söhne Manus, des Ahnherrn der Menschheit. Der Name Uttanapada bedeutet "mit erhobenem Fuß". Das bezieht sich vielleicht auf eine Vorzeit, in der seine Seele noch spirituell stark und nicht im Lauf materieller Geburt gefangen war, sondern einen Fuß in Mahar-Loka (Name einer himmlischen Weltenebene) hatte. Uttanapada hatte zwei Frauen, Suruchi ("die Anmutige") und Suniti ("die Tugendhafte"). Er hatte einen Sohn mit Suruchi, der Uttama ("der Beste") hieß und einen Sohn mit Suniti, der Dhruva ("der Feste") genannt wurde. Eines Tages saß Uttama auf dem Schoß seines Vaters sitzen. Dhruva sah das und wollte auch gern bei seinem Vater sein. Aus Furcht vor Suruchi wagte Uttanapada nicht, die Arme nach Dhruva auszustrecken. Suruchi schalt Dhruva wegen seines unverschämten Ansinnens aus. Dhruva fühlte sich von den strengen Worten der Stiefmutter zutiefst gekränkt, wandte sich ab und ging zu seiner Mutter, der er seinen Kummer klagte. Suniti riet ihrem erst fünfjährigen Sohn, Askese zu üben.

Unverzüglich verließ Dhruva das Haus, um Askese zu üben, wie es seine Mutter vorgeschlagen hatte. Unterwegs traf ihn Narada. "So ein Kind wie du, Dhruva!", sagte der große Weise. "Wie kannst du Ihn durch Askese finden, der nur durch intensive Yogapraxis, Konzentration und Leidenschaftslosigkeit über mehrere Geburten hinweg zu erreichen ist? Nimm für den Augenblick von diesem Versuch Abstand, mein Junge. Versuche es wieder, wenn du alle Freuden der Welt genossen hast und alt geworden bist." Aber Dhruva blieb fest bei seinem Vorsatz und drängte Narada, ihm das Meditieren beizubringen. Narada weihte Dhruva in die Geheimnisse des Mantras "Om Namo Bhagavate Vasudevaya" ein, erklärte ihm, wie er über Vasudeva (Beiname Krishnas) meditieren solle und wies ihn an, in Mathura, wo Vasudeva verehrt wird, Askese zu üben. Dhruva verbrachte seine Tage in strenger Selbstkasteiung, stand auf einem Fuß und lebte nur von Luft. Schließlich überprüfte der Herr seinen Atem und sah das Göttliche Licht in seinem Herzen. Er zog dieses Licht aus dem Herzen und als Dhruva aus dem überbewußten Zustand zurückkehrte, sah er den Erhabenen selbst vor sich stehen.

Nach Oben

Er war sprachlos. Gott Vasudeva sprach zu ihm: "Oh du tapferer Junge! Ich kenne deinen Entschluß. Sei gesegnet für immer. Ich weise dir einen Platz in ewigem Licht und unbegrenzter Selbstverwirklichung (Nirwana) zu, dort, wo die Planeten und Sterne verknüpft sind. Selbst wer eine ganze Weltenperiode (Kalpa) lang lebt, wird irgendwann einmal sterben, aber jener Ort wird niemals vergehen. Dharma, Agni, Kashyapa, Indra und die sieben Weisen und alle Himmelskörper umrunden ständig diesen Ort. Du wirst deinem Vater auf dem Thron nachfolgen und 36.000 Jahre lang regieren. Dein Bruder Uttama wird in einem Wald untergehen. Deine Stiefmutter Suruchi wird auf der Suche nach ihrem Sohn umkommen. Der Ort, an den du am Ende gehen wirst, ist meine eigene Wohnstätte, höher als die der Weisen, von wo es keine Rückkehr gibt."

Dhruva kehrte zu seinen Eltern zurück und sein Vater überließ ihm den Thron. Er heiratete Brahmi, die Tochter von Simsumara, und hatte zwei Söhne mit ihr, Kalpa und Vatsara. Von Ila hatte er einen weiteren Sohn, Utkala. Uttama wurde bei einer Jagd von einem mächtigen Yaksha (Astralwesen) getötet. Dhruva zog nach Norden, um sich an den Yakshas für den Tod seines Bruders zu rächen. Er tötete tausende unschuldiger Yakshas und Kinnaras im Kampf. Manu hatte Mitleid mit ihnen und bat seinen Enkel, mit dem Kampf aufzuhören. Dhruva beugte sich aus Gehorsam gegenüber Manu. Daraufhin fand auch Kubera, der König der Yakshas, großen Gefallen an ihm und segnete ihn. Nach 36.000 Jahren kamen Sananda und Nanda, die beiden Gefährten Vishnus, mit einem Wagen und brachten Dhruva zu dem versprochenen himmlischen Wohnsitz.

Ajamila

Ajamila war der Sohn eines Brahmanen. Er war pflichtbewußt, tugendhaft, bescheiden, wahrhaftig und regelmäßig in der Befolgung vedischer Vorschriften. Eines Tages ging er auf Wunsch seines Vaters in den Wald, um dort Früchte, Blumen, Opferholz und Kushagras zu sammeln. Auf dem Rückweg sah er einen Shudra (Angehöriger des vierten, dienenden Standes) in Gesellschaft eines Sklavenmädchens.

Vergeblich bemühte er sich, seine Leidenschaft zu unterdrücken. Aus Liebe zu diesem Mädchen verbrauchte er sein ganzes väterliches Erbe. Er gab seine eigene Frau auf und lebte mit dem Sklavenmädchen zusammen. Sie hatten mehrere Söhne, deren jüngster Narayana hieß. Ajamila verlor alle seine guten Eigenschaften in niedriger Gesellschaft und vergaß seine täglichen spirituellen Übungen. Um für den Lebensunterhalt der Frau und der Kinder zu sorgen, beging er alle möglichen lasterhaften und ungesetzlichen Taten. Sein Lieblingssohn war Narayana, den er oft liebkoste. Schließlich näherte sich Ajamilas Ende. Selbst in diesem Augenblick dachte er an seinen jüngsten Sohn, der in einiger Entfernung spielte. Drei grimmig blickende Boten des Totengottes Yama erschienen mit Stricken in den Händen. Bei ihrem Anblick rief Ajamila schreckerfüllt: "Narayana, Narayana". Sofort erschienen die Boten Vishnus. Gerade als die Diener Yamas die Seele aus Ajamilas Herz entfernen wollten, hielten die Diener Vishnus sie mit starker Stimme davon ab. "Aber wer seid ihr, daß ihr euch der gerechten Herrschaft Yamas widersetzt?", fragten sie. Die strahlenden Diener Vishnus lächelten nur und sagten: "Was ist Dharma (rechtes Handeln)? Richtet euer Gott Yama das Zepter der Bestrafung gegen alle, die ihr Karma erfüllen? Macht er keinen Unterschied?"

Die Boten erwiderten: "Die Befolgung der vedischen Vorschriften ist rechtes Handeln, ihre Mißachtung ist Unrecht. Ajamila zollte in früheren Tagen den Veden den nötigen Respekt. Aber in Gemeinschaft mit dem Sklavenmädchen hat er sein Brahmanentum verloren, die Veden mißachtet und Dinge getan, die ein Brahmane nicht tun sollte. Er kommt zu Recht vor Yama zur Bestrafung."

Die Gefährten Vishnus wunderten sich über diese Worte. "Ihr seid die Diener dessen, der König des rechten Handelns genannt wird, und wißt nicht, daß es etwas gibt, das noch über den Veden steht? Ajamila hat bewußt oder unbewußt den Namen Narayanas zitiert und das hat ihn vor eurem Zugriff gerettet. Es liegt in der Natur des Feuers, Brennbares zu verbrennen; ebenso zerstört der Name Vishnus von Natur aus alle Sünden. Wenn jemand eine hochwirksame Medizin einnimmt, ohne sich dessen bewußt zu sein, hat sie deswegen dann keine Wirkung? Es spielt keine Rolle, ob Ajamila seinen jüngsten Sohn gemeint hat oder nicht; auf jeden Fall wählte er den Namen Narayanas. Daher müßt ihr euch zurückziehen."

Nach Oben

Verwundert ließen die Diener Yamas Ajamila los. Sie gingen zu ihrem Meister und beklagten sich: "Es muß ein Gesetz geben und einen Befreier von diesem Gesetz. Sonst werden manche bestraft und andere nicht. Warum dieser Unterschied? Wir kennen dich als einzigen, der die Lasterhaften vom Gesetz freisprechen kann. Aber gerade jetzt kamen die Gefährten Vishnus und haben uns einen Übertreter der vedischen Gesetze entrissen".

„Es ist wahr, meine Söhne“, erwiderte Yama. „Es gibt jemanden über mir und das ist Vishnu. Seine Wege sind unergründlich. Das ganze Universum liegt in Ihm. Seine Gefährten retten seine Anhänger immer. Nur zwölf von uns kennen Sein Gesetz, die Bhagavata. Diese zwölf sind Brahma, Shiva, Sanatkumara, Narada, Kapila, Manu, Prahlada, Janaka, Bhishma, Bali, Suka und ich.

Herzen. Er überwand seine Bindungen, verließ das Haus und ging nach Haridwar. Dort meditierte er konzentriert über Vishnu. Die Gefährten Vishnus erschienen abermals und brachten ihn in einem Wagen zum Wohnsitz Vishnus.“

Ein Schüler – Glaube kann Wunder bewirken

Ein großer Guru, der in einem Tempel am Ufer eines breiten Flußes lebte und weitherum Hunderte von Schülern hatte, versammelte eines Tages alle seine Schüler um sich und sagte, er wolle sie alle noch einmal vor seinem Tode sehen, der bald bevorstehe. Die Lieblingsschüler des Gurus, die ständig bei ihm lebten, bekamen Angst und hielten sich Tag und Nacht ganz in seiner Nähe auf. Denn sie dachten, er würde ihnen endlich das große Geheimnis enthüllen, wie es ihm gelungen war, ein so großer Meister zu werden.

Und da sie alle fürchteten, diese einmalige Gelegenheit zu verpassen, warteten sie gespannt auf den Augenblick, in dem das Geheimnis gelüftet werden würde. Denn obwohl ihr Guru ihnen viele heilige Mantras beigebracht hatte, hatten sie keine überirdischen Kräfte erlangt und dachten daher, der Guru habe die eigentliche Methode immer noch für sich behalten. Jede Stunde trafen Schüler von überall her ein und warteten mit großer Spannung.

Da kam auch ein bescheidener Schüler, der weit weg auf der anderen Seite des Flußes lebte. Aber der Fluß hatte Hochwasser und war so aufgewühlt, daß nicht einmal Boote ihn überqueren konnten. Der Schüler durfte jedoch keine Zeit versäumen, denn in der Zwischenzeit könnte der Guru sterben. Was sollte er also tun? Er wußte, daß das Mantra, das der Guru ihn gelehrt hatte, allmächtig war und alles vollbringen konnte. Das war sein fester Glaube. Also sang er das Mantra mit Vertrauen und Hingabe und überquerte so den Fluß. Alle Schüler, die das sahen, waren über seine Kräfte erstaunt. Und da sie ihn als einen erkannten, der schon vor langer Zeit zu ihrem Lehrer gekommen, nur einen Tag geblieben und wieder gegangen war, nachdem der Guru ihm etwas beigebracht hatte, dachten sie alle, der Guru habe ihm das Geheimnis anvertraut. Sie fragten ihren Guru nach dem Grund, warum er sie so getäuscht habe, obwohl sie ihm viele Jahre lang bescheiden gedient hätten und warum er das Geheimnis einem Fremden preisgegeben habe, der übrigens vor langer Zeit nur für einen Tag hergekommen sei.

Der Guru bedeutete ihnen lächelnd, ruhig zu sein. Er ließ den beschei denen Schüler rufen und gebot ihm, den anderen zu erzählen, was er ihn vor langer Zeit gelehrt habe. Die eifrige Gruppe der Schüler war verblüfft vor Verwunderung, als sie ihn den Namen „Kudu-Kudu“ mit Ehrfurcht, Verehrung und Hingabe aussprechen hörten. „Seht“, sagte der Guru, „er glaubte daran und war überzeugt, den Schlüssel zu allem zu haben. In gleichem Maße wird er für seinen Glauben, seine Konzentration und Hingabe belohnt. Ihr aber habt immer daran gezweifelt, daß dies alles sei und geglaubt, es gebe noch etwas, das noch nicht enthüllt ist, obwohl ich euch sehr kraftvolle Mantras gegeben habe.

Nach Oben

Das hat eure Konzentration zerstreut; der Gedanke an das große Geheimnis beherrschte euren Geist. Ihr dachtet ständig über die Unvollkommenheit des Mantras nach. Diese unbeabsichtigte und unbemerkte Konzentration auf die Mangelhaftigkeit machte euch selbst mangelhaft.“

Das Milchmädchen und der Pandit

Ein Milchmädchen brachte einem Schriftgelehrten jeden Tag Milch. Der Pandit war sehr gelehrt, gab Vorlesungen und leitete rituelle Tänze und Gebete. Um zum Haus des Pandits zu kommen, mußte das Milchmädchen ein kleines Flüßchen überqueren. Eines Tages kam es etwas später, weil das Flüßchen nach heftigen Regenfällen Hochwasser hatte. Der Pandit fragte, warum es so spät dran sei. Das Milchmädchen erzählte ihm von dem Hochwasser. Der Pandit erwiderte: "Tausende haben den Ozean mit Hilfe eines einzigen Namens Gottes überschritten. Warst du nicht einmal in der Lage, diesen winzigen Wasserlauf zu überqueren?"

Das Milchmädchen hatte grenzenloses Vertrauen in die Worte des Pandit. Es war sofort wie verwandelt. Am nächsten Tag dauerte das Hochwasser an. Das Mädchen erinnerte sich an die Worte des Pandits, wiederholte ernsthaft, mit Gefühl und Hingabe, den heiligen Namen und überquerte den reißenden Fluß. An jenem Tag fragte der Pandit, wie sie es geschafft habe, trotz der Flut so früh zu kommen. Sie antwortete, sie habe seinen Rat befolgt, den Namen Gottes wiederholt und den Strom überquert.

Der Pandit wunderte sich sehr und wollte diese Methode selbst ausprobieren. Aber als er versuchte, den Strom zu überqueren, fiel er hinein und wäre beinahe ertrunken.

Der Pandit hatte kein Vertrauen. Seine Weisheit bestand aus trockenem Bücherwissen. Deshalb genoß er keinen Schutz. Das Milchmädchen besaß echten Glauben. Deshalb wurde es gerettet. Wiederhole also den Namen Gottes mit vollem Vertrauen und Hingabe. Dann wird der Name des Herrn dich immer schützen.

Glaube und seine Bedeutung im religiösen Bhakti-Kult

Der Anstoß, sich dem Bhakti Yoga zuzuwenden, um auf diesem Weg Gottesverwirklichung zu erlangen, entwickelt sich aus einem ursprünglichen religiösen Glauben im Aspiranten. Man sollte Glauben an sich selbst, an seinen Guru, der einen in das geeignete Mantra eingeweiht hat und Glauben an die persönliche Gottheit haben, die von ihm ausgewählt wurde. Auf diesem dreifachen Glaubensfundament beruht die Erfüllung des angestrebten Ziels. Je mehr Glauben der Schüler in seinen Guru setzt, wenn er seine Lehren in die Praxis umsetzt, ohne die geringste Spur eines Zweifels, desto wunderbarerweise wird Gottes unsichtbare Kraft allen seinen Unternehmungen zu einem erfolgreichen Abschluß verhelfen. Die Herrlichkeit des Namens Gottes und das ernsthafte Singen oder Sich-Erinnern an ihn führt den Schüler mit echtem Erfolg durch jede Stufe seiner spirituellen Praxis in Richtung auf sein höchstes Lebensziel und der Ausspruch "Mukam karoti vachalam pangum langhayate girim“ wird sich noch in diesem Leben erfüllen.

Das folgende Beispiel aus dem großen Epos Ramayana erläutert dies: Nachdem sie Ravana, das zehnköpfige Ungeheuer, besiegt und Sita Devi befreit hatten, kehrte Rama mit Vibhishana (Ravanas Brunder, aber ein Verbündeter Ramas) und einigen Mitstreitern Vibhishanas nach Ayodhya zurück. Nach den Krönungsfeierlichkeiten machten sich die geladenen Gäste und Würdenträger auf den Heimweg. Auf Wunsch Ramas blieb Vibhishana noch einige Tage länger. Nun erhob sich die Frage, wie die Gefolgschaft Vibhishanas ohne die berühmte Brücke (Setu), die bereits abgebrochen worden war, auf die Insel Sri Lanka zurückkehren sollten. Für Vibhishana war dieses Problem einfach zu lösen. Er nahm ein trockenes Feigenblatt, schrieb den Namen "Sri Rama" darauf, band es mit einem Knoten in ein Tuch, gab es einem seiner Männer und sagte zu ihm: "Halte diesen Knoten fest und tauche ihn ins Meer, dann werdet ihr sicher hinüberkommen." In blindem Glauben, den Knoten fest in der Hand, sprang der Dämon (Rakshasa) ins Meer – und, oh göttliches Wunder – das Wasser des Ozeans reichte ihm nur bis zu den Knien und er konnte mit Leichtigkeit hindurch waten, auf das andere Ufer zu.

Aber als er ungefähr die Mitte erreicht hatte, beraubten Eigendünkel und Unglauben ihn des Segens Gottes. Er dachte: "Was mag in diesem Knoten unseres Herrn sein, daß er solche Wunder vollbringen kann?" Augenblicklich zwang ihn die Neugier, den Knoten zu lösen und nachzusehen, was darin war. Der bloße Anblick des trockenen Blattes brachte ihn zum Lachen und er spottete darüber. Dann, als er den Namen "Sri Rama" darauf geschrieben sah, steigerte sich seine Geringschätzung so sehr, daß er überlegte: "Wie? Dieser Name soll eine solch verheerende Wirkung auf den Ozean ausüben können?" Kaum war dieser Zweifel in ihm aufgekommen, erhob sich eine plötzliche Flut mit rauhen Wellen, so daß er sich in einem nassen Grab wiederfand.

Das ist nur eines der vielen Beispiele für die Wirksamkeit des Namens Gottes für den Gläubigen und das Gegenteil für den Ungläubigen und Zweifler. Laßt uns daher das Maha-Mantra „Hare Rama Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare; Hare Krishna Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare“ mit stand haftem Vertrauen und unverrückbarem Glauben wiederholen und, uns an ihm festhaltend, den Ozean des Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) überqueren.Der Glaube ist das Wichtigste auf dem Bhakti-Weg. Es gibt kein Bhakti ohne Glauben. „Shraddhavan labhate jnanam“ – „Wer glaubt, erlangt Weisheit“. „Samsayatma vinasyati“ – „Wer zweifelt, geht unter.“ Wenn der Geist sich fest mit innigem Vertrauen auf ein bestimmtes Objekt, einen Zustand, eine Situation oder Vorstellung heftet, werden sich diese manifest ieren. Glaube ist die besondere Kraft des Bewußtseins, die das verwirklicht, was man sich vorstellt. Die größte Macht der Welt ist der Glaube. Ohne Glauben in die Gültigkeit der Erfahrung kann nicht einmal der duali stische Verstand funktionieren. Man lebt vom Glauben. Wenn der Glaube auf Gott gerichtet ist, wird er zur Ursache der individuellen Befreiung.