36. Rechtschaffenheit

Wir haben darüber gesprochen, wie wichtig ein gewaltiges Verlangen nach Gott ist und haben Jesus zitiert: „Gesegnet sind die, die hungern und dürsten nach Rechtschaffenheit, sie sollen gesättigt werden.“ Unsere Betonung lag auf dem Hunger und dem Durst, aber was ist mit dem, wonach wir dürsten und hungern? Denn wenn wir das Wort Rechtschaffenheit wirklich verstehen, können wir vielleicht ein Geheimnis des spirituellen Lebens entdecken.

Bezieht sich Rechtschaffenheit nur auf das Handeln? Das Richtige zu tun? Es bedeutet natürlich richtiges Handeln, soweit es Aktivitäten betrifft. Aber Rechtschaffenheit meint alles, was wir tun – nicht nur wie wir handeln, sondern auch die Art, wie wir denken, wie wir sprechen. Aber wessen Rechtschaffenheit ist es? Sollten wir nach unserer Rechtschaffenheit hungern und dürsten, so dass wir gute Menschen werden? Einmal näherte sich jemand Jesus und sagte: „Guter Meister!“ Jesus tadelte ihn sofort. Er sagte: „Warum nennst du mich gut?

Niemand ist gut außer dem Vater.“ Wenn diese Wahrheit unser Wesen ganz durchdringt, kann es unser Leben verändern, denn es gibt irgendwie eine tiefe Überzeugung in uns, dass, wenn wir Gott erreichen wollen, wir uns dies durch Güte und Rechtschaffenheit verdienen müssen. Aber das ist ein Missverständnis, weil es andeutet, dass das Ego gut werden kann. Aber das ist überhaupt nicht möglich, weil das Ego selbst das Problem ist. Es gibt eine Meditation in einer Upanishad, die besagt: „Meditiere über Brahman als Prana.“

Was sind wir ohne Prana? Ohne Lebenskraft in uns sind wir ein toter Körper. Es ist Prana, welches unsere Nahrung verdaut. Es ist Prana, welches uns ermöglicht, zu hören, zu sprechen und zu riechen. Es ist Prana, das uns erlaubt, zu denken. Ohne Prana sind wir nichts. Aber Prana ist eine unpersönliche Kraft. Es hat keine Persönlich keit. Es zieht nicht eines dem anderen vor. Prana ist auch intelligent; es weiß, wohin die Kraft gesendet werden muss, um unsere Nahrung zu verdauen.

Wenn wir uns in den Finger schneiden, weiß es, was aktiviert werden muss, um uns zu heilen. Wenn wir also über Brahman als Prana meditieren, meditieren wir über eine intelligente, unpersönliche Kraft in uns. Nun, wenn dieses Prana auf das Ego, auf Selbstsucht und Gier trifft - dann wird es unpersönlich und intelligent diese Gier, das Ego und die Selbstsucht manifestieren. Aber wenn diese Energie auf eine nach Rechtschaffenheit hungernde und dürstende Seele trifft, so wird es als unpersönliche und intelligente Kraft Wege finden, um Rechtschaffenheit in unserem Leben zu manifestieren.

Gott strömt durch uns 24 Stunden am Tag. Er ist unser Leben. Was sich durch uns manifestiert, ist, worüber er herrscht. Wenn Er auf ein Ego trifft, manifestiert Er sich als Ego mit allen negativen Eigenschaften. Aber wenn Er auf Reinheit und Aufrichtigkeit trifft - mit einem Hunger und Durst wie Er selbst zu sein - dann manifestiert Er sich durch uns als Reinheit und Rechtschaffenheit. Wenn wir also Hunger und Durst nach Rechtschaffenheit haben, sind wir dadurch noch kein guter Mensch - aber Gottes Rechtschaffenheit kann dann eher durch uns hindurchströmen.

37. Ganz locker mit Gott umgehen

Wenn wir irgendein Ziel im Leben erreichen wollen, ist es äußerst wichtig, dass sich unser Herz und Verstand zusammenschließen und auf das Ziel ausrichten. Um uns zu helfen, unseren Verstand und unser Herz zu fokussieren, wählen die großen Lehrer einfache Worte aus den Überlieferungen. In der vedischen Tradition beinhalten diese Worte auch die Mahavakyas, die „ großartigen Aussagen“. In der jüdischen Tradition wiederholt jeder streng gläubige Jude jeden Tag: „Höre Oh Israel: Der Herr unser Gott ist ein Gott: Du sollst Gott deinen Herrn lieben mit deinem ganzen Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft.“

Die Anweisung dieser Worte besagt, dass wir unser Herz und unseren Verstand auf das ausrichten, was das Ziel ist. Ob in der vedischen, buddhistischen, jüdischen, islamischen oder christlichen Tradition – das Problem ist, dass wir dazu neigen, diese Worte zu wiederholen, ohne zu verstehen, was wir sagen oder ohne ihnen den angemessenen Respekt zu zollen. Indirekt hat Swamiji uns während der Sadhana-Woche darauf hingewiesen. Er erzählte, dass er sich nicht im Stande sah, zu antworten, als einer der Sprecher sang: “Shivoham, Shivoham.“ (Ich bin Shiva)

Er sagte, wenn wir die Großartigkeit und Erhabenheit Gottes betrachten, die Großartigkeit dieses Lebens, wie können wir dann einfach so nebenbei singen: “Shivoham, Shivoham.“ Und wirklich, viele Lehrer und Sadhakas sagen auch: „Ich bin Gott, Du bist Gott.“ Die Worte fließen von der Zunge und mögen zwar korrekt sein, aber die Worte allein haben nicht die Ehrfurcht und das Verständnis, welche erforderlich sind. Die Schriften sagen, wenn der Verstand und die Sprache sich Dem annähern, kommen sie verwirrt zurück.

Wirklich, Gott ist so großartig, dass über Ihn nachzusinnen, uns dumm erscheinen lässt. Wir finden keine Worte. Unsere Traditionen lehren uns, Gott wie einen Verwandten, wie einen Freund, wie einen Geliebten zu behandeln, sehr nahe und vertraut mit Ihm zu sein. Es kann sogar jemand ein Gottesverehrer sein und dennoch mit Gott diskutieren, sich bei Ihm beklagen und Ihn verfluchen.

Denn das Wichtigste ist, Ihn anzuerkennen. Aber obwohl dies in einer bestimmten Phase sehr wertvoll ist, gibt es auch eine Phase, in welcher wir erkennen müssen, dass Gott gänzlich jenseits unseres Verstandes, unseres Denkens und Verstehens ist, und zwar total jenseits unseres Verstandes. Wir sind von Ehrfurcht ergriffen. Was ist das für ein Wesen, das nicht nur der Schöpfer dieses Universums und von allem darin ist, sondern auch von uns selbst, die wir darüber nachdenken.

Wenn wir darüber meditieren, stehen unser Mund und Verstand still. Wir können nicht weiter - gehen. Wir können nicht einfach so sagen: “Shivoham“ oder „Ich bin Gott und du bist Gott.“ Die Worte bleiben uns im Halse stecken. Gott zu suchen ist keine lockere Angelegenheit. Gott ist nicht irgend jemand oder irgend etwas, das man einfach so behandeln kann. Er ist ein vergebender Gott, deshalb vergibt Er uns unsere Unwissenheit und unsere Dummheit. Aber letztlich muss man Ihm mit tiefster Verehrung und tiefster Ehrfurcht begegnen. Wir müssen unsere absolute Nichtigkeit erkennen. Denn nur Er ist - und mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all unserem Verstand und unserer Kraft müssen wir unser ganzes Wesen Ihm zu Füßen legen.

38. Glaube

Es gibt eine Menge Dinge, die eine große Hilfe für unser spirituelles Leben sein können, aber nicht alle sind wesentlich. Fasten zum Beispiel ist eine allgemeine religiöse Praxis, aber man kann nicht sagen, dass sie für jeden unverzichtbar ist. Jedoch ist es schwierig, sich ein Leben ohne spirituelle Hingabe vorzustellen. Hingabe ist nicht beschränkt auf den Bhakta (Gottesverehrer). Wenn wir den Jnana-Yoga-Weg (Weg der Erkenntnis) gehen ohne Hingabe daran, herauszufinden, was die Wahrheit ist, werden wir nicht die Energie haben, dem Weg zu folgen.

Wenn wir selbstlosen Dienst ohne Hingabe tun, werden wir selbstloses Dienen nicht durchhalten. Etwas anderes Universales und Wesentliches im spirituellen Leben, auf das wir nicht verzichten können, ist Glaube. Auch Glaube ist nicht nur eine Tugend oder eine Notwendigkeit für einen Bhakta. Auch wenn wir ein Yogi mit tiefen spirituellen Erfahrungen sind, nützt es uns wenig, wenn wir keinen Glauben haben in das, was wir gesehen haben. Oder, wenn wir dem Pfad des Wissens folgen, wird es uns nicht viel helfen, wenn wir kein Vertrauen in das haben, was wir lernen.

Die Bedeutung des Glaubens erinnert uns an eines der schwierigsten Probleme des spirituellen Lebens, und das ist die Frage nach dem Zweifel. Spirituelle Lehrer haben Zweifel als einen der größten Feinde des spirituellen Lebens behandelt. Und das ist er. Aber vielleicht gibt es noch einen anderen Weg, Zweifel zu betrachten. Vielleicht können wir ihn in einem positiven Licht sehen. Zweifel kommt grundsätzlich in 2 Formen. Es gibt einen Zweifel, der einen Teil Skepsis in sich hat. Es ist ein Zweifel, der erkennt, dass, was immer ich denke und glaube, nur konzeptionell ist.

Es gibt also einen gesunden Zweifel, der an dem zweifelt, woran ich glaube, weil er weiß, dass es immer einen Weg gibt, konzeptionelles Verstehen zu verbessern. Es gibt aber auch eine andere, gefährliche Art von Zweifel. Das ist der Zweifel, der an unserem Glauben nagt – der Zweifel, der sich wie ein Krebs in uns ausbreitet. Es ist der Zweifel, der an den Offenbarungen der Schriften zweifelt, an den Worten unserer Gurus und sogar an den tiefsten spirituellen Erfahrungen. Aber auch diese Art von Zweifel muss man nicht ausschließlich negativ sehen. Diese Art Zweifel gibt uns ein Zeichen, dass unser Glaube nicht auf festem Boden steht.

Was meinen wir damit, wenn wir sagen, „unser Glaube steht nicht auf festen Grund“? Wenn wir unseren Glauben untersuchen, mögen wir entdecken, dass er sehr von dem abhängig ist, was wir denken und was uns gesagt wurde. Aber mit „Glaube“ ist nicht der Glaube an unsere spirituellen Überzeugungen, unsere Erfahrungen, unseren Guru als Person gemeint. Mit „Glaube“ ist der Glaube an Das gemeint, auf was alle Schriften, Lehrer und unsere spirituellen Erfahrungen hinweisen. Glaube soll an Gott sein, an das Einzige, das sich niemals verändern wird. Wenn wir also Zweifel haben, zeigt es uns, dass unser Glaube an etwas anderes ist als an Gott.

Tatsächlich geht wahrer Glaube über alle Überzeugungen hinaus. Wahrer Glaube kann nicht von Hingabe getrennt werden. Wahrer Glaube sagt, dass es nur Gott gibt. Das gesamte Universum, einschließlich mir selbst, ist in Seiner Hand. Die Hingabe ist derart, dass wir keine Wünsche und Erwartungen haben. Es gibt nur die eine Vorstellung und den einen Glauben an Gott. Wir haben unser ganzes Leben Gott gegeben und deshalb gibt es keinen Raum mehr für Zweifel, weil es keinen Gedanken mehr gibt außer an Gott und die Ausführung seines Willens.

39. Mittelmäßigkeit überwinden

Die meisten von uns führen ein mittelmäßiges spirituelles Leben. Das bedeutet, nach den ersten Monaten oder Jahren des spirituellen Lebens – wo wir vielleicht bemerkenswerte Veränderungen durchgemacht haben - wurde unser spirituelles Leben weder gut noch schlecht. Es wurde mittelmäßig, unspektakulär. Es ist nicht schlecht. Wir praktizieren regelmäßig und oft dienen wir selbstlos. Mit anderen Worten: Wir leben ein gutes Leben. Aber man kann auch nicht sagen, dass unser spirituelles Leben gut ist, denn faktisch bringt es keine wesentlichen Änderungen unseres Wesens mehr mit sich.

Jahre über Jahre können vergehen und wir müssen zugeben, dass wir uns eigentlich gar nicht mehr stark verändern. Warum erlauben wir uns ein mittelmäßiges spirituelles Leben? Ein Grund ist vielleicht Stolz. Wir leben noch in der Erinnerung der ersten Monate oder Jahre und weigern uns, zu bemerken, dass unser spirituelles Leben seinen früheren Glanz und seine ursprüngliche Begeisterung verloren hat. Ein anderer Grund, warum unser spirituelles Leben mittelmäßig sein kann, ist, dass wir noch immer nach weltlichen Maßstäben leben.

Es muss nicht notwendigerweise sein, dass wir von Sinnesobjekten angezogen sind, aber wir wollen nicht alles von uns dem neuen Leben hingeben. Es gibt ein Gefühl in uns, dass wir genug geopfert haben. Dieses Gefühl kann so fein sein, dass wir es gar nicht bemerken, aber wenn wir das Gefühl haben, genug getan zu haben, behalten wir viele von unseren weltlichen Werten. Wir wollen gewisse Vergnügen, einen gewissen Komfort und vor allem wollen wir Anerkennung.

Folglich sind wir psychologisch nicht mehr vorbereitet, uns radikal zu verändern. Der dritte Faktor ist vielleicht der schädlichste von allen. Das ist ein feines oder sogar bewusstes Gefühl oder so eine Ahnung, dass das Ziel zu hoch für uns ist: „Ich bin nicht wirklich geeignet. Ich kann das nicht.“ Schließlich stellen wir fest, dass es derselbe Faktor ist wie der Stolz oder das Gefühl, genug getan zu haben, welcher in uns sagt: „Ich kann nicht.“ Dieser Faktor, welcher üblicherweise Ego genannt wird, ist ein Aufschneider im einen Moment und ein Feigling im nächsten.

Er wird alles tun, um zu überleben. Wenn wir dies einmal erkannt haben, merken wir, dass das Ego Recht hat, wenn es sagt, es kann nicht. Wie kann etwas, das falsch ist, überhaupt etwas vollbringen. Aber hier haben wir die guten Nachrichten aus den Schriften. Ob es die christliche Theologie ist, welche besagt, dass Gott die Welt durch Christus mit Ihm selbst in Einklang gebracht hat. Oder ob es die vedischen Schriften sind, welche kühn verkünden: „Du bist DAS jetzt!“ Wir brauchen uns nicht um einen Faktor in uns zu sorgen, der sagt: „Ich kann nicht“, weil wir schon sind.

Wenn dies erkannt ist, wird noch etwas verlangt. Swamiji Krishnananda, unser verehrter Generalsekretär, sagt gerne: „Es ist eine Reise des Einzelnen zum Einzelnen.“ Oder es wurde gesagt: „Es ist das Selbst, welches das Selbst verwirklichen muss.“ Oder es ist das Absolute, welches zum Absoluten geht und wenn das Absolute zum Absoluten geht, sollte unsere innere Haltung eine absolute sein. Es kann keinen Kompromiss geben. Es gibt 360 Grad auf dem Kompass, aber nur ein Grad zeigt genau nach Norden. Es gibt 359 Grade, die eine falsche Richtung zeigen oder den Punkt verfehlen.

Deshalb müssen wir etwas in uns finden, das absolut ist, ob es die Mahavakyas sind, ob es Vertrauen in Gott ist – Zuflucht zu Ihm allein zu nehmen – was auch immer es sein mag. Es muss absolut sein und alle Faktoren ausschließen, die uns von unserem wahren Ziel ablenken. Schließlich müssen wir wissen – egal, was unsere Schwächen sind, ob nur empfunden oder real - dass das Prinzip in uns, das uns zum spirituellen Leben gerufen hat, niemals unwahr sein kann. Dieses Prinzip ist immer bei uns. Deshalb können wir einzig darin Zuflucht nehmen.

40. Über die Vorstellung von sich selbst hinausgehen

Gurudev schrieb über 300 Bücher. In den späteren Jahren schrieb er meistens Aphorismen, die von seinen Schülern gesammelt und in Kapitel und Abschnitte geordnet wurden. Das sind sehr kraftvolle Bücher. Die Stimme des Himalaya ist ein solches Beispiel. Gestern habe ich eines seiner früheren Bücher angeschaut, welches er Mitte 30 geschrieben hat. Es hat mindestens 15 Auflagen erreicht. Es ist eine andere Art von Buch. Hier können wir die Persönlichkeit von Gurudev wirklich fühlen.

Er spricht von Mensch zu Mensch. Er sagt: „Ich schweife jetzt ab. Du kannst den Grund für mein Abschweifen sehen…Jetzt erzähl ich dir dies…Ich kann Berge bewegen.“ Was für ein kraftvolles Buch! Welche Energie da durchkommt! An einer Stelle spricht er sogar davon, man müsse eine „aufdringliche“ Natur entwickeln und an einer anderen Stelle, man solle Zurückhaltung vermeiden. Es gibt bei Gurudev keine Leisetreterei, um Schwierigkeiten zu vermeiden. Es ist alles ganz gerade heraus.

Es gibt natürlich eine Phase in unserem spirituellen Leben, wo ein bisschen Zurückhaltung, Sanftmut und Anpassung wichtig sind. Irgendwie müssen wir unser Ego in Zaum halten. Fasten, Selbstverleugnung, auch mit hängendem Kopf herumzugehen sind gerechtfertigt. Aber das ist nicht das Ende der spirituellen Entwicklung, wir dürfen in dieser Art und Weise nicht stecken bleiben. Was ist also der Schlüssel? Was erlaubt Gurudev, so kühn zu sein?

Was erlaubt Swamiji, allem standzuhalten? Zweifellos ist es deshalb, weil sie von einem Ort ohne Grenzen kommen. Sie hängen nicht an „Ich muss dies tun, ich muss das tun“. Sie sind total frei, von einem universellen Standpunkt aus zu reagieren. Schriften und Lehrer warnen uns davor, in Sackgassen zu geraten oder steckenzubleiben. Normalerweise denken wir, das bedeutet, wir sollten um jeden Preis Siddhis, übersinnliche Kräfte, an die sich unser Ego klammern könnte, vermeiden. Aber unsere Egos können sich genauso gut an Bequemlichkeitsniveaus klammern.

Oft sind wir in großen Schwierigkeiten und durch das spirituelle Leben oder indem wir unsere Lebensweise ändern, finden wir Erleichterung. Wir lassen uns nicht länger von Dingen stören, die uns zuvor gestört haben, wir finden einen angenehmen Zustand. Unser Ego kann uns in solch einem bequemen Zustand festhalten, genauso wie es sich an Wissen oder übersinnliche Kräfte klammern kann. Das sind alles Fallen, alles Wege, um uns von unserem Ziel abzubringen.

Es ist unsere Sehnsucht, sicher und bequem zu leben, unsere Individualität zu wahren und ein blockierendes Selbstbild aufrecht zu erhalten. Gurudev war so spontan. Man kann sich bei ihm kein Selbstbild vorstellen, obwohl er so sprach, als habe er eines: „Ich kann dies tun. Ich kann das tun.“ Von einem Standpunkt aus würde man denken, er sei voller Ego, aber es ist nichts da.

Er kommt von nirgendwo. Es ist alles absolute Reinheit. Es ist diese Reinheit, die unser Ziel ist. Wir sollten keine Bilder haben, wie man ein guter Mensch ist, nach dem Motto: „Ich muss so sein. Ich muss anders sein.“ Am Anfang ist das wichtig, aber nach abschließender Analyse hat unser Zuhause, unser wahres Zuhause, kein Selbstbild. Es ist ein Ort der Unschuld, der Verwundbarkeit, ein Ort riesiger Energie.