Die Essenz der Mundakopanishad

Buch: Mundakopanishad
108 Verse von Swami Krishnananda - übersetzt von Swami Hamsanada.

Lass dich inspirieren von der tiefen Weisheit, welche aus den Worten von Swami Krishnanda strömt. Neue Einsichten und Erkenntnisse oder auch Antworten auf Fragen geben die Sätze, welche die Essenz der Mundakopanishad darstellen.

 

von Swami Krishnananda

  1. Wissen ist die reife Frucht der zarten Blüte der Tugend.

  2. Wissen kommt aus dem Inneren. Daher ist es für extrovertierte Menschen nicht leicht zugänglich.

  3. Man kann nicht erwarten, dass wahres Wissen und weltliche Aktivitätnebeneinander bestehen kann.

  4. Entsagung ist die notwendige Voraussetzung, wenn man versucht, sich in die allumfassende Natur auszudehnen.

  5. Liebe zur (materiellen) Welt ist nicht dasselbe wie Liebe zum Absoluten.

  6. Wahres spirituelles Wissen findet man nur bei den Menschen, für die nichts in der Welt der Dinge von Wert ist.

  7. Spirituelles Wissen ist eine unteilbare Erfahrung. Sie ist nicht teilbar wie intellektuelles Wissen.

  8. Spirituelles Wissen ist die Essenz des Wissens von allem, das im allgemeinen und auch im besonderen existiert.

  9. Brahma Vidya (Wissen um Brahman, das Absolute) ist die Technik bzw. Wissenschaft, die es einem ermöglicht, die Absolute Erfahrung zu erreichen.

  10. Dharma (Pflicht) und Jnana (Wissen) unterscheiden sich grundlegend.

  11. Höheres Wissen genügt sich selbst, und wenn man es erreicht hat, ist es nicht mehr nötig, irgendeine Handlung auszuführen.

  12. Das transzendente Wesen ist jenseits aller Attribute.

  13. Allwissenheit bedeutet Wissen über die grundlegende Essenz von allem.

  14. Es gibt keine wahre Macht, solange das Wissen unvollkommen ist.

  15. Je größer das Wissen ist, desto größer ist die Macht.

  16. Der Weg des niederen Wissens ist der Weg des Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod), dessen Anfang und Ende unbekannt sind.

  17. Veränderung ist eine andere Bezeichnung für Samsara.

  18. Alles muss sich transformieren, denn nichts ist vollkommen.

  19. Vairagya (Leidenschaftslosigkeit, Nicht-Verhaftung) ist das Ergebnis der Beseitigung von Unvollkommenheit und Kenntnis der Vollkommenheit.

  20. Es gibt keine Handlung, die zu etwas führt, das nicht bedingt ist durch Zeit und Raum, denn alle Handlungen bewegen sich in Zeit und Raum.

  21. Sowohl gute als auch schlechte Handlungen führen zu begrenzten Ergebnissen.

  22. Die Früchte von Handlungen sind nicht machtvoll genug, um dem Handelnden dauerhaftes Glück zu verleihen.

  23. Alle Wünsche und Handlungen führen zu Verhaftung.

  24. Menschen , die voller Wünsche sind, sind nicht in der Lage, den Rat weiser Menschen wertzuschätzen, denn Weisheit ist den Wünschen entgegengesetzt.

  25. Wo immer ein Mangel an Wissen ist, erfährt man Leid.

  26. Keine Handlung kann einen Menschen dauerhaft in einen ruhmreichen Zustand erheben, da jede Handlung lediglich eine Erscheinung ist.

  27. Brahman (das Absolute) ist nicht etwas, das hervorgebracht wird.

  28. Brahman kann weder hervorgebracht noch erschaffen werden. Es unterliegt in keiner Weise der Läuterung oder Veränderung.

  29. Die wichtigste Eigenschaft eines spirituellen Suchers ist echte und vollständige Wunschlosigkeit.

  30. Der spirituelle Schüler sollte die inneren Qualitäten des Kopfes und Herzens weise miteinander verbunden haben.

  31. Alle Menschen sind eins in ihrem essentiellen Selbst, aber alle unterscheiden sich in ihrer Art zu denken.

  32. Alle Individuen kommen von, existieren in und kehren zurück zu der einen Ursache aller Ursachen, d.h. dem einen selbst in allem.

  33. Da alle geschaffenen Dinge sich letztlich auflösen, kehren schließlich alle Einzelwesen zu ihrer Quelle, dem Selbst, zurück.

  34. Name und Form bilden die (äußere) Welt der Erscheinungen, wohingegen Satchidananda (reines Sein, Wissen und Glückseligkeit) die Wirklichkeit ist.

  35. Purusha ist das Eine, das den ganzen Raum erfüllt und im innersten Herzen wohnt.

  36. Virat (Gott in seiner Manifestation als Welt), Hiranyagarbha (kosmischer Geist) und Ishwara (persönlicher Gott) sind von ihrer Natur her reines Bewusstsein.

  37. Die Pranas und der Geist sind begrenzte Faktoren, daher haben sie keinen Platz im unbegrenzten Göttlichen Wesen.

  38. Erscheinungen existieren lediglich im Bewusstsein.

  39. In der Tat, was im Universum real ist, ist nicht mehr und nicht weniger als Sein-Bewusstsein-Wonne.

  40. Bewusstsein kann nicht einfach in der Luft hängen, ohne zu einem Subjekt oder Objekt zu gehören.

  41. Virat-Bewusstsein ist der wahre Seher, Denker und Versteher in allen Wesen.

  42. Das ganze Universum ist allein der Purusha.

  43. Da alles nur Purusha ist, folgt daraus, dass alle Unterschiede unwirklich sind.

  44. Wirklich ist nur der Purusha allein.

  45. Wenn man den Purusha kennt, kennt man alles.

  46. Beständige Meditation über OM lässt das individuelle Bewusstsein die Form von OM selbst annehmen, das von seiner Natur her unbegrenzt ist.

  47. OM ist das Symbol Brahmans. Daher führt Meditation über OM zur Verwirklichung des Absoluten.

  48. Eine Sache kann mit einer anderen nur identisch werden, wenn es teilhat an der Wesensnatur des anderen.

  49. Jeder Gedanke schickt Energie zu dem Objekt, dem der Gedanke gilt.

  50. Wenn ein Mensch ganz offensichtlich eine bestimmte Eigenschaft besitzt, muss man verstehen, dass dies eine Eigenschaft des Geistes ist und nicht des Atman (Selbst).

  51. Da alle Formen nur Veränderungen sind, die im eigenen Inneren gefühlt werden, können sie nicht der Natur des Atman angehören.

  52. Der Führer des Geistes und der Pranas und der Beweger des Körpers befinden sich im Inneren jedes Einzelnen.

  53. Die Hauptmerkmale des Atman sind Unteilbarkeit, Absolutheit, Ewigkeit, Unsterblichkeit und reines Sein.

  54. Die innere Essenz des einzelnen Menschen weist immer auf die Möglichkeit und Notwendigkeit eines ungeteilten Seinszustand hin.

  55. Vollkommenheit kann nicht räumlich sein.

  56. Absolutheit kann weder einen Ursprung, noch einen Fortbestand, noch ein Ende haben.

  57. Unvergänglichkeit ist dasselbe wie Unsterblichkeit, das wiederum die Natur der Vollkommenheit bzw. das Sein ohne Veränderung ist.

  58. Die verschiedenen Erscheinungsformen des Lebens können nur durch die Absolutheit der Natur erklärt werden.

  59. Der Ruhm Brahmans wird reflektiert durch die psychologischen und physiologischen Handlungen des Einzelnen.

  60. Jeder sehnt sich nach grenzenloser Freiheit

  61. In denkenden Wesen manifestiert sich Brahman als Sein und Bewusstsein.

  62. Es wird gesagt, dass das alldurchdringende Selbst sich in der Mitte jedes Einzelnen befindet.

  63. Wo auch immer etwas Positives erfahren wird, muss verstanden werden, dass es eine Manifestation des Atman ist.

  64. Wenn man das größte Höchste Wesen erschaut, löst sich der Knoten des Herzens, alle Zweifel sind geklärt und alle Handlungen hören auf.

  65. Die Knoten des Herzens sind Avidya (Unwissenheit), Kama (Wunscherfüllung) und Karma (Handlung; Gesetz von Ursache und Wirkung).

  66. Wenn die Ursache entfernt wird, verschwinden auch alle Wirkungen.

  67. Wenn der Geist, der die Ursache von Handlung ist, durch die Beseitigung der Unwissenheit überwunden ist, gibt es auch keine Handlung mehr.

  68. Der Jnani (Weise) hat keine besondere Verbindung zu diesem speziellen Körper.

  69. Alle relativen Werte werden in dem Augenblick überwunden, wenn das Absolute Wissen erkannt wird.

  70. Der Intellekt ist der Same des höchsten empirischen Wissens und daher dem Wissen über Brahman am nächsten.

  71. Objektivität ist Ausdruck des Raja-Prinzips (Aktivität, Unruhe) des Intellekts . Das Bewusstsein dahinter ist Brahman.

  72. Meditation wird mit Hilfe des Intellekts.

  73. Der Atman wird verwirklicht, indem der Intellekt den Intellekt transzendiert.

  74. Wer dem Geist und der Sinne folgt, findet sich in der Welt des Leidens.

  75. Diejenigen, die sich eifrig im Universum der Dunkelheit bewegen und deren Geist und Sinne unruhig sind, kennen Brahman nicht.

  76. Dieses ganze Universum ist der höchste Brahman allein.

  77. Was wirklich ist, ist unteilbar. Jede geteilte Manifestation ist unwirklich.

  78. Alle Vorstellungen und Wahrnehmungen basieren auf der Idee von Ursache und Wirkung. Dies ist für Brahman jedoch nicht von Bedeutung.

  79. Die Upanishaden sagen, dass Brahman allein die Absolute Wirklichkeit ist.

  80. Sowohl Jiva (individuelle Seele), als auch Ishwara (persönlicher Gott) haben eine gemeinsame Grundsubstanz, die Brahman ist und die die wahre Realität beider ist.

  81. Der Körper ist das Feld der Handlung und Erfahrung. Er ist das Ergebnis von früheren Handlungen.

  82. Allein der Geist unterscheidet das Jiva von Ishwara.

  83. Die Erfahrung des Jiva ist ewig. Sie ist Reinheit, Wissen und Freiheit.

  84. Die Aktivität des Ishwara besteht in Seinem reinen Sein.

  85. Aufgrund der Begrenzungen an die Formen der Wünsche und Handlungen, empfindet sich das Jiva als ohnmächtig, verwirrt und hilflos.

  86. Die Verwirklichung Ishwaras ist dasselbe, wie das Aufsteigen des individuellen Bewusstseins zum Bewusstsein von Ishwara.

  87. Der Ruhm der wahren Essenz des Individuums erkennt man nur, wenn der sie verhüllende Schleier entfernt wird.

  88. Die letztendliche Verwirklichung erfolgt als Identität des Selbst mit dem Höchsten Wesen.

  89. Göttliches Wissen ist frei von der Vorstellung von Gut und Böse, denn dieses Wissen ist nicht relativ.

  90. Das ganze Universum besteht ungeformt im Absoluten.

  91. Bei der Selbstverwirklichung wird die Subjekt-Objekt-Beziehung transzendiert und alles wird zum Selbst.

  92. Wahre Wonne ist nicht die Folge von mentalem oder physischen Kontakt, sondern das Ergebnis der Abwesenheit aller Kontakte.

  93. Die Handlung des Wissenden besteht darin, dass er Wissen über das Selbst besitzt.

  94. Ein Brahma Vasishtha ist jemand, der sich im siebten Bewusstseinszustand befindet, wo das Ego vollständig im Absoluten aufgegangen ist.

  95. Erkenntnis des Selbst ist nur möglich, wenn man sich von allen nach außen gerichteten körperlichen und mentalen Handlungen zurückzieht.

  96. Die Asketen, die frei sind von allen Sünden sind, erkennen den Atman im Inneren in Form von Licht und Reinheit.

  97. Falschheit ist das Gegenteil von Wahrheit und entsteht durch die Verhaftung an die falsche Vorstellung von Individualität.

  98. Wahrheit bricht die Individualität auf und ermöglicht es dem Menschen, den Atman zu verwirklichen.

  99. Die Ursache von Verhaftung existiert lediglich im Geist. Darum ist die Beherrschung des Geistes eine wichtige spirituelle Praxis.

  100. Richtiges Wissen ist Gleichmut bzw. die Wahrnehmung des einen Atman in allem.

  101. Diejenigen verwirklichen das Selbst, die ohne Falschheit, Unehrlichkeit und Betrug sind.

  102. Obwohl der Prozess der Verwirklichung ein innerer ist, schließt das Ziel, das erreicht wird, auch das Äußere mit ein.

  103. Allein die Wahrheit triumphiert.

  104. Wahrheit bedeutet mehr, als lediglich die Wahrheit zu sprechen.

  105. Das Festhalten an der Wahrheit bedeutet, die universelle Natur der Wirklichkeit anzunehmen.

  106. Unwahrheit ist negativ, wohingegen Wahrheit positiv ist.

  107. Wahrheit ist in der Tat das Auge des Individuums, das nach der Verwirklichung seiner absoluten Natur strebt.

  108. Verlangen erzeugt Falschheit. Wunschlosigkeit lässt die Wahrheit sich erheben.

∗∗∗ Hari Om Tat Sat ∗∗∗

Englischer Originaltitel: Essence of Mundakopanishad
Aus dem Englischen übersetzt und herausgegeben
vom Bund der Yoga Vidya Lehrer e.V.Copyright:

The Divine Life Trust Society