Gott kann man nicht betrügen

Ramakrishnan lernte für seine Aufnahmeprüfung. Sein Englisch war jedoch schwach. So vernachlässigte er die Mathematik und konzentrierte sich mehr auf Englisch. Am Tag vor der Englischprüfung musste er jedoch die Mathematikprüfung schreiben. Er war nicht sonderlich vorbereitet und daher etwas besorgt. Er würde sicher durchfallen. In der Nähe der Schule stand ein Tempel. Er glaubte, dass Gott alles könne, auch das Unmögliche. Vor der Mathematikarbeit ging er also zum Tempel und betete: „O Herr! Hilf mir dieses Fach zu bestehen. Wenn ich die Fragen zufriedenstellend beantworten kann werde ich Dir Prasad (Speisen, die Gott geopfert und dann verteilt werden) im Wert von 20 Rs opfern.“

Und das Wunder geschah. Alle Fragen der Arbeit fielen ihm leicht. Er konnte alle Aufgaben mühelos und perfekt lösen. Er war nicht nur erfolgreich, sein Erfolg war geradezu eine Glanzleistung. Er hatte alle Fragen richtig beantwortet und er wusste es. Und er hatte noch nicht mal die Hälfte der bewilligten Zeit gebraucht, um die Arbeit zu schreiben. Er war überglücklich. Ramakrishnan hatte nun Zeit übrig. Er dachte, er werde sie dazu nutzen, um eine Liste der Sachen, die er für das Prasad brauchte, zu schreiben. Er überlegte sich Sachen im Schätzwert von 20 Rs. Nachdem er die Liste fertig hatte, dacht er: „Ein oder zwei Sachen sind nicht wirklich wichtig. Warum also Geld verschwenden?“ So strich er sie und nun betrug der Wert der Dinge auf der Liste 15 Rupien. Er überprüfte die Liste noch einmal und sagte sich: „Ist Gott etwa Geschäftsmann, dass er Erfolg in der Prüfung für Prasad im Wert von 15 Rupien gewährt? Ich brauche mir keine Sorgen um die tatsächliche Summe zu machen. Nachdem wir das Prasad geopfert haben, nehmen ja nur meine Freunde und ich es zu uns. Warum also soviel Geld ausgeben?“ Was zählt ist schließlich Andacht und was man im Herzen fühlt. Ich habe den gleichen Verdienst, ob ich nun Prasad im Wert von 20 Rs opfere oder ob ich zwei gute Kochbananen opfere.“

Als er so nachdachte läutete eine Glocke und die aufsichthabende Person kam zu ihm, um die Arbeit einzusammeln. Mit einem breiten Lächeln gab ihm Ramakrishnan die Arbeit und ging nach Hause, zuversichtlich, dass er eine sensationelle Prüfungsarbeit abgeliefert habe. „Was ist den das? Du hast die Antworten mit nach Hause gebracht!“ rief sein Vater, als er das Bündel Blätter in der Hand des Jungen sah. Zu seinem Entsetzen bemerkte Ramakrishnan, dass er in seiner geistesabwesenden Eile beim Ertönen der Glocke seine „Prasad-Berechnung“ zusammengerafft hatte und dem Aufseher gegeben hatte und versehentlich die richtige Arbeit mitgenommen hatte! Er würde eine glatte „sechs“ bekommen! Ramakrishnan weinte bitterlich. „Oh Vater! mit der Gnade Gottes hatte ich eine unglaublich gute Arbeit geschrieben, aber mein Geist dachte dann darüber nach, wie ich Gott betrügen und die Kosten für das Prasad umgehen könne. Sogar philosophische Überlegungen schienen mein untreues Verhalten zu stützen. Das ist nun das Ergebnis.“ Sein Vater sagte: „ Gott kannst Du nicht betrügen.“