Karma wörtlich übersetzt heißt Handlung, Tat. Das Gesetz von Karma ist also das Gesetz von Handlungen. Das Wort „Karma“ beinhaltet aber nicht nur die „Handlung“ selbst sondern auch die Konsequenz der Handlung.
Das Gesetz von Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung.
Das Gesetz von Karma besagt:
Anders formuliert, alles was wir tun, hat eine Konsequenz, die auf uns zurückfällt. Alles, was uns geschieht, haben wir irgendwann selbst verursacht.
Grundlage des Karma ist, dass der Mensch einen freien Willen hat. Der Mensch kann durch sein jetziges Tun die Zukunft beeinflussen.
Das Gesetz des Karma ist aber sehr komplex, wie ich auf der Seite über Karma Gesetz darlegen werde. Karma ist nicht einfach Lohn oder Strafe für frühere Handlungen. Karma hat auch einen tieferen Sinn: Schicksal ist das, was auf geschickte Weise die Lektionen gibt, die einem Menschen helfen, sich zu entwickeln. Schicksal ist also eine Chance. Leben ist eine Schule. Der Mensch wächst durch die Aufgaben, die ihm von seinem Karma gestellt werden. Was auch immer geschieht, ist genau das, was man braucht, um zu wachsen.
Karma und Reinkarnation gehören philosophisch zusammen: Was die Abläufe der verschiedenen Leben bestimmt, ist das Karma. Und Karma kann sich nur über verschiedene Leben entfalten.
Karma - das Leben als Schule - mp3 Vortrag mit Sukadev:
Das Gesetz des Karma wurde in Indien immer wieder falsch bzw. ungenügend verstanden. In seiner populären simplifizierten Form wird unter Karma Belohnung und Bestrafung verstanden: Wenn du in diesem Leben leidest, musst du in einem früheren Leben etwas Schlechtes getan haben. Wenn du gute Lebensumstände hast, musst du in einem früheren Leben Gutes getan haben.
Dieses vereinfachte Karma-Modell wurde besonders im sogenannten „Purva Mimamsa“-Philosophiesystem vertreten, welches die Grundlage des populären Hinduismus geworden ist: Nach diesem Philosophiesystem ist alles, was man tut, entweder Paapa, Sünde oder Punya, Verdienst. Paapas führen zu leidvollen Lebensumständen, in diesem Leben, im Leben nach dem Tod (verschiedene Höllenebenen) und/oder im nächsten Leben. Punyas führen zu glücklichen Lebensumständen in diesem Leben, im Leben nach dem Tod (Himmelsebenen) und im nächsten Leben.
Es wird auch beschrieben, was Paapa und Punya ist. Paapa ist z.B. Diebstahl, die Unwahrheit sagen, einem Lebewesen Schaden zufügen, seine Pflichten nicht zu erfüllen. Punya ist, seine Pflichten zu erfüllen, Almosen geben, rituelle Handlungen ausführen.
Die Grundlagen des Purva Mimamsa- Systems wurden im Laufe der Zeit von den Herrschenden zur Herrschaftssicherung missbraucht: Jemand aus einer niedrigen Kaste erreicht Punya, indem er den Höhergestellten dient – dann wird er vielleicht in einem nächsten Leben in einer höheren Kaste wiedergeboren. Sich dagegen zur Wehr zu setzen, ist angeblich Paapa – man wird auch im nächsten Leben wieder in einer niederen Kaste geboren. Wenn man Paapa begangen hat, kann man das auch sühnen: Durch Almosen, durch Tapas (Askese), durch Rituale, stellvertretend auch durch Bezahlung eines Priesters, der die Rituale ausführt.
Seit Jahrtausenden wehren sich Yoga-Meister gegen dieses zu eng interpretierte Karma-Verständnis. Swami Sivananda warnt in vielen seiner Bücher vor einer daraus resultierenden fatalistischen Lebenseinstellung. Im Buch „Sadhana“ sagt er z.B. im Kapitel „Sivananda Upadeshamritam“: „Sage niemals: Karma, Karma, Karma. Mein Karma hat mich so gemacht. Strenge dich an. Bemühe dich.“
Swami Sivananda über Karma, aus dem Buch "göttliche Erkenntnis" »
In der Bhagavad Gita spricht Krishna recht polemisch über diejenigen, die gute Werke tun, um in Himmelswelten einzugehen oder um bessere Lebensumstände zu erreichen. An mehreren Stellen wettert er gegen solche „Pseudo-Veda-Kenner“. Er sagt, sie seien in Wunschdenken verhaftet und müssten daher immer wieder wiedergeboren werden. Patanjali spricht im 2. Kapitel über Karma, über den Sinn des Lebens und wozu geschieht, was einem geschieht. Er sagt dazu: 1. „Die Früchte der Handlungen sind Vergnügen oder Leid, je nachdem ob die Ursache davon Tugend oder Laster ist.“ (II.14) 2. „Negative Gedanken und Handlungen führen zu endlosem Leid und Unwissenheit. Daher sollte man tugendhafte Gedanken und Handlungen entwickeln.“ (II.34) Tugendhafte Handlungen verhelfen also nicht nur zu glücklichen Lebensumständen, sondern auch zu höherer Erkenntnis. 3. „Das Universum … existiert für die Erfahrung und die Befreiung des Menschen.“ (II.18) Mit anderen Worten: Das, was geschieht, gibt einem erstens wichtige Erfahrungen und hilft einem zweitens, zur Befreiung zu gelangen 4. „Der Sinn des Hineingehens der Seele in dieses Weltall ist, damit die Seele die Kräfte erfährt, die in ihr selbst und in der Natur stecken.“ (II.23) Mit anderen Worten: Das, was geschieht, ist eine Herausforderung, die Kräfte und Fähigkeiten zu entwickeln und zu wachsen.
Nach Patanjali ist Karma zwar auch das Gesetz von Ursache und Wirkung im Sinne von: Schlechte Handlungen führen zu Leid, tugendhafte Handlungen führen zu Freude. Aber dieses Gesetz der Kompensation muss durch einen erweiterten Karma-Begriff ergänzt werden. Und vor allen Dingen: Es ist weniger wichtig herauszufinden, welche Gründe in der Vergangenheit zu den Ereignissen der Gegenwart geführt haben. Viel wichtiger ist, geschickt auf das zu reagieren, was einem jetzt geschieht. Am wichtigsten ist, aus den Ereignissen die Lektionen zu lernen, die man braucht, um daran zu wachsen.
Seminare zu Karma und Bhagavd Gita »
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