Ganesha

Ganesha, auch bekannt als Vinayaka oder Ganapathi, ist der Sohn Shivas und Parvatis. Die Hindus verehren Ganesha als eine der prominentesten und beliebtesten der angebeteten Gottheiten.

"Ganah" bedeutet auf Sanskrit Vielheit, Wesen; "Isha" heißt Herr. Folglich bedeutet Ganesha "Herr aller Wesen". Ganesha wird auch Ekadanta (derjenige mit einem Stoßzahn) genannt, sowie Vighneswara, Herr und Zerstörer von Hindernissen, Varada (Wohltaten schenkend) und Sidhhita (Geber von Erfolg in aller Arbeit).  

Geburt von Ganesha

Die Brahmanda Purana erzählt eine Geschichte: Die Dämonen schufen Hindernisse und verhinderten, dass in Weltlichkeit gefangene Seelen der Erlösung entgegen fortschritten. Die Göttin Devi sah dieses traurige Spiel und in ihrem Mitgefühl beschloss sie, diesem Übel ein Ende zu setzen. Die Dämonen erdreisteten sich sogar, den Göttern Hindernisse in den Weg zu legen.

An diesem Punkt schaute Devi Lalita in Shivas Antlitz und lächelte. Aus dem Strahlen ihres Lächelns ging eine Gottheit mit einem Elefantengesicht hervor. Devi setzte diese Gottheit, Vighneshwara, den Beseitiger von Hindernissen, ein, um den Dämonen Einhalt zu gebieten. Sie zerstörte die Blockaden auf dem Weg der Götter. Das erklärt, warum die Menschen Ganesha zu Beginn aller vielversprechenden Unternehmungen verehren. 

Die Symbolik von Ganeshas Gestalt

Gemäß hinduistischer Legende hat Ganesha einen menschlichen Körper und einen Elefantenkopf. Einer seiner Stoßzähne ist abgebrochen, und er hat einen großen Bauch. Er sitzt mit einem Bein unter dem anderen. In seiner Nähe befindet sich schmackhafte Nahrung, die als Opfergabe dargebracht wurde. Zu seinen Füßen liegt eine Maus.

Ganeshas Kopf

Jeder Teil von Ganeshas Körper symbolisiert ein spirituelles Prinzip. Ganeshas große Ohren und Kopf weisen auf Weisheit, die durch sravana (Hören) und manana (Denken) erworben wurde. Ein Elefantenkopf auf einem menschlichen Körper repräsentiert höchste Weisheit. Ganeshas Kopf enthält kleine, durchdringende Augen, die das winzigste Detail jedweden Gegenstands untersuchen können. Diese Augen verfügen über die innere Schau, den Geist Gottes in jedem zu sehen.

Ganeshas Rüssel

Der Rüssel repräsentiert den Intellekt oder Unterscheidungskraft, die aus Weisheit hervorgeht. Der Rüssel besitzt die besondere Fähigkeit gröberer als auch feinerer Betätigung. Ein Rüssel kann einen Baum ausreißen, aber auch eine Nadel aufheben. Ganeshas Denken erfasst das Reich der Materie und das des Geistes (spirituelles Reich).

Ganeshas Stoßzähne

Zwei Stoßzähne symbolisieren die Gegensatzpaare: Freude und Schmerz, heiß und kalt, Tag und Nacht, Ehre und Schmach. Dass Ganesha über nur einen Stoßzahn verfügt, weist darauf hin, dass er alle Dualitäten transzendiert hat. Ganeshas großer Bauch bedeutet, dass er Vollkommenheit erreicht hat und alle Erfahrungen konsumieren und absorbieren kann.

Ganeshas Arme

Ganeshas vier Arme repräsentieren die vier Aspekte des feinstofflichen Körpers: Geist, Intellekt, Ego und Bewusstsein. In einer Hand hält er eine Axt und in der anderen ein Seil. Die Axt symbolisiert die Zerstörung aller Wünsche und Bindungen. Mit dem Seil zieht Ganesha den Sucher aus seinen weltlichen Problemen und verbindet ihn mit ewiger Glückseligkeit. In der dritten Hand hält Ganesha eine Süßigkeit, die die Belohnung spiritueller Suche darstellt. In der vierten Hand hält er eine Lotusblume, die das höchste Ziel der menschlichen Evolution versinnbildlicht: Erleuchtung. Künstler stellen Ganesha oft die Axt und das Seil mit zwei seiner Hände haltend dar. Dann lassen sie eine seiner Hände eine heilige Handstellung (mudra) einnehmen, die Schutz und Segen gewährt.

Ganeshas Gefährte

Ganeshas Gefährt ist eine kleine Maus. Die Maus steht für Egoismus und weltliche Wünsche, worin die Ursache für all unser Leiden liegt. So wie die Maus in Dunkelheit lebt und stiehlt, so lebt unser Bewusstsein in Unwissenheit und ist ständig mit materiellen Gewinnen beschäftigt, wodurch unser innerer Friede gestohlen wird. Ganesha beherrscht sein Gefährt vollständig, d.h. er hat Egoismus und Wunschnatur überwunden.

Ganesha, der auf seiner Maus reitet, steht für einen vollendeten Menschen, der seinen begrenzten Körper, Fühlen und Denken, dargestellt durch die Maus, benutzt, um die grenzenlose Wahrheit, die Ganesha symbolisiert, zu übermitteln. Körper, Fühlen und Denken sind begrenzt. Es ist ihnen nicht möglich, den unbegrenzten Atman zum Ausdruck zu bringen. Der Intellekt des Durchschnittsmenschen kann die Wahrheit nicht begreifen.

Ganeshas Beziehungen

Südindien verehrt Ganesha als unverheiratet im Zölibat lebend. In Nordindien glaubten die Menschen, er habe zwei Gemahlinnen: Buddhi oder Wissen und Siddhi oder Wohlstand. In einigen Teilen Indiens wird Riddhi oder Erfolg statt Buddhi als seine Gemahlin betrachtet. Diese Gemahlinnen versinnbildlichen, dass Meditation auf "Aum" (Ganesha) nicht nur spirituelle Erleuchtung bringt, sondern auch Wissen und Wohlstand oder Erfolg. Manche betrachten die Gemahlinnen als Eigenschaften, die mit Ganesha in Verbindung stehen.  

Ganesha ist die Verkörperung von Weisheit und Wonne. Er ist der Gott der Brahmacharis. Er ist der Führende unter den Brahmacharis oder Zölibatären.

Sein Reittier ist Vahana, eine kleine Maus. Er ist die vorherrschende Gottheit des Muladhara Chakra. Das Reiten auf der Maus bedeutet, dass er den Egoismus überwunden hat. Er hat Ankusa. Das bedeutet, dass Er der Herrscher der Welt ist. Dies ist das Emblem der Göttlichen Königswürde.

Er ist der Gott, der alle Hindernisse auf dem spirituellen Weg beseitigt und weltlichen Erfolg verleiht. Darum wird er Vighna Vinayaka genannt. Sein Bijakshara ist GANG. Er ist der Gott der Harmonie und des Friedens.

Ganesha repräsentiert OM oder den PRANAVA-Klang. Pranava ist das Hauptmantra der Hindus. Nichts kann geschehen, ohne dass es ausgesprochen wird. Dies erklärt die Praxis der Anrufung von Ganesha vor jeder Art von Ritus oder Tätigkeit. Seine beiden Füße sind Jnana-Shakti und Kriya-Shakti. Ganesha hat einen Elefantenkopf, weil der Elefantenkopf in der Natur die Form darstellt, die auch die Form von Pranava ist.

Ganesha ist der erste Gott, Adi-Deva. Die Maus ist eine kleine Kreatur, der Elefant ist das größte Geschöpf unter den Tieren. Indem Er auf einer Maus reitet und einen Elefantenkopf hat, zeigt Er an, dass Er der Erschaffer aller Geschöpfe ist, vom größten Elefanten bis zur kleinsten Maus.

Elefanten sind sehr weise. Mit seinem Elefantenkopf weist Er darauf hin, dass Er die Verkörperung von Weisheit ist. Er weist auch auf den Prozess der Evolution hin. Die Maus entwickelt sich graduell zu einem Elefanten und wird schließlich zu einem Menschen. Das ist der Grund, warum Ganesha einen menschlichen Körper, den Kopf eines Elefanten und eine Maus als sein Reittier hat. Dies ist die symbolische Bedeutung seiner Gestalt.

Ganesha ist der Herr der Ganas oder Gruppen, wie z.B. die Gruppe der Elemente, die Gruppe der Sinne, die Gruppe der Tattvas (Grundprinzipien). Er ist Herr über die Gefolgschaft von Shiva.

Auch die Vaishnavas verehren Ganesha. Sie haben Ihm den Namen Thumbikkai Alwar gegeben, d.h. Alwar mit dem Rüssel.

Die beiden Shaktis von Ganesha sind Kundalini Shakti und Vallabha Shakti.

Der Elefantenkopf

Die folgende Geschichte wird über die Geburt Ganeshas und seinen Elefantenkopf erzählt. Es war einmal, dass die Göttin Gauri (die Goldene), die Gemahlin von Rudra, zur Badezeit Ganapati als einen Suddha oder reines Wesen aus dem Schmutz ihres Körpers erschuf und ihn vor den Eingang ihres Hauses setzte. Sie sagte ihm, er solle niemanden ins Haus lassen und begab sich zu Ihrem Bade.

Shiva selbst kehrte ziemlich durstig in sein Haus zurück, wurde aber von Ganesha am Eingang aufgehalten. Shiva wurde darauf sehr ärgerlich und schlug Ganesha den Kopf ab, weil er Ihn für einen Fremden hielt. Als Gauri dies erfuhr, trauerte sie sehr um Ihren Sohn. Deshalb befahl Shiva seinen Dienern, den Kopf des erstbesten Geschöpfes zu bringen, das sie schlafend mit dem Gesicht nach Norden gerichtet finden würden.

Die Diener machten sich auf eine gründliche Suche und fanden nur einen Elefanten in dieser Position. Der Kopf wurde dem Elefanten abgeschlagen und zu Shiva gebracht, der ihn dann auf den Körper von Ganapati setzte.

Shiva sorgte dafür, dass die Menschen Ganapati zu Beginn all ihrer Unternehmungen – Hochzeiten, Reisen, Forschungsreisen, Studien usw. anrufen und verehren. Er ordnete an, dass die jährliche Verehrung von Ganesha am vierten Tag der hellen Hälfte des Bhadrapada-Monats (August-September) stattfinden solle.

Geschichten über Ganesha

Ganesha isst sehr gerne Modaka (süße Reisbällchen). An einem seiner Pujatage ging er von Haus zu Haus und nahm Modaka als Opfergaben entgegen. Als er davon eine beträchtliche Menge gegessen hatte, setzte er sich auf seine Maus für einen nächtlichen Ritt.

Die Maus sah plötzlich eine Schlange, erschreckte sich und stolperte, so dass Ganapati von seinem Reittier herunter fiel. Durch diesen Sturz platzte der Magen auf und die gegessenen Modakas fielen heraus, aber Ganapati stopfte sich die Modakas wieder in seinen Magen zurück, fing die Schlange ein und knotete sie sich um seinen Bauch.

Als dies der Mond oben am Himmel sah, musste er heftig lachen. Ganapati war darüber ziemlich verärgert, zog einen seiner Stoßzähne heraus und warf ihn gegen den Mond. Dabei sprach er den Fluch aus, dass niemand an einem Ganesha Pujatag den Mond anschauen dürfe. Sollte es doch jemand tun, würde er einen schlechten Namen, Kritik und schlechten Ruf ernten.

Wenn jedoch jemand an einem solchen Tag den Mond unbeabsichtigt und zufällig sieht, wird er von Übel und Schande verschont bleiben, wenn er sich die Geschichte des Syamantaka Edelsteins, bei der Krishnas Charakter geprüft wurde, durch Hören oder Wiederholen vergegenwärtigt. Ganesha war glücklich, dies anordnen zu können. Ruhm und Ehre sei Ihm. Wie freundlich und gütig Ganesha zu seinen VerehrerInnen ist!



Ganesha und sein Bruder Subrahmanya oder auch Karttikeya hatten einmal einen Streit darüber, wer wohl der Ältere von beiden sei. Die Sache wurde Shiva zur endgültigen Entscheidung vorgetragen. Shiva entschied, dass derjenige, der zuerst die Welt umrunden und dann zum Ausgangsort zurückkehren würde, derjenige sei, der das Recht des Erstgeborenen für sich beanspruchen dürfe.

Subrahmanya startete sogleich auf seinem Reittier, dem Pfau, zur Weltumrundung. Ganesha aber umrundete seine Eltern und bat um den Siegespreis. Shiva sagte daraufhin zu Ihm: „Geliebter und weiser Ganesha!  Du hast die Welt nicht umrundet.“

Ganesha antwortete: „Nein, aber ich bin um meine Eltern herumgegangen. Meine Eltern repräsentieren diese manifeste Welt.“ Der Streit wurde zugunsten von Ganesha beigelegt. Ganesha wurde danach als der Ältere der beiden Brüder bestätigt. Von seiner Mutter Parvati erhielt er dafür als Preis eine Frucht.

In der Ganapati Upanishad wird Ganesha mit dem Höchsten Selbst in Verbindung gebracht. Die Erzählungen, die von Ganesha handeln, sind im Ganesha Khanda der Brahma Vaivarta Purana aufgezeichnet.

Swami Sivananda über Ganesha

Ganesha ist der elefantenköpfige Gott. Er wird immer als erstes angerufen. Seine Namen werden vor jeder glückverheißenden Arbeit und zu Beginn jeder Art der Gottesverehrung wiederholt.

Er ist der Gott der Stärke und der Weisheit. Er ist der älteste Sohn von Shiva und der ältere Bruder von Skanda (auch Karttikeya). Er ist die Energie von Shiva und daher wird er der Sohn von Shankara und Uma genannt. Durch die Verehrung von Ganesha erhoffen sich Mütter für ihre Söhne die Tugenden Ganeshas.

Ganesha Mantra und Ganesha Gayatri

Ohne die Gnade und Hilfe von Sri Ganesha kann nichts erreicht werden. Keine Handlung kann ohne seine Unterstützung, seine Gnade und seinen Segen ausgeführt werden.

Während Aksharabhyasa wird das Kind in sein Mantra Om Shri Ganeshaya Namah in Maharashtra und anderen Orten eingeweiht. Erst dann wird das Alphabet gelehrt.

Die folgenden Namen sind einige von Ganeshas am meisten gebräuchlichen und bekannten Namen:

Sumukha, Ekadanta, Kapila, Gajakarnaka, Lambodara, Vignaraja, Vinayaka, Dhoomraketu, Ganadhyaksha, Balachandra, Gajanana, Vakratunda, Surpakarna, Heramba, Skandapoorvaja, Siddhivinayaka, Vigneshwara.

Er wird auch Maha Ganapati genannt. Sein Mantra ist Om Gam Ganapataye Namah. Sadhakas, die Ganesha als ihre Hauptgottheit verehren, wiederholen dieses Mantra oder Om Sri Ganeshaya Namah.

Ekadantaya Vidmahe Vakratundaya Dheemahi; Tanno Danti Prachodayat ist das Ganesha Gayatri. Die VerehrerInnen von Ganesha können mit diesem Mantra auch Japa machen.

Ganeshas Feste und Rituale

Ganesha Chaturthi ist eines der populärsten Hindu-Feste. Es ist der Geburtstag von Ganesha. Dieser Tag ist der heiligste Tag für Ganesha. Chaturthi wird am vierten Tag der hellen zwei Wochen im Bhadrapada Monat (August-September) in ganz Indien gefeiert. Tonfiguren der Gottheit werden hergestellt und nachdem sie zwei Tage lang verehrt wurden oder in einigen Fällen sogar 10 Tage lang, anschließend ins Wasser geworfen.

Die jährliche Ganesha Chaturthi Puja, die in ganz Indien durchgeführt wird, ist die festliche Variante der Ganesha Vrata, die als Pflichtfeier in der Tradition vorgeschrieben ist. Außer dieser jährlichen Puja, wird die Ganesha Vrata – auch bekannt unter dem Namen Siddha Vinayaka Vratam – als spezielle Vrata ausgeführt, um etwas Besonderes zu erhalten, gewöhnlich um sich selbst von falschen und ungerechtfertigten Anschuldigungen und Beschwerden zu befreien, um verlorene Gegenstände wiederzufinden, einen verlorenen Status wiederzuerlangen und für die Beseitigung von Hindernissen bei einem Unternehmen.

Sie wird am vierten Tag der dunklen zwei Wochen des Bhadrapada Monats ausgeführt und besteht aus komplizierten Verehrungsritualen mit Shodashopachara und verschiedenen Opfern nach angemessenem Sankalpa (Entschluss, Wunsch)

    Der göttliche Weise Narada beschrieb Sri Krishna dieses Vrata, der die Unehre wegen des Diebstahls eines Syamantaka Juwels auslöschen wollte. Viele Jahre später, zur Zeit des Mahabharata Krieges, unterwies Krishna Yudhishthira in diesem Vrata. Dieses berühmte Vrata wurde am Vorabend des Ozean-Quirlens von den Devas erfolgreich ausgeführt, um Ambrosia, den göttlichen Nektar, zu erhalten und von Damayanti, um ihren verlorenen Ehemann wiederzufinden, von Rama, um Sita zurückzugewinnen, von Indra, um den Asuren Vritra zu bekämpfen, von Bhagiratha, um die himmlische Ganga zur Erde zu bringen, von Draupadi, um den Pandavas zum Sieg zu verhelfen und von Samba, um von unheilbarer Krankheit geheilt zu werden.

    Demjenigen, der diese Puja mit Glauben, Hingabe und Konzentration ausführt, erfüllen sich alle Wünsche und er erreicht das Höchste Ziel.

    Mögen die Segnungen von Sri Ganesha mit euch sein! Möge Er alle Hindernisse auf dem spirituellen Weg beseitigen und euch sowohl Bhakti (Hingabe) als auch Mukti (Befreiung) gewähren!

    Hier klicken für mehr Infos zu Ganesha Chaturthi:

    • Ganesha Chaturthi - aus dem Buch von Swami Sivananda: Feste und Fastentage im Hinduismus
    • Artikel von Dietlind zu Ganesha Chaturthi - aus dem Yoga Vidya Blog - mit vielen weiteren Links