Goraksha Shataka - Version 2

 

Vers 101: Resultate der Wechselatmung

 

Aufgrund der Reinigung der (feinstofflichen Energie-)Kanäle kann man den Atem nach Belieben anhalten, das Verdauungsfeuer wird entfacht, der innere Klang wird offenbar, und (umfassende) Gesundheit stellt sich ein.


    यथेष्टं धारणं वायोरनलस्य प्रदीपनम् |
    नादाभिव्यक्तिरारोग्यं जायते नाडिशोधनात् || १०१ ||


    yatheṣṭaṃ dhāraṇaṃ vāyor analasya pradīpanam |
    nādābhivyaktir ārogyaṃ jāyate nāḍi-śodhanāt || 101 ||

    yatheshtam dharanam vayor analasya pradipanam |
    nadabhivyaktir arogyam jayate nadi-shodhanat || 101 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    yatheṣṭam : nach Belieben ("wie gewünscht", Yatheshta)
    dhāraṇam : das Anhalten (Dharana)
    vāyoḥ : des Atems, von Prana ("Windes", Vayu)
    analasya : des (Verdauungs-)Feuers (Anala)
    pradīpanam : das) Auflodern, Entfachen (Pradipana)
    nādābhivyaktiḥ : das Offenbarwerden, Erscheinen (Abhivyakti) des inneren ("unangeschlagenen") Klanges (Nada)
    ārogyam : Gesundheit ("Nichtkrankheit", Arogya)
    jāyate : entsteht (jan)
    nāḍi-śodhanāt : aufgrund der Reinigung der (feinstofflichen Energie-)Kanäle (Nadi Shodhana)

Anmerkungen: Dieser Vers wird wortwörtlich in der Hatha Yoga Pradipika (2.20) überliefert, wo er den Abschnitt zur Wechsel- bwz. Reinigungsatmung abschließt. In der Yogachudamani Upanishad erscheint er als Vers 99.

Mit diesem Vers endet die Version 2 des Goraksha Shataka. Von den in GŚ 1, 4 aufgezählten sechs Gliedern des Hatha Yoga werden hier nur die ersten beiden, Asana und Pranasamyama (d.h. Pranayama), expliziet behandelt. Dies zeigt, das diese Version des Goraksha Shataka eine sekundäre ist, die vieles ergänzt, was in der ersten Version nur kurz ausgeführt ist, wobei viele Verse mehr oder weniger wörtlich auch in der Hatha Yoga Pradipika zu finden sind.

Eine große Anzahl von Versen erscheint auch in der Yogachudamani Upanishad, oft sogar in derselben Reihenfolge. Letztere besteht nahezu ausschließlich aus Versen, die auch in anderen Hatha Yoga-Texten vorkommen, was den kompilativen Charakter dieser Yoga Upanishad deutlich macht.