Gesetz des Karma: Freiheit oder Determinismus?

Freiheit oder Determinismus?

Schon immer haben Menschen die Frage diskutiert: Hat der Mensch einen freien Willen oder ist alles vorherbestimmt? Die verschiedensten Philosophen und auch Religionen haben die unterschiedlichsten Aussagen getroffen.
Die Karma-Philosophie nimmt einen mittleren Standpunkt ein.

 

 

Karma und Determinismus

Zunächst ein paar Aussagen für Determiniertheit, also Vorherbestimmtheit:

  • Der Mensch hat ein Ziel, das es zu erreichen gilt, nämlich die Selbstverwirklichung, die Verwirklichung der Einheit mit der Weltenseele. Er hat des Weiteren einen grundsätzlichen Lehrplan, was er dafür alles lernen muss. Er wird solange wiedergeboren, bis er alle Lektionen gelernt und die Einheit erfahren hat.
  • Wie Dinge ausgehen, was andere einem antun, ob ein Unternehmen gelingt, hängt nicht nur von einem selbst ab. Da ist eine Menge vorherbestimmt.
  • Der Mensch hat ein Sanchita und ein Prarabdha Karma. Alles, was da aufgespeichert ist, muss der Mensch irgendwann erfahren. Manches dieses Karmas ist auch zeitlich festgelegt, manches nicht.

Karma und Freiheit

Und hier ein paar Gebiete, auf denen der Mensch Freiheiten hat:

  • Der Mensch hat eine gewisse Freiheit, wie er auf ein bestimmtes Ereignis reagiert. Ein Ereignis, z.B. ein Autounfall, mag vorherbestimmt sein. Was er daraus macht und wie er darauf reagiert, liegt in seiner Hand.
  • Der Mensch kann neue Ursachen setzen. Mit neuen Ursachen kann er auch neue Situationen schaffen. Z.B. mag es in seinem Karma sein, zu verarmen. Durch rechtes Denken und Handeln kann er aber neue Ursachen setzen, so dass er es wieder zu einem gewissen Wohlstand bringen kann.
  • Ein Aspirant kann durch bewussteres Leben und Erleben Lektionen schneller lernen. So brauchen sich manche Lektionen nicht so grobstofflich zu manifestieren. Angenommen, ein Mensch muss lernen, auf Hilfe angewiesen zu sein. Ein bewusster Aspirant wird das vielleicht spüren und andere um Gefallen bitten und sich bewusst machen, dass er nicht alles selbst tun kann. Ein anderer braucht für diese Lektion vielleicht einen Krankenhausaufenthalt. Ein spiritueller Aspirant spürt vielleicht, dass er sich von Materiellem befreien soll und gibt eine großzügige Spende. Ein Nicht-Aspirant braucht dazu einen Dieb, der ihn von Materiellem befreit.
  • Ein Aspirant kann sogar im Traum einiges an Karma verbrennen: Durch gesteigerte Bewusstheit können auch Traumerlebnisse zu innerer Transformation führen. Auch zwischen zwei Leben, in der Astralwelt, kann ein bewusster Aspirant Lernlektionen erhalten.
  • Ein Aspirant kann sein Karma beschleunigen und durch intensive spirituelle Praktiken abbauen. Wer z.B. an einer Meditations-Schweigewoche oder einer Kundalini Yoga Intensivwoche teilnimmt, geht manchmal durch Himmel und Hölle. Er wird konfrontiert mit allen möglichen inneren Widerständen und Erfahrungen. Er kann lernen, mit diesen umzugehen und daran zu wachsen. Daher heißt es, dass intensive spirituelle Praktiken helfen, Karma zu verbrennen.
  • Ein Aspirant kann sich ganz einem Meister anvertrauen. Durch das Zusammensein mit dem Meister kann einem Aspiranten Vieles klar werden, er kann Vieles lernen, wofür er sonst heftigste äußere Situationen bräuchte. So kann er z.B. durch das intensive Leben in einem Ashram viele äußere Karma-Situationen vermeiden. Daher wird manchmal gesagt, dass ein Meister einem Schüler Karma wegnehmen kann. Natürlich wäre es unsinnig, wenn ein Meister einem Schüler Lernlektionen wegnehmen würde. Das wäre so unsinnig, wie wenn ein Schullehrer die Hausaufgaben und die Klassenarbeiten für seine Schüler schreiben würde. Aber wenn ein Meister einem Schüler hilft, spirituell zu wachsen, werden manche karmischen Lektionen überflüssig.
  • Man kann sich auch ganz Gott darbringen. Im Christentum heißt es, dass Jesus für die Vergebung der Sünden gestorben sei. Und wer an Jesus glaubt, dem werden allein dadurch die Sünden vergeben. Auch in der Bhagavad Gita finden wir das Gleiche: In XVIII. 66 sagt die Gott-Inkarnation Krishna: „Wer alles mir darbringt, dem nehme ich alle Sünden.“ Wenn man sich ganz Gott darbringt, können viele Lektionen innerlich über die Verbindung mit Gott, aus dem alle Lektionen kommen, erfahren werden. Manches äußere Erlebnis ist damit nicht mehr nötig.
  • Insgesamt kann man sein Karma beschleunigen, indem man sein Prana (Lebensenergie) und seine Bewusstheit steigert. So können mehr Ereignisse in kürzerer Zeit geschehen, man lernt schneller. So kann Sanchita Karma schneller in Prarabdha Karma umgewandelt werden – man kann in einem Leben die Lektionen von vielen Leben zusammenfassen.
  • Wenn man die Selbstverwirklichung erreicht hat, werden die Samen des Karmas verbrannt. Der Teil des Sanchita Karmas, der noch nicht begonnen hat zu keimen, braucht nicht mehr geerntet zu werden. Zwar kann man die Verwirklichung nicht erreichen, wenn noch zuviel Karma unerledigt ist. Aber wenn man durch Bemühung, uneigennütziges Dienen, Hingabe, rechte Erkenntnis und Gnade die Verwirklichung erreicht hat, erübrigt sich ein großer Teil des eigentlich noch wartenden Karmas. Ein Selbstverwirklichter hat alles erkannt, alles erreicht, alles verwirklicht, das Ziel des Lebens erreicht.

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