Goraksha Shataka - Version 2

 

Vers 98: Wechselatmung: Einatmung rechts

 

Dann soll (der Yogi) rechts einatmend langsam den Bauch füllen, und nachdem er (den Atem) in der vorgeschriebenen Weise angehalten hat, durch das linke Nasenloch wieder ausatmen.


    दक्षिणो श्वासमाकृष्य पूरयेदुदरं शनैः |
    कुम्भयित्वा विधानेन पुरश्चन्द्रेण रेचयेत् || ९८ ||


    dakṣiṇo śvāsam ākṛṣya pūrayed udaraṃ śanaiḥ |
    kumbhayitvā vidhānena puraś candreṇa recayet || 98 ||

    dakshino shvasam akrishya purayed udaram shanaih |
    kumbhayitva vidhanena purash chandrena recayet || 98 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    dakṣiṇaḥ : rechts ("die rechte Seite", Dakshina, vgl. die Anm.)
    śvāsam : den Atem (Shvasa)
    ākṛṣya : einziehend ("eingezogen habend", ā + kṛṣ)
    pūrayet : er fülle (pṛ/pṝ)
    udaram : den Bauch (Udara)
    śanaiḥ : langsam (Shanais)
    kumbhayitvā : nachdem er (den Atem) angehalten hat ("angehalten habend", kumbhay)
    vidhānena : in der vorgeschriebenen Weise (Vidhana)
    puraḥ : vorher, zuerst, nach vorn (Puras, vgl. die Anm.)
    candreṇa : durch den Mond(kanal, das linke Nasenloch, Chandra)
    recayet : er atme aus ("entleere", ric)

Anmerkungen: Dieser Vers wird mit einigen Lesarten als Vers 45 der Version 1 des Goraksha Shataka (vgl. die dortige Anm.) sowie in der Hatha Yoga Pradipika (2.8) überliefert. In der Yogachudamani Upanishad fehlt er.

In der vorliegenden Version liegen möglicherweise zwei Überlieferungs- oder Editions- bzw. Druckfehler vor (Briggs gedruckte Ausgabe der Version 2 des Goraksha Shataka, auf der der E-Text beruht, wimmelt von Druckfehlern). Der Nominativ dakṣiṇo "die rechte Seite" im ersten Pada ist ungrammatisch und möglicherweise für dakṣiṇe "auf der rechten Seite" verlesen. Auch eine ursprüngliche Lesung dakṣeṇa "durch den rechten (Nasengang)" wäre denkbar, vgl. GŚ 1, 45 und HYP 2.8: prāṇaṃ sūryeṇa cākṛṣya "indem er den Atem (Prana) durch das rechte Nasenloch (wörtl: 'durch die Sonne', Surya) zieht".

Die Lesung puraś "vorher, zuerst" im vierten Pada ist wohl durch punaś "wieder" (= HYP 2.8) zu korrigieren. GŚ 1, 45 liest in diesem Sinne bhūyaś "wieder".