Neben den drei Haupt-Nadis Ida, Pingala und Sushumna werden in mehreren Schriften weitere elf genannt.  Bei den Namen, Lokalisierungen und Beschreibungen dieser elf Nadis findet man in verschiedenen Schriften kleinere Differenzen. Die folgende Beschreibung folgt der Mehrheit der Autoren.

Nadis in der linken Körperhälfte

  • Gandhari-Nadi verläuft vom linken großen Zeh über das linke Ohr und den linken Augenwinkel bis zum Ajna-Chakra.
  • Hastajihva-Nadi verläuft vom linken großen Zeh über das rechte Ohr und den rechten Augenwinkel bis zum Ajna-Chakra.
  • Gandhari- und Hastajihva-Nadi stehen in direkter Beziehung zu Ida-Nadi, verlaufen im Wesentlichen in der linken Körperhälfte und verbinden ebenso wie Ida-Nadi die Energie der linken Körperhälfte mit dem Ajna-Chakra. Ida-Nadi kreuzt sich ja mehrmals in den Chakras. Wenn man sich bei bestimmten Yoga-Übungen (beispielsweise in der Wechselatmung) auf das Fließen der Energien in der linken Körperhälfte konzentriert, werden dabei alle drei Nadis der linken Körperhälfte (Ida, Gandhari und Hastajihva) stimuliert und harmonisiert.
  • Shankhini-Nadi verläuft in der linken Körperhälfte (zwischen Saraswati- und Gandhari-Nadi) von der Kehle bis zum Anus.

Nadis in der rechten Körperhälfte

  • Pusha-Nadi zieht sich vom rechten großen Zeh über das rechte Ohr und den rechten Augenwinkel bis zum Ajna-Chakra (ist also das Gegenstück zu Gandhari-Nadi).
  • Yashasvini-Nadi ist das Gegenstück zu Hastajihva-Nadi und verläuft vom rechten großen Zeh über das rechte Ohr und den rechten Augenwinkel bis zum Ajna-Chakra. Pusha- und Yashasvini-Nadi stehen in Beziehung zu Pingala-Nadi, verlaufen im Wesentlichen in der rechten Körperhälfte und verbinden ebenso wie Pingala-Nadi die Energie der rechten Körperhälfte mit dem Ajna-Chakra. Wenn man sich bei bestimmten Yoga-Übungen (beispielsweise in der Wechselatmung) auf das Fließen der Energien in der rechten Körperhälfte konzentriert, werden dabei alle drei Nadis dieser Körperhälfte stimuliert und harmoniert (Pingala, Pusha und Yashasvini).
  • Kuhu-Nadi verläuft von den Geschlechtsorganen bis zur Kehle. Über Kuhu-Nadi kann die sublimierte Geschlechtsenergie in die höheren Chakras aufsteigen.
  • Varuni-Nadi verläuft vom Anus über die Kehle bis zum Kopf und ist verantwortlich für Ausscheidungen. Varuni-Nadi transportiert insbesondere Apana-Vayu und ist für die Entgiftung von Apana-Vayu zuständig.
  • Payasvini-Nadi endet im rechten Ohr.

Nadis in der Körpermitte

  • Saraswati-Nadi verläuft an der Vorderseite des Körpers. Saraswati-Nadi beginnt im Muladhara-Chakra und endet in der Kehle beziehungsweise in der Zunge. Sie steht auch in Verbindung mit der Sprache, indem sie die Energie der verschiedenen Chakras zum Mund hin transportiert. Saraswati-Nadi gilt auch als Gegenstück zur Sushumna. (In manchen Schriften ist „Saraswati“ ein Name für ein Nadi links neben der Wirbelsäule. Dann sind Vishvodhara und Alambhusha die einzigen vorderen Nadis von Bedeutung, welche der Sushumna entsprechen).
  • Vishvodhara-Nadi verläuft zwischen Kuhu- und Hastajhiva-Nadi an der Vorderseite des Körpers beziehungsweise in der Körpermitte (jedenfalls vor der Sushumna). Vishvodhara-Nadi transportiert besonders die Energie des Sonnengeflechts und des Manipura-Chakras.
  • Alambhusha-Nadi beginnt im Anus und endet im Mund. Es ist verantwortlich für die Assimilierung von Nahrung wie auch von Ideen und Gedanken.

Mikrokosmischer Kreislauf

Saraswati-, Vishvodhara- und Alambhusha-Nadi stehen in Beziehung zur Sushumna, verlaufen im Wesentlichen in der Körpermitte vor der Sushumna und verbinden die vorderen Ausstrahlungen der Chakras vom Muladhara- bis zum Kehl-Chakra und über weitere Energiekanäle bis zum Sahasrara-Chakra.

Eine Übung dazu ist der „mikrokosmische Kreislauf“:

Atme zunächst ein paar Mal tief ein und aus. Atme aus, lass den Bauch dabei nach innen gehen. Atme ein, lass den Bauch dabei nach außen gehen. Stelle dir beim Einatmen vor, dass die Energie vorne hinunterströmt von der Scheitelgegend über die Stirn, die Kehle, das Herz, das Sonnengeflecht, das Schambein zur Beckenboden-Steißbeingegend. Stelle dir beim Ausatmen vor, dass die Energie durch die feinstoffliche Wirbelsäule über Steißbein, Kreuzbein, Lendenwirbelsäule, Brustwirbelsäule, Halswirbelsäule und Hinterkopf zum Scheitel fließt. Bei dieser Übung werden Sushumna, Saraswati, Vishvodhara und Alambhusha-Nadi aktiviert.

Makrokosmischer Kreislauf

Eine kleine Variante macht aus dieser Übung den „makrokosmischen Kreislauf“:

Stelle dir beim Einatmen vor, dass Segensenergie vom Unendlichen (oder von Gott oder der Kosmischen Mutter oder deinem/r Meister/in) über die Scheitelgegend durch die Vorderseite des Körpers zur unteren Wirbelsäule fließt und so alle Chakras mit lichtvoller Segenskraft füllt. Stelle dir beim Ausatmen vor, dass die Energie über die feinstoffliche Wirbelsäule und die Scheitelgegend zurück zum Unendlichen fließt.