Die Kraft der Gedanken

Die Kraft der Gedanken

von Swami Sivananda

 

Der Mensch sät einen Gedanken

und erntet eine Handlung.

Er sät eine Handlung und erntet eine Gewohnheit.

Er sät eine Gewohnheit und erntet einen Charakter.

Er sät einen Charakter und erntet ein Schicksal.

 

Daher ist das Schicksal dein eigenes Werk.

Du hast es geschaffen. Du kannst es aufheben,

indem Du edle Gedanken pflegst, tugendhaft

handelst und Deine Denkweise änderst.

 

Vorwort

Vorwort des indischen Herausgebers

Dieses großartige kleine Buch hat seit 1963, als Swami Sivananda es schrieb, nichts an Bedeutung und Nützlichkeit zur Erlangung von Selbstdisziplin, Selbsterkenntnis, Kraft der Persönlichkeit und Erfolg im Leben im Allgemeinen verloren.
Es ist ein Werk, das den Intellekt schärft und den Willen des Menschen stärkt, nach Güte und Größe zu streben. Jeder kann in diesem Buch vielfältige und spezifische persönliche Führung finden, Jugendliche, Erwachsene, Ärzte, Anwälte, Geschäftsleute, Menschen auf der Suche nach der Wahrheit
und nach Gott. Es bietet Hilfe für die eigene Disziplin, die Pflege der Kraft der Gedanken und auf dem Weg zu einem positiven, dynamischen und freudvollen Leben.
Häufig wird die interessierte und aufmerksame Lektüre dieses Buches den Leser dazu veranlassen, sein bisheriges Wesen, sein Verhalten und seinen Charakter verändern zu wollen, seinen Willen tatsächlich zu einer Kraft zu machen und sein Leben und Schicksal zu erneuern und zu verbessern.
In diesem Buch werden Methoden dargestellt, um die Kraft der Gedanken zu entwickeln und zu pflegen. Es ist jedoch genauso ein Werk, das dem Leser Hinweise zu geben vermag, wie Bereiche jenseits der Gedanken und ihrer Kraft erreicht werden können, wie er in das Reich von transzendentaler Erfahrung und Gottesbewusstseins gelangen kann.


Shivanandanagar, Indien, 1975
THE DIVINE LIFE SOCIETY

Vorwort von Swami Vishnu- devananda

Jeder Mensch überträgt eine Art Schwingung auf diejenigen, die um ihn sind. Mit einigen Leuten ist es ein Vergnügen zusammen zu sein. Sie scheinen ein gewisses Prana oder eine Energie zu haben, die sie mit anderen teilen. Dann gibt es diejenigen, die negativ und deprimierend sind, und sie scheinen tatsächlich Prana aus den Menschen ihrer Umgebung zu ziehen. Der Grund dafür ist, dass Gedanken eine Kraft enthalten. Sie ist sehr subtil, doch existiert sie und ist äußerst machtvoll. Ob eine Person
sich dessen bewusst ist oder nicht, sie überträgt und empfängt ständig Gedanken. Deshalb haben Menschen von Zeit zu Zeit Erfahrungen mit außer-sinnlichen Wahrnehmungen. Einige möchten diese Erfahrungen bloßen Zufall nennen, aber sie sind es nicht.
Die Fähigkeit, Gedanken zu übertragen und wahrzunehmen, ist in einem höheren Grad in denjenigen entwickelt, von denen gesagt wird, dass sie telepathisch veranlagt sind, oder über große intuitive Kräfte verfügen. Jeder Gedanke hat Gewicht, Gestalt, Größe, Form, Farbe, Eigenschaft und Kraft. Ein erfahrener Meditierender kann all diese Aspekte direkt mit seinem inneren Auge sehen. Zum Beispiel hat ein spiritueller Gedanke eine gelbe Farbe, während ein Gedanke, der mit Ärger und Hass
geladen ist, dunkelrot ist. Ein Gedanke ist wie ein Gegenstand. Genauso, wie ein Apfel gegeben und auch zurückgenommen werden kann, ist es auch möglich, nützliche, machtvolle Gedanken jemandem zu geben und zurückzunehmen.
Gut und Böse, Freund und Feind gibt es nur im Geist. Jeder Mensch schafft eine Welt der Tugend und des Lasters, der Freude und des Schmerzes aus seiner eigenen Vorstellung. Diese Eigenschaften gehen nicht von den Gegenständen selbst aus , sie gehören zur Einstellung des Geistes. Was einem Menschen Freude ist, ist einem anderen eine Last. Die Gedanken lenken das Leben, formen den Charakter, bilden das Schicksal und beeinflussen alle anderen Menschen. Wenn das Potential, das in der Macht der Gedanken enthalten ist, erkannt wird, ist das der Anfang großen geistigen Wachstums des Individuums und der ganzen Menschheit.


Swami Vishnu-devananda, 1979

Vorwort von Swami Durgananda

Yoga ist ein Weg, Intuition umzusetzen, Instinkte zu erkennen und die Sinne etwas zu zügeln. So wie ein Gärtner seine Bäume richtig beschneiden muß, damit die auswuchernden Äste den Früchten nicht ihren kostbaren Saft entziehen, wodurch sie groß und stark wachsen können, genauso müßen wir unsere Sinne richtig ›beschneiden‹.
Gedankenwellen (Vrittis) fahren immer wieder in gleiche Spuren. Wer schon mehrere Leben hindurch auf der gleichen Spur gefahren ist, verhält sich wie der Autofahrer auf einer verschneiten Straße; er fährt einfach den anderen Autos hinterher, das ist scheinbar am sichersten. Eine neue Fahrspur zu schaffen kostet viel Energie und Aufmerksamkeit. So wie viele Kühe immer einer Leitkuh und ihrer großen Glocke folgen,
so gehen auch wir immer wieder in die gleiche Verhaltens - Spur.
Haben Sie dies einmal an sich bemerkt, besteht die Möglichkeit Schritt für Schritt dieses Verhalten umzupolen. Dafür braucht man Kraft, und diese Kraft bekommt man auf dem Weg des Yoga. Sich öffnen und dazu anregen zu lassen, sich mehr mit der Meditation zu beschäftigen, den Geist mehr und mehr zur Ruhe zu bringen, anzufangen, die Instinkte zu stillen und nicht wie ein Roboter immer wieder in die gleiche Spur zu laufen, wie Yoga es mit dem Begriff der Vrittis erklärt, ist Sinn und Zweck von ganzheitlichem Yoga. Weil die Herde in die eine Richtung läuft, gehen alle anderen auch in diese Richtung. Man nennt das auch Herdendenken. Wenn man jetzt bewußt in die andere Richtung geht, mag das für einige auch falsch aussehen. Man muss wirklich die eigene Kraft der Gedanken anwenden, überlegen, meditieren und still dabei werden - dann kommen die Antworten. Durch die Praxis der universellen Techniken der Gedankenkontrolle, die Shri Swami Sivananda Maharaj hier vorstellt, werden Sie erkennen, wie es ist, einen ruhigen Geist zu haben und die Sinne nach innen zurückzuziehen.
Gedanken sind Energie und manifestieren sich sowohl als positive wie auch als negative Gedanken. Wenn wir zum Universum sprechen und sagen: »Ich möchte etwas ändern. Ich möchte diese Dinge ändern«, wird uns das Universum helfen. Es ist ein kosmisches Gesetz. Das Gebet ist nicht nur für ältere Menschen, es ist auch nicht nur für den mit Asche bedeckten, Mala-Perlen-rollenden Hindu. Alle können beten. Wir alle können damit eine neue Gedankenwelt schaffen, die globale Veränderungen mit sich bringen kann. Wir können uns auf die intuitive Weisheit einstimmen, die schon seit jeher existiert.
Diese Weisheit existiert und kann erfahren werden, indem Negativität verringert und der Geist geöffnet wird. Yoga und andere spirituelle Wege bieten die notwendigen Techniken dazu.
Positives Denken ist wie gegen den Strom schwimmen. Sagen Sie nicht: »Ich habe nicht die Kraft dazu«. Sie können die Kraft aus Asanas, Pranayama, richtiger Entspannung, richtiger Ernährung und Meditation gewinnen.
Nehmen Sie sich vor, Ihre ganze Kraft einzusetzen. Augenblicke von Müdigkeit oder Energiemangel sollten wir akzeptieren. Am nächsten Morgen kann alles wieder ganz anders sein. Bewerten Sie nie eine Situation nur an einem einzigen Tag. Es braucht tatsächlich Jahre, um eine Veränderung in der Entwicklung und Positivität zu sehen.
Dies ist keine indische Erfahrung, sondern es ist die Spiritualität des Menschen an sich, das Erkennen der Wahrheit in uns durch die geistige Ruhe und die innere Besonnenheit der Meditation, ein direktes Erleben, das nicht mehr nur mit dem Intellekt erfahren werden kann.


Swami Durgananda, 2003