Prinz Narendra

Prinzessin Lilavathi, die Gemahlin von Prinz Narendra, verehrte Rama (Name der siebten Inkarnation von Vishnu) mit großer Hingabe. Narendra jedoch murmelte nicht einmal Ram-Nam (der Name Rama). Dies schmerzte Lilavathi sehr. Häufig flehte sie ihren Mann an doch bitte Ram-Nam zu sagen, und sei es nur ein einziges Mal. Narendra war sehr starrsinnig. Er weigerte sich weiterhin. Eines Morgens war Lilavathi hoch erfreut. Sie sandte nach dem Diwan (Berater) des Staates und sagte: „Dies ist ein großer Freudentag für mich aber ich verrate Euch nicht den Grund. Geht und gebt Tausenden Brahmanen und armen Leuten zu essen. Brennt heute Abend ein Feuerwerk ab. Lasst an allen Toren der Stadt Musik aufspielen.

Der Diwan führte alle Befehle der Prinzessin aus. In der ganzen Stadt herrschte große Freude. Niemand außer der Prinzessin wusste wieso dieses Spektakel veranstaltet wurde. Der Prinz beobachtete dieses Freudenfest und fragte den Diwan: „Diwan Sahib, was ist heute los?“ Der Diwan antwortete: „Ich kenne den Grund dieser Festlichkeiten selbst nicht. Die Prinzessin befahl mir, dies alles zu veranlassen.“ Überrascht fragte der Prinz seine Gemahlin. Sie wollte ihm jedoch den Grund nicht sagen, gab aber am Ende doch seinen wiederholten Fragen endlich nach. Prinzessin Lilavathi sagte: „Mein Liebster, mein Herz ist heute voller grenzenloser Freude. Ich finde nicht die geeigneten Worte, um meinen Zustand zu beschreiben. Ich habe nun erhalten, was ich mir immer wieder gewünscht habe und was du mir trotz meiner wiederholten Bitten verweigert hast. Vorige Nacht hast du in deinem Schlaf den göttlichen Namen mehrmals laut wiederholt. Das genügt mir vollauf. Nun bin ich gesegnet. Dies ist ein Freudentag für mich und so habe ich den Diwan gebeten diese Feierlichkeiten auszurichten.“ 

Narendra fragte seine Gemahlin: „Welcher Name war es?“ Lilavathi antwortete: „Rama.“ Da rief der Prinz: „ Ah! Der Schatz, den ich solange im Innersten meines Herzen geheim gehalten hatte, ist nun heraus gekommen!“ Als der Prinz diese Worte geäußert hatte, viel er tot um! Lilavathi war sprachlos. Sie hatte bis dahin nie gewusst, dass ihr Gatte ein stiller, aufrichtiger und bescheidener Verehrer Ramas war. Ein wirklicher Gläubiger macht niemals seine Hingabe und Frömmigkeit bekannt. Nur der Heuchler macht großes Aufheben um seine Hingabe und stellt seine Frömmigkeit zur Schau. Er ruft „Har, Hari“, trägt mehrere Rosenkränze um den Hals und weint falsche Krokodilstränen, nur um die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu lenken und etwas Geld zu erhalten.

Leichtgläubige, unwissende Menschen lassen sich dadurch täuschen. Aber am Ende werden die Heuchler entlarvt. Ein wahrer Gläubiger gibt sich nicht schnell zu erkennen. Er will sich nie zeigen. Nur ein leeres Gefäß macht viel Geräusche, aber sonst nichts. Der religiöse Heuchler täuscht die anderen. An Wallfahrtsorten trifft man die religiösen Heuchler zuhauf. Sie sind die wahren Geier dieser Orte und ernähren sich von unschuldigen Pilgern. Gebe dich nie als einen Gläubigen oder einen frommen Mann aus. Erzähle den Leuten nicht von deiner spirituellen Sadhana. Stelle dein Japa und deine Meditation nie zur Schau. Über immer aufrichtig. Du kannst durchaus einen Rosenkranz um den Hals trage, aber dann für andere unsichtbar, unter deinem Hemd oder unter deinem äußern Kleidern. Posaune diene spirituellen Erfahrungen nicht heraus.