Erläuterungen der Sanskritbegriffe

Abhisheka: rituelle Waschung einer Götterstatue

Acharya: spiritueller Lehrer

Ajñana: Unkenntnis der wahren Natur des Selbst

Akhanda: unendlich, ununterbrochen

Ambara: Himmel

Ananda: Glückseligkeit

Anubhava: Erfahrung

Arati: Ritual zur Begrüßung Gottes mit Öl oder Kampferlicht

Artha: materieller Wohlstand

Asana: Yogastellung, Sitz

Ashram: Einsiedelei, Wohnsitz eines spirituellen Lehrers und Treffpunkt seiner Schüler

Ashta-Sakhis: Acht Freundinnen von Shri Anandamayi Ma aus der Bergregion um Almora

Atman: das individuelle Selbst, identisch mit Brahman, dem absoluten, allgegenwärtigen Sein

Attahasa: schallendes Lachen

Avadhuta: Jemand, der der Welt entsagt hat, ohne einem asketischen Orden beizutreten

Badhaka: Hindernis

Baandh: Barriere, Damm

Bhagavan: Gott

Bhagavat: Kurzform für Shrimad Bhagavatam, ein Purana [alte Erzählung], das ausführlich Krishnas Lebensgeschichte schildert. Auf einem Bhagavat Saptah wird das Bhagavatam eine Woche lang morgens rezitiert und abends kommentiert.

Bhajan: Lied der Gottesliebe

Bhandara: Festessen in großer Gemeinschaft

Bhava: Zustand; spirituelle Gemütsstimmung, bei der sich alle Sinne nach innen kehren

Bhiksha: Almosen

Bhoga: Speiseopfer an eine Gottheit; Sinnesgenuß

Bija-Mantra: spezielle Silbe, die der Guru dem Schüler bei der spirituellen Einweihung gibt

Brahmachari: bei einem Guru lebender jugendlicher Schüler im ersten der vier Lebensstadien; Novize, der sich mit Dienen, spirituellen Übungen und Leben im Zölibat auf völlige Weltentsagung vorbereitet

Brahman: das absolute, allgegenwärtige göttliche Sein

Brahmavidya: Kenntnis des Brahman aus eigener innerer Erfahrung

Chakra: Sechs feinstofflichen Energiezentren entlang der Wirbelsäule, die im Lauf der spirituellen Entwicklung gereinigt und belebt werden

Chit: reines Bewußtsein

Danda: Stab, den bestimmte Asketen bei sich tragen

Dandi: Tragegestell: ein auf zwei Stangen befestigter Stuhl, der auf Bergstrecken von vier Kulis getragen wird.

Darshan: Schau; der segenbringende Anblick einer Götterstatue oder eines Heiligen

Deva-Bhasha: göttliche Sprache; Sanskrit

Devata: eine besondere Darstellungsform Gottes

Dharma: Weltordnung; inneres Prinzip der Religion; auch: Pflicht, Rechtschaffenheit

Dharmashala: Pilgerherberge

Dhvani: Nachhall, Resonanz

Diksha: Initiation in das spirituelle Leben durch einen Meister

Ghat: Badeanlage an einem Flußufer

Gopi: Kuhhirtin. Die Gopis von Vrindavan stehen in der indischen Tradition für reine, vollkommene Liebe zu Gott (Krishna).

Grihastashram: Lebensstadium des Haushälters, Ehemanns und Vaters (zweite der vier Lebensstadien)

Guna: Eigenschaft. Die drei Gunas der materiellen Natur sind Sattva (Reinheit, Harmonie), Rajas (Aktivität) und Tamas (Dunkelheit, Trägheit).

Guru: Meister, spiritueller Lehrer

Gurukul: Schule, die gemäß den Prinzipien der heiligen Schriften betrieben wird. Die Schüler lernen unter Anleitung eines spirituellen Meisters und leben mit ihm zusammen.

Guru Purnima: die Vollmondnacht im August, die besonders der Verehrung des Guru gewidmet ist.

Ishta: ersehnt, geliebt

Ishta Devata: Die Gottheit, die das Herz am meisten anzieht

Janardana: ein Name Vishnus oder Krishna

Janata: Volk, Bevölkerung

Janata Janardana: die Manifestation Gottes in Form der Volksmenge

Japa: Wiederholung eines Mantras oder göttlichen Names als Teil der täglichen spirituellen Disziplin

Jayadhvani: der Ruf Jaya oder Jai (Sieg) in Verbindung mit dem Namen, einer Gottheit, z.B. Jai Krishna. Oft werden religiöse Veranstaltungen mit Jayadhvanis abgeschlossen.

Jñana: spirituelles Wissen; Kenntnis des Selbst

Jñanakanda: Teil der heiligen Schriften, der sich mit der Erkenntnis bzw. des Absoluten (Brahman) bzw. des Selbst (Atma), befaßt; insbesondere die Upanishaden

Kamandalu: Wassergefäß; Teil der minimalen Ausrüstung wandernder Asketen

Karma: Handlung; Folge des Handelns; das Gesetz von Ursache und Wirkung

Karmakanda: Teil der heiligen Schriften, der sich mit den rituellen Handlungen befaßt

Karma-Samskara: Vorliebe; innere Neigung (vgl. Vasana)

Katha: Erzählung, Geschichte

Kaviraj: Titel für einen Heilkundigen der traditionellen indischen Medizin (Ayurveda)

Kheyala: Plötzliche und unerwartete psychische Manifestation, sei es ein Wunsch oder Wille, Aufmerksamkeit, Erinnerung oder Wissen. Im Hinblick auf Ma: spontan aufkommender Willensimpuls, der göttlich und daher frei ist.

Kirtan: Wechselgesang, dessen Text aus den Namen und Beinamen des persönlichen Gottes mit seinen segensreichen Eigenschaften besteht. Meist antwortet ein Chor einem Vorsänger.

Kriya: Handlung, Yoga-Übung

Kripa: Gnade, Mitgefühl, Barmherzigkeit

Kund, Kunda: Aushöhlung im Boden oder Metallgefäß, in dem das Feuer für ein Opferritual entzündet wird

Lakshana: Anzeichen, Symptom

Lila: Göttliches Spiel

Lila-Katha: Erzählung über Leben und Taten einer göttlichen Inkarnation

Mahabharata: altindisches Epos in 100.000 Versen.

Mahabhava: höchste Stufe der Gottesliebe

Mahapurusha: vollkommener Mensch, großer Heiliger

Maharaja: König; Fürst

Maharani: Königin; Fürstin

Mahatma: wörtl. ›große Seele‹; überragende Persönlichkeit; Heiliger

Manas Puja: Die Gottesverehrung im Herzen durch Meditation, ohne äußere Rituale

Mandapa: zu religiösen Festen für wenige Tage errichtetes Zelt

Mantra: Klang von großer Macht, klangliche Repräsentation des Ishta, d.h. einer besonderen Gottheit. Name und Form sind unzertrennlich, wenn daher der Name mit Leben erfüllt ist, muß sich die Form, die er repräsentiert, offenbaren, wenn die Übung wirklich intensiv ist. Ein Mantra ist ein Wort der Kraft, göttliche Macht durch ein Wort vermittelt; Vers aus den Veden

Matri-Satsang: Gespräch mit Shri Anandamayi Ma

Mauna: Schweigegelübde; Yoga-Zustand absoluten Schweigens

Mela: religiöse Zusammenkunft

Moksha: Befreiung, Erlösung

Mrityu: Tod

Mudra: eine spezielle Hand- bzw. Fingerhaltung bei rituellen Zeremonien, im Tanz wie auch als Teil des Yoga

Murti: Statue einer Gottheit

Nama-Japa: Wiederholung eines göttlichen Namens

Panchakshara: wörtlich ›fünf Silben‹. Gemeint ist das Mantra ›Om Namah Shivaya‹ (Ich verneige mich vor dem Herrn).

Paramatma: das höchste Wesen; das Selbst des ganzen Universums

Parikrama: Rundgang um einen Tempel, heiligen Berg oder See

Pat: Ikone, Kultbild

Pithasthana: Pilgerort für den Kult der göttlichen Mutter

Pradakshina: siehe Parikrama

Prana: kosmische Lebensenergie

Pranam: Prostration; ein Akt der Ehrerbietung. Die üblichste Art ist, sich im Fersensitz vorzubeugen, bis die Stirn den Boden vor der Person oder der Götterstatue berührt, der die Ehrerbietung gilt.

Prasadam: Gott geopferte und dadurch geheiligte Speise, die von den Devotees gemeinsam verzehrt wird

Puja: rituelle Verehrung Gottes, bei der symbolische Gaben wie Wasser, Räucherduft, Obst, Blumen u. a. dargereicht werden

Punya: religiöser Verdienst durch gute Werke

Purnahuti: letzte Opfergabe in das heiliges Feuer

Purna Kumbha: mit Wasser gefüllter Krug, in dessen Öffnung eine mit Mangoblättern geschmückte Kokosnuß liegt. Ein Willkommensgruß

Rajas: Energie, Prinzip der Aktivität

Rajasuya-Yajña: vedisches Feueropfer, mit dem ein König seine Oberhoheit proklamiert. Berühmt ist die Beschreibung von König Yudhishthiras Rajasuya-Opfer im Mahabharata.

Rasa Lila: Krishnas Tanz mit den Gopis als Symbol der Vereinigung mit dem höchsten Sein in vollkommener Gottesliebe

Rishis: Seher; die Weisen, die die Mantren der Veden ›geschaut‹ haben

Rishi-Ashram: Waldeinsiedelei eines Rishi

Saccidananda: Die Einheit der drei Aspekte des Göttlichen: Sat (Sein, Existenz), Chit (Bewußtsein) und Ananda (Glückseligkeit)

Sadhaka: spirituell Strebender, der regelmäßig Übungen zum Zweck der Selbstverwirklichung ausführt

Sadhana: Übungen zum Zweck der Selbstverwirklichung

Sadhika: weibl. Form von Sadhaka

Sadhu: Asket, der sein ganzes Leben dem spirituellen Streben geweiht hat

Sadhu-Samaj: Verband der Sadhus, der ockerfarbene Kleidung tragenden Asketen

Samadhi: vollkommenes physisches und geistiges Zur-Ruhe-Kommen als höchste Stufe der Meditation. Im Savikalpa Samadhi ist die Aufmerksamkeit vollkommen auf den Gegenstand der Meditation gerichtet. Im Nirvikalpa Samadhi kommt jede Gemütstätigkeit zur Ruhe, und reines Bewußtsein wird sich seiner selbst bewußt. Wer schon zu Lebzeiten im Samadhi gefestigt ist, geht bei seinem Tod in die endgültige Befreiung ein. Daher bezeichnet Samadhi auch den Tod als endgültige Befreiung sowie den Grabschrein eines Heiligen.

Samkalpa: unerschütterlicher Entschluß

Sampradaya: religiöse Gemeinschaft

Samyam: Gleichmut, Selbstdisziplin

Samyam Vrata: Gelübde der Selbstdisziplin, das jährlich einmal von Ma‘s Devotees in Form einer Woche des Fastens, gemeinsamer Meditation, Kirtan usw. (Samyam Saptah) praktiziert wird

Sandhyas: Morgendämmerung, Mittag und Abenddämmerung

Sandhya-Puja: rituelle Gottesverehrung zur Zeit der Morgen- und Abenddämmerung

Sannyasa: Weltentsagung; letztes der vier Lebensstadien

Sannyasi: Weltentsagender; Mitglied eines Mönchsordens

Satsang: Gemeinschaft mit Heiligen und Weisen; religiöses Treffen

Satyagraha: Mahatma Gandhis Bewegung des gewaltlosen Widerstands gegen die britische Herrschaft in Indien

Shaiva: Verehrer Shivas

Shakta: Verehrer der Shakti, des Göttlichen in weiblicher Gestalt. Shiva und Shakti bilden ein ewiges Paar.

Shakti: Kraft, Macht; die dynamische Energie der Schöpfung, die Göttliche Mutter

Shastra: heilige Schrift

Shishya: Schüler eines spirituellen Lehrers

Siddhapitha: heilige Stätte, an der Asketen spirituelle Übungen praktiziert und Siddhi erlangt haben

Siddhi: außergewöhnliche psychische Kraft

Shri: Strahlen, Leuchten. Respekt bezeugender Zusatz zu Personennamen

Stotra: Sanskrit-Hymne

Swami: respektvoller Titel für Sadhus und Sannyasis

Tapasya: selbstauferlegte Härte zum Zweck spiritueller Verwirklichung

Tarpan: Teil der letzten Riten für einen Verstorbenen

Tithi-Puja: Genau festgelegter Zeitpunkt der rituellen Verehrung von Shri Anandamayi Ma an ihrem Geburtstag (gemäß dem indischen lunaren Kalender)

Trataka: fester, unverwandter Blick

Tyaga: Entsagung

Tyaga: überschäumende Freude

Upasanakanda: Teil der heiligen Schriften, der von den Ritualen zur Philosophie weiterführt

Usha Kirtan: Kirtan (religiöse Gesänge) zur Zeit der Morgendämmerung

Vairagi: wandernder Sänger

Vairagya: Leidenschaftslosigkeit, Losgelöstheit, innere Freiheit

Vaishnava: Verehrer Shri Vishnus, insbesondere in seinen Inkarnationen als Rama und Krishna.

Vanaprastha: drittes der vier Lebensstadien, in dem sich Eheleute von der weltlichen Tätigkeit zurückziehen und ein kontemplatives Leben führen

Vani: Ausspruch

Vasana: Wunsch, Neigung; insbesondere ins Unbewußte gesunkener Wunsch

Vasanti Puja: neuntägiges Fest der göttlichen Mutter im Frühling

Vedi: Plattform; Altar zum Aufstellen von Götterstatuen

Vishva-Kalyana: das Wohlergehen der Menschheit

Vyasasana: für den Redner über einen heiligen Text reservierter Sitz

Yajña: Opferzeremonie zur Reinigung der Atmosphäre, bei der gereinigte Butter, Reis und andere Gaben in ein heiliges Feuer gegeben werden

Yajña-Kunda: siehe Kunda

Yantra: abstrakte Darstellung göttlicher Schöpfungeskräfte in Form von geometrischen Diagrammen

Yogi: Jemand, der Yoga praktiziert oder darin bereits Meisterschaft erlangt hat

Yuga: Nach altindischer Auffassung verläuft die Geschichte nicht linear, sondern in Zyklen (Mahayugas). Jeder dieser Zyklen ist in vier Abschnitte (Yugas) unterteilt, Sat-Yuga (goldenes Zeitalter), Dvapara-Yuga (silbernes Zeitalter), Treta-Yuga (bronzenes Zeitalter) und Kali-Yuga (dunkles Zeitalter).