Vers 22

Kaalaik Kumaresan Enak Karudhi
Thaalaip Paniyat Tavam Eaidhiyavaa
Paalaikkuzhal Valli Padham Paniyum
Veelai Surabhoopathi Meeruvaiye


Über Dich zu meditieren, O Gott, als „Kumaresan, von beständiger Jugend“,
Und mich zu Deinen Füßen zu verbeugen; wie habe ich dieses großartige Tapas erreicht!
O Herr, der Du Dich zu Füßen der bezaubernden Valli verbeugst!
O Muruga! O Führer der Devas! Der Du groß bist wie der Berg Meru!


„O Muruga, Befehlshaber der Devas, der Eine, der großartig ist wie der Berg
Meru, der sich zu Füßen von Valli Devi mit den schönen Haaren verbeugt hat!
Was für ein Wunder, ich wurde gesegnet jenen Zustand der spirituellen Praxis
(Tapas) zu erreichen, mich zu Deinen Lotus-Füßen zu verbeugen und über Dich
als Kumaresan von ewiger Jugend zu meditieren!“

Erklärung:

Der mythologische Berg Meru gilt als der größte Berg der Erde. Man kann sich seine Höhe und Breite nicht vorstellen oder seine Größe. Er wird als die Achse der Welt angesehen. So ist auch Gott jenseits menschlichen Verstehens und Beschreibens, der Träger von allem.

Lord Skanda war der Oberkommandeur der Armee der Devas. Er organisierte Sie, kämpfte gegen den Asura Surapadma und tötete ihn und seine ganze Armee. Genauso organisiert Gott die tugendhaften Eigenschaften in seinen Verehrern, kämpft mit dem schrecklichen Asura Egoismus und zerstört ihn und sein Gefolge von Lust, Zorn, Gier usw. Die Überwindung der niedrigen Natur im Menschen ist not wendig, damit der Geist ruhig werden kann, was die Voraus setzung für die Meditation über Gott ist. Die niedere Natur ist extrovertiert und erlaubt es dem Geist nicht, still und gefestigt zu sein. Darum muss sie überwunden werden.

Murugan verneigte sich vor Valli Devi, seiner himmlischen Gefährtin. Gemäß den tamilischen Schriften hat Lord Skanda zwei Gemahlinnen – Valli und Deivayani. Valli repräsentiert Iccha Shakti (Willenskraft) und Deivayanai Kriya Shakti (Tatkraft). Deivayanai war die Tochter von Indra, der von Surapadma angegriffen wurde. Nachdem Lord Skanda den Asura getötet hatte, gab Indra ihm als Dank seine Tochter Deivayanai zur Frau. Die Heirat wurde mit allen vedischen Riten (Kriyas) in Tirupparankundram in Südindien gefeiert, in einem großen Fest mit den Devas (Engelswesen), Rishis und Menschen. Darum sagt man, dass sie Kriya-Shakti, die Kraft der Handlung repräsentiert. Aber Vallis Heirat mit Lord Skanda war von besonderer Natur. Sie liebte Murugan intensiv und war entschlossen, niemand anderen als ihn zu heiraten. Aber sie wusste nicht, wo Er war oder wie sie Ihn erreichen konnte. Und doch war ihre Liebe zu Ihm so groß, dass Gott selbst sich auf die Suche nach ihr machte, sie bat Ihn zu heiraten und sie heiratete, nachdem er sie in der Dunkelheit der Nacht von ihrem Zuhause entführte. Darum wird Valli als Iccha Shakti, Kraft des Wunsches bezeichnet.

Der Bezug auf Valli und dass sich Gott vor ihr verneigte, zeigt, dass Gott seinen Anhängern bereitwillig hilft, die sich oft nach ihm sehnen, aber die nicht Mittel kennen, wie sie Ihn erreichen können. Dies zeigt, dass Gott selbst zu uns kommt und uns die Methode zeigt, wie wir ihn erreichen können, wenn unsere Suche ernsthaft und ehrlich ist.

„Es ist tatsächlich ein Wunder, dass ich diese Menge an Tapas erlangt habe, um mich zu den Füßen eines solchen Gottes zu verneigen und richtig über ihn zu meditieren“, freut sich Arunagiri. In der Lage zu sein, über Gott zu meditieren, während man sich zu seinen Füßen verneigt ist, wirklich ein großes Tapas, eine seltene Errungenschaft, eine schwer zu erreichende Leistung. Was für eine Art Meditation ist das, die als großes Tapas betrachtet wird und so schwer zu erreichen ist? Über Gott als „Kaalai, Kumaran, Isan“ zu meditieren – Kaalai bedeutet ewige Jugend, was sich auf ewige Existenz, Sat bezieht. Kumaran bedeutet der Zerstörer der Weltentäuschung, der Maya. Es bezieht sich auf Chit, Wissen. Isan bedeutet der Herrscher von allem, was der Zustand des Höchsten Glücks, von Seligkeit, Ananda ist. Über Gott als Satchidananda (absolutes Sein-Wissen-Glückseligkeit) zu meditieren und sich zu Seinen Lotus-Füßen zu verneigen – ist dies nicht ein höchster Zustand von Tapas? „Wie ich dieses Tapas erlangt habe, ist tatsächlich ein Wunder! Was soll ich sagen? Es ist aufgrund Deiner Gnade!“ So drückt Arunagiri seine ewige Dankbarkeit Gott gegenüber aus, der dem Heiligen diesen höchsten Zustand verliehen hat, so wie er aus seinem eigenen süßen Willen heraus Valli Devi den Status seiner Gemahlin verlieh. Wenn wir uns vor Gott verneigen, sollten wir nicht in Begriffen von Name und Form an Ihn denken, sondern als Satchidananda.

Unser Körper sollte sich vor der Statue Bildnis oder dem Bild Gottes verneigen, aber der Geist sollte auf das Unendliche gerichtet sein. Was auch immer der (Name des) Gott sein möge – Vishnu, Shiva, Rama, Krishna, Skanda, Vinayaka, Devi, Christus etc. – essentiell sind sie dasselbe – Satchidananda, genauso wie verschiedene Schmuckstücke in ihrer Substanz einfach Gold sind. Diese Tatsache müssen wir im Geist behalten, wenn wir an Ihn denken, über Ihn meditieren oder uns vor Ihm verneigen. Dies scheint Arunagiri anzudeuten.

Man kann auch interpretieren, dass an Gott als Satchidananda zu denken und sich zu Seinen Füßen zu verneigen, sich auf Svarupalakshana und Tatastha- Lakshana bezieht. Wenn wir uns zu den Füßen verneigen, bedeutet dies, dass wir Gott in seiner manifestierten Form verehren – was auch immer die Form sein mag – das ist Tatastha-Lakshana. Es ist der relative Aspekt Gottes, einer Manifestation oder eines Avatar zu einem bestimmten Zweck. Es ist nicht so, dass Gott diese Form nicht wieder annehmen oder noch einmal in dieser Form erscheinen kann, um den Gläubigen seine Vision zu geben. Er kann. Aber es ist nicht Seine essentielle Natur, Svarupa-Lakshana. Satchidananda, das Absolute, unbedingtes Sein-Wissen-Glückseligkeit ist das Svarupa-Lakshana Gottes. Während Tatastha-Lakshana sich mit jeder Manifestation unterscheidet, ist das Svarupa-Lakshana für alle gleich.

Darum ist es tatsächlich ein Zustand besonderer Segnung, den man nur durch die Gnade des Gottes erreicht, wenn man sich vor einer beliebigen Form Gottes verneigt und dabei den Geist auf das Svarupa-Lakshana heftet. Denn während der menschliche Geist das Tatastha-Lakshana erfassen kann, kann man Svarupa-Lakshana nur dann im Herzen fühlen oder erfahren, wenn es von Gott aus Seiner Gnade heraus offenbart wird.

Der Sinn ist, dass unser Gebet, unsere Verehrung, unsere Meditation etc. nicht einfach mit Tatastha-Lakshana enden sollten. Der Zweck all dieser spirituellen Übungen ist es, das Svarupa-Lakshana zu erreichen. Das erstere nennt sich Religion, die von der Mehrheit praktiziert wird, gemäß den jeweiligen religiösen Glaubensrichtungen und Gebräuchen. Es unterscheidet sich daher von Religion zu Religion. Aber letzteres gehört zur mystischen Religion – zu den Heiligen und Weisen aus Ost oder West, alt oder modern – deren Erfahrungen gleich sind. Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen. Religionsstreitigkeiten und die dogmatische Bigotterie entstehen nur zwischen den Religionen. Müssen wir deshalb die populären Religionen oder die verschiedenen Arten von Gottesverehrung aufgeben?

Nein, das ist weder notwendig, noch wünschenswert. Sie liefern die anfängliche Grundlage für den Neuling, seinen Geist auf etwas zu richten, von wo aus er weiter gehen kann. Es geht daher nicht darum, die verschiedenen Religionen und religiösen Praktiken abzulehnen, sondern sie in die mystische Spiritualität zu integrieren und sie zu transzendieren, genauso wie die Universitätsausbildung die Schulausbildung nicht ablehnt, sondern einschließt und transzendiert. Wir lehnen die Schule nicht ab, weil es Universitäten gibt, denn die Schule liefert die notwendige Grundausbildung, ohne die die höhere Universitätsausbildung unmöglich wäre. So ist es auch der Fall mit den Volksreligionen. Und es ist auch so, dass es sich nicht alle leisten können, zur Universität zu gehen. Und dennoch ist eine Schulbildung immer noch besser als gar keine. Zwar können nicht alle so leicht die mystische Vision Gottes erreichen, aber jemand, der einer Volksreligion folgt ist besser dran, als jemand, für den es nichts jenseits dieser Welt gibt. Wer keinen Glauben hat, wird eher der Gesetzlosigkeit und Sünde frönen, während andere eher Gottesfurcht und Respekt für die moralischen und spirituellen Werte des Lebens haben. Aber wir sollten nicht stehen bleiben. Wir sollten zumindest wissen, dass es etwas Höheres gibt jenseits der Religionen, die nur ein Wegweiser zum Höheren sind. Die populäre Religion muss uns zur mystischen Religion führen und nicht zu religiöser Bigotterie. Tatasthana-Lakshana (der relative Aspekt) und Svarupa-Lakshana (der absolute Aspekt) sind beide Gott, wobei ersteres zu letzterem führt.

Indem man an Dich als Satchidananda denkt, sollte man sich zu Deinen Füßen verneigen: Denken ist eine innere Haltung und Verbeugen eine äußere Handlung. Die richtige Einstellung, Bhava, sollte einer Handlung folgen, will Arunagiri damit sagen. Wir sollen die Allgegenwart Gottes spüren, während wir uns zu Seinen Füßen verneigen. Wenn die richtige innere Haltung fehlt, wird die rein äußere Handlung bedeutungslos und oft heuchlerisch.

Und das ist der Punkt, wo Religionen und religiöse Zeremonien, ja sogar die weltlichen Handlungen eines Menschen trotz äußerem Pomp und äußerlicher Großartigkeit leblos werden.

Aber reicht es dann nicht, die richtige innere Einstellung der Allgegenwart Gottes zu haben, ohne eine äußere Handlung, wie z. B. sich zu verneigen, Verehrungszeremonien etc.? Nein, es reicht nicht. Obwohl Gott unser Herz will und nur auf unsere innere Haltung achtet, braucht es auch die äußere Handlung, behauptet Arunagiri: Denn die Menschen können die innere Haltung eines anderen nicht verstehen, sondern sehen nur seine Handlungen, die sie als ein Verhaltensbeispiel nehmen, dem sie folgen. Die Menschen folgen dem, was die Großen tun. Wenn also ein Heiliger still bleibt, nur sein inneres Gefühl der Allgegenwart Gottes aufrechterhält, das die Menschen nicht wahrnehmen können, dann werden sie auch keinerlei Verehrung oder Gebet verrichten; noch können sie das richtige Bhava in ihrem Herzen unterhalten. So haben sie weder das innere Gefühl, noch die äußere Übung und sind vollkommen verloren. Darum muss ein Heiliger auch äußerlich weiter handeln, damit die anderen ihn nachahmen können. Sie bekommen so im Laufe der Zeit durch die Gnade Gottes die richtige innere Haltung. Was für ein tiefer Vers! Arunagiri packt so viel Weisheit in ein paar Worte.

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Die Einweihung durch den Guru (Vers 20) hat dem Schüler die richtige Technik der Meditation über Gott gegeben. Jetzt, wenn er seine Meditation mit dieser Technik und mit einer wirklichen Sehnsucht nach Befreiung (Vers 21) beginnt, scheint der Aspirant aufgrund des direkten Einflusses der Einweihung durch den Guru und der von ihm übertragenen Kraft, anfangs in seiner Medi tation erfolgreich zu sein, d.h. das Absolute oder Satchidananda zu erfahren, das hinter den Formen ist, die er verehrt oder über die er meditiert. Dies gibt ihm große Freude und lässt ihn die unendliche Gnade Gottes laut verkünden.