Spirituelles Leben

  1. Leidenschaftslosigkeit und Glaube sind Grundvoraussetzungen für spirituelles Sadhana.
  2. Ohne Entsagung ist spiritueller Fortschritt niemals möglich. Entsagung ist Weisheit.
  3. Feiglinge sind nicht für ein Leben der Entsagung geeignet.
  4. Entsagung ist sehr schwierig. Nur sehr wenige entsagen wirklich.
  5. Innere Entsagung ist notwendig; äußere Entsagung ist ebenfalls förderlich und notwendig.
  6. Ein Aspirant muss einen reinen Geist, Durchhaltevermögen und wirklichen Wissensdurst haben.
  7. Den meisten Aspiranten fehlt es an Ehrlichkeit. Das ist der Hauptgrund für Nachlässigkeit.
  8. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Temperamente, doch alle müssen das Erreichen eines gemeinsamen Zieles und das Gelingen eines gemeinsamen Zweckes anstreben – die Verwirklichung der einen brahmischen Bewusstheit.
  9. Sei ruhig. Sei fröhlich und glücklich. Sei mutig. Habe dich unter Kontrolle.
  10. Bleibe immer gelassen, unter allen Umständen und bei allen Anlässen.
  11. Die völlige Freiheit von Wünschen ist die wichtigste aller Eigenschaften eines Schülers.
  12. Erinnere dich an die 6 ‚S’ und praktiziere sie: Serenity (Gelassenheit), Seclusion (Zurückgezogenheit), Satsang, Shanti (Frieden), Santosh (Zufriedenheit, Genügsamkeit) und Satyam (Aufrichtigkeit).
  13. Erinnere dich an die 3 ‚D’ und praktiziere sie: Dispassion (Leidenschaftslosigkeit), Determination (Entschlossenheit) und Discrimination (Unterscheidungskraft).
  14. Für den ernsthaften Aspiranten stehen die Leben der Heiligen immer als Meilensteine, die ihn auf seinem Weg leiten.
  15. Überwinde Wünsche. Bändige den Geist. Unterwirf die Sinne. Überwinde die 6 Feinde. Das ist der heilige Krieg für spirituelle Aspiranten.
  16. Niemand, der hier oder anderswo nach Namen, Ruhm, Macht, Herrschaft und Vergnügen dürstet, kann im Yoga Erfolg haben.
  17. Wenn du dich von psychischen Kräften anziehen lässt, wirst du das höchste Ziel verfehlen. Nimm dich vor Siddhis in Acht!
  18. Der wirkliche Fortschritt eines spirituellen Aspiranten wird an dem Maß gemessen, in dem er innere Ruhe gewinnt.
  19. Strenge Entsagung heißt nicht, seinen Körper mit Asche und Staub zu beschmieren. Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere, verwirkliche; sei gut, tue Gutes. Das ist Entsagung.
  20. Habe Glauben, Glauben, Glauben. Erkenne das Selbst. Verwirkliche deine essentielle göttliche Natur.
  21. Höre, was förderlich ist. Sieh, was förderlich ist. Tue, was förderlich ist. So wirst du bald die Selbstverwirklichung erreichen.

Des Meisters Witz

„Sushila, ärgerst du dich über deine Patienten?“, fragte der Meister.
„Nein, Swamiji. Meine Patienten sind alle Eisenbahnarbeiter. Deshalb kann ich mich nicht über sie ärgern.“
Während er sich zu Chandravati, der Rani von Gaya (Königin von Gaya, einer heiligen Stadt in Bihar), wendete, sagte der Meister: „Chandravati, du ärgerst dich über deine Diener, nicht wahr?“ Alle brachen in Lachen aus.

Zuwachs für die Entsagten:

Der Meister wurde Zeuge einer Szene, die sich am Wegesrand abspielte, wo eine Frau schreiend und streitend neben einem Mann, vermutlich ihrem Ehemann, herlief. Der Meister bemerkte humorvoll: „Wenn es viele Damen mit einem derart streitsüchtigen Wesen gäbe, würde die Anzahl der Sannyasins in der Welt nur so in die Höhe schnellen!“ Alle brachen in Lachen aus.

Tipps für Krankenschwestern:

Eine Ärztin und ihre Assistentin kamen von Kankhal, um Darshan (Anblick) des Meisters im Büro zu empfangen. Nachdem er ihnen einige Bücher gegeben hatte, fragte er die Assistentin: „Bist du die Assistenzärztin?“
„Nein, Swamiji, ich bin für den Operationssaal zuständig. Ich assistiere während der Operation.“
„Was ist eine wichtige Eigenschaft für denjenigen, der bei einer Operation assistiert?“, fragte der Meister. Er gab dann selbst die Antwort: „Geistesgegenwart. Du musst im Voraus wissen, welches das korrekte Instrument ist, das zu einem bestimmten Zeitpunkt der Operation gebraucht wird. Angenommen, du reichst aus Versehen ein falsches Instrument und der Arzt ärgert sich, rege dich dann nicht auf. Du musst ruhig und gelassen sein. Mache das Notwendige freudig, sonst begehst du vielleicht noch mehr Fehler und die Operation ist eventuell nicht erfolgreich.“
Die Ärztin und die Assistentin dankten dem Meister für seinen Ratschlag und reisten wieder ab.

Weise Kontrolle des Geistes:

Ein Mann mittleren Alters hatte eine gut bezahlte Stellung in Delhi gekündigt, um im Ashram zu bleiben und seine Zeit dem spirituellen Streben zu widmen. Er verbeugte sich vor dem Meister und wartete auf dessen Anweisungen. Der Meister fühlte seinen Puls und fing an, Vorschläge zu machen und Fragen zu stellen.
„Ohji, du tust besser daran, nach Delhi zurückzukehren und deine Stellung wieder anzunehmen. Handle nicht vorschnell aufgrund deiner Emotionen, sonst werden deine Frau und deine Kinder leiden und womöglich hier herkommen und weinen. Außerdem wird es dir schwerfallen, diesen Weg beizubehalten.“
Der Mann antwortete: „Nein Swamiji, es ist nicht in meiner Absicht zu arbeiten. Meine Familie wird nicht leiden, denn ich habe vorgesorgt. Sie besitzen 2 Häuser und 5.000 Rupien Bargeld. Ich bin entschlossen, mich dem spirituellen Leben zu widmen. Auf jeden Fall werde ich dabei bleiben.“
„Nun gut, was ist dann deine Absicht? Was möchtest du tun?“
„Swamiji, ich möchte durch Indien reisen und alle bedeutenden Schreine und heilige Plätze besuchen und wo immer ich hinkomme, den Namen Gottes singen; das ist meine Absicht.“
„Ohji, das ist keine leichte Aufgabe. Du musst viele Schwierigkeiten überwinden. Du wirst nicht immer Essen und Unterkunft finden“, erwiderte der Meister.
„Nein, Swamiji, Gott wird für all das Sorge tragen.“
„Das ist richtig. Gott wird dich mit allem versorgen, doch vorher wird Er sehen, ob du für Seine Gnade geeignet bist. Du wirst Kummer und Prüfungen begegnen müssen. Inmitten all dessen wirst du nicht in der Lage sein, an Gott zu denken, vielleicht verlierst du sogar deinen Glauben. Dein Glaube an Gott ist noch nicht soweit entwickelt, dass du in der Lage wärst, allen Schmerzen und Qualen zu begegnen und trotzdem an Ihn zu denken. Der beste Weg für dich wäre, ein oder zwei Monate hier zu bleiben, dich ein paar Stunden pro Tag mit irgendeiner Arbeit zu beschäftigen und den Rest der Zeit zu meditieren.“
„Nein, Swamiji. Ich habe kein Interesse an irgendwelcher Arbeit. Ich kann nicht arbeiten. Ich möchte die ganze Zeit der Meditation widmen.“
„Mein lieber Mann, gehe Schritt für Schritt. Springe nicht vom ersten zum fünften Schritt. Du wirst dir die Beine brechen. Es ist für einen Anfänger nicht möglich, 24 Stunden am Tag zu meditieren. Du kannst dies nur für ein paar Tage machen. Später wird der Geist eine ‚automatische Vakuum-Bremse’ setzen. Im Namen der Tiefenmeditation wirst du lediglich schlafen. Das wird Trägheit hervorrufen. Der Geist sollte einfühlsam und mit Unterscheidungskraft kontrolliert werden, sonst wird er dich wie ein bösartiges Pferd abwerfen und daraufhin davonpreschen. Einige Stunden Mantra-Yoga, einige Stunden Meditation, etwas Kirtan, einige Asanas, einige Runden Pranayama, ein wenig selbstloser Dienst – mit der Kombination all dieser Praktiken musst du daran arbeiten, den Geist zu bändigen. Nur dann wirst du eine harmonische und echte Entwicklung von Kopf, Herz und Hand haben. Denke nicht, dass Arbeit ein Hindernis für Meditation ist; im Gegenteil, sie ist sehr hilfreich. Selbstlos geleistete Arbeit erfrischt den Geist, wenn er von der Meditation müde ist. Zögere also nicht, bleibe hier und nimm etwas Arbeit an.“
„Entschuldige, Swamiji, ich kann nicht arbeiten“, warf der Mann ein.
„In Ordnung, du musst nicht arbeiten. Du interessierst dich für Kirtan, nicht wahr? Mache täglich einige Stunden Akhanda Kirtan in der Bhajan-Halle und hilf bei den Ritualen im Tempel. Satyagynam, gib ihm ein Zimmer, Kleider und alles. In Ordnung, du kannst jetzt gehen. Sei frohgemut. Gott segne dich!“
So groß ist des Meisters edle, unbeschreibliche Freundlichkeit!

Freier Wille:

Sucha Singh, ein glühender Aspirant, der für ein Jahr im Ashram gewesen war, wollte an seinen Geburtsort zurückkehren, um eine Stellung anzunehmen. Er kam zum Meister, um Abschied zu nehmen.
Der Meister bemerkte: „Aufgrund einiger guter geistiger Eindrücke aus vergangenen Leben setzt Gott uns in eine Umgebung, wo wir unsere Zeit für Gebet und spirituelle Praxis in der Gesellschaft heiliger Menschen nutzen können. Es ist aufgrund von Mangel an Unterscheidungskraft, dass man wünscht, einen solchen Ort zu verlassen und zum weltlichen Leben zurückzukehren. Gott hat uns den Intellekt und gute Bedingungen geschenkt. Es ist uns überlassen, zu entscheiden, ob wir den zur immer währenden Glückseligkeit führenden Weg von Shrejo Marga (wörtlich: der Weg, der nach oben führt) gehen oder den Weg von Preyo Marga (der weltliche Weg), der zum immer wiederkehrenden Kreislauf von Leben und Tod und letztlich zur Zerstörung führt.“
Sich Sucha Sing zuwendend sagte der Meister: „Nun gut, Gott segne dich! Nimm dieses Geld für deine kommenden Ausgaben. Om Tat Sat (‚Om, so ist/sei es!’, Grundhaltung des Menschen, der in der göttlichen Realität gegründet ist).“

Kritik aushalten:

Der Meister saß in seinem Büro und sah seine Korrespondenz durch. Santosh kam herein. Sie beklagte sich, dass jemand eine sarkastische Bemerkung über ihren Artikel gemacht hatte und dass sie dies fürchterlich getroffen habe.
„Santosh, warum schenkst du diesen Dingen Aufmerksamkeit?“, begann der Meister. „Wann wirst du all diesen Dingen kühn begegnen? Wenn jeder nett zu dir ist, wie kannst du dann jemals deinen Willen stärken? Die Welt ist so, was willst du machen! Du musst alle diese Schwierigkeiten geduldig ertragen und dein Auge immer auf das Ziel gerichtet halten, deshalb bist du hierher gekommen. Sieh nur, du hast es einer Welle erlaubt, sich zu erheben und deinen geistigen Frieden zu stören. Sie wird wenigstens für drei oder vier Tage vibrieren und wegen dieser Störung wirst du deine geistige Ausgeglichenheit in allen anderen Angelegenheiten und Geschäften verlieren. Wie dem auch sei, Gott segne dich! Nimm diese Süßigkeiten. Sei fröhlich. Vergiss und vergib. Om Namah Shivaya.“

Ist das Leidenschaftslosigkeit?

Swami X. kam mit Briefen, um sie vom Meister unterschreiben zu lassen. Gleichzeitig legte er einen Zettel mit benötigten Gegenständen vor.
„Ohji, du brauchst es nicht auf ein Blatt Papier zu schreiben und es mir dann vorzulegen. Sag mir einfach, was du brauchst“, sagte der Meister.
„Ich habe den Sekretär gefragt, aber der hat sich geweigert; deshalb bin ich zu dir gekommen, Swamiji.“
„Das ist in Ordnung. Ich werde dir etwas Geld geben. Du kannst dann selber gehen und alles besorgen.“
„Nein, Swamiji, ich werde kein Geld anrühren. Ich möchte nur Sachwaren.“
„Hm! Geld wirst du nicht anrühren; gleichzeitig bist du zum Kämpfen bereit, nicht wahr?“, rief der Meister aus.

Ein gehorsamer Schüler:

„Shantanandaji“, rief der Meister, „hör zu, ich werde dir eine interessante Geschichte erzählen.“ Das ganze Büroteam drehte sich zum Meister, um die Geschichte zu hören.
„Es war einmal ein Guru, der einen sehr guten Schüler hatte. Er war sehr gehorsam und nahm die Worte des Gurus immer für die absolute Wahrheit.
Eines Tages rief der Guru seinen Schüler und sagte: ‚Sishya, sei so gut und sammle etwas Brennstoff und bring ihn her.’
‚Bitte entschuldige mich, Gurudev’, antwortete der Schüler. ‚Ich fühle mich heute nicht gut.’
‚In Ordnung, mach dir keine Sorgen. Es ist nicht so wichtig’, sagte der Guru.
Einige Tage später rief der Guru seinen Schüler erneut und sagte: ‚Sishya Bhagavan, bitte sei so gut und geh zum Fluss und hole etwas Trinkwasser.’
‚Satguru Deva, du Ozean höchster Gnade! Ich stehe immer zu deinen Diensten, aber ich habe mir das linke Bein verstaucht. Ich kann heute nicht gehen.’ Das war die Antwort des Schülers.
Auf diese Weise hatte der Schüler immer die eine oder andere Ausrede parat, wenn der Guru ihn um einen Dienst bat.
Eines Tage rief der Guru ihn und sagte: ‚Mein lieber Schüler, ich habe eine schöne Halva (Süßspeise aus Grieß) für dich vorbereitet. Sei so gut und iss sie.’
‚Geliebter Meister, wie lange kann ich dir ungehorsam sein? Ich warte glühend jeden Moment darauf, deinen Anordnungen zu gehorchen, mein Gebieter!’
Ohne weiteres Zögern aß der Schüler die ganze Süßspeise innerhalb eines Augenblickes auf!“
Alle brachen in Lachen aus.
„Wie gefällt euch dieser Schüler? Das nennt man ‚explizite Hingabe’ und ‚impliziten Gehorsam’ für den Guru!“
Der Meister fuhr fort mit der Diskussion eines Briefes, den ein Schüler vor 2 Tagen geschrieben hatte. In dem Brief hieß es:
„Swamiji, vor einer Woche kam ich gegen halb 3 Uhr nachmittags in deinen Ashram mit der Absicht, Darshan (Anblick) von meinem höchst verehrten Gurudev zu haben. Ich klopfte an die Tür, aber niemand öffnete mir oder antwortete auf mein Anfragen. So war ich enttäuscht und fragte mich, wo können seine Schüler noch Trost suchen, wenn Gurudev ihre Gefühle auf diese Weise verletzt? Daher habe ich nun beschlossen, bis zum Tod zu fasten, wenn ich nicht innerhalb von 4 Tagen eine zufrieden stellende Antwort von Gurudev bekomme!“
Lächelnd bemerkte der Meister: „Seht, wie viel Verschiedenheit es auf der Welt gibt. Nennt ihr das Hingabe? Nichts als Unnachgiebigkeit ist das! Wie dem auch sei, ich werde erst nach 2 Tagen antworten! Lasst ihn wenigstens 2 Tage lang fasten. Das wird ihm gut tun und ihn reinigen!“ Alle lachten!

Ein Privatgespräch gewünscht!:

Einer nach dem anderen trafen die Suchenden ein, verbeugten sich vor dem Meister und nahmen ihre Plätze ein. Santosh brachte einige ihrer Freunde für seinen Darshan.
„Swamiji, dieser Herr möchte ein privates Gespräch mit dir“, sagte Santosh.
„Ein Privatgespräch? Also müssen alle diesen Raum jetzt verlassen, außer mir und ihm, nicht wahr? Auch Gott darf dann nicht mehr hier sein, oder?“
Alle brachen in Gelächter aus.

Geschäfte mit Gott:

Om Prakash, ein junger Freund von Suri, einem Schüler des Meisters, kam eines Morgens aus Delhi. Der Meister stellte ihm Fragen.
„Om Prakashiji, was ist deine Absicht? Möchtest du eine Stellung finden oder Geschäfte machen?“
„Ich möchte Geschäfte machen, Swamiji.“
„Das ist gut. Mache gute Geschäfte und arbeite hart. Verdiene 4 oder 5 Lakhs (Ind. Maßeinheit, 100.000) Rupien und starte dann statt dessen Geschäfte mit Gott. Geschäfte mit Gott sind nämlich sehr profitabel; deine Investition ist ein bisschen selbstloser Dienst, ein wenig Gebet, etwas Mantra-Wiederholung und Meditation. Doch der Gewinn, den du dafür bekommst, ist immerwährender Frieden und Glück.“

Wenn Wohltätigkeit kommt:

Auf seinem Rückweg zur Hütte näherte sich dem Meister eine Sindhi-Frau aus Nyasaland. Sie war völlig aufgelöst, ergriff seine Füße und weinte. Dem Meister war gesagt worden, dass sie vor einigen Monaten ihren Mann verloren hatte.
Der Anblick (Darshan) des Meisters gab ihr Frieden. Er nahm sie mit zu seiner Hütte, tröstete sie, gab ihr ein Mantra zur Wiederholung und leitete ein Gebet für die verstorbene Seele an. Binnen weniger Momente wurde die Frau still und ruhig. Sie schenkte dem Meister einen Perserteppich und 100 Rupien für das Essen der Sadhus (Entsagte) und Mahatmas (Ehrenbezeichnung für spirituelle Führer) des Ashrams. Dann ging sie mit friedvollem Geist.
„Wohltätig werden Reiche normalerweise erst nach dem Tod von Angehörigen, nicht vorher“, bemerkte der Meister.

Die Welt, unser Zuhause:

Ravindar war ein sehr emotional veranlagter Aspirant und hielt sich selbst für Raja Yoga Sadhana geeignet. Eines Tages bat er den Meister um einen bequemen abgelegenen Raum zum Wohnen und für die Praxis von Raja Yoga.
„Du möchtest einen bequemen Raum? Du solltest in der Lage sein, überall Sadhana (spirituelle Übungen) machen zu können. Die ganze Welt ist dein Zuhause. Bleibe, wo auch immer du bist und mache Sadhana“, riet der Meister.

Spaß in des Meisters Gegenwart!

Das Büro war überfüllt von Schülern und Besuchern. Der Tisch des Meisters war ebenso überfüllt mit Obst und Süßigkeiten.
Santosh betrat das Büro. Während sie sich vor dem Meister verneigte, streute Brij Mohini ihr farbiges Puder ins Gesicht. Santosh regte sich furchtbar auf und stieß hervor: „Ich mag diese Dinge nicht, Swamiji! Ich spiele nie mit jemandem und so sollte auch niemand mit mir spielen!“
Der Meister sagte mit einem verschmitzten Grinsen: „Oh Brij Mohiniji! Mache es kein zweites Mal!“
Die ganze Menge brach in Gelächter aus.
„Santosh, diese Orange lacht dich an, nimm sie“, sagte der Meister mit einem Lächeln.
Santosh nahm die Orange und verließ gut gelaunt das Büro!

Gottes Prüfungen

Jemand brachte eine salzige Speise. Der Meister nahm etwas in seine Hand und rief dem vorne sitzenden Atmaram zu: „Atmaramji, komm her, dies hier ist für dich.“
Atmaram sprang hastig auf und eilte zum Meister. Plötzlich aber steckte der Meister sich die Speise selbst in den Mund! Alle hatten Spaß an diesem Schabernack.
Nach einer Weile rief der Meister ihn erneut und täuschte ihn ein zweites Mal auf ähnliche Weise!
Als der Meister ihn zum dritten Mal rief, zögerte Atmaram und dachte, er solle ein drittes Mal getäuscht werden. Aber zu seiner Überraschung überreichte ihm der Meister nun den ganzen Topf.
„Ich dachte, du würdest mich auch dieses Mal wieder täuschen“, gab Atmaram zu.
„Ich habe dich nur zweimal getäuscht, um dir dann alles zu geben“, sagte der Meister.
Gott bringt Seine Schüler oft auf ähnliche Weise in Situationen, in denen sie sich hilflos fühlen, aber nur um sich ihnen danach gänzlich zu offenbaren.“

An Ehemänner und -frauen:

Der Meister richtete sich an Guru Kaksh Rai: „Was ist die Pflicht eines Ehemannes?“
Er antwortete selbst: „Der Ehemann soll sich um die Familie kümmern. Er soll seiner Frau auf der Reise des Lebens ein Gefährte sein. Er soll ihr ein Ehemann sein, bis sie ein oder zwei Kinder geboren hat. Danach soll er ihr spiritueller Freund werden und sie auf dem spirituellen Weg leiten.“
Nun wandte sich der Meister an die Frau von Guru Kaksh Rai und sprach: „Die Frau soll treu und ehrlich zu ihrem Mann stehen. Sie soll seine Freude und sein Leid teilen, ihn dazu bringen, spirituelle Übungen aufzunehmen und ihm eine Hilfe sein. Sie soll ihre Kinder als spirituelle Helden erziehen und sie zur Hingabe anleiten.“
Dem Ehemann und seiner Frau gefiel diese Rede und sie verabschiedeten sich.

Ausleeren, um gefüllt zu werden:

Narayanan, der Leiter des Raymon Circus, suchte den Meister morgens in seiner Hütte auf. Nachdem er sich verbeugt hatte, bot er ihm Geld an. Er zog einen Geldschein nach dem anderen aus seinem Portemonnaie.
Der Meister sagte lächelnd: „Leere es vollständig, erst dann wird es wieder gefüllt werden!“

Wirklich persönliche Gespräche:

Ein amerikanischer Aspirant, der gerade in den Ashram gekommen war, um Yoga zu lernen, näherte sich dem Meister und fragte: „Kann ich ein persönliches Gespräch führen, Swamiji?“
Mit einem breiten Lächeln antwortete der Meister: „Oh ja! Du kannst es führen – in deinem Herzen!“

Geklärte Zweifel:

M. A. Naidu aus Südafrika bat den Meister um die Klärung einiger seiner Zweifel.
„Warum müssen gute Menschen in dieser Welt leiden, Swamiji?“
Als Antwort sagte der Meister: „Leiden bereitet den Menschen darauf vor, widrigen Umständen mutig zu begegnen. Es führt zu Durchhaltevermögen und stärkt den Willen. Schmerz ist ein maskierter Segen. Wenn Gott Seinen Segen über einen Schüler ergießen möchte, gibt Er ihm Leiden, um sein Herz zu reinigen. Dann wird es bereit, die göttliche Gnade zu empfangen.
Ihr kennt die Geschichte, wie Krishna einen reichen Mann segnete, damit er noch reicher würde und einen armen Schüler verfluchte, damit er seinen einzigen Besitz – eine Kuh – verlöre. Als er darüber befragt wurde, antwortete Krishna, dass die Kuh die einzige Ablenkung auf dem Weg des Suchenden sei. Nach ihrem Verschwinden werde der Suchende sich ganz und gar Gott zuwenden. Auf diese Weise schenkt Gott denen Leiden, die Er segnen möchte. Verstehst du nun?“
„Warum gibt es so viele Religionen, Swamiji?“, fragte Naidu. „Alle sagen, dass man nur ihrem Weg folgen solle und dass die Rettung nur durch ihre eigene Religion und durch keine andere erlangt werden könne. Wie sollen wir mit all diesen Konflikten das Ziel erreichen?“
„Die Religion spricht nicht so. Nur egoistische Menschen, die ihr alleiniges Monopol über Religion beanspruchen, verdrehen und verzerren die Wahrheiten für ihre eigennützigen Zwecke. Weder Buddha noch Shankara oder Ramakrishna sagten, dass nur ihr Weg und kein anderer der richtige sei.“
Naidu gefiel die Antwort des Meisters sehr gut.
Der Meister fügte hinzu: „Deine Zweifel sind nun geklärt, nicht wahr? Dann ist der nächste Schritt, sich hinzusetzen, Japa (Mantra-Wiederholung) zu üben und Samadhi (überbewusster Zustand) zu erreichen.“

Wohlstand und Befreiung:

Ramakrishna, der Generaldirektor der Post des Distrikts, kam zu Besuch und empfing des Meisters Darshan im Büro. Er war eine fromme und hingebungsvolle Seele und kam zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder in den Ashram. Der Meister bewirtete ihn und befragte ihn über seine Beförderung zum Generaldirektor.
„Ich möchte nur deine Gnade, Swamiji“, antwortete er.
„Ja ja, aber die Gnade wird auf 2 Arten kommen – eine ist Bhukti (Wohlstand) und die andere ist Mukti (Befreiung)“, antwortete der Meister.
„Aber ich möchte nur die Befreiung, Swamiji“, warf Ramakrishna ein.
„Selbst wenn du es nicht möchtest, Bhukti wird kommen. Wohltätigkeit, Großzügigkeit und Reinheit – wenn ein Mensch diese Eigenschaften besitzt, bringen sie automatisch Bhukti hervor und am Ende schließlich Mukti.“
Ramakrishna verabschiedete sich vom Meister, nachdem sie sich zusammen hatten fotografieren lassen.

Aufgeklärte Widersprüchlichkeit:

Ein Rentner, den der Meister nach einigen Tagen Aufenthalt im Ashram gebeten hatte, an seinen Heimatort zurückzukehren, kam eines Morgens und verbeugte sich vor dem Meister.
„Ohji, du musst nicht zurückgehen. Du kannst hier bleiben und einige Stunden täglich in der Druckerei arbeiten. Den Rest der Zeit kannst du für dein Sadhana, deine spirituelle Praxis, nutzen.“
„Zuerst verlangtest du, dass ich zurückgehen soll, Swamiji“, antwortete der Mann, „und nun verlangst du, dass ich hier bleiben soll. Ich weiß nicht, warum.“
„Ja, zuerst bat ich dich zurückzugehen, weil dein Geist noch nicht bereit war, hier zu bleiben. Doch dein Aufenthalt hier während dieser Tage hat deinen Geist verändert. Deshalb bitte ich dich nun zu bleiben.“
Der Mann war einverstanden.

Das Opfer des Seidenwurms:

Ein Schüler des Meisters, ein Seidenfabrikant, erklärte, wie die Kokons der Seidenwürmer für die Herstellung von feiner Seide zu Tausenden zerstört werden müssen. Die Augen des Meisters füllten sich mit Tränen des Mitgefühls.
„Die armen Seidenwürmer! Was für ein wundervolles Opfer sie bringen! Sie opfern nicht weniger als ihr Leben, damit Männer und Frauen luxuriöse Seidenkleider tragen können.“
An den Schüler gerichtet fragte der Meister: „Wer tötet die Seidenwürmer? Ist es der Besitzer?“
„Nein, Swamiji, wir töten diese Würmer nie. Die Maschine ist dafür verantwortlich.“
„Und wer ist der Besitzer der Maschine?“, entfuhr es dem Meister.

Ratschlag für Murugadas:

Murugadas war ein berühmter Sankirtan-Sänger aus Madras. Er verweilte einige Tage im Ashram und gab mit seiner wohlklingenden süßen Stimme ein Konzert. Eines Morgens traf er den Meister in seiner Hütte.
„Murugadas Bhagavan, sei so gut und gehe in das große Krankenhaus in der Stadt und leite Kirtan und Gebet für die Gesundheit und langes Leben der Patienten an. So kannst du eine göttliche Atmosphäre im Krankenhaus erwecken, die wie ein Tonikum für die schnelle Genesung der kranken Leute wirkt.
Gehe auch gelegentlich in Gefängnisse und stimme einen Kirtan für das Wohl der Gefängnisinsassen an. Wenn sie den Namen Gottes hören, wird sich ihr Geist wandeln und sie werden später ein gutes und ehrliches Leben führen.“
Murugadas erklärte sich einverstanden damit und verabschiedete sich vom Meister.

Gottlebertran!:

Eine junge, sehr schwach aussehende Frau kam zum Meister und verbeugte sich vor ihm. Sie erzählte ihm von ihrem schlechten Gesundheitszustand und fragte nach einem Mittel dagegen.
„Nimm ‚Gottlebertran’!“, sagte der Meister.
„Swamiji, ich habe schon viel Cod-Lebertran (Anm. d. Übers.: gereimtes Wortspiel im Englischen, Cod=Barsch) genommen, aber er hat nicht gewirkt“, sagte die Frau.
„Nicht Cod-Lebertran, Gottlebertran! Er wird deinen Geist nähren und dies wiederum wird deinem Körper zugute kommen“, kam die Antwort des Meister.

Ein Abfluss für das Gehirn:

„Wir brauchen dringend Latrinen mit Abflusssystem im Ashram“, merkte jemand an.
„Dringender noch brauchen wir Abflusssysteme für unsere Gehirne“, erwiderte der Meister.

Das Mysterium des Geistes:

„Trotz aller Annehmlichkeiten und Chancen im Leben sagt meine Frau, dass sie keinen Geistesfrieden findet und sie macht sich um jede Kleinigkeit Sorgen. Swamiji allein kann ihr helfen. Ich habe mein Bestes getan; jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Nur Swamijis Gnade kann etwas für sie tun“, bat ein Schüler den Meister.
„So ist die Natur der Welt. Es ist das mächtige Spiel von Maya, der Illusion. Sie hat den Geist mit seinen merkwürdigen Bestandteilen geschaffen und sorgt für all diese Verwirrung“, bemerkte der Meister.
Die Frau näherte sich dem Meister in Gebetshaltung und verneigte sich vor ihm. „Segne mich mit Unterscheidungskraft, Swamiji“, betete sie.
Der Meister leitete ihr zum Trost ein Gebet an und sang das Maha Mrityunjaya Mantra. Sie fühlte sich sogleich erleichtert.

Erklärung des Gebets:

„Wie kannst du auf wissenschaftliche Weise die Wirksamkeit von Gebeten erklären, Swamiji?“, fragte ein eher rational veranlagter Besucher.
„Durch das Gebet wird eine Verbindung zwischen dem Aspiranten und Gott hergestellt. Es wird ein Kanal für den Fluss von göttlicher Gnade zum Aspiranten geschaffen“, sagte der Meister.

Des Meisters Witz:

„Swamiji, einer meiner Freunde kam letztes Jahr hierher und hat eine Medizin von dir erhalten. Jetzt möchte er noch einmal etwas davon haben“, sagte ein junger Mann aus Ceylon.
„Welche Medizin war das?“, fragte der Meister.
„Ich weiß es leider nicht, Swamiji. Du bereitest sie hier zu. Das ist alles, was mein Freund gesagt hat.“
„Das ist so, als würde man in Tirupati einen kahlgeschorenen Mann suchen. Hunderte laufen dort mit kahlgeschorenem Kopf herum. Niemand kann in Rishikesh jemanden identifizieren, wenn du sagst, dass es sich um einen Swami handelt. Rishikesh ist voll von Swamis.“ Alle brachen in Lachen aus.
Dann vermutete der Meister, dass die gesuchte Medizin Chyavanaprash (Amlafrüchtemus) sei und gab ihm eine Dose davon.
Der junge Mann war zufrieden und verabschiedete sich.

Merkenswerte Aspekte:

Beim abendlichen Satsang hielt Swami Chidanandaji einen Vortrag über „Merkenswerte Aspekte“. Während seiner Ausführungen wollte er dann einen bestimmten Aspekt seiner Ausführungen offen lassen, um später auf ihn zurückzukommen. Doch am Ende seines Vortrages hatte er dies völlig vergessen!
Als er nun schließen wollte, erinnerte der Meister ihn: „Chidananda Swamiji, bitte erinnere dich an den merkenswerten Aspekt, den du später erklären wolltest.“
Alle lachten!

Gott mit Brille:

Venu, der junge Sohn von K. C. Gupta, einem Gönner der Divine Life Society, verbrachte seine Ferien in der Gesellschaft des Meisters. Er kam, verneigte sich und fragte gerade heraus: „Swamiji, hast du Gott gesehen?“
„Hast du Gott gesehen?“, fragte der Meister zurück.
„Swamiji, ich habe Gott gesehen!“
„Wirklich?“, rief der Meister aus. „Wo ist er denn?“
„Er sitzt vor mir“, sagte der Junge und zeigte höflich auf den Meister.
„Kann Gott denn eine Brille tragen?“, fragte der Meister scherzend.
„Warum nicht?“, kam die unerschütterliche Antwort.

Kein wahrer Freund:

Der Meister wandte sich zu Atmaram, der gerade seinen Heimatort besucht hatte und nach einem kurzen Aufenthalt von dort zurückkehrte.
„Wie hat dir deine Reise gefallen, Atmaramiji?“, fragte der Meister.
„Vor allem habe ich eine gute Lektion gelernt, Swamiji. Die Freunde, denen ich so viele Gefallen getan habe, als ich noch im Dienst war, haben nicht einmal mit mir geredet, weil ich ihnen wohl nun mit nichts mehr dienlich sein kann. Selbst mein Sohn war böse auf mich und weigerte sich, mit mir zu sprechen.“
„Hast du die Welt nun verstanden?“ – „Ja, Swamiji.“
„Die Leidenschaftslosigkeit sollte nun in dir gewachsen sein“, beobachtete der Meister.
„Ja, Swamiji, das ist sie in der Tat.“
„Bist du also bereit für Sannyas, die Entsagung?“, erkundigte er sich mit einem Lächeln.
„Noch nicht, Swamiji“, zögerte Atmaramji.

Falsche Leidenschaftslosigkeit:

Der Meister war gerade auf dem Weg zum Büro, als ein alter Mann aus Rishikesh auf ihn zukam, bei dem Seh- und Hörsinn allmählich nachgelassen hatten. Er war für Darshan, den Anblick des Meisters, angereist.
Der Meister begrüßte ihn und bot ihm einen Stuhl an.
„Wie geht es dir? Kommst du gut zurecht?“, erkundigte sich der Meister freundlich.
„Ziemlich gut, Swamiji. Dieser Tage habe ich keine Neigung mehr zu irgend etwas, Swamiji. Ich verlasse meine Hütte nie. Ich lebe von wenig Essen, lese die Ramayana (Heilige Schrift, die das Leben von Rama beschreibt) und halte Stille. Das ist meine tägliche Routine. Keine Sehnsucht, keine Bindung – nichts“, antwortete der alte Mann in einem Tonfall, der klang, als hätte er nun alles erreicht!
Der Meister gab ihm etwas Prasad und Obst, dann verabschiedete sich der alte Mann.
„Er sieht nicht, er hört nicht und so ist der Körper nicht in der Verfassung, sich aus der Hütte herauszubewegen. Und jetzt sagt er, dass er keine Sehnsucht und keine Bindung mehr hat! Wahrlich eine schöne Philosophie!“, bemerkte der Meister mit einem herausfordernden Grinsen auf dem Gesicht.

Liebevolle Korrektur:

Als der Meister das Büro erreichte, war es 10 Uhr morgens. Da erschien X. mit einigen Briefen zum Unterschreiben.
„Ohji, immer wenn du Briefe schreibst, schreibe sie mit Liebe. Gib keine kurzen und trockenen Antworten“, riet der Meister ihm.
„Ja, Swamiji, das werde ich machen.“
„Wirklich? Wie oft habe ich dir dies aber schon gesagt! Und dennoch versuchst du noch immer nicht, es besser zu machen. Na gut, nimm diese Süßigkeit.“
X. nahm ein Stück von der Süßigkeit und probierte es.
„Wie ist sie? Sehr süß?“ – „Ja, Swamiji, sie ist sehr süß.“
„Diese Süßigkeit ist letzten Endes unbelebt. Doch sieh, wie viel Glück sie den Leuten schenkt. Du aber bist ein Mensch mit einem Intellekt. Wie viel mehr an Glück solltest du den anderen durch deine Worte und Taten schenken können!“, wies ihn der Meister sanft zurecht.
X. schien ein wenig verletzt.
Sofort wandte sich der Meister einem Besucher zu: „Weißt du, dieser Swamiji übersetzt alle meine Artikel und schickt sie an verschiedene fremdsprachige Zeitschriften. Er ist sehr tatkräftig und ernsthaft.“
X.’s Gesichtsausdruck kehrte nun wieder zur Normalität zurück!
„In Ordnung, nimm noch eine Süßigkeit. Dein nächster Brief muss süßer sein als diese Süßigkeit. Du kannst jetzt gehen. Om Namah Shivaya.“

Wenn Gottes Gnade kommt:

„Swamiji, durch deine Gnade kann ich singen und auch Geige spielen. Ich habe niemanden auf dieser Welt, der sich um mich kümmert. Du bist jetzt mein einziger Trost. Ich bete um deine Segnungen“, bat ein Blinder den Meister höflich mit gefalteten Händen, nachdem er sich verneigt hatte.
Sofort wurde er als Bewohner des Ashrams aufgenommen.
Später stellte sich heraus, dass der Blinde alle 10 Upanishaden und die ganze Bhagavad Gita auswendig konnte.
„Ist es nicht eine Segnung, Swamiji, dass er trotz seiner Blindheit solche Talente hat?“, fragte Rejomal, ein Schüler aus Indonesien.
„Ja, das ist Gottes Gnade. Wenn man recht hilflos ist, kommt Gottes Gnade zur Errettung“, erwiderte der Meister.

Der goldenen Mitte folgen:

Beim abendlichen Satsang kam Franz von Poncet, ein Aspirant aus Südafrika, der die vergangenen 5 Monate im Ashram gelebt hatte, zum Meister, um aus seinen Händen etwas Prasad (Nahrungsopfer) zu empfangen.
Er sah so dünn aus, dass man sogar seine Rippen zählen konnte. Er vermied es, selbst die notwendigste Nahrung zu sich zu nehmen und meditierte die ganze Zeit.
Der Meister, der seinen schlechten Gesundheitszustand bemerkte, riet ihm: „Ohji, du musst dich um deine Gesundheit kümmern. Du solltest gut essen. Den Körper zu quälen, ist nicht Yoga. Du wirst so schwach werden, dass du nicht in der Lage sein wirst, für die Meditation zu sitzen. In der Bhagavad Gita heißt es, dass Yoga weder für den ist, der zu viel isst, noch für den, der überhaupt nichts isst. Gehe nicht bis zum Äußersten. Sei mäßig. Folge der goldenen Mitte. Iss gut. Mache morgens und abends einige Körperübungen. Dies wird in keinster Weise deine Meditation behindern. Asanas und die Übung werden dir vielmehr bei deiner Meditation dienlich sein.“

Wahre Stille:

Ein junger Sannyasin (Entsagter) kam zum Meister und erhielt einige Bücher. Der Junge deutete auf ein bestimmtes Buch und machte mit den Händen ein paar Zeichen. Niemand verstand, was er meinte. Dann nahm er eine Tafel und schrieb, dass er Stille hielt und die Unterschrift des Meisters in dem Buch wollte.
Der Meister wandte sich ihm zu: „Ohji, lass diese Art der Stille sein. Führe vielmehr den Geist zur Stille. Das ist wichtiger.“
Plötzlich begann der Meister mit seinen Händen auch Zeichen und Gesten zu machen und benahm sich wie jemand, der äußerlich schweigt!
Alle hatten ihre Freude an dem Scherz und brachen in Lachen aus, doch niemand konnte verstehen, was er meinte.
Dann erklärte es der Meister selbst: „Ein Sadhu (Einsiedler), der Stille hielt, stand vor einem Haus. Er wollte eine Tasse Milch und machte zu diesem Zwecke alle möglichen Zeichen, so wie ich es euch gerade vorgeführt habe. Was für eine Energieverschwendung! Was bringt es, diese Art von Stille zu halten? Anstatt bloß mit einem Wort zu sagen, dass er Milch wollte, kämpfte er mehrere Minuten lang, bis jemand ihn verstand und verschwendete auf diese Art sowohl seine eigene Energie als die des anderen.
Man soll den Geist und die Gedanken zur Stille bringen, sowie die brodelnden Gefühle. Das ist wahres Einhalten von Stille.“

Eine Vedanta-Stunde:

Der Meister sah gerade ein Manuskript durch. Plötzlich wandte er sich an Swami Lalitananda, eine amerikanische Schülerin.
„Kannst du den Zweifler bezweifeln?“, fragte er sie.
„Ja ... Swamiji“, antwortete sie zögernd.
„Du bist durchgefallen. Nun die nächste Frage. Mal sehen, ob du diesmal bestehst. Man sagt, dass alles eine Illusion sei, dass die ganze Welt unwirklich sei, bloße Illusion. Wenn alles eine Illusion ist, ist auch Brahman, das Allumfassende, eine Illusion. Wie kann man sagen, dass nur Brahman wirklich ist? Ist das korrekt?“
„Brahman ist jenseits der Illusion“, antwortete Lalitananda.
„Nein, das ist nicht die richtige Antwort. Es muss eine Grundlage, ein Substrat für eine illusorische Schlange geben. Das Grundmodell ist das Seil. Deshalb kann das Seil keine Illusion sein. Und ebenso ist Brahman die Grundlage für diese illusorische Welt. Die Welt allein ist eine Illusion; das Substrat, Brahman, ist es nicht. Brahman ist wirklich. Darüber hinaus kann derjenige, der alles andere als eine Illusion verneint, sich selbst nicht verneinen: er existiert. Daher ist Brahman wirklich und diese Welt ist unwirklich. Sie ist Brahman übergestülpt. Hast du verstanden, Swami Lalitanandaji?“

Test vom Meister:

Ein Sadhu kam und stand mit einem Kamandalu (Wasserschale) in der Hand vor dem Meister. Er wiederholte ständig „Shivoham, Shivoham“ (Ich bin Shiva).
Jedes Mal, wenn er „Shivoham“ wiederholte, sagte der Meister „Dasoham“ (Ich bin der Diener). Der Sadhu fuhr mit seinen Wiederholungen fort.
Der Meister rief Satyagyanam und befahl ihm: „Ohji, nimm diesem Sadhu die Wasserschale weg!“
Satyagyanam näherte sich ihm, doch sogleich rief der Sadhu, die Wasserschale fest umklammernd: „Maharaji, diese Wasserschale ist mein Leben. Ich kann nicht ohne sie fortgehen!“
„Siehst du! Die wahre Bedeutung von ‚Shivoham’ ist nun zum Vorschein gekommen! Ohji, sage nicht ‚Shivoham’, sage ‚Kamandaluham’!“, sagte der Meister lächelnd.
Alle brachen in Gelächter aus.

Erklärung des Geistes:

Krishna, heute hast du das Essen sehr gut zubereitet. Oh, was für einen wundervollen sauren Joghurt du zubereitet hast! Krishna, wodurch erkenne ich den Geschmack dieser Joghurtzubereitung? Kannst du mir das sagen?“
„Mit deiner Zunge, Swamiji.“
„Nein, hör zu, was passiert. Sieh, zuerst nehme ich ein klein wenig und lege es auf meine Zungenspitze. Die Zunge übermittelt diese Neuigkeiten an den Geist. Der Geist ist das Verbindungsglied; es bringt die Information zum Intellekt. Der Intellekt ist der Richter. Hinter dem Intellekt liegt der höchste Richter – Gott –, der Sein, Wonne und Wissen ist. Er gibt dem Intellekt, dem Geist und der Zunge die Macht zu entscheiden, wie etwas schmeckt.
Folglich gibt Gott der Zunge die Macht zu schmecken, dem Geist die Macht zu denken und dem Intellekt die Macht zu entscheiden. Hast du das schon einmal gehört? Hast du es nun verstanden?“
„Swamiji, das ist das erste Mal, dass ich es auf diese Weise verstehe.“

Das Wesen des Selbst:

„Shantanandaji, komm her! Was ist die universelle Krankheit?“, fragte der Meister und gab selbst die Antwort: „Eifersucht und Neid.“
„Wie können wir die Erkenntnis gewinnen, dass das Selbst eine Verkörperung der Wonne ist?“
Und wiederum antwortete er selbst: „Du magst Mangos so gerne, weil sie dir Freude schenken, wenn du sie isst. Mehr als alles in dieser Welt liebt jedermann sich selbst. Deshalb muss das Selbst Glück sein, das heißt, es muss eine Verkörperung von ewiger Wonne sein. Om Namah Shivaya! Nimm diese Mango. Du kannst jetzt gehen.“

Die Wahrheit ist das Eine:

Nagarajan aus Dehra Dun kam mit seiner Familie zum Darshan des Meisters. Es war auch ein Junge in der Gruppe, der mit Nagarajan verwandt war und gut Mridangam (Trommel) spielte.
„Wer ist dieser Junge?“, erkundigte sich der Meister bei Nagarajan.
„Er ist der Bruder von Shyama, Swamiji, die letztes Jahr hier war und einen Tanz vorgeführt hat.“
Dann stellte Nagarajan einen alten Mann als seinen Schwiegervater vor und erklärte, dass dieser der Großvater des Jungen sei.
„Dieselbe Person, die du Schwiegervater nennst, nennt der Junge Großvater und für deine Frau ist er der Vater. Auf ähnliche Weise wird der allmächtige, allgegenwärtige und allwissende Gott von dem einen Hari genannt, von einem anderen Brahman, von einem Dritten Vater im Himmel und von einem Vierten Allah. Die Person ist dieselbe, aber die Namen sind unterschiedlich; Gott ist Eins, die Wahrheit ist Eine, doch Er wird bei so vielen Namen genannt.“

Hartes Herz und weiches Herz:

Der Meister sagte zu Nitya Kumari Rani aus Nepal: „Ein Aspirant sollte sein Herz auf 2 Weisen entwickeln. Er sollte sowohl hart- als auch weichherzig sein. Er sollte hartherzig sein, wenn es darum geht, seinen Prinzipien treu zu bleiben, wenn er ein bestimmtes Ziel verfolgt; doch dasselbe Herz sollte in Mitgefühl zerschmelzen, wenn er das Leiden eines armen Mannes am Straßenrand sieht.“

Des Meisters Witz:

Der Lehrer Sahanani aus Delhi kam ins Büro, um Darshan des Meisters zu haben. Nachdem er sich vor dem Meister verneigt hatte, nahm er Platz.
„Sahanani Mahraj, das ist Pushpa Anand, stellvertretende Rektorin des Colleges von Dehra Dun; das ist Savitri, M.A.; das ist Rektor Killo aus Delhi; das ist Kusum, ein anderer Lehrer aus Delhi.“ Der Meister stellte sie alle Sahanani vor.
„Obwohl der Raum voller Pädagogen ist, gibt es doch überall nur Unwissenheit!“, bemerkte der Meister bedeutungsvoll.

Mittel gegen Krankheit:

Ein Schüler mittleren Alters kam zum Meister.
„Swamiji, ich möchte nach Hause zurückkehren.“
„Wie bitte? Gestern hast du mir noch gesagt, du wollest hier bleiben und jetzt erzählst du mir, du möchtest zurück. Was ist mit dir geschehen?“
„Swamiji, ich werde oft krank. Ich bin ein kranker Mann.“
„Ohji, denke einfach, dass du jeden Moment sterben kannst, dann wird dich keine Krankheit mehr heimsuchen. Krank werden wirst du aber auch, wenn du ein Bankkonto besitzt. Wenn du jedoch keinen Pfennig dein Eigen nennst, wird dich keine Krankheit heimsuchen.“

Den natürlichen Zustand erlangen:

„Swamiji, wenn ein Mensch Gottverwirklichung erlangt, wie lang kann er diesen Zustand erhalten?“
Ein alter Mann näherte sich dem Meister mit dieser Frage.
Nach einer kleinen Weile antwortete der Meister: „Zuerst ist es nur ein Blick. Dieser wird für eine kurze Weile anhalten. Allmählich wird sich die Person in diesem Zustand einrichten. Irgendwann wird er zu Sahaja Avastha, dem ‚natürlichen Zustand’.“
Der alte Mann kehrte an seinen Platz zurück.

Sehr bequemes Vedanta!:

Der Meister wandte sich gutgelaunt den Schülern zu und bemerkte jovial: „Seht, heute ist der erste Tag des neuen Jahres. Wenn mir jeder von euch etwas gibt, wird das eure sich um ein Vielfaches multiplizieren. Los, wer will zuerst?“
Pushpaji aus Dehra Dun trat nach vorne und gab 20 Rupien.
„Was ist mit dir?“, der Meister zeigte auf eine Schülerin.
„Das sind alles Anithya Vastu (vergängliche Objekte), Swamiji. Warum soll man all diese Dinge geben?“, antwortete sie.
„Sehr bequemes Vedanta, in der Tat! Wenn du wirklich fühlst, dass sie Anithya (vergänglich) sind, warum wirfst du sie nicht einfach weg?“, bemerkte der Meister. Alle lachten herzhaft.

Wie man das Ziel erreicht:

Der Meister stellte eine Frage: „Warum seht ihr Vielfalt, wenn es in Wirklichkeit nur Einheit gibt?“
„Das liegt alles an Gottes Macht der Illusion, Swamiji“, antwortete jemand.
„Wunderbar! Nun sagt mir mit einem Wort den Weg, über den man das Ziel erreicht.“
Jeder der Versammelten gab eine andere Antwort.
Ramesh: „Glaube.“
Gyanchand: „Gnade.“
Vedantananda: „Jnana.“
Kalyani: „Entsagung.“
Anasuya: „Hingabe.“
Meister: „Wunderbar! Alle sind richtig.“