Vers 47

ஆறு ஆறையும் நீத்து அதன் மேல் நிலையைப்
பேறா அடியேன், பெறுமாறு உளதோ?
சீறாவரு சூர் சிதைவித்து, இமையோர்
கூறா உலகம் குளிர்வித்தவனே.

 

Aaraaraiyum Neeththu Adhanmeel Nilaiyaip
Peeraa Adiyen Perumaaru Ulatho
Seeraavarusoor Sithaiviththu Imaiyor
Kooraa Ulagam Kulirviththavane

 

Die sechs-sechs transzendierend, den Zustand der jenseits davon ist,
Bin ich gesegnet diesen zu erreichen als mein großartiges Glück?
Indem Du Surapadma zerstört hast, der sich wütend erhob, um zu kämpfen,
O Herr, hast Du den Devas den Himmel bereitet und ihn angenehm gekühlt!


„O Skanda! Du hast den Asura Surapadma getötet, der sich vor Wut zischend
gegen Dich erhoben hat (um Dich anzugreifen) und hast die Devas (die von
dem Asura gequält wurden) wieder in ihrem (ursprünglichen Wohnort dem)
Himmel eingesetzt, ihn gekühlt und ihnen zurückgegeben. Indem ich die
sechsunddreißig Tattvas transzendiere, bin ich gesegnet, um als mein göttliches Glück diesen höchsten Zustand zu erlangen, der jenseits (der Tattvas) ist?
(Ich bitte Dich, gewähre mir dies.)“

Erklärung:

Der heilige Arunagiri strebt in diesem Vers nach der höchsten Verwirklichung des nondualen Bewusstseins, jenseits der Welt der Erscheinungen durch Transzendieren der 36 Tattwas. Eine detaillierte Aufzählung der 36 Tattwas findet sich in der Shaiva Siddhanta und in den Texten des Shakti-Kults, wenn auch mit einem leichten Unterschied. Wir beschränken uns hier auf die bloßen Grundlagen gemäß der Philosophie des Shaiva Siddhanta.

I. Die 24 Atma (Seele) Tattwas, auch Asuddha Tattwas genannt, bestehend aus:

(a) 5 Karma Indriyas (Handlungsorgane) – Hände, Füße, Sprache, Anus und Zeugungsorgan;

(b) 5 Jnana Indriyas (Wahrnehmungsorgane) – Ohren, Haut, Augen, Zunge und Nase;

(c) 5 Maha-Bhutas (grobstoffliche Elemente) – Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther;

(d) 5 Tanmatras (feinstoffliche Elemente) – Geruch, Geschmack, Farbe, Berührung und Klang;

(e) 4 Antahkaranas (inneres Instrument) – Gemüt (instinktiver Geist), Intellekt, Ego und Chitta (Unterbewusstsein).

II. Die 7 Vidya Tattwas, auch Suddha-Asuddha Tattwas genannt: Kaala, Niyati, Kala, Vidya, Raga, Purusha und Mulaprakriti oder Maya.

III. Die 5 Shiva Tattwas, auch Suddha Tattwas genannt: Suddha Vidya (Rudra), Ishwara (Maheshwara), Sadakhya (Sadashiva), Bindu (Shakti) und Nada (Shiva).

Während der Shaiva Siddhanta und die Shakti-Kulte jeweils 36 unterschiedliche Tattwas kennen, gibt es im Vedanta- und Sankhya-System je 24 Tattwas mit kleinen Unterschieden.

Desweiteren gibt es eine Schule, wo die 36 Tattwas des Shaiva Siddhanta und die 24 Tattwas des Vedanta weiter in 96 Tattwas unterteilt werden. Tattwas bedeutet „Prinzipien“ oder „Wirkliche“; nicht absolut, sondern phänomenal wirklich. Tattwas, Kategorien, sind die grundlegenden Bausteine und Prinzipien, der Metaphysik jedes philosophischen Systems. Darum zählt jedes Philosophiesystem diese Tattwas unterschiedlich auf, obwohl ihr Zweck jeweils gleich ist, nämlich die Evolution und Involution des Kosmos zu zeigen, der das notwendige Feld liefert, damit die Jivas ihre Karmas ausarbeiten und so Befreiung erlangen können.

Aber Gott, das Höchste Wesen ist jenseits der Phänomenalität. Als Absolute Wirklichkeit transzendiert er die Tattwas, wie viele es auch immer sein mögen. Während also die phänomenale Welt der Tattwas eine relative Wirklichkeit ist, ist das Höchste Wesen eine Absolute Wirklichkeit. Die Befreiung des Jiva liegt darin, dass er jenseits der Tattwas geht, diese transzendiert und eins mit der höchsten Wirklichkeit wird. Nun sind die Tattwas, seien es nun 24, 36 oder 96, nur Entwicklungsschritte der einen ursprünglichen Maya bzw. von Avyakta, dem Unmanifestierten. Sie werden in Sattwa, Rajas und Tamas unterteilt oder in Shuddha (rein), Shuddha- Ashuddha und Ashuddha (unrein) usw., die sich wiederum weiter aufsplittern. Die Unterteilungen mögen sich unterscheiden, die Befreiung liegt in jedem Fall in ihrer Transzendenz, weil die Höchste Wirklichkeit jenseits von ihnen ist.

Die Beziehung zwischen der Höchsten Wirklichkeit und den Tattwas bzw. den Elementen der Erscheinungen, ist eine faszinierende Frage. Die Höchste Wirklichkeit, die absolut, unendlich ist, lässt nichts anderes zu: Daher kann alles andere nichts anderes sein als ein bestimmter Zustand dieses Absoluten, wie z. B. Wellen und Gekräusel im Ozean. Die Tattwas sind nichts anderes als Wellen und Gekräusel im Ozean absoluter Existenz, d.h. sie sind Zustände des Bewusstseins selbst. Dieses riesige Universum selbst ist nichts als eine Welle im Ozean der Unendlichkeit. Die Ashtavakra Gita sagt: „Wenn Du dich als Das erkennst, worin Universen wie Wellen im Ozean rollen, warum läufst Du dann wie ein elendes Wesen herum?“ (III,3). „Lass die Welle des Universums sich in mir erheben oder in mir vergehen, dem unendlich großen Ozean; weder nehme ich dadurch zu noch ab.“ (VII.2).

Die individuelle Wahrnehmung der Welt ist deshalb wie ein Zustand, der einen anderen Zustand erblickt, eine Welle eine andere. Daher heißt es, die durch die Sinne erblickte Wirklichkeit ist die Welt der Objekte. So können wir sagen, dass die Tattwas nichts anderes als Phasen des Bewusstseins selbst sind, d.h. die vergegenständlichte Natur des Bewusstseins oder werdendes Bewusstsein auf unterschiedlichen Stufen. Wenn dieses Werden, diese Vergegenständlichung durch Nichtvergegenständlichung transzendiert wird oder in reine Existenz bzw. Universalisation aufgelöst wird, dann ist die Wirklichkeit das, was sie ist, nämlich Sein-Bewusstsein. Wie transzendiert man nun die Tattwas? Heißt das, die Tattwas hier zu lassen und irgendwohin zu gehen, wo sie nicht sind? Nein, denn wo auch immer man hingehen mag, man wird immer noch nur innerhalb der Tattwas sein.

Wo „gehen“ dabei ist, bewegt man sich in Raum und Zeit, was Tattwas sind. Darum muss „die Tattwas transzendieren“ etwas ganz anderes bedeuten. Es meint die Aufhebung oder Auflösung der Tattwas aus ihrer Phänomenalität in ihren ursprünglichen Seinszustand. Was bedeutet das? Das können wir durch eine Analyse unserer Traumerfahrung verstehen. Im Traum geschieht dem Geist etwas sehr Geheimnisvolles. Wir sehen im Traum fast alles aus der Wachwelt - es gibt ein Subjekt, die Objekte, den Raum, der sie trennt, Elemente usw. Der eine Geist teilt sich und vergegenständlicht sich selbst in alles. Aber passiert wirklich etwas mit dem Geist? Nein. Und muss das Traumsubjekt hin- und her laufen oder irgendetwas im Traum tun, um die Traumwelt zu transzendieren? Nein.

Was immer es auch tun mag, es bleibt immer noch nur innerhalb des Traums. Es muss einfach nur aufwachen. Der Geist, das Bewusstsein, das sich selbst geteilt und vergegenständlicht hat, muss sich nur zurückziehen, indem es anders denkt und sich dessen bewusst sein, was es ist. Das wird dann Wachzustand genannt. Im Wachzustand sind alle Inhalte der Traumwelt in einem einzigen Bewusstsein vereint, d.h. alles aus dem Traum wird zum Inhalt eines einzigen Geistes, aus dem sie hervorgegangen sind, aber in vielfältiger Form. Das geschwind fließende Wasser, der harte Stein, der weite Himmel, das wahrnehmende Subjekt etc. des Traums verlieren ihre jeweiligen Eigenschaften, ihre Tattvatva (Gegenständlichkeit) und werden zu einem einzigen Bewusstsein im Wachzustand. Es ist nicht so, dass die Traumobjekte beim Aufwachen zu etwas anderem geworden wären.

Das Wachbewusstsein, das sich im Traum in viele verschiedene Objekte vergegenständlicht hatte und das jetzt von der Vergegenständlichung frei ist, ist das, was es immer ist. Also verlieren beim Erwachen die verschiedenen Objekte (Tattwas) der Traumwelt nicht nur ihr Tattvatva, ihre Gegenständlichkeit, sondern werden und sind, was sie immer sind. Genau wie der Traum im Wachen transzendiert wird, gibt es eine vergleichbare Transzendierung von diesem langen Traum der Weltwahrnehmung zum Universalen Erwachen des Gottesbewusstseins. In diesem Gottesbewusstsein wird das, was jetzt als Objekte (Tattwas) erscheint, in Phasen des Bewusstseins in seinem universalen Zustand transformiert und als solche Bewusstseinsphasen erlebt. Das Aufrechterhalten des Traumsubjekts und das Handeln im Traum sind nicht der Weg, um den Traum zu transzendieren, sondern man muss aufwachen.

So ist auch das Aufgeben des Jiva-Bewusstseins und das Erwachen in das universale Bewusstsein der einzige Weg, um die Tattwas zu transzendieren, indem das Bewusstsein zu seiner Quelle zurückgezogen wird, was durch Meditation über die Eine Wirklichkeit erreicht wird. Die höchste Wirklichkeit ist Paramarthika Satta (absolute Wirklichkeit). Die Welt der Tatt- was Vyavaharika Satta (phänomenale Wirklichkeit) und die Traumwelt Pratibhasika Satta (scheinbare Wirklichkeit). Natürlich reichen noch so viele Erklärungen in dieser Hinsicht nicht aus. Warum? Weil es ein Geheimnis ist.

Können wir erklären, wie wir in den Traum kommen? Es gibt Erklärungen, wie und warum Träume auftreten; aber nicht, wie wir in sie hinein kommen. Plötzlich befinden wir uns in einem Traum und wissen dabei nicht, dass es ein Traum ist, den wir erfahren! Alles scheint wirklich. Und wie und wann wir aus dem Traum erwachen, ist auch nicht bekannt. Plötzlich wachen wir auf und erst dann erkennen wir, dass wir geträumt haben. Genauso ist es ein vollkommenes Mysterium, wie Schöpfung vom Absoluten ausging, wie wir in unserem gegenwärtigen Zustand der Wahrnehmung der Tattwas sind und wie und wann wir sie transzendieren und Befreiung erlangen. All dies scheint jenseits des menschlichen Verstehens zu sein und verblüfft den schwachen menschlichen Intellekt, wenn er an seine logischen Grenzen stößt. Selbst die Kausalität scheint letztlich unverständlich zu sein.

Das ganze Geheimnis wird nur dann gelöst, wenn das Absolute durch die Gnade Gottes verwirklicht wird, was das Geheimnis aller Geheimnisse ist! Darum Arunagiris Frage: „Bin ich gesegnet, diesen Höchsten Zustand zu erreichen, der jenseits ist, indem ich die Tattwas transzendiere?“ Die Frage schließt das Erreichen ein, denn es ist die Natur (Svabhava) Lord Skandas, alles in seinem ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Und genau an diesen Aspekt Gottes wendet sich Arunagiri in diesem Vers sinnvollerweise. Der Himmel ist die Wohnstätte der Devas. Aber Surapadma, der als Ergebnis seines strengen Tapas (Askeseübungen) unbegrenzte Macht als Gabe von Shiva bekommen hatte, überfiel Svargaloka (Himmel), setzte ihn in Brand, setzte die Devas gefangen und unterwarf sie Demütigungen unterschiedlicher Art. Die gequälten Devas beteten zu Shiva um Hilfe.

Er sandte ihnen Lord Skanda als Heerführer, um den Dämon Surapadma zu zerstören. In dem folgenden Kampf griff der Asura Lord Skanda an und nahm dabei durch die Kraft seiner Maya verschiedene Gestalten an. Lord Skanda, der jenseits der Tricks von Maya ist, überwand nacheinander jede Form, die Surapadma annahm. Als er bemerkte, dass seine Tricks nichts nützten, entschloss sich der Asura schließlich, Lord Skanda, der noch ein Junge war, in seiner echten Gestalt anzugreifen, um ihn zu überwältigen. Als er sich so wutentbrannt gegen Lord Skanda erhob, warf dieser seinen Ve l und tötete Surapadma. Lord Skanda befreite dann alle Devas aus ihrer Gefangenschaft und befahl Visvakarma, dem himmlischen Architekten, Svargaloka wieder aufzubauen. Voller Gehorsam gegenüber dem Befehl Gottes machte dieser ihn noch schöner als zuvor.

Lord Skanda setzte Indra und andere Engelswesen wieder in ihre rechtmäßigen Positionen ein. So kühlte Er die Herzen der Devas und den Himmel, der von Surapadma verbrannt worden war und machte ihn wieder zur Wohnstätte der Devas, als deren rechtmäßigen Besitz. Die ursprüngliche Wohnstatt der Jivas ist Gott. Irgendwie haben sie ihre essentielle Natur von Satchidananda vergessen, streifen in diesem Dickicht des Samsara umher und werden vom Feuer der Tattwas verbrannt. Die eigene wahre Natur zu vergessen, Vielheit zu sehen, wo nur das Eine ist, ist die Ursache des Leidens des Jivas. Er muss diesen Zustand transzendieren und sein, was er ist, in seinem ursprünglichen Zustand des absoluten Bewusstseins.

Um diesen gesegneten Zustand betet Arunagiri: „O Skanda! Aufgrund des Dämonen Avidya (Unwissenheit), der mich aus meiner Wohnstatt Satchidananda (Seinissen-Wonne) vertrieben hat, bin ich in diesen Tattwas verfangen und werde von ihnen verbrannt. So wie Du Surapadma vernichtet hast, die Herzen der Devas und den Himmel gekühlt hast und sie wieder im Himmel eingesetzt hast, bete ich zu Dir, habe Erbarmen mit mir und bringe mich wieder zu meiner ursprünglichen Wohnstätte, indem Du den Asura der Unwissenheit zerstörst und mein Herz mit dem Segen von Satchidananda kühlst.“ Der Vers wird auch noch anders interpretiert, da der Begriff „ Aaraaru“ in der ersten Zeile verschiedene Bedeutungen hat.

Er setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: „ Aaru“ und „ Aaru“. Das Wort „ Aaru“ hat mehrere Bedeutungen, z.B. die Zahl sechs, Fluss, Pfad, Methode, Mittel, Religion etc. Wenn also die Bedeutung „sechs“ für beide Wörter genommen wird, bedeutet es sechs mal sechs, d.h. 36, was sich gewöhnlich auf die Tattwas bezieht, und das ist die häufigste Interpretation in der Tamilischen Literatur. Diese Interpretation haben wir bereits erklärt. Die anderen Interpretationen von „ Aaraaru“ sind: (i) Das erste „ Aaru“ wird in seiner Bedeutung von „sechs“ genommen und das zweite als „Religion“; und die Übersetzung wäre: „Wenn ich die sechs Religionen transzendiere, bin ich gesegnet, als mein himmlisches Glück diesen höchsten Zustand (von Brahman) zu erlangen, der jenseits (der Konzepte der sechs Religionen) ist?“

Die sechs Hauptkulte des Hinduismus, die als Shan-Mata bekannt sind, sind (1) Shaivam; (2) Vaishnavam; (3) Shaktam; (4) Ganapatam; (5) Kaumaram und (6) Souram – die Richtungen, die das Höchste Wesen jeweils als Shiva, Vishnu, Devi (=Shakti=Göttin), Ganapati (Ganesha), Skanda (Kumara) und Surya (Sonne) verehren. Die Wirklichkeit ist Eins. Sie ist Wahrheit, Wissen und Unendlichkeit. Sie ist Brahman (das Absolute). Sie wird von den Weisen auf unterschiedliche Art wahrgenommen und es werden verschiedene Annäherungen an sie empfohlen, um dem jeweiligen individuellen Zugang und Temperament zu entsprechen.

Denn es ist schwierig, sich der Wirklichkeit so zu nähern, wie sie ist. Also sind Shiva und die anderen Shan-Matas sechs Konzepte der gleichen Wirklichkeit, und die sechs Glaubensrichtungen des Shaivismus usw. sind die sechs Arten der Annäherung an die Eine Wirklichkeit. Die höchste Wirklichkeit selbst hat keine Religion. Sie ist jenseits aller Religionen – nicht nur jenseits der oben erwähnten sechs Kulte, sondern aller Religionen der Welt. Die Religion ist für den Menschen, nicht für Gott und die Wirklichkeit gehört keiner Religion. Die verschiedenen Religionen sind daher unterschiedliche Annäherungen an die gleiche Realität und die persönliche Gottesvorstellung, wie z. B. Shiva etc. dient einem wichtigen Zweck. Als Facetten der Wirklichkeit sind sie Konvergenz punkte des Absoluten, des Universalen und bilden als solche Zugänge zum Absoluten.

Sie sind vorübergehende Konzepte der Wirklichkeit und müssen schließlich transzendiert werden. Das sollte man nicht aus dem Auge verlieren. Aspiranten sollten nicht an persönlichen Gottesvorstellungen festhalten, als ob sie der höchste Zustand selbst wären, denn alle Formen lösen sich im Höchsten Sein auf. Es ist hilfreich, sich hier an Totapuris Anweisung an Ramakrishna zu erinnern, das Konzept von Kali (Göttliche Mutter) zu transzendieren. Egal welcher Religion man auch folgen mag, die Eine höchste Wirklichkeit muss letztlich verwirklicht werden und das ist der Zweck der Religionen. Dass das Absolute (Brahman) das anzustrebende und zu verwirklichende Ziel ist und nicht der persönliche Gott, obwohl letzterer ein notwendiger Schritt beim Aufstieg ist, will Arunagiri sagen mit: „Dieser Höchste Zustand, der jenseits ist und die sechs Kulte transzendiert.“

Interessanterweise war der heilige Arunagiri zwar ein treuer Verehrer von Lord Skanda, aber auch ein großer Vereiniger der verschiedenen Glaubensrichtungen. In seinen Thiruppugazh Liedern hat er viele erlesene, inspirierende Verse der Lobpreisung des Ruhms und der Größe von Shiva, Vishnu, der Göttlichen Mutter und anderen Gottheiten gewidmet. Arunagiri war ein Anhänger des Advaita (Philosophie der Einheit), ein Weiser von höchster nondualer Verwirklichung. Für ihn war Lord Skanda nicht nur ein persönlicher Gott oder eine Facette des Absoluten, sondern das Absolute selbst, wie in Vers 13 und in einem seiner Thiruppugazh Lieder ausgedrückt als „Die Wahrheit der sechs Kulte und Philosophien“ (Aaru Samaya Saattirap Porulone).

Diese Haltung und Annäherung möchte er von allen gegenüber ihrer jeweiligen Gottesvorstellung. Das Ziel ist das Absolute, jener Höchste Zustand der jenseits jeden Gotteskonzeptes und jeder Religion ist. Danach sollen wir streben, ist Arunagiris Anweisung. (2) Das erste „Aaru“ bedeutet „sechs“ und das zweite „Chakras“, als Stufen auf dem Weg der Kundalini. Die Übersetzung wäre dann: „Bin ich, indem ich die sechs Chakras transzendiere, gesegnet, als mein göttliches Glück diesen Höchsten Zustand (der Verwirklichung im Sahasrara) zu erreichen, der jenseits (der sechs Chakras) ist?“ Obwohl das Wort „ Aaru“ nicht direkt die Chakras bezeichnet, wird dies impliziert und abgeleitet, weil sie die Stufen beim Aufstieg der Kundalini Shakti bilden.

Man findet diese Verwendung des Wortes in der Tamilischen Literatur, z.B. in Vers 2419 des Tirumantiram, einem mystischen Werk des Heiligen Tirumular; und in Tiru Arutpaa des Heiligen Ramalinga Swamigal. Die sechs Chakras sind Muladhara, Svadhishtana, Manipura, Anahata, Vishu ddha und Ajna. Die Chakras, die Energiezentren, befinden sind im Astralkörper. Man sieht sie nicht mit den physischen Augen. Yogis visualisieren sie in einem Zustand geistiger Konzentration. Sie haben ihre entsprechenden Zentren im Spinalkanal und den Nervenzentren im physischen Körper – an der Basis der Wirbelsäule, an der Wurzel der Zeugungsorgane, in der Region des Nabels (Nabhisthana), in der Gegend des Herzens, an der Basis der Kehle und im Raum zwischen den Augenbrauen.

Die Kundalini Shakti, die im Individuum im Muladhara Chakra eingeschlossen ist, wird durch bestimmte yogische Übungen wie Asana, Pranayama, Bandha, Mudra, Dhyana usw. erweckt und dazu gebracht, durch die verschiedenen Chakras hindurchzugehen und sich mit Shiva in seiner Wohnstätte im Sahasrara Chakra (am Scheitel) zu vereinigen. Dann genießt der Yogi höchste Seligkeit. Der Kundalini Yoga ist eine exakte Wissenschaft und ein Thema für sich, das zu umfangreich ist, um hier behandelt zu werden. Wir werden aber ein paar wesentliche Merkmale betrachten. Energie hat zwei Aspekte – statisch und dynamisch – und der Kundalini Yoga ist die Methode, sie zusammenzubringen, was eine Vereinigung zwischen dem Individuellen und dem Kosmos zur Folge hat.

Im Prozess der Entstehung des Kosmos hat das Höchste Absolute sich schrittweise in Stufen konkretisiert, bis das reine Bewusstsein auf die Ebene der Materie gekommen ist, als dieser physische Kosmos. Und im Prozess der Entwicklung der Individuen wird diese kosmische Energie in das menschliche System als statisches Potential im Muladhara Chakra hineingepresst. Das menschliche System ist auf jeder Ebene direkt mit dem äußeren Kosmos verbunden. Man sagt, dass sich die sieben niedrigeren Regionen (Unterwelten) Patala, Mahatala, Rasatala, Talatala, Sutala, Vitala und Atala in den Körperteilen unterhalb der Hüfte befinden, in Zehen, Fußsohlen, Knöcheln, Unterschenkeln, Knien, Oberschenkeln und Hüfte.

Auf ähnliche Weise sind die Chakras Muladhanara, Svadhistha usw. oberhalb der Hüfte Verbindungspunkte mit den höheren Ebenen des Kosmos. Sie entsprechen jeweils den Bhur, Bhuvar, Svar, Mahar, Janar und Tapas Lokas (Ebenen). Das Sahasrara Chakra entspricht Satya Loka. Normaler weise ist die Kundalini in Muladhara Chakra eingeschlossen, so dass wir uns nur des physikalischen Kosmos bewusst sind. Durch Meditation über ein Chakra, das als Konzentrationspunkt dient, stellt der Yogi gleichzeitig einen Kontakt zu der entsprechenden Loka (Ebene) her. Wenn die Kundalini Shakti in einem bestimmten Chakra erwacht ist, hat er volle Kontrolle darüber und die entsprechende Loka.

Da jedes höher gelegene Chakra ebenso wie auch die entsprechende Loka subtiler ist als das vorhergehende, entfaltet sich die Kundalini Shakti zu immer größerer Feinheit des Bewusstseins, wenn sie die Chakras transzendiert. Wenn sie das Ajna Chakra überschreitet und das Sahasrara Chakra erreicht, gewinnt sie ihren natürlichen Zustand reinen Bewusstseins zurück, wo der Yogi unendliche Wonne genießt. Zwar durchdringt Energie das ganze menschliche System, lokalisiert sich jedoch besonders in bestimmten Zentren. Im Allgemeinen ist das Muladhara Chakra die Energiequelle für das gesamte System. So wie Wasser in einem Fluss wirbelt, kreist die Prana Shakti in diesen Chakras. In jedem Chakra nimmt ihre Wirbelkraft eine bestimmte feinstoffliche Gestalt an, die als Lotus mit einer bestimmten Anzahl von Blütenblättern erscheint. Daher wird jedes Chakra mit einem Lotus mit einer unterschiedlichen Anzahl von Blütenblättern verglichen, hat eine es beherrschende Gottheit, Farbe, Form, Bija- Akshara (Samen mantra) usw.

Da die Kundalini Shakti eine starke Kraft ist, kann sie mehr Schaden als Nutzen stiften, wenn sie erweckt, aber nicht richtig kontrolliert wird. Daher erfordert sie von einem Übenden große moralische Disziplin, und dieser Yoga muss unter der persönlichen Führung eines Experten geübt werden. Wenn die schlafende bzw. statische Kundalini Shakti aus dem Muladhara Chakra durch die Übung von Asanas, Pranayama, Bandhas, Mantra-Japa und Dhyana geweckt und von Chakra zu Chakra geführt wird, zum Sahasrara oder dem tausendblättrigen Lotus an der Schädeldecke, erfolgt die Vereinigung von Shakti und Shiva, zwischen dem Individuum und dem Kosmos, zwischen Mensch und Gott, was das Ziel des Kundalini Yoga ist.

Es heißt, dass, egal welcher Yoga geübt wird, immer die Kundalini erweckt wird und durch die verschiedenen Chakras geht, wenn auch unbewusst im Fall von anderen Yogawegen als dem Kundalini Yoga und dass der Yogi verschiedene übernatürliche Kräfte auf unterschiedlichen Stufen seiner Praxis bekommt. Da der Yogi der Gefahr unterliegt, von diesen verführt zu werden und bei einer dieser Stufen stehen zu bleiben, warnt Arunagiri uns, nur nach dem höchsten Zustand jenseits von all dem zu streben, der die Tattwas, Religionen und Chakras transzendiert. Das Ziel ist das Absolute und das sollte man niemals vergessen.

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Der Rat des heiligen Arunagiri ist in diesem Vers, dass die Höchste Wirklichkeit jenseits der 36 Tattwas bzw. Brahman jenseits der sechs Glaubensrichtungen bzw. das Absolute jenseits der sechs Chakras das gesegnete Ziel ist und dass man danach streben und es erreichen sollte.