Rama

Rama gilt im Hinduismus als Inkarnation Gottes auf Erden.

Rama lehrt beispielhaft, wie man ein ideales Leben in dieser Welt führt. Er ist in allen Aspekten der perfekte Mensch: als Herrscher, als Ehemann, als Sohn, Vater und Freund. Rama steht auch dafür, alles, was man tut, so gut wie möglich nach bestem Wissen und Gewissen zu machen.

So ist es hilfreich, etwas mehr über Rama zu erfahren. Die meisten der Texte sind der Feder von Swami Sivananda entnommen (1887-1963). Es ist also keine ethnologische/kulturkritische Beschreibung von Rama. Vielmehr kannst du daraus entnehmen, was Rama für einen gläubigen Hindu bedeutet.

Dr. Nalini Sahay über Rama

Über Rama

Rama gilt als die 7. Inkarnation des Gottes Vishnu. Sein Zweck war es, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit in der Welt wiederherzustellen.

"Rama" heißt wörtlich "derjenige, der sich freut". Er wird als der 7. Avatar, die 7. Herabkunft, von Vishnu, bezeichnet. Vishnu ist Teil der Trinität von Brahma - dem Schöpfer, Vishnu - dem Erhalter, Shiva-dem Zerstörer. Die 10 Inkarnationen von Vishnu sind: Matsya Avatar (Fisch), Kurma Avatar (Schildkröte), Varaha Avatar (Eber), Narasimha Avatar (Menschlöwe), Vamana Avatar (Zwerg), Parashurama (Rama der Ackerbauer), Raghu-Rama (davon ist hier die Rede), Krishna, Buddha

Abbildungen von Rama

Shri Rama wird in Abbildungen immer mit seinem Bogen in der Hand dargestellt, mit dem er die Guten beschützt und teuflische Dämonen - unsere schlechten Eigenschaften - überwindet.

Häufig wird er zusammen mit seiner Gemahlin Sita (Natur) dargestellt und seinem Gefolgsmann Hanuman - dem Affengott. Hanuman, symbolisiert den menschlichen Geist, der am leichtesten durch völlige Hingabe an Gott und beständiges Wiederholen Seiner Namen beherrscht wird.

Bekanntheit Ramas Ramas

Rama ist im Westen wegen der Hindu-Moslem-Streitigkeiten um die Moschee, die über den Rama-Tempel am Geburtsort von Rama in Ayodhya errichtet wurde, zu Berühmtheit gekommen.

Rama ist aber auch in Yoga-Kreisen bekannt - es gibt viele Kirtans (Sanskrit-Gesänge) um Rama, die besonders herzöffnend sind.

Auch Mahatma Gandhi war ein besonderer Verehrer von Rama. Manche sagen, dass Mahatma Gandhi wie kaum ein anderer in moderner Zeit die Prinzipien von Rama gelebt hat: Rechtschaffenheit, Einsatz für das Gute, Wahrhaftigkeit, uneigennützige und tätige Nächstenliebe. Die letzten Worte von Mahatma Gandhi sollen gewesen sein "Ram Ram". Und wer schon mal nach Indien gereist ist, hat sicherlich Darstellungen von Rama und Hanuman gesehen oder sogar einen Rama-Tempel besucht.

Festtage Ramas sind Rama Navami und Dipavali, auch Diwali genannt.

Gebete an Rama

Auszüge aus Swami Sivanandas Buch "Götter und Göttinnen im Hinduismus" über die Bedeutung von Rama:

Oh Rama! Oh Raghava!
Du bist ein Ozean der Gnade.
Du bist Maryada Purushottama.
Du bist Zuflucht für deine Verehrer.

Ich habe mein Leben
Mit Deiner Liebe gefüllt.
Du hast einen festen Platz
In meinem Herzen
Om Sri Ramaya Namah.

Die Gottheiten, die Gandharvas, Siddhas und heiligen Rishis kamen zu Brahma und sagten:„Oh ehrwürdiger Gott! Der Dämon Ravana drangsaliert uns auf verschiedene Weise – dank der Kraft, die Du ihm verliehen hast. Wir sind nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Bitte beschütze uns.“

In der Zwischenzeit war auch Hari erschienen. Er sprach: „Oh Götter, habt keine Angst. Ich werde auf die Erde kommen, um Euch alle zu beschützen und den bösen Ravana zu vernichten.“ Vishnu teilte sich in vier Einzelpersonen und wählte König Dasharatha zu Seinem Vater.

Die Gottesgeburt Ramas

König Dasharatha von Ayodhya war vom Glück gesegnet. Er war der Wahrheit verpflichtet, dazu mutig und berühmt, doch leider ohne einen Sohn. Das machte sein Herz sehr traurig. Daher wandte er sich an seinen Hausastrologen und Familienlehrer Vasishta und sagte: „Oh mein ehrwürdiger Meister! Ich habe keinen Familienerben und es macht mich traurig, kinderlos zu sein.“ Vasishta antwortete ihm: „Oh rechtschaffener König! Du wirst vier mächtige Könige zeugen. Hole Rishya Sringa und bereite das Opfer namens Putrakameshti.“

Dasharatha ließ den weisen Rishi holen und leistete die geforderten Opfergaben. Darauf erschien aus der Mitte der Flammen der Gott des Feuers. Er trug ein goldenes Gefäß voller Payasa (in Milch gekochter Reis) und sprach: „Oh Du größter aller Könige! Nimm diese von den Göttern des Himmels zubereitete Speise und teile sie an Deine ehrenwerten Frauen aus. Sie werden Dir mächtige Söhne gebären.“

Dasharatha holte die Einwilligung von Vasishta und Rishya Sringa ein und reichte das Payasa je zur Hälfte an seine Königinnen Kausalya und Kaikeyi. Auch Sumitra, seine dritte Gattin, kam hinzu. Auch sie wollte von dem magischen Gericht kosten, worauf ihr sowohl Kausalya als auch Kaikeyi freudig jeweils die Hälfte ihres Anteils abtraten. Bald darauf wurden alle Königinnen schwanger.

Im zehnten Monat gebar Kausalya einen Sohn von übermenschlicher Gestalt. Es war der neunte Tag des zunehmenden Mondes im Monat Chaitra (März/April), unter der Sternengruppe Punarvasu und im Lagna Karkata (dem glückverheißenden Sternzeichen des Krebses). Als die fünf Konstellationen im Aszendenten standen, erschien der großartige Rama auf Erden, der ewige Gott, der Meister der Welt, die Freude Dasharathas. Er trug alle glückverheißenden Zeichen an seinem wohlgestalteten Körper. Seine Erscheinung war so hell wie tausend Sonnen.

Kaikeyi brachte Bharata, Sumitra die Zwillinge Lakshmana und Satrughna zur Welt. Bei ihrer Geburt sangen die Gandharvas, während die Apsaras vor lauter Freude tanzten. Vom Himmel regnete es Blumen herab.

König Dasharatha schenkte den Brahmanen tausende Dörfer, Gold, edle Stoffe, Juwelen und Kühe. Dann führte er die Geburtszeremonie Jatakarma durch.

Vasishta verlieh den Prinzen ihre Namen:

  • Kausalyas Sohn wurde Rama genannt, weil er alle mit Freude und Glück erfüllte. Die Munis (Weisen) fanden Freude an Ihm, denn sie wussten, dass sie dank Seines Wissens den Ozean der Unwissenheit überqueren konnten.
  • Bharata erhielt seinen Namen, weil er alle beschützte.
  • Lakshmana wurde so genannt, weil er mit vielen glückverheißenden Attributen ausgestattet war und Satrughna, weil er der Zerstörer der Feinde war. Rama war ein Avatar Haris (Vishnu), Lakshmana eine Inkarnation Adiseshas, Bharata und Satrughna waren Avatare von Muschelhorn und Diskus. Sita war eine Inkarnation Lakshmis.

Alle Söhne Dasharathas waren heldenhaft und rechtschaffen. Sie waren sehr bewandert im Studium der Veden. Sie kannten sich sehr gut in der Reitkunst aus und wussten, wie man mit Schwert und Schild umzugehen hat. Aber auch die Kriegs- und Regierungskünste beherrschten sie. Die Prinzen waren von Kindheit an ausgesprochen hübsch, stark, tugendhaft, gottgefällig und genügsam. Sie waren geduldig, tapfer, wahrheitsliebend und standhaft. Schon bald  eroberten sie die Herzen des Volkes.

Rama übertraf Seine Brüder noch an Tapferkeit und Aufrichtigkeit. Unter allen vier Brüdern war Rama der Tugendhafteste.

Die göttlichen Tugenden von Rama

Rama war wohlerzogen, schön und mit königlichen Merkmalen ausgestattet.

Er hatte Augen wie Lotosblätter und sein Antlitz leuchtete wie der Vollmond. Seine Stimme war tief, sein Gang majestätisch wie der eines Löwen. Seine Gliedmaßen waren wohl proportioniert. Er hatte vier Linien auf seinem Daumen. Er hatte eine scharf geschnittene Nase und eine hohe Stirn. Rama hatte rote Augen und sehr kräftige Arme. Seine Schritte waren so kraftvoll wie die eines Elefanten. Er hatte lange Arme, breite Schultern sowie schwarzes, gekräuseltes Haar. Er war tapfer und eine glänzende Erscheinung. Im Kampf war er selbst Indra in keinster Weise unterlegen.

Er war versiert in jeder Wissenschaft

Er kannte sich sehr gut in den heiligen Schriften aus und war genauso weise wie Brihaspati..In seiner freien Zeit diskutierte Er mit den weisen und älteren Leuten die heiligen Schriften (shastras). Jeden Schritt seines Lebens ging er auf dem Weg der Rechtschaffenheit und vernachlässigte dabei niemals Seine königlichen Pflichten. Er war gleichermaßen in religiösen, rechtlichen wie gesellschaftlichen Dingen bewandert. Er beherrschte Yajurveda, Dhanur Veda, die Vedangas und vieles mehr. Er beantwortete alle Fragen so weise wie Brihaspati. Die Gelehrten der Veden verehrten Ihn. Er war geübt in Philosophie und Dichtkunst. Er war immer bereit, ein aufmerksames Auge auf seine eigenen Fehler zu richten. Erfahrene und fromme Brahmanen waren Seine Ratgeber.

Er war für alle Menschen ein Objekt von Liebe und Ehrfurcht.

Er hatte seine Gefühle perfekt unter Kontrolle. Selbst seine Feinde waren erfreut, Ihn zu sehen. Er war der Schrecken aller Bösen und Schlechten, aber der Behüter der Rechtschaffenen. Er war von scharfer Intelligenz und wurde von niemandem jemals besiegt. Der Ruhm und die Kräfte Ramas waren grenzenlos. Auf Erden gab es keinen, der Ihm gleichkam. Böswilligkeit war Ihm fremd. Er war höflich und der Schutzpatron Seiner Leute. Er sprach immer freundlich. Niemals verwendete er harte Worte, selbst dann nicht, wenn er provoziert wurde.

Er besaß eine großmütige Persönlichkeit.

Rama war nicht nur freundlich und gütig, sondern auch großzügig und besorgt um das Seelenheil aller Menschen, die Ihn umgaben. Er hatte eine starke Konstitution und ein gewinnendes Auftreten.  Er war extrem edel, galant und furchtlos. Dabei war er auch einfach und frei von jeglicher Prahlerei. Rama war weise und rechtschaffen und strahlte wie die Sonne selbst. Er war nachsichtig wie Mutter Erde, intelligent wie Brihaspati, wohlgestaltet wie Vasava und tapfer wie Indra. Er hielt sich an die asketischen Gelübde und ehrte die Heiligen. Er verzieh selbst hunderte gegen Ihn gerichtete schlechte Taten, erinnerte sich aber dankbar selbst des kleinsten Akts von Freundlichkeit.

Trat jemand an Ihn heran, wandte er sich ihm sofort zu. Trotz seiner Machtfülle war er nie hochmütig oder stolz. Er war der Erhalter der vier Kasten. Er ehrte die Menschen. Er wurde selbst von allen verehrt. Er hatte Sinn für das Gemeinwesen und war den Brahmanen aufs Innigste zugetan.

Rama war ein Freund der Armen und bestrafte die Bösen.

Er war ein kosmischer Wohltäter. Er sorgte sich um das Wohlergehen seiner Untergebenen und dafür liebten sie Ihn über alles.

Selbst in größter Gefahr oder Not griff Rama niemals zur Lüge. Er war tapfer, redlich und bescheiden. Er war die Quelle alles Guten. Er respektierte stets seine Vorgesetzten und kannte keinen Müßiggang. Er war in allem sehr umsichtig, suchte nie nach etwas Schlechtem und hatte perfekte Kontrolle über den Zorn.

Rama war glücklich im Elend, ruhig in der Not und unerschrocken in der Gefahr.

Rama war ein mächtiger Held.

Er war der Held aller Helden. Er war der Beste im Umgang mit Pfeil und Bogen. Seine Macht und Sein Einfluss umspannten die ganze Welt. Er tötete mit einer Hand große und berühmte Krieger wie Khara und Dushana. Er besiegte sogar den unbesiegbaren Vali. Er war ein exzellenter Reiter, ein großer Krieger, ein tapferer General und ein großer Militär-stratege. Selbst die Götter reichten in dieser Hinsicht nicht an Ihn heran. Er war auch frei von der negativen Eigenschaft des Kritisierens.

Ramas Einsatz für Wahrheit und Pflichterfüllung

Rama, der Held des Epos Ramayana von Valmiki, ist die Verkörperung jeder sozialen und häuslichen Tugend. Sein Sinn für Pflichterfüllung kennt in der Weltgeschichte keine Entsprechung.

Er verzichtete auf den Titel des Kronprinzen und Mitregenten sowie auf die damit verbundenen Privilegien, um die Worte Seines Vaters zu erfüllen.

Hätte sich Rama wirklich nach dem Thron gesehnt, hätte Er ihn denkbar leicht besteigen können. Er war sehr beliebt. Er war der Mächtigste aller Helden. Er zerstörte die Rakshasas und bog und zerbrach den mächtigen Bogen Shivas. Dabei kam er ohne die geringste physische Kraft aus. Er akzeptierte freudig das von der grausamen und bösen Königin Kaikeyi erwirkte Diktat. Der Thron besaß für Ihn weniger Faszination als der Gehorsam gegenüber dem Gebot Seines Vaters. So verzichtete Er auf das Königreich und begab sich ohne Groll in das Ihm auferlegte Waldexil. Diese aufrichtige Haltung Ramas kann mit Worten nicht annähernd beschrieben werden.

Ramas Leben war ein Leben des heiligen Gehorsams, der makellosen Reinheit, der beispiellosen Einfachheit, der lobenswerten Zufriedenheit sowie einer bemerkenswerten Selbstaufopferung und Entsagung. Er bezeugte Seiner Mutter und Seinen Stiefmüttern den gleichen Respekt wie Seinem Vater – und ehrte Seinen Guru.

Rama ist bekannt als Maryada Purushottama. Er befolgte immer die Vorschriften der Shastras (heilige Schriften; Regeln). Er führte das Leben des idealen Haushälters, um der Welt die Dharmas (Pflichten) eines Grihastha zu lehren. Er wich keinen Zentimeter vom Weg der Wahrheit und Pflichterfüllung ab.

Sein Pflichtbewusstsein war einzigartig. Er gab sogar seine Frau Sita auf, die Sein Ein und Alles war, um das Heil Seiner Untertanen zu wahren und opferte Sein persönliches Glück. Er war bereit, notfalls Sein eigenes Leben zu opfern, nur um das Glück Seines Volkes zu retten und Seine Pflichten zu erfüllen. Rama lebte für Sein Volk.

Einmal bat Sita Ihn, an einem sicheren Ort Schutz zu suchen und die Waldbewohner alleine zu lassen, da es im Wald sehr gefährlich war. Ramas Antwort verdeutlichte Seine feste Absicht an der Wahrheit festzuhalten und Sein königliches Versprechen gegenüber jenen, die unter Ihm Schutz gesucht hatten, zu halten. Er antwortete ihr: „Oh Sita, Ich würde sogar  Dich oder Lakshmana aufgeben. Denn Ich kann niemals die Kraft Meines Wortes schwächen, vor allem, wenn Ich es hilflosen Brahmanen gegeben habe. Rama spricht nur einmal und bricht danach nie mehr Sein Versprechen.“

Rama Rajya - Die Herrschaft Gottes auf Erden

Rama war Maryada Purushottama. Er war ein Prema Murti. Er war ein idealer Sohn, Bruder, Ehemann, Freund und König. Er kann als Verkörperung aller guten Taten eines Menschen gelten. Er führte das vorbildliche Leben eines Haushälters und lehrte Menschlichkeit.

Er regierte sein Volk mit so glücklicher Hand, dass seine Regierungszeit Rama Rajya („Die Herrschaft der Rechtschaffenheit“) genannt wurde, eine Regierung, die allen Glückseligkeit und Wohlstand bescherte.

Rama war der ideale König. Er regierte sein Königreich in einzigartiger Weise. Er war geradlinig und gerecht. Er war tapfer und freundlich. Er war mit einer sanften und großzügigen Gesinnung ausgestattet. Er war höflich und zuvorkommend.

Dafür liebten ihn seine Untertanen über alles. Es gab keinen einzigen Menschen, der in seiner Regierungszeit unglücklich war. Er pflegte oft zu sagen: „Ich werde alles für das Wohl meines Volkes tun und sollte es nötig sein, würde ich deswegen sogar Meine eigene Frau aufgeben.“ Daher wurde seine Regierung als „Rama Rajya“ bezeichnet.

Während seiner Herrschaft gab es keinerlei Verbrecher, denn alle lebten ein tugendhaftes Leben. Niemand sprach die Unwahrheit. Jeder konnte selbst in den Hauptstraßen einen Sack mit Gold oder Juwelen unbeaufsichtigt abstellen – keiner hätte ihn auch nur angerührt.

Rama Rajya gründete auf der Wahrheit. Dharma (Gebote Gottes) war sein Fundament, die Shastras seine Grundprinzipien und Rishis, Yogis, Munis und Brahma Jnanis die leitenden Lichtgestalten. Die Veden wurden respektiert und befolgt. Dadurch hielt das Prinzip des Rama Rajya nicht nur an, sondern wuchs weiter. Heute sehen es viele als die beste Regierungsform an, die es jemals gegeben hat.

Die Regierung von Rama war ideal. Sein Königreich war frei von Übeltätern aller Art. Die Leute schlossen ihre Türen nicht ab und machten auch keine Balken vor ihre Fenster. Ein Sack Gold war auch beim Reisen auf den Landstraßen sicher aufgehoben. Niemandem stieß irgendein Unglück zu. Die betagten Leute übten niemals die Begräbnisriten der Jüngeren aus.

Niemand verletzte einen anderen. Jeder war Dharma, der Rechtschaffenheit und der Pflichterfüllung verpflichtet. Die Menschen erzählten sich allezeit die Heldentaten Ramas. Sie murmelten ständig Rama, Rama. Die ganze Welt hallte wider vom Namen Ramas.

In regelmäßigen Abständen kamen Regen und Sonne. Die Luft war frisch und kühl. Die Bäume waren übervoll mit Früchten. Überall blühten Blumen mit den süßesten Düften. Die Felder brachten reiche Ernten.

Jeder hatte ein langes Leben. Jeder hatte Kinder und Enkelkinder. Die Frauen waren ihren Männern in Liebe ergeben. Sie waren keusch und rein.

Alle Menschen waren rüstig und gesund. Sie waren reich, zufrieden und tugendhaft. Sie waren frei von Krankheit, Gier und Kummer. Sie waren wahrheitsliebend, gerecht und besaßen Selbstkontrolle. Sie führten ein reines und unbeflecktes Leben.

Die Brahmanen waren sehr bewandert im Studium der Veden. Auch sie waren tugendhaft und befolgten treu ihre eigenen Pflichten. Die Kshatriyas (Kriegerkaste) waren tapfer. Die Vaishyas (3. Stand) und die Sudras (4. Stand) lebten gemäß ihrem eigenen Svadharma.

Sie waren frei von Leidenschaft, Gier und Neid. Die zweimal Geborenen glaubten fest an ihre Riten und Schriften. Sie waren wahrhaftig in ihren Worten und Taten. Sie hatten eine gottesfürchtige Natur und liebten alle Lebewesen.

Die Truppen waren sehr stark und tapfer. Sie waren lebhaft wie Feuer. Sie wichen in der Schlacht nie einen Schritt zurück und bewachten zuverlässig die Festungswälle.

Nirgendwo gab es Begierde, Furcht oder Schmerz. Die Söhne waren nobel und männlich, die Töchter hübsch, bescheiden und rein. Jede Stadt und jede Provinz verfügte über eine große Menge Gold und Getreide. Kein Vater verlor seine Kinder, keine Frau ihren Mann.

Armut war im Königreich Ramas unbekannt. Jeder besaß Pferde, Vieh, Gold und Getreide. Niemand sprach die Unwahrheit. Niemand neidete des anderen Reichtum. Selbst der ärmste Mann war noch mit Wohlstand und Wissen gesegnet.

Ramas Herrschaft war frei von Feuer, Überschwemmungen, Stürmen, Fieber, Hunger oder Krankheit.

Wer könnte die Herrlichkeit von Ramas Reich beschreiben? Daher wurde es auch Rama Rajya genannt.

Warum sich Rama wie ein Mensch verhielt

Einige Leute sagen: „Rama ist doch nur ein normaler Mensch. Er ist keine Inkarnation Gottes. Nach dem Verlust seiner Frau weinte er bitterlich. Seine Betrübnis reichte bis zu den Wolken, als sein Bruder Lakshmana – von einem Pfeil Indrajits getroffen – bewusstlos zu Boden fiel.

Warum vergaß Rama, dieses überirdische Wesen, in diesen Momenten seine göttliche Herkunft? Auch bei der Entführung Sitas versank er in tiefe Trauer. Wenn Rama sich seines wahren Selbst immer bewusst gewesen wäre – warum grämte ihn dann der Verlust Sitas?

Die Antwort auf diese Fragen lautet: Rama war wirkllich das Höchste Selbst. Nichts brachte ihn aus der Ruhe. Er war die ganze Zeit unberührt von Trauer oder Freude, von Geburt oder Tod, von Genuss oder Schmerz.

Zeit seines Lebens führte Rama nur scheinbar das Leben eines normalen Menschen. Er musste dies tun, weil der Dämon Ravana mit einem Fluch belegt war, der besagte, dass er niemals von Devas, Asuras, Rakshasas, Yakshas, von einer Schlange oder einem Bären getötet werden könnte.

In seinem Hochmut spielte er die Kraft eines normalen Menschen herunter – was ein großer Irrtum war. Da Ravana also nur durch die Hand eines gewöhnlichen Menschen sterben konnte, verstellte sich Rama. Denn hätte er sich als Gott zu erkennen gegeben, hätte auch er Ravana nicht vernichten können.

Die transzendente Göttlichkeit Ramas

Für einen Gläubigen ist Rama nicht nur eine gute und bedeutende Persönlichkeit, sondern Gott selbst. Rama ist der Sohn Dasharathas, des Königs von Ayodhya, aber gleichzeitig auch eine Inkarnation des Göttlichen, Allgegenwärtigen, Allmächtigen und Allwissenden.

Der Sieg Ramas über den zehnköpfigen Ravana bedeutet die Überwindung des Geistes bzw. der zehn Sinnes- und Handlungsorgane. Rama anzubeten heißt, die alles durchdringende Gottheit selbst (Virat Purusha) anzubeten.

Lies die Gebete von Mandothari und Brahma im Yuddha-Kanda (Kanda = Teil) des Ramayana von Valmiki. Sie beziehen sich auf Rama als den einen Schöpfer des Universums, den Gott von allen, den Herrscher des Universums.

Rama Nama Mahima - die Großartigkeit des Namens von Rama

Rama Nama oder der Name Ramas ist ein Segensspruch, den Millionen von Hindus seit vielen Jahrhunderten in ihren Herzen bewahren. Er ist der größte Reiniger der Herzen, der Freudenbringer, der Friedensstifter und Schlüssel zum Tor der Unsterblichkeit.

Du musst lernen, den Namen Ramas voller Hingabe und Glauben anzunehmen. Wenn du die Ramayana von Tulsidas studierst, wirst du erfahren, wie groß die göttliche Kraft dieses geheiligten Namens ist.

Ramas Name, seine Erscheinung und seine Taten sind für die Menschen schon seit Urzeiten Gegenstand ständiger Erinnerung, Kontemplation und Nachahmung.

Das Wort „Rama“ wird in der Ramarahasyopanishad als Kombination der Essenz aus Narayana-Ashta-Akshara (Om Namo Narayanaya) und dem Shiva-Pancha-Akshara (Om Namah Shivaya) interpretiert. Ohne Ra und Ma, erlangen Ashtakshara und Panchakshara eine umgekehrte Bedeutung.

Rama Nama gilt ferner auch als Essenz der tausend Namen Gottes. Es ist das Taraka Mantra, das Schiff, das den Sterblichen über den Ozean von Samsara oder des Todes bringt. Die ungeheure Kraft des Namens wird darin deutlich, dass selbst seine falsche Aussprache den Schurken Ratnakara in den Weisen Valmiki verwandelt.

Rama Nama verbrennt Unwissenheit, Leidenschaft und Sünde. Ob nun wissend oder unwissend, ob korrekt rezitiert oder falsch – wenn der Name „Rama“ ausgesprochen wird, so bringt das eine Fülle von Segnungen mit sich.

Sri Rama Brahma Tarakam: Sri Rama ist Brahman, das Absolute, das Dich über den Ozean der weltlichen Existenz führt. Rama ist das, wonach die Yogis streben, das Selbst im Inneren. Sobald Du Zuflucht bei ihm nimmst, fällt Dein Wohlergehen in Seine Verantwortung.

Gandhiji schrieb: „Ihr wundert Euch vielleicht, warum ich dazu rate, den Namen Rama und nicht eine der vielen anderen Bezeichnungen für den Schöpfer auszusprechen. Seine Namen sind so zahlreich wie die Blätter eines Baumes und ich könnte Euch natürlich auch vorschlagen, das Wort ‚Gott’ zu wählen.

Doch welche Bedeutung, welche Assoziationen würdet Ihr damit verbinden? Damit ihr bei der Wiederholung des Wortes ‚Gott’ irgendetwas empfindet, müsste ich Euch etwas Englisch beibringen. Ich sollte Euch die Gedanken und Vorstellungen von Ausländern erklären.“

„Doch wenn ich Euch sage, stattdessen den Namen Rama zu wiederholen, nenne ich damit einen Namen, der seit unzähligen Generationen von den Bewohnern dieses Landes (Indien) verehrt worden ist. Ein Name, den alle Tiere und Vögel, alle Bäume und alle Steine von Hindusthan seit vielen tausend Jahren kennen.

Ihr werdet durch das Studium des Ramayana erfahren, wie ein am Wegesrand liegender Stein beim Vorbeigehen Ramas nur durch die Berührung Seiner Füße zum Leben erwachte.

Du musst lernen, den geheiligten Namen Ramas mit süßer Wonne zu rezitieren, mit einer solchen Hingabe, dass die Vögel aufhören zu singen, um Dir zuzuhören, dass die Blätter der Bäume in Deine Richtung wehen, weil sie durch die heilige Melodie dieses Namens bewegt werden.“

Kabir sandte Kamal zu Tulsidas..In Anwesenheit von Kamal schrieb Tulsidas Ram Nam auf ein Tulasi-Blatt und besprenkelte die Flüssigkeit über 500 Aussätzige. Alle wurden geheilt. Kamal war darüber sehr erstaunt. Dann schickte Kabir Kamal zu dem Blinden Surdas. Surdas bat Kamal, ihm den Körper zu bringen, der im vorbeifließenden Fluss lag.

Der Leichnam wurde gebracht. Surdas sprach „Ram“ (nicht den ganzen Namen Rama) nur einmal in sein Ohr – und der Körper erwachte zu neuem Leben. Kamals Herz war daraufhin erfüllt von Ehrfurcht und Verwunderung. So groß ist die Macht von Gottes Namen.

Der Name von Rama ist süßer als das süßeste aller Dinge. Er ist ein Hafen des Friedens und das wahre Leben der reinen Seelen. Er ist die reinigendste aller reinigenden Kräfte und löscht das verzehrende Feuer weltlicher Wünsche. Er erweckt das Wissen um Gott, das in unseren Herzen schläft. Er badet den Aspiranten in einem Ozean von göttlicher Wonne. Ehre sei Rama und Seinem Namen.

Man kann sich Rama nähern, indem man Seinen Namen ruft und sich von diesem ganz erfüllen lässt. Sauge immer wieder den süßen Nektar und verweile in diesem gottestrunkenen Zustand. Lasse weder reine noch unreine Gedanken in Kontakt mit deinem Geist kommen

Es gibt kein unheiliges Objekt in dieser Welt. Sollte es eines geben, wird es allein durch den Kontakt mit dem Namen Gottes zum heiligsten aller heiligen Dinge. Trotz aller Anstrengungen wird Maya demjenigen, der tief in der Liebe Ramas und seines Namens verweilt, nichts anhaben können.

Sri Rama Navami - Der Geburtstag von Rama

Rama Navami fällt auf den 9. Tag des zunehmenden Mondes im Monat Chaitra (März/April) – dem Geburtstag Ramas, der siebten Inkarnation Vishnus. Es ist das bedeutendste Fest der Vaishnava-Gemeinschaft. Doch auch Shiva-Anhänger feiern mit. Manche fasten an diesem Tag, die Tempel werden geschmückt und das Bildnis Ramas reich verziert. Das Ramayana wird in den Tempeln vorgelesen. ( Das große Epos “Ramayana”, das von dem Weisen Valmiki geschrieben wurde, ist die Geschichte von Ramas Inkarnation auf der Erde.)  In Ayodhya, dem Geburtsort Ramas, findet an diesem Tag ein großes Badefest statt.

In Südindien wird Ramnavmi Utsavam neun Tage lang mit großer Inbrunst und Hingabe gefeiert. Wer eine Begabung hat, Geschichten zu erzählen, erzählt anregende Episoden aus dem Ramayana. Die heiligen Namen von Rama werden gesungen und die Hochzeit von Rama und Sita gefeiert. Es ist ein sehr farbenfrohes, inspirierendes und lehrreiches Fest.

Im Sivananda Ashram in Rishikesh wird Ramnavmi neun Tage lang wie folgt gefeiert:

  1. Die spirituellen Sucher machen soviel Japa (Mantrawiederholung) wie möglich. Die heiligen Mantras Om Sri Ramaya Namah oder Om Sri Ram Jai Ram Jai Jai Ram werden gesungen.
  2. Das vollständige Ramayana wird gelesen, entweder in der Sanskritfassung des Weisen Valmiki oder in der hinduistische Fassung des Heiligen Tulsidas. Wer nicht das ganze Epos rezitieren kann, möge den folgenden Vers lesen, der in Kurzform die Geschichte des Ramayana enthält:
  3. „Einstmals ging Rama in die Wälder, wo Rishis Askese übten und tötete das falsche Reh . Sita wurde entführt und Jatayu (Name eines halbgöttlichen Vogels, der versuchte, Sita zu retten) wurde getötet. Rama traf Sugriva (König der Affen) , tötete Vali (= Bali, Bruder Sugrivas)  und überquerte den Ozean.
  4. Die Hauptstadt von Lanka (Sri Lanka) wurde durch Hanuman niedergebrannt. Die Dämonen Ravana und Kumbhakarna wurden vernichtet. So heißt es im heiligen Ramayana.“
  5. Die Devotees begrüßen einander mit „Sri Ram” oder „Jai Ram-ji-ki”.
  6. Wer Rama als persönlichen Aspekt Gottes verehrt, fastet während der neun Tage bzw. nimmt nur Milch und Früchte zu sich. Einige fasten nur am eigentlichen Ramnavmi-Tag.
  7. Zum Schluß, am eigentlichen Ramnavmi-Tag, gibt es in dem prachtvoll geschmückten Tempel ein großes Verehrungsritual zu Ehren Ramas mit allen in den Veden festgelegten Handlungen, einschließlich Laksharchana, hunderttausendmaliges Opfern von Blumen und Reis.
  8. 6. Auch eine Feuerzeremonie (Havan) wird durchgeführt.
  9. Von 4.00 Uhr morgens bis spät in die Nacht wird überall Ram gesungen und wiederholt.
  10. Faltblätter, Broschüren und Bücher über Rama werden verteilt.
  11.  Abends gibt es besondere Zusammenkünfte mit Vorträgen über das Leben und die Lehren Ramas.
  12. Ernsthaft Suchende fassen Vorsätze, um ihren spirituellen Fortschritt zu beschleunigen.

O geliebter Suchender! Die Zeit verfliegt. Erkenne den Wert der Zeit. Zeit ist sehr kostbar. Nutze jede Sekunde gewinnbringend. Zögere nicht. Gib alles müßige Gerede  auf. Vergiß die Vergangenheit. Verbringe jeden Augenblick deines Lebens im Hinblick auf die Verwirklichung des göttlichen Ideals und Ziels. Entfaltet deine verborgenen Fähigkeiten. Wachse, entwickle dich. Werde ein übermenschlicher, tatkräftiger Yogi. Kämpfe hart und erreiche das Ziel des Lebens.

Möget ihr alle endgültige Glückseligkeit erreichen durch tiefe Hingabe zu Rama! Mögest du in der Ekstase göttlicher Liebe leben! Möge Rama, der strahlt wie eine Million Sonnen und der von Göttern und Anhängern gleichermaßen verehrt wird, euch alle beschützen! Möge der Segen Ramas mit euch allen sein!

Rama Puja

Möget ihr alle durch tiefe Hingabe an Rama endgültige Glückseligkeit erreichen!
Möget ihr in der Ekstase göttlicher Liebe leben! Möge Rama, der wie eine Million Sonnen strahlt und von Göttern und Anhängern gleichermaßen verehrt wird, euch alle beschützen!
Möge der Segen Ramas mit euch allen sein! Möget ihr alle durch die ständige Wiederholung des Namens Rama in einem Ozean göttlicher Ekstase baden!
Möge Frieden, Wohlstand und Glückseligkeit mit euch allen sein!
Daher lasst uns alle singen:  Om Sri Ram Jaya Ram Jaya Jaya Ram, Om Sri Ram Jaya Ram Jaya Jaya Ram


Gruß an Rama, eine Inkarnation Vishnus, der unbegrenzt ist, dessen Natur reines Bewusstsein und Wonne ist. Er ist der Gemahl von Sita, der Meister von Hanuman und  Herr der drei Welten. Er wurde aufgrund seines eigenen Willens geboren, um die Rechtschaffenheit wiederherzustellen, das Böse zu zerstören und seine Verehrer zu beschützen.

Om Shri Rama Rama Rameti

Rama war Gott selbst, der auf die Erde gekommen war, um Ravana zu vernichten. Er war ausgesprochen gebildet, schön und mit allen königlichen Eigenschaften ausgestattet. Sein Ruhm und seine Tapferkeit waren grenzenlos.

Es gab niemanden seinesgleichen auf Erden. Er war frei von Böswilligkeit, gütig und beschützte sein Volk. Er sprach immer freundlich. Niemals verwendete er harte Worte, selbst dann nicht, wenn er provoziert wurde. Er beherrschte die ganze Welt.

Nimm Rama als dein Vorbild.

Ideale dienen dazu, sie im eigenen Leben umzusetzen. Die Ramnavmi-Feier, die auch Vasanta Navaratri genannt wird, ist jedes Jahr ein geeigneter Anlaß, uns auf Geist Ramas einzustimmen. Wenn wir unsere Ideale lieben und bewundern, so drückt sich darin unser Streben aus, mit ihnen eins zu werden.Wenn wir Gott verehren, so geschieht das, weil wir so tugendhaft und vollkommen sein wollen wie Gott. Daher der weise Rat:

"Man muss göttlich werden, um Gott verehren zu können.“

Man kann Rama nicht wirklich verehren, ohne den aufrichtigen Versuch zu machen, in den Tugenden zu wachsen, für die Rama steht. Andererseits ist die Verehrung Ramas selbst das sicherste Mittel, diese positiven Eigenschaften zu entwickeln.

Wer sich Rama mit Liebe und Verehrung nähert, wird großherzig, reinen Geistes, gutmütig und leidenschaftslos in Gedanke, Wort und Tat. Ein wahrer Verehrer Ramas ist sein Vertreter und besitzt seiner Kraft und sein Wissen.


Rama war ein Prinz des Ikshvaku-Geschlechtes. Er war tugendhaft und voll männlicher Stärke. Er beherrschte Geist und Sinne. Mutig und heldenhaft, war er doch freundlich und bescheiden. Er war ein weiser Ratgeber, mit liebenswerter und angenehmer Sprache, überaus höflich, und edel in seiner Erscheinung.

Er war ein Meister im Umgang mit allen göttlichen Waffen und ein großer Kriegsheld. Er hatte stets das Wohlergehen und Glück seines Königreiches und seiner Untertanen im Auge, verteidigte die Schwachen und beschützte die Gerechten.

Dank seiner wunderbaren Geisteskraft war er wohlbewandert in allen Wissenschaften – sowohl in Wissenschaft der Kriegsführung als auch in der Wissenschaft des Selbst.

Tief und unergründlich wie der Ozean, standhaft und unerschütterlich wie die Berge des Himalaya, tapfer wie Gott Vishnu, war er die Freude von Kaushalya (Mutter Ramas).

Obwohl auf dem Schlachtfeld grimmig und heftig wie Feuer, war er doch ruhig wie die kühle Brise von den Mandara-Bergen herunter, geduldig wie Mutter Erde, freigiebig wie der Gott des Wohlstands und rechtschaffen wie der Gott der Gerechtigkeit selbst.

Sein Herz war voller Mitgefühl für die Leiden und den Kummer Seiner Untertanen. Bei Festen, die zu ihrer Aufheiterung gehalten wurden, teilte er ihre Freuden wie ein Vater. Durch seine Würde und seinen Heldenmut, seine Liebenswürdigkeit und Liebe gewann er die Herzen seines Volkes. Solch ein großartiger Mensch war Rama!

Rama war der Hervorragendste unter den Menschen mit einem gediegenen Charakter. Er war ein reines Ebenbild der Liebe. Er war ein idealer Sohn, Bruder, Ehemann, Freund und König. Er ist die Verkörperung der höchsten menschlichen Ideale. Er führte das Leben eines Haushaltsvorstandes in idealer Art und Weise, um die Menschen die Grundsätze der Rechtschaffenheit zu lehren.


Er regierte so gut, dass sein Reich als Ram-Rajya bekannt wurde, was soviel bedeutet wie „Herrschaft der Rechtschaffenheit“, die Herrschaft, die allen Glück und Wohlstand schenkt.

Die edelste Lektion des Ramayana (ind. Heldenepos, in dem die Geschichte Ramas erzählt wird) ist, dass Rechtschaffenheit von höchster Bedeutung im Leben eines jeden Menschen ist. Rechtschaffenheit ist der spirituelle Lebensfunke des Lebens. Kultivierung von Rechtschaffenheit entfaltet die verborgene Göttlichkeit im Menschen. Rama als Inkarnation des höchsten Wesens veranschaulicht beispielhaft diesen Weg der Rechtschaffenheit.

Möge die Menschheit seinen Fußabdrücken folgen und seine Ideale in die Praxis umsetzen.

Nur so kann es anhaltenden Frieden, Wohlstand und Wohlergehen in dieser Welt geben.Nur ein rechtschaffener Mensch kann wahrhaft glücklich sein. Nur wer das rechte Pflichtbewusststein hat und auch den Willen, seine Pflicht zu erfüllen, lebt angemessen.

Man muss erfüllt sein von der klaren Überzeugung, dass moralische Grundsätze, ethische Werte und spirituelle Ziele absoluten Vorrang haben. Diese Werte sollten unsere Handlungen im Alltag bestimmen und als machtvolle Mittel zur Kultivierung der menschlichen Persönlichkeit dienen. Das ist das Ziel des Lebens. Das ist der Weg zur Selbstverwirklichung. Das ist die Botschaft und  die Mission von Ramas Leben auf der Erde.


Für einen Anhänger ist Rama nicht einfach nur ein guter, großartiger Mensch, sondern Gott selbst. Rama war der Sohn des Königs Dasharatha von Ayodhya, aber gleichzeitig auch eine Inkarnation des Göttlichen, Allgegenwärtigen, Allmächtigen und Allwissenden. Der Sieg über den zehnköpfigen Ravana (Dämonenkönig von Lanka ) bedeutet die Überwindung des Geistes bzw. der zehn Sinnes- und Handlungsorgane. Rama anzubeten heißt, die alles durchdringende Gottheit selbst zu verehren.

Lies die Gebete von Mandothari und Brahma im Yuddha Kanda (kanda = Teil) des Ramayana.

Sie beziehen sich auf Rama als den einen Schöpfer des Universums, den Gott von allem, den Herrscher des Universums. Hingabe an Gott ist nicht nur einfach ein Gefühl, eine Emotion. Sie ist das Ergebnis tiefer Leidenschaftslosigkeit, Reinheit des Herzens und einer reinen inneren Einstellung.

Bemühe dich nach Kräften, dir die guten Eigenschaften anzueignen, die im Ramayana gerühmt werden. und die im Leben Ramas beispielhaft zum Ausdruck kommen.

Ansonsten können diese Emotionen zeitweise eine Art von Ekstase hervorrufen, aber du wirst kein göttliches Bewusstsein erfahren. Hingabe ist eine Frucht, die infolge von Selbstbeschränkung und Tugendhaftigkeit allmählich heranreift.

Ohne tiefe Leidenschaftslosigkeit kann es kein wahres Sadhana (spirituelle Praxis) geben, das zur Selbstverwirklichung führt. Nur nach der Loslösung von der Welt der Dinge ist es möglich, Gott zu erreichen. Denke daran.

Hingabe hat absolut nichts zu tun mit Alter, sozialer Stellung, Glauben, Herkunft oder Geschlecht. Weltlich gesinnte Menschen sagen: „Wenn wir pensioniert sind, werden wir Meditation und Gottesverehrung praktizieren.“ Das ist ein schwerer Fehler.

Wie kannst du ernsthaft Sadhana (spirituelle Praxis) ausführen, nachdem all deine Energie durch Arbeit aufgebraucht ist?

Wie willst du im Alter in der Lage sein, strenge yogische Disziplin zu praktizieren?

Gibt es irgendeine Sicherheit im Leben?

Nein, der spirituelle Samen der Disziplin und der Hingabe muss in dir angelegt werden, wenn du jung bist und dein Herz noch zart und unverdorben ist. Nur dann wird er tiefe Wurzeln schlagen, Blüten hervorbringen und Früchte tragen, wenn du alt bist und dich zurückziehst. Nur dann kannst du dem Todesgott mutig und lächelnd begegnen.

Ich erkläre dir die Bedeutung der endgültigen Befreiung aus dem großen Kreis von Leben und Tod: Hingabe an Rama bewirkt eine großartige Läuterung des Herzens. Aus Hingabe entsteht Wissen. Aus dem Wissen erwächst die Erkenntnis des reinen Selbst. Mit dem vollkommenen Wissen (um das Selbst) gelangt man zur höchsten Ebene und verschmilzt mit dem Höchsten Selbst.

Wie kann der Mensch den Ozean des weltlichen Lebens mit seinen Wellen aus Sorgen, Schmerz und Elend überqueren, wenn er nicht vorher Hingabe zu Rama entwickelt, der das Selbst ist, der im Herzen aller Wesen wohnt, der reine Glückseligkeit und unvergleichlich ist?

Deshalb verehre Rama, eine Inkarnation von Vishnu, den Ehemann von Sita, einer Form von Lakshmi.

Gib alle Torheit und Feindseligkeit auf.

Halte dich an den Dienst an Rama.

Gott liebt besonders jene, die sich ihm ganz unterwerfen. Im Ramayana gibt er das Versprechen: „Jedem, der einmal Zuflucht zu mir genommen hat und sagt ‚Ich bin Dein’, wird frei von Furcht gegenüber allen Wesen. Das ist mein Gelöbnis.“

Selbst ein schlechter Mensch voller negativer Eigenschaften, der den Reichtum anderer begehrt, wird von allen Schulden des weltlichen Lebens befreit, wenn er sich nur ständig an Gott erinnert. Er erlangt Reinheit und geht ein in die himmlische Wohnstatt Gottes.

Rezitiere seinen Namen, singe seinen Ruhm und diene seinen Lotusfüßen.

Mache Rama mit seiner dunklen Hautfarbe, dessen Bildnis sich im Herzen Shivas widerspiegelt, zum König deines Herzens.

Der Name Ramas ist der größte Reiniger des Herzens. Er löscht alle Sünden aus. Und nicht nur das; er löscht auch alle negativen Neigungen aus. Der Name ist lieblicher als das süßeste aller Dinge. Er ist ein Hafen des Friedens. Er ist das wahre Leben der reinen Seele. Er ist die reinigendste aller reinigenden Kräfte. Er löscht das verzehrende Feuer weltlicher Wünsche. Er erweckt das Wissen um Gott. Er badet den Aspiranten im Ozean göttlicher Wonne. Ehre Rama und seinem Namen!

Gesegnet ist die fromme Seele, die ununterbrochen den Nektar des Namens  Ramas trinkt, der aus dem Ozean der Veden herausgespült wurde, der die Unreinheiten des Kali Yuga, des eisernen Zeitalters, entfernt.

Shiva hat seinen Namen beständig auf den Lippen. Er ist ein überragendes unfehlbare Heilmittel gegen die Krankheiten der weltlichen Existenz und der Lebensinhalt Sitas. Der Name Ramas verbrennt Unwissenheit, Leidenschaft und Fehler. Wenn das Wort „Rama“ ausgesprochen wird, so bringt es einen Schauer von Segnungen mit sich – egal ob es wissend oder unwissend, richtig oder falsch rezitiert wird. Rama ist Brahman, das Absolute, das dich über den Ozean der weltlichen Existenz führt. Rama ist das, wonach die Yogis streben, das Selbst im Inneren.

Shiva sagt zu Parvati (Frau von Shiva): „Einmal den Namen Ramas auszusprechen ist gleichbedeutend mit tausend Namen Gottes oder tausend Mantra-Wiederholungen.“

Ich bezeichne ihn auch als Heilmittel gegen Geschwätz. Wenn du feststellst, dass du deine Zeit mit Gerede verschwendest, wiederhole mehrmals seinen Namen. So gewinnst du die verlorene Zeit wieder und der Geist löst sich allmählich von der Gewohnheit des Schwatzens.


Fasse am glückverheißenden Ramnavmi-Tag einen festen Vorsatz

Rama ist auch ein Wünsche erfüllender Baum. Er gewährt dir alles, was du möchtest. Lies nur, was Shiva weiterhin sagt:

„Der Göttliche Name Ramas ist der Sitz aller guten Dinge, der Zerstörer alles Unreinen in diesem Zeitalter der Dunkelheit, reiner als die Reinheit selbst, Nahrung für die Reise der Aspiranten auf dem Weg zur Erlösung, ihre einzige Rast und der Lebensatem tugendhafter Menschen. So sagen die Weisen.“

Fasse am glückverheißenden Ramnavmi-Tag den festen Vorsatz, mit jedem Atemzug den Namen Ramas zu wiederholen und fortan ein rechtschaffenes Leben zu führen.

Rama Bolo Kirtan Lern-Video