Wut, Angst, Neid, Trauer, Eifersucht, Schmerz...
Will niemand haben!
Trotzdem sind diese Gefühle wichtig!
Natürlich möchten wir am liebsten immer Gefühle wie Liebe, Freude, Weite haben – und wenn Du sie spürst: Genieße sie, koste sie aus! Doch auch ungeliebte Gefühle wie Ärger, Angst, Eifersucht, Schmerz sind wertvoll. Sie haben eine Botschaft für uns und sind eine wichtige Ressource.
Intensiv fühlen zu können, macht ein lebendiges und glückliches Leben aus. Wenn wir die "negativen" Gefühle unterdrücken, fühlen wir auch die "positiven" nicht wirklich und das Leben wirkt nicht mehr lebenswert – Depression bedeutet Nicht-Fühlen. Auch in der tiefsten Krise können wir dankbar sein, dass wir fühlend sind.
Manchmal werden wir geradezu überrollt von heftigen Gefühlen wie Angst, Neid, Einsamkeit, Eifersucht, Schmerz, Trauer und weiteren Gefühlen, die unangenehm sind und die wir nicht haben wollen.
Oft versuchen wir sie zu unterdrücken, uns quasi zu betäuben mit Alkohol oder zu viel Essen oder uns abzulenken mit viel Arbeit, Fernsehen und anderen Aktivitäten.
Oder wir steigern uns in Gefühle rein: Wir suhlen uns quasi in unserem Schmerz, unserer Eifersucht oder wir toben vor Wut und erzählen uns selbst Geschichten, warum wir das Recht haben, uns genauso zu fühlen – meistens weil andere Menschen "gemein" waren. Natürlich verhalten sich unsere Mitmenschen nicht immer nett. Aber das Reinsteigern führt ebenso wie das Unterdrücken dazu, dass uns die Gefühle erhalten bleiben, sie sich nicht verändern, sich nicht lösen.
Der Sinn von Gefühlen ist nicht unser Leiden. Jedes noch so schlimme und schmerzhafte Gefühl hat einen Sinn und eine Botschaft für uns. Wenn wir das Gefühl wahrnehmen, es wirklich fühlen und auch seine Botschaft erkennen und danach handeln, dann ist die Funktion des Gefühls erfüllt und es wird sich verändern und auflösen.
Der Sinn von Gefühlen ist, dass sie gefühlt werden - klingt banal, aber es zu tun, ist oft schwer, denn wir drücken uns gerne vor den ungewollten Gefühlen und ihrer Botschaft und bekommen daher immer wieder neue Möglichkeiten zu fühlen…
Manche Menschen geraten immer wieder an einen Partner, der sie betrügt, andere haben immer cholerische Chefs und wieder andere werden immer benachteiligt. Je älter wir werden, desto mehr können wir feststellen, dass sich Manches in unserem Leben wiederholt - ist das bei Dir so?
Wenn Dir immer wieder Menschen oder Situationen begegnen, die in Dir ähnliche Gefühle hervorrufen, ist das ein Zeichen, dass die Gefühle in Dir gespeichert sind. Also nicht Andere ärgern uns, sondern sie lösen in uns Ärger aus, der in uns bereits vorhanden ist und nur darauf wartet, endlich gefühlt zu werden.
Das ist eine Erklärung, warum einige Menschen schnell und oft wütend werden, andere sind besonders ängstlich oder eifersüchtig oder traurig oder neidisch – und wieder Andere unterdrücken derartige Gefühle und werden nicht-fühlend, depressiv.
Gespeichert sind die Gefühle, weil wir in der Vergangenheit etwas erlebt haben, dass ein Gefühl ausgelöst hat, welches nicht wirklich gefühlt wurde. Oft sind es Kindheitserlebnisse, manchmal traumatische Situationen als Erwachsene. Die zugehörigen Gefühle konnten damals nicht ausreichend gefühlt werden, weil sie zu mächtig waren, sie nicht erlaubt waren oder wir sie uns nicht erlaubt haben. In der Gegenwart bringen wir uns selbst immer wieder in Situationen und zu Menschen, die diese Gefühle wieder in uns auslösen, um gefühlt zu werden.
Angst zeigt uns, dass eine subjektiv oder objektiv gefährliche Situation da ist und wir uns Schutz oder Beistand wünschen. Wut, Ärger, Zorn zeigen uns, dass andere nicht so sind oder handeln wie wir es möchten, dass wir momentan hilflos, ohnmächtig sind. Eifersucht will uns zeigen, dass wir uns Aufmerksamkeit und Liebe wünschen, dass wir die wichtigste Person im Leben eines anderen Menschen sein möchten. Schmerz und Trauer zeigen, dass wir mehr Zuwendung brauchen – von anderen oder von uns selbst.
So haben alle Gefühle eine Botschaft, einen Sinn. Wenn wir nun die Gefühle nicht annehmen, die Botschaft nicht hören und nicht danach leben, bleiben die Gefühle in uns stecken. Je mehr wir die Gefühle unterdrücken, uns ablenken, uns reinsteigern, die Schuld in anderen suchen, desto stärker belasten uns die Gefühle – denn sie wollen uns ja etwas sagen.
So kannst Du Dich fragen, was dieses Gefühl mit Deiner Vergangenheit zu tun hat, mit Deiner Kindheit, Deinen Eltern? Was brauchst Du, wünschst Du Dir in diesem Moment?
Um Gefühle aufzulösen müssen wir mit der Aufmerksamkeit bei uns bleiben, nach innen gehen, die Gefühle wahrnehmen und als zu uns gehörig akzeptieren. Es erlauben, dass die Gefühle in diesem Moment da sind – damit sie sich verändern und auflösen können und Freude, Liebe, Leichtigkeit und Lebenslust in unserem Leben mehr Raum bekommen.
Üben kannst Du das mit der mp3-Meditation "negative Gefühle auflösen" von Barbara Bosch.
Weitere Möglichkeiten sind Achtsamkeitsmeditationen, bei denen Du lernst alles was da ist zu akzeptieren und einfach nur achtsam wahrzunehmen. Hier findest Du geeignete geführte Mediationen.
Manchmal braucht es aber auch mehr Aktivität. Wenn Wut oder andere heftige Gefühle in Dir brodeln, dann bringe sie nach außen ohne Dir oder Anderen zu schaden. Eine auch für Mietswohnungen geeignete Yogaübung ist der Löwe. Hier findest Du eine kurze Beschreibung und ein Video vom Löwen.
Nach mehrmaligem Löwenbrüllen kannst Du einige Zeit die Haltung wie auf dem Foto oben einnehmen. Bleibe dabei mit der Achtsamkeit bei Deinem Atem und Deinen Gefühlen - und erlaube, dass sie sich verändern!