Wer spirituelle Praktiken übt, reinigt sich. Dabei können körperliche, energetische, emotionale und geistige Reinigungen auftreten. Yogis sagen: Deine wahre Natur ist Satchitananda – reines Sein, Wissen und Wonne. Nun haben sich Unreinheiten wie eine Wolke vor diese unsere wahre Natur gesetzt. Wenn wir zu unserer wahren Natur kommen wollen, müssen wir zuerst unsere Unreinheiten überwinden. Die Meditation und verschiedene Praktiken auf dem spirituellen Weg bewirken das. So geschieht es, dass die verschiedenen Unreinheiten an die Oberfläche des Bewusstseins kommen. Das ist wie mit der Sonne: Sie existiert immer, auch wenn sie hinter Wolken verschwunden ist. Die Sonne verschwindet nicht dadurch, dass Wolken da sind, nur sehen wir sie nicht. Genau so sind manchmal alle möglichen Wolken vor unserem Geist. Dann spüren wir unsere innere Freude überhaupt nicht mehr, sondern denken ständig an alles Mögliche, wenn wir überhaupt noch klar denken können. Wenn der Geist wenig konzentriert oder voller dunkler Gedanken ist, dann strahlt unser eigentliches wahres Selbst nicht mehr. Ist der Geist hingegen etwas ruhiger, dann strahlt das Glück des Selbst. So ist ein wichtiger Aspekt des spirituellen Weges, dass wir uns von den verschiedenen Unreinheiten befreien. Dies tun wir, wenn wir meditieren oder andere spirituelle Praktiken üben. Wenn du mit Unreinheiten konfrontiert wirst, möchte ich dir Folgendes raten:
Körperliche Reinigungserfahrungen können sich zum Beispiel als kurzfristiges Kopfweh, als kurze Reinigungserkältung oder als Auflösen bestimmter Schutzverspannungen, die dann tiefere Verspannungen freilegen, äußern. Es kann auch mal Übelkeit auftreten. Wenn sich diese öfter wiederholt, sollte man natürlich schon prüfen, ob es etwas anderes als eine Reinigungserfahrung ist. Vielleicht hat man eine Magen-Darm-Verstimmung, ist schwanger oder der Blutdruck ist nicht in Ordnung. Wenn es eine einmalige Sache ist, die ohne vorherige Anzeichen auftritt und dann wieder verschwindet, kann es eine reine Meditations-Reinigungserfahrung sein, die man zur Kenntnis nimmt und loslässt.
Es wird einem zum Beispiel sehr heiß, entweder in Teilen des Körpers oder am ganzen Körper. Nach yogischer Lehre versucht das Prana in neuen Energiekanälen zu fließen, die sich durch die spirituelle Praxis öffnen. Weil diese Energiekanäle noch verstopft sind, entsteht Reibung und diese erzeugt Wärme. Viele Übende (nicht alle) haben manchmal die Erfahrung von Wärme bei der Meditation oder beim Pranayama. Die erhitzende, reinigende Energie gilt als Sonnenenergie, die vom Bauchbereich ausgeht. Auch die Mondenergie kann fließen, eine kühlende, sehr angenehme, wonnevolle, nektargleiche Energie, manchmal auch als kühler Schauder zu erfahren. Der Körper kann anfangen, sich zu bewegen oder zu zucken. Man sitzt zum Beispiel in der Meditation und plötzlich durchzuckt es einen. Manchmal tritt während der Meditation das Gefühl auf, dass der Oberkörper kreist oder sich nach links und rechts beziehungsweise nach vorn und hinten bewegt. Manchmal geschieht diese Bewegung tatsächlich auch körperlich, manchmal nur im Astralkörper. Das sind sehr positive Zeichen dafür, dass sich neue Energiekanäle öffnen. Man versucht zwar, in der Meditation alle körperlichen Bewegungen zur Ruhe zu bringen, so weit das angenehm möglich ist. Wenn es aber vorkommt, dass der Körper sich von selbst bewegt, und man nicht entspannt ruhigbleiben kann, lässt man die Bewegung einfach geschehen. Man kann auch das Gefühl von Energieschwingungen im Körper haben. Oder man spürt das Herz
Plötzlich kommen verschiedene Emotionen hoch – leichtere Gefühle, Erinnerungen, aber auch stärkere Emotionen. Es mag sogar sein, dass man darüber in Tränen ausbricht. Dies alles ist heilend und reinigend. Man braucht keine Angst zu haben, dass da Emotionen ausgelöst werden, mit denen man nicht zurechtkommt. Man sollte nicht bewusst in diese Emotionen hineingehen, sie auch nicht analysieren oder beurteilen. Vielmehr sollte man die Emotionen einfach beobachten, sie geschehen lassen und sich dann davon lösen. Vielleicht vertieft sich die emotionale Spannung zuerst eine Weile, danach wird sie ruhiger, löst sich auf und ist in das Bewusstsein integriert.
Es kann sein, dass man nach einer Weile täglicher intensiverer Praxis bemerkt, wie viele Gedanken man hat. Auch das ist ein Bewusstwerdungsprozess, wie wenig man den Geist unter Kontrolle hat. Zu erkennen, wie der Geist funktioniert, ist eine gute Sache. Und wenn man die Praxis intensiviert, kann es sein, dass vorübergehend mehr Gedanken kommen. Auch das sind Reinigungserfahrungen, die man als solche willkommen heißen und dann auch wieder verabschieden sollte.