Das Yoga System

Das Ziel von objektbezogenen Analysen

So wie die Gedanken auf fünf interne Funktionen reduziert werden können, können alle Objekte auf die fünf Bhutas oder Elemente reduziert werden. Die fünf Hauptelemente sind als die Pancha-Maha-bhutas bekannt, nämlich, (1) Äther (Akasa), (2) Luft (Vayu), (3) Feuer (Agni), (4) Wasser (Apas) und (5) Erde (Prithivi). Die Elementstoffe werden von der Erde bis zum Äther (5 bis 1) immer feiner und umgekehrt in der Abfolge (1 bis 5) immer gröber. Das vorhergehende Element ist die Ursache für das Nachfolgende, sodass Äther als das Element bezeichnet werden kann, das alle nachfolgenden Elemente unsichtbar beinhaltet. Alle Elemente zusammengenommen machen den Inhalt des gesamten physischen Kosmos aus. Dieses sind die wirklichen Objekte der Sinne, und die sichtbaren Objektunterschiede ergeben sich aus den zuvor erwähnten Elementen.

Unsere Gefühle sind die fünf Objekttypen. Wir fühlen durch die Indriyas oder Sinnesorgane. Mit dem Gehörsinn kommen wir mit dem Äther in Berührung und hören den Klang, der ein Widerhall ist, der wiederum durch den Äther erzeugt wird. Die Berührung geschieht durch die Luft, was durch den Tastsinn gefühlt wird. Mit den Augen kommen wir mit dem Licht in Berührung, das zum Feuerelement gehört. Mit der Zunge schmecken wir Dinge, die dem Wasser zuzuordnen sind. Mit der Nase riechen wir Objekte, was der Erde zuzuschreiben ist.

Es existiert ein weites Universum, und wir nehmen es durch unsere Sinne wahr. Wir leben in einer Welt der fünffältigen Objekte. Die Sinne sind nicht in der Lage, mehr als diese Elemente zu erkennen. Die inneren Organe gehen, so wie sie durch die Sinne über die Objekte informiert und beeinflusst wurden, auf bestimmte Art und Weise in diesem Leben damit um. Während unsere psychologischen Reaktionen unser Leben ausmachen, so wird die Ordnung im Zusammenleben mit Anderen durch die Gesellschaft bestimmt. Yoga befasst sich in erster Linie mit dem persönlichen Leben in Bezug auf das Universum und nicht mit dem gesellschaftlichen Umfeld. Die eigene Persönlichkeit wird nur selten offenbar. Yoga ist im Wesentlichen ein Studium des Selbst durch das eigene Selbst, was anfangs sehr selbstbezogen, wie ein Prozess einer Selbsterforschung (Atma-Vichara) und wie Selbstverwirklichung (Atma-Sakshatkara) ausschaut. Doch dieses ist nicht die ganze Wahrheit. Diese Selbstbetrachtung ist ein bewusstes und schrittweises Integrieren der Wirklichkeit, und es umfasst alle Erfahrungen und das ganze Universum in seinem Sein.

Während die Psychologie des Yoga die Funktionsweisen der internen Organe und dessen Körper, die fünf großen Objekte (Mahabhutas), beleuchtet, geht die Yogaphilosophie über beide Stufen des Studiums hinaus. Die Yogaphilosophie hält daran fest, dass Körper nicht alles und selbst die fünf Elemente nicht alles sind. Wir können nicht das Innere des Körpers erkennen und wir können auch nicht sehen, was sich innerhalb des Universums der jeweiligen fünf Elemente befindet. Um diese größeren Geheimnisse zu erfahren, wären andere Sinne erforderlich. Yoga führt uns zu diesem Punkt. Wenn wir tief in den Körper hineingehen, treffen wir auf dessen Wurzeln; so geschieht es auch bei den äußeren Objekten. Wenn wir uns auf dieses Abenteuer einlassen, laufen wir langsam auf ein einziges Zentrum zu, so wie sich die beiden Seiten eines Triangels an einem Punkt treffen. Die so genannte weite Basis der Welt, auf der wir uns bewegen, schließt nicht die Wahrheit von uns selbst oder von den Objekten aus. Bei diesem Punkt der Annäherung von uns selbst und von den Dingen, brauchen wir nicht auf die Objekte zu schauen, denn bei dieser Erfahrung existieren weder Selbst‘ noch Dinge. Es existiert nur eine Wirklichkeit, wenn das universale Objekt und das universale Subjekt eine Einheit bilden. Wo das Wissen des ganzen Kosmos unmittelbar und nicht durch die Sinne, den Geist oder Intellekt offenbart wird, handelt es sich weder um die Erfahrung eines Subjektes noch eines Objektes, denn dort existieren keine Objekte, sondern es gibt nur ein Sein, nämlich das Bewusstsein. Darum ist Yoga spirituell, überkörperlich oder übermateriell, denn die Materie verliert sich, wenn man sie erreicht, und das Bewusstsein übernimmt die Herrschaft. Das höchste Objekt des Yoga ist dort, wo das Individuelle und das Universum nicht länger als zwei Einheiten nebeneinander existieren, sondern sich brüderlich umarmen. Der Sinn des Yogaweges der Analyse ist das Überwinden der Grenzen beider Seiten, nämlich der subjektiven wie der objektiven, und eine Vereinigung mit dem tiefsten Kosmos.