Prüfung der Entsagung

Zwei Sadhu weilten an einem heiligen Platz. Einer war vor seiner Entsagung ein Multimillionär gewesen. Auch nachdem er zum Sadhu geworden war, waren seine Kinder bereit sich um seine körperlichen Bedürfnisse zu kümmern und so hatte er Diener und allen Komfort und Annehmlichkeiten. Der andere Sadhu führte ein äußerst asketisches Leben. Er lebte von Almosen und besaß gar nichts, außer den Kleidern an seinem Leib, einem Wassertopf und einem Hirschleder. Sein Leben war sehr karg. Der arme Sadhu bewunderte sich selbst für seinen Geist der Entsagung und lachte den reichen Sadhu aus. Er sprach so gar abschätzig über letzteren, wenn er andere Mahatmas oder Verehrer (Anhänger einer Gottheit) traf. „Er fand wohl, er sei zu alt, um einem Haushalt vorzustehen, darum gibt er nun vor, dem Weltlichen entsagt zu haben und Sannyasa (Entsagung) zu praktizieren. Seht in welchem Luxus er schwelgt!“

Dieser kleine Funken Stolz und Verachtung wurde mit der Zeit zu einer großen Feuersbrunst and so wandte sich der arme Sadhu eines Tages stolz an den reichen Sadhu und sagte, über Entsagung dozierend: „Welch große Macht in der Entsagung steckt! Aber sie muss wirklich und echt sein, wie bei mir. Du hast zweifellos großen Reichtümern und der Familie entsagt, aber wirst du diesem Luxusleben entsagen?“ „Jetzt gleich, Narayan. Komm lasst uns nach Uttarkasi gehen!“, antwortete sofort der reiche Sadhu. Der arme Sadhu war überrascht. Aber sein Stolz und sein Eifer zu zeigen, dass das Angebot des reichen Sadhu nur Heuchelei sei, ließen ihn mitgehen.

Sie waren ein, zwei Meilen gegangen und verließen soeben die Außenbezirke des Ortes, als dem armen Sadhu plötzlich einfiel, dass er seinenWassertopf und sein Hirschleder zurückgelassen hatte.“ Der reiche Sadhu lächelte bedeutungsvoll. Was ist wirklich Entsagung? Es ist das Lossagen von Bindungen, von Illusion, von „Ich“ und „Mein“. Der reiche Sadhu war bereit alles sofort auf zugeben; der arme Sadhu hing an seinem Wassertopf und seinem Hirschleder.