Sei ehrlich zu dir selbst

Das Meditationsobjekt ist nicht außerhalb

Wir haben den Konzentrationspunkt in der Yogapraxis als das Meditationsobjekt skizziert. Der Begriff ‚Objekt‘ ist nicht die richtige Bezeichnung für das eigentliche Ziel, denn das, was wir als ‚Objekt‘ bezeichnen, befindet sich außerhalb von uns. Eine Sache, die sich voll und ganz außerhalb befindet, kann nicht in unseren Besitz gelangen; sie kann uns keinen Vorteil bieten, denn sie ist von unserem eigentlichen Zielobjekt zu weit entfernt. Unser meditierendes Selbst befindet sich in einiger Entfernung von dem, wo sich die Meditation hinbewegt, und diese Entfernung verleiht uns das Gefühl, dass es sich um ein Objekt wie jedes andere in der Welt handelt.

Wir müssen uns erinnern, dass wir nichts von irgendetwas in der Welt bekommen, was sich völlig außerhalb von uns befindet. Diese Äußerlichkeit, die das Objekt charakterisiert, würde es davor bewahren, uns in irgendeiner Weise zu segnen. Selbst die Nahrung, die wir zu uns nehmen, die Mahlzeit, die wir jeden Tag essen, darf im Magen nicht irgendwie ‚außen‘ vorbleiben. Die Nahrung muss in unsere Organe aufgenommen werden, um uns am Leben zu erhalten. Wenn die Nahrung, die wir zu uns nehmen, isoliert in unserem Magen bliebe, würden wir sie, wie etwas Fremdes, wieder von uns geben. Nichts in dieser Welt kann uns zufrieden stellen, was sich vollkommen außerhalb von uns befindet. So verhält es sich auch mit dem so genannten Objekt, auf das wir meditieren, wenn es sich dabei um etwas völlig außerhalb Stehendes handelte.

Im vorigen Abschnitt haben wir festgestellt, dass unsere Zufriedenheit zunimmt, je mehr sich das ausgewählte Objekt uns nähert. Je weiter das Objekt der Betrachtung von uns entfernt ist, desto geringer ist die Zufriedenheit, die wir von der Kontemplation erhalten. Es sollte schon sehr nahe bei uns sein, unter unserem Zugriff und unter unserer Kontrolle. Es sollte sich nicht aus unserer Hoheit entfernen, denn das würde unsere Zufriedenheit mindern. Selbst wenn sich ein Objekt fest in unseren Händen befindet, so ist es doch außerhalb von uns, denn das ergriffene Objekt ist nicht von allein in unsere Hände gekommen. Wenn man das wertvollste Objekt der Welt in Händen hält, so bleibt es doch außerhalb, denn es kann sich aus dem Griff befreien, wenn es herunterfällt. Es wurde nicht ‚meins‘, obwohl es so ausschaut, denn es scheint unter meiner Kontrolle zu sein.

Nichts ist letztendlich unter Kontrolle, es sei denn, es ist vom Betrachter untrennbar. Nur das Objekt der Liebe kann den Besitzer zufrieden stellen, das den Liebenden nicht verlässt und beim Liebenden keine Angst vor einer Selbstbefreiung des Objektes verursacht. Selbst der reichste Mann der Welt bleibt bei der Aussicht unglücklich, die erreichten Werte wieder zu verlieren. Das Gefühl bzgl. der Möglichkeit eines Verlustes ist ein Kampf, der im Herzen stattfindet. Der Besitz des höchsten Gutes, Gold und Silber, die sich natürlicherweise außerhalb befinden, verursachen eine Sorge im Inneren, nagen unbewusst an der Lebenskraft eines reichen Menschen. Die Furcht, die uns beschleicht, verseucht die so genannte Freude des Besitzes vollkommen; darum gibt es so etwas wie Freude in der Welt überhaupt nicht. Selbst ein Königreich auf Erden kann in einem Bruchteil einer Sekunde verloren gehen. Kein Eroberer kann in der Welt wirklich glücklich sein. „Zepter und Krone kann wieder vergehen.“ Bettler und König werden zu Staub und schlafen im selben Grund als leblose Körper. Solch Mitleid erregende Situation erwarten wir nicht, wenn wir auf ein Objekt meditieren.

Das zufrieden stellende Objekt, das allesverzehrende Ideal vor uns, das wir als die richtige Sache auserwählt haben, dem wir uns vollkommen hingeben können, sollte sich nicht außerhalb von uns befinden. Wir müssen es in uns platzieren; das Objekt muss zum Subjekt werden. Ihr müsst euch mich nähern, damit ich euch wirklich liebe, und ich muss eins mit euch werden, und euch nicht nur sehen, sondern zu euch selbst werden, damit wir lebenslange Freunde sein können, ohne jegliche traurige Erfahrungen in der Beziehung. Wenn es zu irgendwelchen Missstimmungen zwischen mir und meinem Meditationsobjekt kommt, wie könnte es mich da mit Unsterblichkeit beschenken? Eine Beziehung ist vergänglich, hat die Fähigkeit zur Zerstörung und Trennung, und darum darf man keine unsterbliche Existenz von einer vergänglichen Beziehung eines getrennten Objektes erwarten.