Schatten und Substanz

Ein Mann wollte seinen Schatten nicht. Er hatte festgestellt, dass er ihm immer folgte, jede Sekunde bei ihm war. Er sagte sich: „Ich werde diesen Schatten begraben. Ich muss ihn loswerden.“ Er hob eine tiefe Grube aus. Er schaute hinein und sah, dass der Schatten unten in der Grube war. Schnell füllte er die Grube mit Lehm. Wie er den Lehm hinein schaufelte, stellte er mit Entsetzen fest, dass der Schatten hoch kam. Schnell füllte er die Grube, aber der Schatten war wieder oben drauf! Er gab auf und überlegte, wie er sonst seinen Schatten loswerden konnte. Nun wollte er von dem Schatten davon laufen. Er begann zu laufen – er rannte von der Sonne weg, in die entgegengesetzte Richtung. Nun rannte sein Schatten vor ihm her und er konnte ihn nicht überholen, ganz gleich wie schnell er lief. Er drehte sich um und rannte zur Sonne hin.

Er freute sich, dass er nun seinen Schatten überholen konnte; aber er rannte vor ihm her. Nein, er konnte ihn immer noch nicht loswerden. Schließlich legte er sich hin, mit dem Gesicht zum Himmel. Er drehte sich rechts und links, um zu sehen, ob sein Schatten da sei. Nein, er hatte ihn verloren! Nun schlief er friedlich! Ebenso folgen das Ich- und Mein-Bewusstsein dem Menschen überhall hin, immer dicht an seinen Fersen. Egoismus kommt noch zu all dem dazu, was der Suchende unternimmt, um es zu beerdigen und zu vernichten. Es läuft vor ihm her, wenn er davor weg läuft. Stolz auf das Lernen, Stolz auf die Entsagungen, Stolz aufs Dienen, Stolz darauf demütig zu sein – es nimmt unzählige Gestalten an. Wenn er zu Gott läuft, dann bleibt es zurück. Nur wenn er sich Gott ganz hingibt, dann ist es vollkommen besiegt. Dann ist er mit sich im Frieden. Dann ist er frei von Sorgen und Ängsten. Dann genießt er ungebrochene Wonne und Freude.