In den meisten Kulturen ist Besessenheit ein oft beschriebenes Phänomen. Ein Preta, ein erdgebundener Geist, übernimmt ganz oder teilweise die Kontrolle eines Körpers, vertreibt ganz oder teilweise, temporär oder endgültig, die Seele, die seit der Zeugung bzw. Geburt in diesem Körper war. Typischerweise gelingt dies nur, wenn der verkörperte Mensch einen schwachen Geist besitzt und sich über eines der oben beschriebenen Mittel zu sehr für die Bhur Loka geöffnet hat.
Diese kann sich auf verschiedene Weisen manifestieren:
Zu letzterem gibt es eine Sage um den großen Meister Shankara, auch Shankaracharya genannt. Dieser ist eine historisch verbürgte Persönlichkeit und gilt als einer der größten Jnana Yoga Meister und Vedanta Philosophen aller Zeiten. Er lebte vermutlich ca. 788-810 n.Chr.
Um Shankara ranken sich eine Mengen von Mythen. Eine Geschichte geht wie folgt:
Shankara führte eines Tages eine Debatte mit einer großen Philosophin namens Saraswati. Diese Saraswati begann mit Shankara über Sexualität zu diskutieren. Shankara, der noch nie in seinem Leben Sex mit einer Frau hatte, da er sehr früh das Mönchsgelübde abgelegt hatte, musste eingestehen, dass er zu diesem Thema wenig aus seiner eigenen Erfahrung beitragen konnte. So erbat er sich eine gewisse Zeitspanne, um sich zu bilden.
Als Mönch durfte er natürlich keine sexuellen Erfahrungen machen. So ersann er eine List. Er begab sich in eine Höhle und bat seine Schüler, ihn zu bewachen. Er ging in tiefe Meditation und verließ mit seinem Astralkörper den physischen Körper. Er hatte gehört, dass irgendwo ein König im Sterben lag. Im Moment, wo die Seele des Königs den Körper verließ, trat Shankara mit seinem Astralkörper in den Körper des Königs ein. Wie durch ein Wunder war der König schnell wieder gesund und entfaltete große Tatkraft. Shankara als disziplinierter Yogi, der viel meditiert und Pranayama geübt hatte, besaß ja sehr viel Prana, Lebensenergie. So reformierte er die Verwaltung des Königreichs, schloss Frieden mit allen umliegenden Königreichen, ließ Krankenhäuser und Straßen bauen und förderte die Wirtschaft und Spiritualität. Und als König besaß er einen großen Harem. So konnte er reichlich Erfahrungen auf dem Gebiet der Sexualität machen. Nach einiger Zeit verließ er wieder den Körper des Königs, kehrte zurück zu seinem Körper und griff die Debatte mit Saraswati wieder auf…
Wie oben erwähnt, haben die meisten Kulturen auch Techniken entwickelt, um Besessenheit zu heilen. In unserer modernen Zeit werden dazu meist Neuroleptika, also Psychopharmaka, verwendet, denn Besessenheit wird als durch hirnchemisch ausgelöste Schizophrenie diagnostiziert. Das scheint sogar zu funktionieren. In früheren Zeiten, als ich mehr Zeit hatte, mich mit einzelnen Menschen zu beschäftigen, habe ich öfter, auch mit großem Erfolg, besessenen Menschen geholfen, darüber hinauszuwachsen und ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Das war ein für mich sehr zeitaufwändiger und anstrengender Prozess. Heute gebe ich einfache Tipps und wenn diese nicht wirken, schicke ich solche Menschen eher zum Psychiater und rate ihnen, die verschriebenen Medikamente auch zu nehmen. Ich habe bemerkt, dass viele Menschen dadurch Heilung erfahren und das von mir wahrgenommene Fremdwesen dann nicht mehr da ist. Anscheinend beeinflussen diese Psychopharmaka auch den Astralkörper so, dass sich da kein Fremdwesen halten kann. Oder der Mensch wird durch die Behandlung für den Preta uninteressant, vielleicht weil der Pranalevel so sehr sinkt, dass es sogar für den typischerweise niedrig-energetischen Preta belastend ist.
Ein Astralwesen will sich nur dann manifestieren, wenn ein gewisses Prana vorhanden ist. Wenn jemand durch Chemie gründlich ruhig gestellt wird, wird dieser Körper uninteressant. Vermutlich kommt echte Besessenheit aber äußerst selten vor. Manche Menschen bilden sich Besessenheit auch ein und benutzen die Theorie der Besessenheit als Ausrede, nicht an sich selbst arbeiten zu müssen.
Ein Yoga-Aspirant hat natürlich besonders viel Prana. Durch regelmäßiges Üben von Pranayama, Asanas, Meditation, Mantra-Singen und eine vegetarische Ernährung hat der typische Yoga-Aspirant einen sehr hohen Prana-Level. Außerdem wird jemand, der Yoga übt, oft feinfühliger und damit auch offener für die Erfahrung von Astralwelten. Er ist daher potenziell interessant für einen Preta, der Energie braucht. Daher sollte ein Yoga-Aspirant besonders vorsichtig sein mit allen Techniken, die potenziellen Pretas erlauben, sie zu beeinflussen. Ein spiritueller Aspirant sollte sich nicht unbedingt in Trance versetzen oder hypnotisieren lassen, sondern statt dessen die Kontrolle über die eigene Willenskraft stärken. Er sollte nicht die Kontrolle über den eigenen Bewusstseinszustand an andere übergeben. Auch ist es nicht gut, zu viele Astralreisen zu machen, denn dadurch verliert man Energie. Auch die Beschäftigung mit Hellsehen oder Radiästhesie und Tarotlesen sollte unterbleiben oder mindestens nicht exzessiv betrieben werden oder mit bestimmten Schutzritualen verbunden werden.
Wenn man spürt, dass ein Preta in der Nähe ist, kann man viele verschiedene Techniken des Yoga anwenden. Man kann Asanas und Pranayama machen, sich sattwig ernähren, mit Menschen zusammen sein, die viel Prana haben oder Mantras singen. So öffnet man sich eher für die höheren Energien und stimmt sich somit weniger auf die niederen Energie-Ebenen ein. Besonders hilfreich ist es, ein Mantra, vorzugsweise sein persönliches, zu wiederholen, an Gott oder den Guru zu denken. Oft hilft es, sich das Bild eines Meisters vorzustellen und das Mantra zu wiederholen. Katholiken können auch das Kreuzzeichen machen und Christus oder Maria anrufen. Ist das eigene Bewusstsein auf diese Weise in höhere Ebenen gelangt, verlässt man das Einstimmen auf die Bhur Loka Ebene. Dann reißt der Kontakt ab.
Wenn man fühlt, dass in einem Raum oder einem Haus ein oder mehrere Pretas sind, kann man auch Räucherstäbchen anzünden, insbesondere Sandelholz. Besonders machtvoll sind das Arati (Lichtzeremonie) sowie das laute Wiederholen der Mantras „Om Namo Narayanaya“, „Om Namah Shivaya“ oder „Om Tryambakam“. Du kannst dir dabei vorstellen, dass du die Räume mit göttlichem Licht füllst und die Räume ganz Gott weihst. Dadurch entsteht eine machtvolle Schwingung, in der sich kein Preta lange halten kann.
Wer das Gefühl hat, dass ein Preta schon im eigenen Astralkörper ist, sollte Folgendes tun:
Wie hilft man Pretas? Häufig wird die Frage gestellt, wie man Pretas helfen kann. Im Grunde genommen kann man für einen Preta das Gleiche tun wie für jemanden, der stirbt bzw. gerade gestorben ist. Das vorher Gesagte ist hier also sinngemäß anzuwenden.
Wenn man also jemanden kennt, der einen plötzlichen Tod hatte, dann schicke ihm Licht, sprich mit ihm, nutze die Kraft von Gebeten, Mantras, von einem Todesritual. Mache das mit noch größerer Intensität und Hingabe als bei einem normalen Tod. Mache das sieben Tage lang statt nur drei Tage lang. Wenn du das Gefühl hast, dass jemand, der vor vielen Jahren gestorben ist, immer noch gegenwärtig ist, kann es sein, dass er Hilfe braucht.
Da kann es für diesen Menschen besonders wichtig sein, dass du ihm viel Licht schickst. Denn ein Preta braucht Energie, um von Bhur Loka auf Bhuvar Loka aufzusteigen. Wenn ein Preta viel Licht bekommt, kann er zügig in die höhere Ebene eingehen.
Folgendes kannst du konkret machen, um einem Verstorbenen zu helfen, von dem du annimmst, dass er erdgebunden sein könnte:
- Stelle das Bild des Verstorbenen auf den Altar.
- Stelle dort eine Kerze auf, zünde sie an und/oder entzünde ein Räucherstäbchen.
- Sprich mit dem Verstorbenen ähnlich wie du es tun würdest, wenn er frisch verstorben wäre (siehe oben). Erzähle ihm, was du über den Preta-Zustand weißt und was du gehört hast, was für ihn/sie gut ist. Erzähle ihm, dass du während einer bestimmten Zeitspanne (z.B. eine Woche oder einen Monat) jeden Tag zu einer bestimmten Zeit meditieren und ein Mantra für ihn sprechen wirst. Bitte den Verstorbenen, zu dieser Zeit anwesend zu sein und ermutige ihn, die von dir ausgehende Energie aufzunehmen. Sage ihm, dass er, wenn er in dieser Zeit einen Lichttunnel wahrnimmt, diesen Tunnel sofort hochgehen soll, auch wenn du noch eine Weile länger meditieren wirst. Sage ihm auch, dass du nach der festgesetzten Zeit nicht mehr an ihn/sie denken wirst und das Foto verbrennen oder wegstellen wirst.
- Meditiere mindestens einmal täglich zu der Zeit, die du dem Verstorbenen versprochen hast.
- Nach der Meditation sage das „Om Tryambakam“ oder ein anderes dir bekanntes Gebet für Verstorbene und schicke diesem Menschen Licht. Wenn du weißt, wie das geht, mache das Arati oder ein spezielles Totenritual. Mache das solange, wie du es versprochen hast oder bis du das Gefühl hast, dass er oder sie sich löst, bis zu maximal vier Wochen.
- Nach der Zeit verbrenne das Foto oder stelle es weg und schaue es mindestens einige Wochen lang nicht an. Wenn irgend möglich, vermeide es, an den Verstorbenen zu denken. Wenn du doch an ihn denken musst, sprich: „Lieber Gott, ich habe alles getan, was ich für XY tun konnte. Ich vertraue XY ganz dir an. Ich danke dir.“
Ich kenne Eltern, deren Kinder sich das Leben genommen hatten, die noch 20 Jahre später spürten, dass das Kind immer noch bei ihnen und verzweifelt war. Sie sind dann diesen Ratschlägen gefolgt. Innerhalb von zwei bis drei Wochen hatten sie das Gefühl, jetzt sind sie frei, das Kind ist frei und ist auf eine höhere Ebene eingegangen. Die Eltern bekamen das Gefühl, dass sie jetzt endlich frei waren, ihr eigenes Leben weiter führen zu können.
Ähnlich kannst du es auch machen, wenn du in einem Raum bist, in dem du das Gefühl hast, dass da eine Wesenheit ist. Weil du nicht weißt, wie dieses Wesen im physischen Körper ausgesehen hat, kannst du natürlich kein Foto auf den Altar stellen. Alles andere kannst du aber genauso machen, wie oben angegeben.
Pretas können sich auch Hilfe holen, ohne dass jemand konkret an sie denkt.
Wenn Pretas merken, dass es Zeit wäre, auf höhere Ebenen zu gehen, suchen sie Kraftorte auf, wo sie Energie tanken können. Das können Ashrams sein, Kirchen, Tempel, Moscheen. Oft kommen sie auch gerade dann, wenn jemand etwas über Reinkarnation schreibt oder erzählt oder liest, also z.B. jetzt … Sie suchen selbst nach Erklärungen für ihre Erfahrung und nach Hilfen dafür. Es kann also sein, dass während du das liest, dir jemand über die Schulter schaut… Keine Angst: Das ist dann ein Astralwesen, welches gerne bald in eine höhere Ebene gehen will.
Manchmal können Menschen so etwas in einem Satsang spüren, vor allem an hochenergetischen Orten wie z.B. einem Yoga Vidya Ashram. Während der Meditation kann man das Gefühl bekommen, dass da Wesenheiten hinkommen. Während des Mantra-Singens spürt man ihre Erwartungshaltung und Vorfreude. Beim Om Tryambakam und beim Arati lösen sie sich dann in Licht auf, es entsteht eine große Leichtigkeit. Ich spüre das regelmäßig. Und eine Menge von Menschen haben mir Ähnliches berichtet.
Einmal kam eine Hellseherin in einen unserer Yoga Vidya Ashrams. Nach ein paar Tagen kam sie zu mir mit einer Frage. Sie sagte mir, sie würde nicht verstehen, dass sie an einem solchen Lichtplatz wie diesem Ashram hier ab und zu dunkle bzw. eher fahle, bleiche Wesen sehen würde. Ich habe ihr erklärt, dass dies Pretas seien, die hier Hilfe suchen. Ich bat sie, beim Arati genauer hinzuschauen. Sie hat das dann beim nächsten Arati genauer beobachtet. Am nächsten Tag sagte sie mir, sie hätte es tatsächlich gesehen, dass die grauen Wesen sich während des Aratis in Licht verwandelt und den Übergang zur höheren Welt geschafft hätten. So etwas geschieht in Ashrams regelmäßig. Vieles, was wir an Ritualen in den Yoga Vidya Ashrams machen, ist nicht nur gut für die Lebenden, sondern auch für die Verstorbenen. Das gilt natürlich nicht nur für die Yoga Vidya Ashrams. In den meisten Kulturen bzw. spirituellen Traditionen gibt es Rituale und Gebete für Verstorbene.
Bei den Tibetern wird den Verstorbenen häufig damit geholfen, dass das ganze tibetanische Totenbuch vorgelesen wird. Dadurch bekommt die Seele Kraft, um auf höhere Ebenen zu gehen. Auch ein rituelles Begräbnis wird der Seele die Kraft geben, sich zu lösen. Übermäßiger Schmerz hingegen oder übermäßige Trauer, wie sie in unseren Breiten üblich sind, ist nicht hilfreich, da die Seele dann ihre Kraft dazu braucht, zu trösten anstatt in die nächste Ebene zu gehen. Es ist daher wichtig, zu erkennen, dass hinter allem Gottes Wille steht. Auch dann, wenn der Tod plötzlich kam und grausam erscheint, liegt ein Sinn darin. Der Mensch hat sein Karma abgeschlossen. Wenn noch ein gemeinsames Karma verbleibt, wird man sich in einem künftigen Leben oder in der nächsten Ebene, Bhuvar Loka, wieder sehen.