Sterbebegleitung und Sterbehilfe

Ich möchte hier für diejenigen einige Tipps geben, die einen Menschen kennen, der todkrank ist oder weiß, dass er bald sterben wird. Dies ist also keine Sterbehilfe, um jemandem zu helfen sein Leben zu beenden. Diese Art der Sterbehilfe soll vielmehr helfen, Menschen einen friedvollen Tod zu ermöglichen.

Lies Bücher über Sterbebegleitung

Zum Einen möchte ich empfehlen, eines der Bücher über Sterbebegleitung zu lesen, z.B. von Elisabeth Kübler-Ross . Da findet man Tipps aus der  Erfahrung der Sterbebegleitung von westlichen Menschen, die gut anwendbar sind.
Hier ein paar Hinweise vom yogischen Standpunkt aus:

Über den Tod sprechen

Es ist gut, mit dem Sterbenden über den Tod zu sprechen. Es ist Menschen, die wissen, dass sie bald sterben, ein großes Bedürfnis, darüber zu sprechen. Leider wollen die meisten Lebenden das nicht. Sie denken, den Sterbenden ist es unangenehm, darüber zu sprechen; man will ihn nicht daran erinnern.  Also spricht man nicht darüber und wenn er anfängt, darüber zu sprechen, lenkt man ihn ab. Und der Sterbende hat das Gefühl, dass es dem Lebenden unangenehm ist, darüber zu sprechen.  Er hat oft kein dringenderes Bedürfnis, als darüber zu sprechen, und dann kann er diesem Bedürfnis nicht Rechnung tragen. Früher war es einfach, dann haben die Menschen mit dem Pfarrer gesprochen, das war die selbstverständliche Ansprechperson. Ich weiß es auch von meiner Großmutter, die eigentlich keine religiöse Frau war, zumindest solange ich sie gekannt hatte. Aber während ihrer letzten beiden Jahre, wo es so aussah, als ob sie jederzeit sterben könnte, hat sie wieder regelmäßig mit dem Pfarrer gesprochen, insbesondere mit dem Krankenhauspfarrer. Sie hat so langsam mit dem Leben abschließen können und wieder eine Beziehung zu Gott aufgebaut. Wenn jemand ein bisschen gläubig ist, dann ist es durchaus gut zu ermutigen, mit dem Menschen über seinen Glauben zu sprechen. Wenn es ein christlich gläubiger Mensch ist, kann man versuchen, den Pfarrer zu einem Haus- oder Krankenhausbesuch zu bitten. Wenn es für den Sterbenden okay ist, kann man mit ihm auch über Reinkarnation sprechen, vielleicht dieses Buch zu lesen geben oder vielleicht andere Bücher oder CDs und MP3s über Reinkarnation und spirituelles Leben schenken.  Menschen sind ab dem Zeitpunkt, wo sie wissen, dass der Tod relativ nahe ist, meist sehr offen und empfänglich. Die Erfahrung habe ich mit Sterbenden gemacht und viele andere haben mir das auch erzählt. An eine Frau erinnere ich mich, die auch ein Yogazentrum geleitet hat. Ihr Vater war ihr Jahrzehnte lang böse gewesen, weil sie nicht das Lebensmittelgeschäft übernehmen wollte, welches seit Generationen im Familienbesitz war. Sie ist stattdessen in einen Yoga Ashram gegangen. Der Vater hat dann irgendwann Krebs bekommen. Sie blieb die Wochen vor seinem Tod bei ihm. Sie hat mit ihm viel über Tod und Reinkarnation gesprochen. Kurz vor seinem Tod hat er ihr gesagt: „Du hast das Richtige gemacht. Danke dir. Du hättest mir nie so helfen können, wenn du unser Geschäft übernommen hättest.“

Da ist also oft eine Offenheit da, über Leben nach dem Tod zu sprechen, über Tod, spirituelle Fragen, religiöse Fragen zu sprechen. Natürlich sollte man das nicht mit einem fanatischen Einklang tun: „Jetzt musst du endlich an Gott denken, sonst kommst du in die niederen Astralebenen und wirst als Ameise wiedergeboren oder bekommst ganz schlechtes Karma.“ Ich hoffe, wer dieses Buch liest, macht das alles mit Einfühlsamkeit, mit Mitgefühl. Fanatismus ist glücklicherweise heute unüblicher als früher. In den 80er Jahren gab es eine gewisse Neigung zu einem Fanatismus, wenn man von etwas überzeugt war. Inzwischen ist es, mindestens in fernöstlich geprägten spirituellen Kreisen, üblich, dass man weiß, dass man mit Einfühlsamkeit vorgehen und niemandem etwas aufzwingen sollte. Es gibt Sterbende, die nicht über Tod und Gott sprechen wollen. Dann soll man diesen Wunsch respektieren. Man sollte nicht sagen, dass der Sterbende seine Widerstände überwinden müsste, innere Blockaden loslassen sollte, etc. Zur Würde des Sterbens gehört, dass man die Wünsche des Sterbenden achtet.

Höre vor dem Tod der Lebensgeschichte zu und frage nach dem Vermächtnis

Um einer/einem  Sterbenden zu helfen, mit sich ins Reine zu kommen und auch um von ihnen zu lernen, sollte man sie darum bitten, ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Man kann das Gespräch so anfangen: „Liebe Mutti, ich weiß schon eine Menge aus deinem Leben. Aber ich würde gerne noch einmal von dir deine Lebensgeschichte hören, von Anfang an bis heute.“ Manchmal sprudelt es aus dem Menschen heraus. Diese Zeit ist wertvoller als die Stunde, die man ansonsten mit Putzen, Kochen etc. verbracht hätte. Wenn der/die Sterbende nicht so viel spricht, kann man auch fragen: „Was waren die Höhepunkte in deinem Leben? Was waren die Tiefpunkte? Was sind die wichtigsten Einsichten, die du an andere weitergeben willst? Wer waren die wichtigsten Menschen in deinem Leben?“

Hilf den Nachlass, das Testament zu regeln

Damit jemand in Frieden gehen kann, ist die Regelung des Nachlasses von Bedeutung. Da sollte man keine falsche Scheu haben, danach zu fragen. Wenn nachher die Verwandten sich um die Hinterlassenschaft streiten, erschwert das der Seele die Reise durch die Höheren Welten. Zum Nachlass gehört das Erbe, gehören persönliche Gegenstände, aber auch Aufgaben, die der Sterbende weitergeben will und Weisheit, die er weitergeben will. Zum Nachlass gehört auch die Frage, was mit dem Körper geschehen soll, ob er beerdigt werden soll oder verbrannt, wie die Beerdigung und die Trauerfeier sein sollen, etc. Je zufriedenstellender das geregelt ist, umso friedvoller kann nachher der Tod sein. Natürlich sollte man auch hier einfühlsam sein und keinesfalls den Sterbenden bedrängen. Und im Zweifelsfall ist es besser, seinen Geschwistern, Mutter, Vater, Stiefmutter etc. etwas mehr vom Erbe zu überlassen und Frieden in der Familie zu haben, als Jahre mit Gerichtsprozessen zu verbringen.

Hilf dem Sterbenden zur Versöhnung und zur Vergebung

Es ist hilfreich zu fragen: „Gibt es jemanden, mit dem du dich gerne noch versöhnen willst, bevor du diese Erdebene verlässt?“ Wenn es möglich ist, kann man versuchen, den Betreffenden ausfindig zu machen und ein letztes Treffen zu arrangieren. Fast alle Menschen sind bereit, sich mit einem Sterbenden wieder zu versöhnen. Eventuell kann man mindestens zusammen beten und der Sterbende kann im Gebet um Vergebung bitten oder dem anderen vergeben.

Gott die Lebenden anvertrauen als Hilfe zum Sterben

Dann gilt es Abschied zu nehmen, alles Gott anzuvertrauen. Dazu kann man dem Sterbenden verhelfen, dazu kann auch wieder ein Pfarrer oder spiritueller Mensch helfen.

Ermutige Sterbende zu spirituellen Praktiken

Gebet, Meditation, Lesen in Heiligen Schriften, Hören spiritueller Lieder, all das ist in den Tagen, Wochen und Monaten vor dem Tod wichtiger denn je und wichtiger als alles andere. Man wird oft erstaunt sein, wie viele Menschen für die eine oder andere spirituelle Praxis offen sind, wenn man sie freundlich und einfühlsam fragt und anleitet. Eventuell kann man auch seine eigenen spirituellen Praktiken an das Krankenbett verlegen. Eventuell kann man mit dem Sterbenden zusammen beten. Eventuell kann man sich bemühen, nochmals einen Kirchgang oder einen Besuch in einem Ashram zu arrangieren.

Warte nicht zu lange, auch wenn der Tod weit weg scheint

Als kleine Bemerkung am Rande: Wer jemanden hat, der ihm/ihr wertvoll ist und der vielleicht ein gewisses Alter hat, der sollte sich die Zeit nehmen, mit ihm oder ihr tiefer zu sprechen. Irgendwann kann es zu spät sein. Man sollte nicht warten, bis der alternde Mensch einen großen Teil seiner geistigen Fähigkeiten verloren hat. Es hilft sowohl dem Sterbenden als auch den Hinterbliebenen, wenn man das Gefühl hat, dass nichts versäumt wurde. Dann fällt das Loslassen viel leichter.