Sadhana

Yoga Sadhana


Yoga Sadhana: Einführung

Die ersten Seher, die die Wahrheit erkannten, erklärten den kosmischen Fortschritt als das Wirken von Maya, der unergründlichen Kraft des höchsten Geistes. Durch das Wirken dieser verhüllenden Kraft wird das ungeteilte, absolute und wonnevolle Eine veranlaßt, sich in einer unendlichen Vielzahl von Namen und Formen widerzuspiegeln. Wie im 6.Vers, Kapitel IV der Gita beschrieben, erschafft Maya diese Existenz des Wahrnehmbaren mit ihrer Dualität und Mannigfaltigkeit. Jedes Bewußtseinszentrum, das so vom Unendlichen einbezogen ist, muß daher Maya transzendieren, um seine eigentliche Identität mit dem höchsten Wesen zu verwirklichen.

Maya ist die ewige Verneinung, die sich von der letztendlichen Wirklichkeit unterscheidet, die als das ewige „Ich bin“ erstrahlt, als das ewige ›SAT‹. Maya wird dazu benutzt, um die Summe der negativen Kräfte auszudrücken. Unwissenheit, Schwanken, Täuschung, Verhaftung, Egoismus, Unstimmigkeit, Zwietracht und Sinnlichkeit sind einige der wesentlichen Formen, in denen sie auf der menschlichen Ebene Ausdruck findet. Yoga macht es sich zur Aufgabe, die Individuen in die Lage zu versetzen, mit den genannten Faktoren, die in dieser Existenz des Wahrnehmbaren festhalten, wirkungsvoll umzugehen und sie zu überwinden. Ein Zustand der Erkenntnis durch ständiges Unterscheiden zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, verbunden mit ständiger Identifikation mit den Gedanken von Allwissenheit und Vollendung, ein Zustand von unerschütterlichem Gleichgewicht und Einpünktigkeit, Verhaftungslosigkeit gegenüber allem Weltlichen, gekoppelt mit einer intensiven, unverminderten Verhaftung an bestimmte Aspekte des Göttlichen, eine vollständige Selbstauslöschung und aktive Selbstlosigkeit stellen daher die wichtigsten Mittel dar, um Maya zu besiegen. Eine entschlossene Entwicklung auf jeder dieser Linien, oder auf mehreren, wird die Wege von Erkenntnis, okkulter Meditation, Gebet, Frömmigkeit, göttlicher Liebe und selbstlosen Handelns bilden.

Der Prozeß des Yoga stellt den Aufstieg zu Reinheit dar, zu jener absoluten Vollendung, die der Urzustand des Menschen ist. Er setzt daher das Entfernen der umhüllenden Unreinheit voraus, die Beruhigung des ungleichmäßigen Schwingungstaktes der niederen Koshas und die Errichtung eines Zustandes von perfektem Gleichgewicht und vollkommener Harmonie.

Man sieht, wie alle genannten Faktoren, die den Jiva festhalten, auf breiter Skala in allen Menschen wirken. Das gegenwärtige Zeitalter ist verstrickt in Unwissenheit, gekennzeichnet durch Rastlosigkeit, ein blindes Hängen an irdischer Existenz; falsch verstandener Individualismus, wollüstige Hingabe an Fleischesgelüste und Gewalt, Kampf und Zwietracht in allen Lebensbereichen.

Das moderne Zeitalter ist das Maschinenzeitalter. Daher ist es machtbesessen. Die Entdeckung neuer Methoden der Krafterzeugung, die Ausbeutung neuer Aspekte bekannter Kräfte, die Erfindung von Maschinen, um Maschinen herzustellen, sind nun die Manie des Menschen, die der Mensch zu beherrschen vermag, der Mensch selbst hingegen hat weder Sinne noch Verstand unter Kontrolle. Dies resultiert in Mißbrauch und Ausbeutung der Früchte von Zivilisation und Wissenschaft, denn alle Macht korrumpiert. Wenn ein yogischer Lebensstil angenommen wird, bedeutet das, einen derartigen Machtmißbrauch und die sich daraus ergebende Katastrophe aufzugeben und sich dagegen abzusichern. Die Schulung im Yoga bringt dem Menschen bestimmte übernormale Kräfte, die keine Maschine jemals produzieren kann. Aber die Disziplin, die der Weg erfordert, sichert gegen Mißbrauch ab.

Alle Yogamethoden haben ethische Ausbildung und moralische Vollkommenheit zur Grundlage. Die Beseitigung von Lastern und die Entwicklung bestimmter Tugenden stellen die ersten Stufen auf der Yogaleiter dar. Disziplinierung des Wesens und Bildung eines festen und reinen Charakters durch eine Anzahl richtiger Gewohnheiten und regelmäßiger täglicher Disziplin ist der nächste Schritt. Das ist Yama Niyama im Raja Yoga; das Erlangen von Sadhana Chatushtaya durch den Anfänger auf dem Pfad der Erkenntnis und das Festhalten an Sraddha, Sadachara, Hingabe seiner selbst, Wunschlosigkeit und Opfer für den Gläubigen und für den Karma Yogi in gleicher Weise haben dementsprechend Charakterbildung und ethische Vollkommenheit zum Ziel. So wird eine neue Welt von Liebe und Opfer, Zusammenarbeit und Brüderlichkeit eingeläutet, und die Verwirklichung der Ideale universeller Vollendung kann durch bewußtes und uneingeschränktes Engagement schon in den Anfangsphasen des Yoga bewirkt werden. Auf dieser soliden Basis eines fest verankerten und tugendhaften moralischen Charakters werden alle weiteren Strukturen des Yoga errichtet.

Die dem Geist innewohnende Ruhelosigkeit ist das größte Problem des Yogaschülers. Die eigentliche Natur des Geistes ist es, immer nach außen zu gehen. Und er ist auch immer unstet. Das entschiedene sich Abwenden von irdischer Verhaftung, das entschlossene Tilgen des Egos, das bewußte Anhalten aller unharmonischen geistigen Vorgänge und das ständige Beharren auf einem einzigen Gedanken, alle diese Methoden erfordern eine feste Kontrolle des Geistes und die bewußte Ausrichtung seiner Kräfte auf das erhoffte Ziel.

Die größte äußere Manifestation der geistigen Impulse ist physisches Handeln. Wenn sich Handlungen wiederholen, kristallisieren sie sich zu Gewohnheiten. Im Laufe der Zeit werden Gewohnheiten, wenn man ihnen nachgibt, zu deutlichen Charakterzügen der Persönlichkeit. Der Plan der Wissenschaft des Yoga bei der Erlangung von Meisterschaft über den Geist ist es, äußerst systematisch Schritt für Schritt vorzugehen, zunächst die grobstofflicheren und dann die subtileren Manifestation zu regulieren und zu beherrschen. Yama überwindet alle Laster und pflanzt Tugenden ein. Es schwächt alle schlechten Charakterzüge ab und pflanzt göttliche Eigenschaften ein. Niyama reguliert die Gewohnheiten und zielt darauf ab, dem Sadhaka Herrschaft über sein Verhalten zu geben. Anstatt Sklave von Gewohnheiten zu sein, kontrolliert der Suchende jetzt sein Verhalten und entwickelt durch entschlossenen Willen bestimmte Gewohnheiten. Als nächstes wird der angeborene Drang nach Aktivität durch Asanalogie gezügelt. Durch Übung eines Systems von unbeweglichen Stellungen wird die Tendenz zu unbeherrschten und ziellosen Bewegungen im Zaume gehalten und überwunden. Nachdem der Charakter entwickelt, edle Züge erworben, alte Gewohnheiten überwunden und durch neue ersetzt, und Aktivität reguliert und gezügelt wurden, werden nun die Launen des Geistes als nächstes durch Kontrolle seines Gegenstücks, des Atems, bezähmt. Dieses Studium ist Pranayama. Obwohl die Gedanken gezügelt werden, bleibt der Geist in Form von Wünschen und Sehnsüchten weiterhin aktiv. So ist das fünfte Glied von Yoga das Abziehen aller zentripetalen sinnesgerichteten Bewegungen des Wunschbereiches im Geist, das sich Abwenden von der äußeren Welt und das Abziehen der Sinne von den Objekten. Pratyahara ebnet den Weg für die sechste Stufe auf der Leiter des Yoga, Dharana, Konzentration des Geistes auf einen einzigen Punkt. Der nach innen gezogene Geist wird dazu gebracht, sich auf irgendeinen Gedanken oder ein Bild zu heften, das technisch als Lakshya, Objekt der Meditation, bezeichnet wird. Wenn Dharana vertieft und verlängert wird, wird es zu Meditation. Wenn Dhyana (Meditation) intensiviert und anhaltend gemacht wird, ist Samadhi das Ergebnis. Ein Zustand wonnevoller Vereinigung mit dem unendlichen Bewußtsein, der Überseele, befreit ihn aus der Knechtschaft von Geburt und Tod. Diese transzendentale Erfahrung formt ihn um zu einem Wesen mit kosmischer Vision das überall göttliche Einheithinter scheinbarer Mannigfaltigkeit wahrnimmt.

In der Folge wird sein ganzes Leben zu einem spontanen Ausdruck des ungehinderten Fließens höchster Energie durch jede Handlung. Er lebt und handelt rein zum Nutzen aller Menschen und bringt dadurch den göttlichen Plan zu seiner glorreichen Erfüllung.

Erklärung für Yoga Sadhana

Studiere sorgfältig Yoga Darshan von Patanjali Maharishi. Ich werde hier kurz und prägnant den Kern von Sadhana darstellen. Praktiziere zuerst Yama und Niyama. Halte physisch und geistig Brahmacharya. Sprich jederzeit um jeden Preis die Wahrheit. Verletze niemanden in Gedanke, Wort oder Tat. Gib Gier und Begehrlichkeit auf. Stiehl nicht. Das ist die Praxis von Yama. Sei zufrieden. Beachte Reinheit von Körper und Geist. Übe Askesen von Körper, Geist und Sprache, wie es in der Gita, Kapitel XVII, 14,15, und 16 beschrieben ist. Faste gelegentlich. Faste regelmäßig an Ekadasi Tagen. Lies die Schriften. Opfere die Früchte deiner Handlung dem Herrn. Das ist die Praxis von Niyama. Versuche, morgens 3 Stunden lang von 4.00 bis 7.00 ohne Unterbrechung in Padma, Siddha oder Swastika zu sitzen. Richte dich nach Osten oder Norden. Halte Kopf, Hals und Rumpf gerade. Habe einen eigenen Meditationsraum nur für dich. Lasse niemanden dort eintreten. Reduziere deine Bedürfnisse. Iß einfache Nahrung. Trage einfache Kleider. Übe Mildtätigkeit. Diene Sadhus und Weisen. Habe Satsang. Diene armen und kranken Menschen. Mache 2 Jahre lang einfaches Pranayama, wie es in den Büchern „Raja Yoga“ und „Praxis von Yoga“ beschrieben ist. Beherrsche die Indriyas. Zerstöre alle unnützen Wünsche und materiellen Ambitionen. Wenn Wünsche aufkommen, versuche, sie nicht zu erfüllen. Dies ist ein großes Geheimnis.

Vernichte alle Gedanken, Wünsche, Phantasien, Launen, Einfälle, Gelüste, Gefühle, schlechten Samskaras, Aberglauben, Stimmungen und Impulse. Habe einen Ishta Devata. Sri Krishna und Gott Siva sind die Götter des Yoga. Verbringe 3 Jahre unter der Führung eines Yoga Gurus. Beobachte 24 Stunden lang sorgfältig den Geist und seine Vrittis. Sitze in einer Asana. Bete zu Sri Ganesh. Mache geistige Puja.

Übe Verhaftungslosigkeit. Mache den Geist leer. Lasse die Gedanken nicht aufsteigen. Vertreibe sie sofort. Denke an nichts. Wenn kein Gedanke vorhanden ist, gibt es keine Wünsche. Wünsche sind das Produkt schlechter Samskaras, die aus Kontakt entstehen. Der Wunsch ist das Ergebnis von Gedanken, wenn diese sich mit Objekten verbinden; wenn Gedanken zu existieren aufhören, hören auch die Wünsche auf zu existieren. Gedanken und Wünsche bestehen nebeneinander. Durch ständiges, intensives und fortgesetztes Üben ist der Erfolg bei der Kontrolle aller Gedanken garantiert. Wandle alle Vrittis zu einer einzigen Vritti um. Das ist Savikalpa Samadhi. Wenn auch diese eine Vritti aufgegeben wird, trittst du in Nirvikalpa Samadhi ein, einen Zustand von höchster Erkenntnis und Wonne.

„Durch Beherrschung auch dieser (Eindrücke, die alle anderen Eindrücke lahmlegen), nachdem das gesamte Wesen beherrscht worden ist, kommt der samenlose Samadhi.“ (Patanjali Yoga Sutras I, 51).

Es ist ganz sicher möglich, binnen 2 oder 3 Jahren ein Raja Yogi zu werden, wenn man ernsthaftes, fortgesetztes und intensives Sadhana mit Eifer, Interesse und Begeisterung übt. Feierlich erhebe ich diese kühne Behauptung.

Tod. Diese transzendentale Erfahrung formt ihn um zu einem Wesen mit kosmischer Vision, das überall göttliche Einheit hinter scheinbarer Mannigfaltigkeit wahrnimmt. In der Folge wird sein ganzes Leben zu einem spontanen Ausdruck des ungehinderten Fließens höchster Energie durch jede Handlung. Er lebt und handelt rein zum Nutzen aller Menschen und bringt dadurch den göttlichen Plan zu seiner glorreichen Erfüllung.

Die acht Grundpfeiler

Die acht Grundpfeiler oder Bestandteile von Raja Yoga, wie Maharshi Patanjali sie beschrieben hat, sind Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Dharana, Dhyana und Samadhi. Diese acht Bestandteile sind wie die acht Sprossen auf der Leiter von Raja Yoga. Sie sind in der angegebenen Reihenfolge zu praktizieren. Durch Praxis dieser acht Bestandteile werden die Unreinheiten des Geistes zerstört, und das Licht der Weisheit, die unterscheidende Erkenntnis, erleuchtet das Leben des Übenden. Dann erlangt er Kaivalya, höchste Vollendung.

Nun, Yama ist die Praxis von Ahimsa (Nichtverletzen, Gewaltlosigkeit), Satya (Wahrhaftigkeit), Brahmacharya (Enthaltsamkeit), Asteya (Nichtstehlen und nicht durch illegale Methoden verdienen) und Aparigraha (Fehlen von Geiz und Habgier).

Die weiteren Gebote, die folgen, haben ihren Ursprung in Ahimsa. Die Praxis von Ahimsa gipfelt letztlich in der Verwirklichung der Einheit oder des Einsseins von Leben, kosmischer Liebe und universeller Bruderschaft und schließlich im advaitischen Bewußtsein. Der zweite Aspekt von Yama, nämlich Satyam oder Wahrhaftigkeit, ist die allerwichtigste Voraussetzung für einen Sadhak. Wahrheit ist das Symbol Gottes, und Er kann nur durch unerschütterliches Festhalten an der Wahrheit verwirklicht werden. Der vierte Aspekt, Asteya, bedeutet vollständiges Auslöschen der diebischen Wesensart. Der Sadhak muß zufrieden sein mit dem, was er auf ehrliche Weise bekommt. Er muß völlig Abstand davon nehmen, sich illegal fremden Eigentums zu bemächtigen oder es sich anzueignen, wie auch von anderen illegalen Methoden, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Brahmacharya, der dritte Aspekt, bedeutet Reinheit in Gedanke, Wort und Tat. Kein Yoga und kein spiritueller Fortschritt sind ohne Einhaltung strengen Zölibats möglich. Der fünfte und letzte Aspekt von Yama, Aparigraha, bedeutet Freisein von Gier oder Begehrlichkeit. Der Suchende lebe nur mit dem Lebensnotwendigsten und nehme keine Geschenke oder Schenkungen von anderen an. Er muß unabhängig und ohne die Unterstützung anderer leben.

Der zweite Bestandteil von Raja Yoga, Niyama, ist die Beachtung von fünf Regeln: Saucha (innere und äußere Reinheit), Santosha (Zufriedenheit), Tapas (Askese oder Kasteiung), Swadhyaya (Studium von Schriften) und Ishvara-Pranidhana (Verehrung Gottes der Selbsthingabe).

Der erste Aspekt von Niyama, Saucha oder Reinigung ist von zweierlei Art: innere (geistige) und äußere (physische). Reinlichkeit ist nahe an Göttlichkeit. So wie Seife, Wasser, usw. nötig sind, um den Körper zu waschen, so braucht man Japa, Kirtan, Gebet, Meditation und selbstloses Dienen, um den Geist zu waschen. Halte den Körper stets sauber und rein und den Geist immer klar und gesund, frei von schlechten Gedanken, schlechten Wünschen oder Sehnsüchten. Der zweite Aspekt - Santosha oder Zufriedenheit - bringt Fülle des Lebens, Glück und Frieden. Wenn es keine Zufriedenheit gibt, ist der Geist stets ruhelos und unruhig, und natürlich wird Sadhana unmöglich. Der dritte Aspekt - Tapas - ist Askese von Geist und Körper. Man muß Hitze und Kälte, körperliche Unbequemlichkeit und Müdigkeit genauso ertragen können wie Verletzung, Beleidigung, Verfolgung und jede Art von Demütigung und Kreuzigung. Geist und Sinne müssen stets rein sein und sorgfältig bewacht werden. Der vierte Aspekt - Swadhyaya - das Studium von Schriften und religiösen Büchern, erhebt und inspiriert den Geist. Es gibt eine Vorstellung des Zieles und der Praktiken, die notwendig sind, um es zu erreichen. Praktische Anwendung des Gelesenen, wie es auf Temperament und Lebensumständen anwendbar ist, ist überaus notwendig, wenn beständiger und wesentlicher Nutzen aus den Studien gezogen werden soll. Der fünfte und letze Aspekt von Niyama - Ishvarapranidhana - ist Verehrung Gottes und letztlich Selbstaufgabe. Verehre Ihn mit reinem Herzen und tadellosem Geist, lege Ihm dein Ego zu Füßen und vernichte den Gedanken, Handelnder oder von Gott getrennt zu sein. Du wirst die advaitische Einheit des Selbst verwirklichen.

Asana ist das dritte Anga von Raja Yoga. Körperliches Wohlbefinden, ein gesunder, krankheitsfreier Körper ist unerläßlich für spirituelle Praktiken. Ohne gute Gesundheit kann man nicht gegen die ungestümen Sinne und den stürmischen Geist ankämpfen. Regelmäßige Praxis von Asanas hält den Körper fit und den Geist ruhig und gibt reichlich Energie, Kraft, Stärke und Nervenkraft. Man kann dann intensives Sadhana machen, ohne sich körperlich unwohl zu fühlen.

Padmasana, Siddhasana und Sukhasana sind für die Meditation vorgesehen. Für allgemeine körperliche und innere Entwicklung sind Sirshasana, Sarvangasana, Matyasana, Paschimothanasana, Ardha-Matsendrasana, Bhujangasana, Dhanursana, Salabhasana, Trikonasana, Padahasthasana, Halasana und Mayurasana die wichtigsten. Bandhas und Mudras unterstützen die Asanas.

Das vierte Anga, der vierte Teil - Pranayama - ist Regulierung und Kontrolle des Atems. Wörtlich ist damit der Vorgang gemeint, durch den das Geheimnis von Prana und seiner Kontrolle erfahren werden kann. Der Geist kann dazu gebracht werden, gewöhnliche Erfahrungen zu transzendieren und auf einer höheren Ebene zu existieren als auf der des Verstandes, die der überbewußte Zustand von Konzentration genannt wird, und auch jenseits der Grenze der Konzentration. Der Yogi wird mit Tatsachen konfrontiert, die das gewöhnliche Bewußtsein nicht begreifen kann. Dies wird durch richtige Schulung und richtigen Umgang mit den feinstofflichen Kräften des Körpers erreicht, um sie geradezu dazu zu veranlassen, den Geist nach oben in höhere Ebenen zu drängen. Wenn der Geist auf diese Weise in den überbewußten Zustand der Wahrnehmung gehoben wird, beginnt er, von dort aus zu handeln, und erfährt höhere Tatsachen und höhere Erkenntnis. Dies ist das letztendliche Ziel von Pranayama, das durch Kontrolle des schwingenden Pranas erreicht wird.

Das, was durch die Nerven des physischen Körpers fließt, ist grobstoffliches Prana. Das, was in feinen Kanälen der Yoga Nadis des Astralkörpers fließt, ist feinstoffliches oder psychisches Prana. Atem ist eine äußerer Wirkung oder Manifestation von grobstofflichem Prana. Es besteht eine enge Verbindung zwischen dem groben und dem feinen Prana. Die Kontrolle des äußeren Atems führt zur Kontrolle des groben und des feinen Pranas von Körper und Geist. Deshalb werden Pranayama Übungen gemacht. Wenn Prana und Geist beherrscht sind, hören alle geistigen Erscheinungsformen auf, sich zu erheben. Man wird zum Herrn über Geist und Körper. Dann dämmert intuitive Selbsterkenntnis, und man verwirklicht seine eigentliche Natur - die höchste Wirklichkeit.

Die wichtigsten Pranayamas, die praktiziert werden, sind: Sukha Purvak, Purak, Kumbhak und Rechak, Bhastrika, Ujjai, Sitali, Sitkari, Kapalabhati, Plavini, Brahmananda Murcha und Surya Bheda.

Nun zum fünften Bestandteil - Pratyahara, Abziehen. Es ist das Abziehen der Sinne von den Objekten. Die Sinne gehen im Geist auf, der durch die Praxis von Yama, Niyama, Asana und Pranayama gereinigt ist. Der Geist wird nun ruhiger. Es liegt in der Natur der Sinne, immer Verbindung zu den Objekten zu haben. Sobald der Blick nach außen gewendet wird, beschäftigt der Ansturm flüchtiger Ereignisse den Geist. Die nach außen gehenden Energien des Geistes beginnen zu spielen. Wenn sie durch die Praxis von Pratyahara behindert werden, ist es ihre andere Richtung, sich mit dem Geist zu mischen, im Geist absorbiert zu werden. Der Geist wird keinerlei Form irgend eines Objekts annehmen. Er wird letztlich im Selbst im Inneren aufgehen.

Pratyahara an sich wird Yoga genannt, denn es ist das wichtigste Anga im Yoga Sadhana.

Die ersten vier Sprossen beschäftigen sich mit ethischer Disziplin und Reinigung von Körper, Geist und Nadis. Nun, mit Pratyahara, beginnt der eigentliche Yoga, der schließlich in Dharana, Dhyana und letztlich in Samadhi gipfelt.

Dharana oder Konzentration ist das Heften des Geistes auf irgend etwas, innen oder außen. Nachdem das Prana durch Pranayama und die Sinne durch Pratyahara kontrolliert worden sind, versuche, den Geist auf das Selbst im Inneren zu heften. Der Anfänger über Dharana oder Konzentration auf ein äußeres Objekt oder seine Schutzgottheit. Wenn der Geist derart geschult ist, richte den Blick nach innen, und er wird auf natürliche Weise im Selbst im Inneren aufgehen.

Man konzentriert sich auf die Nasenspitze, auf das Ajna Chakra (Punkt zwischen den Augenbrauen), auf das Sahasrara (speziell für Menschen, die zu Jñana Yoga Sadhana tendieren), auf das Anahata Chakra (für Menschen mit frommem Wesen) oder auf eines der sechs Chakras. Konzentration wird auch äußerlich auf das Symbol oder Bild des Herrn praktiziert, oder auf einen speziellen Punkt oder ein Zeichen.

Länger dauerndes Dharana wird Meditation genannt. Es ist das fortgesetzte und ungehinderte Fließen eines einzigen Gedankens an Gott oder an das Selbst. Es gibt zwei Arten von Meditation, Saguna und Nirguna. Bei Saguna oder konkreter Meditation meditiert der Yogaschüler über die Form seiner Schutzgottheit; und bei Nirguna oder abstrakter Meditation meditiert er über sein Selbst, den Atman. Nirguna Meditation folgt auf Saguna Meditation.

Dieses Dhyana ist Samadhi, wenn es alleine mit dem Objekt leuchtet, sozusagen seiner selbst entleert. Denkender und Gedanke, Meditierender und Meditationsobjekt werden eins. Der Geist nimmt Divya-roopa an. Die getrennten Vorstellungen, Kontemplation, Objekt der Kontemplation und Kontemplierender verschwinden. Im Zustand von Samadhi ist sich der Suchende keiner äußeren oder inneren Objekte bewußt. Mit der Zerstörung des wandernden Geistes und mit dem Ansteigen der einpünktigen Natur des Geistes nimmt der Geist den Zustand von Samadhi an. Die Wonne, die durch diesen Zustand des Überbewußtseins entsteht, ist unbeschreiblich. Es gibt dafür keine Worte. Es kann vom endlichen Geist nicht erfaßt werden. Man muß es selbst erfahren. Es gibt verschiedene Phasen von Samadhi, die letztlich zu Nirvikalpa Samadhi führen. Hier endet alles Sadhana, und der Yogi wird eins mit dem unsterblichen Herrn, eins mit dem kosmischen Bewußtsein. Er ist immanent und doch transzendent.

Geistige Reinigung: eine wichtige Voraussetzung

In den Upanishaden wird der Atman als jenseits von Geist und Sprache beschrieben. An anderer Stelle findet man, daß der Atman durch den reinen Geist - Buddhi - erkannt werden kann. Es gibt zwei Arten von Geist - reinen Geist und unreinen Geist. Wir haben einen unreiner Geist. Wir müssen alle groben Unreinheiten durch Tapas, Yoga, Askesen und Pranayama beseitigen und dann die vier Mittel, Viveka, Vairagya, Shad Sampat und Mumukshutva, erwerben. Dann geht man zu einem Guru und studiert die Upanishaden, übt Sravana, Manana und Nididhyasana. Der Atman geht über den Geist hinaus. Er geht über den unreinen Geist hinaus. Aber er ist erreichbar. Von einem Menschen, der ein Viveki ist, ist er erreichbar; wer Tapascharya ausgeführt hat, Vairagya und Shad-Sampat besitzt und Konzentration und Nididhyasana geübt hat. Es ist also kein Widerspruch in den Aussagen der Upanishaden, wenn wir uns nur die Mühe machen, herauszufinden, was die Rishis uns gesagt haben. Wenn der Atman auch über den unreinen Geist hinausgeht, der reine Geist kann ihn erreichen.

Die Notwendigkeit von Yoga Sadhana

Warum die Knechtschaft unnötig verlängern? Warum nicht auf der Stelle das göttliche Geburtsrecht in Anspruch nehmen? Warum nicht die Knechtschaft jetzt zerbrechen? Verzögerung bedeutet Verlängerung des Leidens. Es kann jederzeit abgebrochen werden. Das steht in deiner Macht. Tue es jetzt. Erhebe dich. Schürze dein Lendentuch. Übe strenges und intensives Sadhana und erlange Freiheit, die Unsterblichkeit, ewige Wonne bedeutet.

Mache die niedere Natur durch Disziplin, Tapas, Selbstbeherrschung und Meditation zum Diener der höheren. Das ist der Beginn deiner Freiheit.

Das Göttliche in dir ist stärker als alles, was außerhalb von dir ist. Daher fürchte nichts. Vertraue auf dein inneres Selbst, die Göttlichkeit in dir. Erschließe dir die Quelle, indem du nach innen schaust.

Ohne Entsagung ist es unmöglich, glücklich zu sein. Ohne Entsagung kann nie erfolgreich das höchste Gut, Moksha, erreicht werden. Ohne Entsagung kann man niemals Ruhe finden. Daher entsage allem. Mache dir das Glück zu eigen. Betrachte Entsagung als das Allerwichtigste.

Werde besser. Entwickle deinen Charakter. Reinige das Herz. Entwickle göttliche Tugenden. Beseitige schlechte Charakterzüge. Besiege alles Niedrige in dir. Bemühe dich, alles Wertvolle und Edle zu erlangen.

Nur wenn das Herz gereinigt, der Geist beruhigt, die Gedanken und aufkommenden Emotionen gestillt, die nach außen gehenden Sinne zurückgezogen und die Vasanas vermindert worden sind, kann der glorreiche Atman in tiefer Meditation wahrgenommen werden.

Es gibt fünf Mittel, um vollkommene Ruhe oder Befreiung zu erreichen. Sie stellen das höchste Glück dar. Es sind Satsang, Gemeinschaft mit Weisen, Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, Leidenschaftslosigkeit, das Fragen „Wer bin ich“, Meditation. Sie werden Himmel genannt. Sie sind Religion. Sie stellen das höchste Glück dar.

Werde zunächst ein guter Mensch. Dann beherrsche die Sinne. Dann unterjoche den niederen Geist durch den höheren Geist. Dann wird das göttliche Licht herabkommen. Nur dann wird das Gefäß das göttliche Licht empfangen und halten können.

Übe ausdauernd Meditation, ruhig und ohne Hast. Du wirst bald Samadhi, den Nirvikalpa Zustand, erreichen.

Das spirituelle Leben ist mühsam und anstrengend. Es verlangt stetige Wachsamkeit und lange Ausdauer, bevor es zu einem wesentlichen Fortschritt kommt.

Du hast die Mauern deines Gefängnisses durch Unwissenheit selbst errichtet. Du kannst die Wände einreißen durch Unterscheidung und das Fragen: „Wer bin ich?“.

Leiden reinigen die Seele. Sie verbrennen die groben Bestandteile, Sünden und Unreinheiten. Die Göttlichkeit wird immer manifestierter. Sie geben innere spirituelle Kraft und entwickeln Willenskraft und Ausdauerfähigkeit. Daher sind Leiden ein versteckter Segen.

Selbst ein einziger Strahl des inneren Lichts während der Meditation erhellt den Weg. Er gibt sehr viel Mut und innere Kraft. Er spornt zu noch mehr Sadhana an. Dieser Lichtstrahl wird erfahren, wenn die Meditation tiefer wird und man sich über das Körperbewußtsein erhebt.

Meditation und Gottesdienst sind die Mittel, um die Potentiale zu entwickeln und eine höhere Ebene von Bewußtsein oder Existenz zu suchen.

Leben ist das Entfalten von schlummernden Möglichkeiten der Seele. Führe ein göttliches Leben. Entwickle im Geist erhabene göttliche Gedanken durch Meditation, Japan und Kirtan und das Lesen heiliger Schriften.

Bade im Fluß des ewigen Lebens. Tauche ein. Nimm ein Bad darin. Schwimme darin. Treibe darin. Genieße.

Bade den Körper im physischen Sonnenlicht. Bade die Seele im Sonnenlicht des Ewigen. Du wirst gute Gesundheit und ewiges Leben haben.

Gottesdienst ist die Entfaltung der Blütenknospe der Seele. Gottesdienst ist Leben. Gottesdienst verleiht ewiges Leben.

Du magst Millionen von Menschen in einer Schlacht besiegen, zum größten Sieger jedoch wirst du, wenn du dein eigenes niederes Selbst, deinen Geist, besiegst.

Solange die Sinne nicht unterworfen oder geschwächt sind, muß Tapas, Selbstbeherrschung praktiziert werden. Dama oder Pratyahara.

Setze dich mit gesammeltem Geist hin. Erhebe die Herrschaft über Körper und Geist. Tauche tief in die Kammern des Herzens ein, betritt den faszinierenden Ozean der Stille. Lausche der klanglosen Stimme.

Errichte dein spirituelles Leben auf einer sicheren Basis, auf den Felsen von göttlicher Gnade und Charakterstärke. Suche Zuflucht beim Herrn und Seinem ewigen Gesetz. Es gibt keine Macht im Himmel oder auf Erden, die deinen Marsch nun anhalten könnte. Erfolg in der Selbstverwirklichung ist gewiß. Mißerfolg gibt es für dich nicht. Es ist Licht auf deinem Weg. Alles strahlt.

Struktur von Yoga Sadhana

Ethische Disziplin ist für Erfolg im Yoga unerläßlich. Ethische Disziplin ist die Praxis richtigen Verhaltens im Leben. Die beiden Angelpunkte von Yoga sind Yama und Niyama, die der Suchende in seinem täglichen Leben praktizieren muß. Sie entsprechen grob den zehn Geboten von Jesus oder dem edlen achtfachen Pfad Buddhas. Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya), Enthaltsamkeit (Brahmacharya), Nichtstehlen (Asteya) und Nichtbegehrlichkeit (Aparigraha) sind die Bestandteile von Yama. Innere und äußere Reinigung (Saucha), Zufriedenheit (Santosha), Askese (Tapas), Studium religiöser und philosophischer Bücher (Swadhyaya) und Hingabe an den Herrn (Ishwarapranidhana) gehören zu Niyama. Die Praxis von Yama und Niyama tilgt alle Unreinheiten des Geistes. Tatsächlich sind Yama und Niyama die Eckpfeiler der Yogaphilosophie.

Unter allen Tugenden wird dem Nichtverletzen irgendeines Lebewesens (Ahimsa) das Hauptgewicht eingeräumt. Es muß Gewaltlosigkeit in Gedanke, Wort und Tat herrschen. Gewaltlosigkeit steht an erster Stelle, denn sie ist die Quelle der anderen neun. Die Praxis von universeller Liebe und Brüderlichkeit ist nichts anderes als die Praxis von Gewaltlosigkeit. Wer Gewaltlosigkeit praktiziert, wird rasch Erfolg im Yoga haben. Der Übende muß auch auf harte Worte und unfreundliche Blicke verzichten. Er muß jedem und allem gegenüber Wohlwollen und Freundlichkeit zeigen. Er muß das Leben respektieren. Er muß immer daran denken, daß ein einziges gemeinsames Selbst im Herzen aller Wesen weilt.

Wahrhaftigkeit (Satya) kommt als nächstes. Der Gedanke muß mit dem Wort übereinstimmen und das Wort mit der Tat. Das ist Wahrhaftigkeit. Diese Tugenden kann nur der Selbstlose erwerben. Wahrheit kann schwerlich entstehen, wenn nicht die Motive aller Handlungen rein sind. Das Wort des Yogis muß für andere ein Segen sein.

Dann kommt Nichtstehlen (Asteya). Man muß mit dem zufrieden sein, was man mit ehrlichen Mitteln erwirbt. Das Gesetz des Karma ist unerbittlich. Für jede schlechte Handlung muß man leiden. Aktion und Reaktion sind gleich und gegengleich. Das Anhäufen von Reichtümern ist in der Tat Diebstahl. Aller Reichtum der drei Welten gehört dem Herrn. Du bist lediglich Verwalter dieses Reichtums. Das, was du hast, mußt du bereitwillig mit allen anderen teilen und Wohltätigkeit üben.

Die dritte Tugend ist die Praxis des Zölibats.

Brahmacharya ist die wesentliche Grundlage für ein Leben im Atman. Es ist eine starke Waffe, um einen unbarmherzigen Krieg gegen die inneren Monster zu führen - Leidenschaft, Habgier, Zorn, Geiz, Heuchelei usw. Es trägt zu immerwährender Freude und ununterbrochener nicht endender Wonne bei. Es gibt unglaubliche Energie, einen klaren Kopf, enorme Willenskraft, kühnes Verstehen, gutes Gedächtnis und eine ausgezeichnete Fähigkeit zur Analyse (Vichara-Shakti).

Tiefes Innenleben ist erforderlich. Stille die blubbernden Gedanken. Halte den Geist kühl und ruhig. Öffne dich dem höheren spirituellen Bewußtsein. Spüre die göttliche Gegenwart und göttliche Führung. Hefte den Geist auf die Lotusfüße des Herrn. Werde wie ein Kind. Sprich frei mit Ihm. Werde absolut offen. Verbirg nicht deine Gedanken. Das geht gar nicht, denn Er ist der innerer Lenker (Antaryamin). Er beobachtet all deine Gedanken. Bete um Gnade, Licht, Reinheit, Kraft, Frieden und Erkenntnis. Du wirst sie ganz sicher erhalten.

Ein Yogaschüler darf keinesfalls habgierig sein. Er darf von niemandem wertvolle Geschenke annehmen. Geschenke beeinflussen den Geist des Empfängers. Diese fünf Tugenden müssen in Gedanke, Wort und Tat praktiziert werden, denn sie sind nicht bloß Verbote, sondern verändern den Charakter des Praktizierenden, indem sie von innen her Reinheit und Kraft anwenden.

Zwei Dinge sind nötig, um Erfolg in der Kontrolle des Geistes zu erlangen, nämlich Üben (Abhyasa) und Leidenschaftslosigkeit (Vairagya).

Setze alles daran, um von jedem Wunsch nach bekannten oder auch unbekannten Sinnenfreuden frei zu sein, und diese Leidenschaftslosigkeit kann erreicht werden durch ständiges sich Verdeutlichen des Übels, das darin liegt. Leidenschaftslosigkeit ist der Verzicht darauf, etwas zu erreichen. Es ist Abneigung gegen Sinnenfreuden, jetzt und später. Es gibt zwei Arten von Verhaftungslosigkeit oder Leidenschaftslosigkeit, niederer und höher. Vijnana Bhikshu unterscheidet die höhere und niedere Art von Vairagya folgendermaßen: „Erstere ist Widerwillen gegen die guten Dinge des Lebens, jetzt und später, aus der Erfahrung heraus, daß sie niemals ohne Mühe weder zu erwerben noch zu bewahren sind, daß es Schmerz verursacht, sie zu verlieren, und daß das Streben danach niemals frei von egoistischen Gefühlen ist. Letzteres jedoch basiert auf dem klaren Erkennen des Unterschiedes zwischen der Intelligenz und den Objekten, die in ihrem Licht erscheinen.“

Es gibt verschiedene Stadien der Leidenschaftslosigkeit. Der Entschluß, sich darin zu mäßigen, alle möglichen Sinnesobjekte zu genießen, ist die erste Phase. In der zweiten Phase verlieren bestimmte Dinge ihre Anziehungskraft für den spirituell Suchenden, und er versucht, auch die Anziehungskraft anderer zu zerstören. In der dritten Phase werden die Sinne beherrscht, ein unbestimmtes Verlangen nach Sinnenfreuden bleibt jedoch im Geist zurück. Im vierten verliert der Suchende vollständig jegliches Interesse an äußeren Dingen. Die letzte Phase ist der Zustand höchster Wunschlosigkeit. Diese Art von Leidenschaftslosigkeit verleiht dem Yogi absolute Unabhängigkeit. In dieser Phase entsagt der Yogi allen psychischen Kräften, wie etwa Allwissenheit, usw.

Durch Üben und Leidenschaftslosigkeit kann das Fließen von Gedanken zu äußeren Dingen hin unter Kontrolle gehalten werden. Bloße Gleichgültigkeit nützt nichts. Üben ist ebenfalls notwendig. Sich immer wieder auf Gott zu besinnen ist auch Üben. Sri Krishna sagt zu Arjuna hinsichtlich dieser Praxis der Geisteskontrolle: „Er möge vorbehaltlos alle Wünsche, die durch die Vorstellung des Geistes entstanden sind, aufgeben, insgesamt alle Sinne nach allen Seiten zügeln und auf diese Weise allmählich Ruhe erlangen mittels der Vernunft, die durch Beständigkeit kontrolliert wird; nachdem der Geist dazu gebracht wurde, im Selbst zu ruhen, denke er an nichts anderes. Immer wenn der schwankende und unstete Geist davonstrebt, bringe er ihn unter die Kontrolle des Selbst.“ (Bhagavad Gita, Kap. VI, 24-26)

Der Geist wird durch die Kraft von Wünschen zu äußeren Dingen hingezogen. Indem man sich durch Analyse der Natur von Sinnesobjekten und durch die Pflege von Unberührtheit von weltlichen Dingen von ihrem täuschenden Charakter überzeugt, kann der Geist gezügelt und zum Selbst zurückgebracht werden, um schließlich dort zu verweilen. Dank dieser Yogapraxis erlangt der Geist des Yogis Frieden im Selbst. Üben besteht darin, andauernd dieselbe Idee oder denselben Gedanken an ein Objekt zu wiederholen. Durch ständiges Nachsinnen und Üben der Willenskraft müssen dem unterbewußten Geist Suggestionen gegeben werden, nicht in der sich verändernden Außenwelt Freuden zu suchen sondern im Unveränderlichen im Inneren. Man muß überaus wachsam sein, um Gelegenheiten zu ergreifen, wenn sich der Geist bei Sinnesobjekten befindet, und ihm dann neue Bedeutungen und Interpretationen vorschlagen, um ihn zu veranlassen, seine Haltung diesen Dingen gegenüber zu verändern, mit der Absicht, ihn schließlich endgültig davon abzuziehen. Das heißt Üben.

Das Hauptcharakteristikum des Geistes im Wachzustand ist es, ein Objekt vor sich zu haben, womit er sich beschäftigt. Er kann niemals leer bleiben. Er kann sich immer nur auf eine Sache konzentrieren. Er wechselt ständig die Objekte, daher ist er ruhelos. Er ist ungestüm, stark und schwer zu beugen. Es ist ebenso schwierig, ihn zu zügeln wie den Wind. Daher sagt Patanjali Maharshi, daß die Praxis stetig und fortdauernd sein und sich über längere Zeit erstrecken muß und in vollkommenem Vertrauen auf ihre erneuernden und erhebenden Kräfte zu erfolgen hat. In keiner Phase der Praxis darf es zu Symptomen von Nachlässigkeit kommen.

Einschränkung kommt nicht an einem Tag, sondern durch langes und fortgesetztes Üben mit Eifer und Begeisterung. Der Fortschritt im Yoga kann nur ein allmählicher sein. Viele Menschen geben die Praxis der Konzentration nach einiger Zeit auf, wenn sie keine greifbare Aussicht erkennen, psychische Kräfte zu erlangen. Sie werden ungeduldig. Sie tun wenig und erwarten viel. Das ist schlecht. Hie und da ein wenig üben bringt nicht den gewünschten Ertrag. Direkte Erfahrung ist das Ziel des Lebens. Obwohl die Anstrengung oder Übung anfangs schmerzhaft ist, bringt sie am Ende höchste Freude. Sri Krishna sagt zu Arjuna: „Höchste Freude wird dem Yogi zuteil, dessen Geist friedvoll ist, dessen leidenschaftliches Wesen beherrscht ist, der keine Sünden hat und dessen Wesen Ewigkeit ist!“ (Bhagavad Gita, Kap.VI.27).

„Nichts anderes als der Geist ist für den Menschen Ursache von Bindung oder Befreiung; wenn er sich in Vergnügungen verliert, führt er zu Bindung, wenn er von Dinglichem gelöst ist, führt er zu Befreiung. Da der Geist, wenn er von Dinglichem frei ist, zu Befreiung führt, muß ein Mensch, der nach Befreiung oder Erfolg auf dem Weg des Yoga strebt, stets versuchen, das Dingliche aus der Ebene seines Geistes zu vertreiben. Wenn der Geist, nachdem er von jeder Verbindung mit Sinnesobjekten getrennt und im Licht des Herzens eingeschlossen worden ist, sich in Ekstase findet, heißt es, er hat seinen Gipfel erreicht. Der Geist muß davon abgehalten werden, tätig zu sein, bis seine Auflösung im Herzen erreicht ist; das ist Gnosis, das ist Konzentration, alles andere ist Wortklauberei.

Der Wunsch könnte beschrieben werden als ein Sehnen nach Dingen, das eine derartige Macht über den Geist gewinnt, daß selbst die Analyse seiner Herkunft und Konsequenzen ausgeschlossen ist. Der Mensch wird plötzlich das, womit er sich identifiziert, durch die Kraft starker und tiefer Verhaftung und verliert im Handeln die Erinnerung an alles andere. Der Mensch, der so vom Wunsch überwältigt ist und sein Auge auf alles und jedes heftet, wird getäuscht und meint, es sei das Wirkliche.

Praxis von Yoga Sadhana

Meditiere täglich auf dein Ideal. Strebe danach, es zu leben.

Rotte Laster aus. Prüfe deinen Charakter. Steigere deine Fähigkeiten. Pflege geistige und moralische Qualitäten.

Schließe die Tore der Sinne. Mache den Geist stetig und ruhig durch Stillen der Gedanken, Unterwerfen der aufkommenden Gefühle und Vernichten aller Wünsche und Sehnsüchte. Meditiere. Du wirst dann die Größe und Herrlichkeit des höchsten Selbst, des Innewohnenden wahrnehmen.

Vergib denen, die dich verleumden oder schlecht über dich sprechen. Verletze niemanden, der dich beleidigt. Wenn jemand aus Abneigung abfällig über dich spricht, grüße ihn höflich und kümmere dich nicht um die unschönen Worte.

Unaufhörlich widerstehe dem Drängen der niederen Natur. Allmählich wird sie die Macht über dich verlieren. Du wirst stark werden. Auch wenn du scheiterst, ist das ein Schritt näher zum Sieg, zum Ziel. Du entwickelst Willenskraft. Die Willenskraft geht in den unterbewußten Geist und rottet alle falschen Eindrücke, schlechten Gewohnheiten und üblen Charakterzüge aus.

Du wirst zu Beginn des Sadhanas auf diverse Schwierigkeiten treffen. Du bemerkst keinen spirituellen Fortschritt, sondern siehst nur die Fehlschläge in deinem Bemühen, in der Meditation, den Widerstand, dem du begegnest und deine Fehler und Schwächen.

Wenn du intensiv und fleißig das Sadhana fortsetzt, und wenn du regelmäßig im Sadhana bist, wirst du Erfolg haben. Die Meditation wird mühelos eintreten. Die Meditation wird zur Gewohnheit. Jeder Widerstand verschwindet. Du wirst starke Willenskraft entwickeln. Du wirst bei jedem Schritt triumphieren. Mißerfolg und Verzweiflung werden dir unbekannt sein. Das Sadhana wird in großen Schritten vorangehen.

Schlechte Gedanken verschwinden, wenn göttliche Gedanken gepflegt werden. Böse Gedanken sterben, wenn gute Gedanken gehegt werden. Schlechte Gedanken und schlechte Wünsche sterben einfach aus Mangel an Nahrung ab.

Wenn ein Wunsch nicht erfüllt wird, wird er ausgehungert und stirbt schließlich.

Der Wusch vergeht, wenn du nicht in den Wunschobjekten schwelgst.

Sprich nicht von Samadhi und Erwecken der Kundalini. Die größeren Dinge können später in Angriff genommen werden. Tue zuerst die kleineren Dinge. Übe zuerst Yama und Niyama. Sei gut, tue Gutes. Erlange zuerst ethische Vollkommenheit. Zuerst rotte schlechte Charakterzüge aus und entwickle göttliche Eigenschaften. Zuerst beherrsche die Sinne und reinige das Herz. Wozu über Samadhi oder das Erwecken der Kundalini sprechen, wenn die ersten Schritte noch nicht begonnen und geübt werden?

Sei in allem mäßig.  Gib Furcht, Zorn, Habgier und Fehlurteile auf. Halte dich um jeden Preis an deine Gelübde, sogar unter Einsatz des Lebens. Nur dann bist du geeignet, Unsterblichkeit zu erlangen.

Das Halten der Gelübde trägt zu wahrem Glück bei. Halte das Gelübde mit kontrollierter Leidenschaft und reinem Herzen.

Wenn du sehr gerne Mangos ißt, wenn du dich intensiv danach sehnst, sie zu essen, wenn sie gerade vor dir liegen und du drauf und dran bist, sie zu essen, iß sie nicht. Beherrsche den Wunsch durch Unterscheidung. Übe dies immer wieder mit den Dingen, die du am meisten liebst. Allmählich wird es dir möglich sein, die Zunge zu beherrschen.

Jeder Mißerfolg legt den Samen für den zukünftigen Erfolg oder Triumph. Erhebe dich. Fürchte dich nicht vor Fehlschlägen. Ziehe kühn weiter mit unerschrockenem Geist und doppelter Energie.

Wenn du etwas Schlechtes tust, es aber nicht tun willst, dann wurde dein schwacher Wille von der starken Kraft alter Gewohnheiten überwältigt. Mache täglich mehr tugendhafte Handlungen. Du wirst einen starken Willen entwickeln. Dann wirst du falsche Handlungen nicht wiederholen.

Starke Willenskraft besteht darin, Wünsche, Reizbarkeit, Zorn, Unreinheiten und negative Gefühle zu überwinden und Gelassenheit, Selbstbeherrschung, Geistesgegenwart und einen ausgeglichenen Geist in Erfolg und Mißerfolg, Ruhm und Tadel, Ehre und Schmach und Gewinn und Verlust zu bewahren.

Praktische Anweisungen im Yoga

Beherrsche die Sinne. Beruhige den Geist. Stille die blubbernden Gedanken. Halte den Geist im Herzlotus fest. Konzentriere dich. Meditiere. Verwirkliche Ihn intuitiv jetzt in dieser Sekunde und genieße die Wonne des Selbst.

Habe festen und unerschütterlichen Glauben an die Existenz Gottes, des höchsten, unsterblichen und intelligenten Prinzips, die Essenz, die Substanz, die in den drei Zeitenphasen - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existiert. Er hat weder Anfang, noch Mitte noch Ende. Er ist Sat-Chit-Ananda (absolutes Sein, absolutes Wissen, absolute Wonne).

Oh, unwissender Mensch! Warum suchst du vergeblich nach Glück in den vergänglichen äußeren Dingen der Welt, die Zeit, Raum und Ursächlichkeit unterworfen sind? Du hast keinen Frieden im Geist. Deine Wünsche werden nie ganz erfüllt. Vielleicht häufst du unermeßlichen Reichtum an, hast wunderbare Kinder, erwirbst Titel, Ruhm, Ehre, Ansehen, Macht, Bekanntheit und alles, was du willst, und doch ist dein Geist ruhelos. Du hast kein echtes dauerhaftes Glück. Es bleibt das Gefühl, als fehle noch etwas. Du hast kein Gefühl der Erfüllung. Vergiß deshalb von diesem Moment an niemals, daß dieses Gefühl der Erfüllung oder ewigen Befriedigung nur in Gott erlangt werden kann, wenn Er durch ständige Praxis von Selbstbeherrschung, Reinheit, Konzentration, Meditation und Yogapraxis verwirklicht wird.

Überall herrscht Ruhelosigkeit. Selbstsucht, Habgier, Eifersucht und Lust richten in jedem Herzen unvorstellbaren Schaden an. Kämpfe, Scharmützel und Streitereien verschmutzen die Atmosphäre der Welt und schaffen Zwietracht, Disharmonie und Unruhe. Es wird ins Horn gestoßen, und die Armeen marschieren auf das Schlachtfeld, um die Feinde zu zerstören. Eine Nation führt Krieg gegen eine andere Nation, um mehr Einflußbereiche und Macht zu erlangen. Neben diesen blutigen Kriegen arbeitet auch die Friedensbewegung für die Errichtung von Harmonie und Frieden, um die fürchterliche Unwissenheit zu beseitigen, die Grundursache allen menschlichen Leidens, und für die Verbreitung göttlichen Wissens.

Die Welt braucht heute am dringendsten die Botschaft der Liebe. Entzünde zuerst in deinem Herzen das Licht der Liebe. Liebe alle. Schließe alle Geschöpfe in die warme Umarmung deiner Liebe ein. Nationen können nur durch reine Liebe vereint werden. Weltkriege können nur durch reine Liebe beendet werden. Die Vereinten Nationen können nicht viel ausrichten. Liebe ist ein geheimnisvoller göttlicher Klebstoff, der die Herzen aller verbindet. Sie ist ein magischer Heilbalsam von sehr hoher Potenz. Erfülle jede Handlung mit reiner Liebe. Töte Gerissenheit, Habgier, Schurkerei und Selbstsucht. Es ist überaus grausam, andere durch Einsatz von Giftgas zu töten. Das ist ein Kapitalverbrechen. Der Wissenschafter, der das Gas in seinem Labor herstellt, kann der Strafe Gottes für dieses Verbrechen nicht entkommen. Vergiß nicht den Tag des Gerichts. Was werdet ihr dem Herrn sagen, Oh Sterbliche, die ihr hinter Macht, Einfluß und Reichtum herlauft? Habt ein reines Gewissen und reine Liebe. Dann werdet ihr wahrlich in das Königreich Gottes eingehen.

Ach wie geheimnisvoll ist das Universum. Wie geheimnisvoll das stille Wirken der unsichtbaren Kraft, die einerseits leidenschaftliche Menschen dazu treibt, Kriege zu führen, und andererseits Fromme dazu, der gesamten leidenden Menschheit Frieden und Glück zu bringen!

Wie du denkst, so wirst du.

Denke, du bist ein Höchstrichter, und du wirst ein Höchstrichter werden. Denke, du beherrschst die ganze Welt, Herrscher über die ganze Welt wirst du werden. Denke, du bist ein großartiger Lehrer, du wirst ein Lehrer werden. Denke, du bist arm und schwach, arm und schwach wirst du werden. Denke, du bist ein Multimillionär, ein Multimillionär wirst du werden. Denke, du bist ein Heiliger mit untadeligem Charakter, ein Heiliger mit untadeligem Charakter wirst du werden. Denke, du bist Gott oder Atman oder Brahman, Gott oder Atman oder Brahman wirst du werden. Das ganze Universum wird durch dieses wundervolle Naturgesetz gelenkt.

Denke immer richtig und handle richtig. Versuche nie, dich des Besitzes anderer zu bemächtigen. Beneide niemals die Nachbarn. Pflege edle und erhabene Gedanken. Habe höchstes Selbstvertrauen und Mut. Tue alles, was du tust, mit dem Willen zum Erfolg. Du wirst in jedem Falle Erfolg in deinen Bemühungen haben. Der Erfolg ist dein. Fehlschläge werden dir unbekannt sein. Das ist das allerhöchste Geheimnis. Meditiere täglich morgens einige Zeit über dieses Geheimnis und genieße die Wonne des Selbst.

Das Vishnupurana sagt: „Wenn der getäuschte Tor den Körper liebt, eine bloße Ansammlung von Fleisch, Blut, Eiter, Fäkalien, Urin, Muskeln, Fett und Knochen, liebt er in der Tat die Hölle selbst! Wer nicht Abscheu empfindet vor dem ekelhaften Geruch, der aus seinem Körper kommt, welches Argument für die Verhaftungslosigkeit muß noch gebracht werden?“

Es ist eine bekannte Tatsache, daß Genuß Wünsche nicht befriedigen kann. Im Gegenteil, er verstärkt den Wunsch und macht den Menschen noch ruheloser. Die Grundursache allen menschlichen Leidens und Unglücks ist das Sehnen nach Freuden der Welt. Je mehr man sich nach diesen Sinnenfreuden sehnt, desto unglücklicher wird man. Auch die Wünsche wachsen, wenn sie nicht erfüllt werden. Man kann niemals glücklich werden, solange Sehnsucht nach Genuß besteht.

Es ist schmerzhaft, Geld zu verdienen. Schmerzhafter ist es, das verdiente Geld zu behalten. Es ist noch schmerzhafter, wenn das Geld weniger wird. Und es ist überaus schmerzhaft, das Geld zu verlieren. Geld ist die Stätte aller möglichen Schmerzen. Deshalb besitzt in Indien ein Sadhu oder Sannyasin nichts. In seiner großen Sicht besitzt er nicht einmal seinen Körper. Er stellt immer wieder fest: „Der Körper gehört nicht mir; ich bin nicht der Körper.“ Ein wirklicher Sannyasin ist jemand, der fühlt: „Ich bin körperlos“. Diese Sannyasins leben ein Leben vollkommener Leidenschaftslosigkeit und unbarmherziger Entsagung. Entsagung zieht allerhöchsten Frieden nach sich.

Es ist sehr schwierig, absolut wunschlos zu werden. Nur ein befreiter Heiliger oder vollerblühter Yogi ist vollkommen frei vom Makel des Wunsches, denn er hat seinen Geist vollständig ausgelöscht und genießt die höchste Wonne des Selbst im Inneren. Wie kann in ihm ein Wunsch entstehen, da er in den Ozean göttlicher Wonne eingetaucht ist?

Ein Anfänger auf dem spirituellen Pfad pflege edle Wünsche. Er muß tugendhaft handeln. Er muß das intensive Verlangen nach Befreiung entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen, muß er regelmäßig und systematisch in den heiligen Schriften lesen. Er muß sich in die Gegenwart von Weisen begeben. Er muß richtiges Verhalten, richtiges Denken, richtiges Sprechen und richtiges Handeln praktizieren. Er muß regelmäßig meditieren. Nach und nach werden alle alten lasterhaften Wünsche, Sinnesbegehren und üblen Neigungen verschwinden. Hey Saumya! Führe ein Leben vollendeter Zufriedenheit. Zufriedenheit ist die Wonne des Lebens. Die kühlen nektargleichen Wasser der Zufriedenheit werden rasch das Feuer der Wünsche löschen. Zufriedenheit ist der Hauptwächter, der das Reich des Friedens, das Königreich Gottes, bewacht.

Die alten bereits unterworfenen Wünsche tauchen wieder auf, bleiben und leisten Widerstand. Sie sagen: „Oh undankbarer Mensch! Du hast mir die ganze Zeit in deinem Geist Zuflucht gewährt. Nur durch mich hast du Objekte der Welt genossen. Wenn kein Wunsch nach Essen und Trinken vorhanden ist, wie kannst du dann Essen und Trinken genießen? Warum bist du jetzt so grausam zu mir? Ich habe jedes Recht, mich in dieser Stätte deines Geistes aufzuhalten. Mach, was du willst.“ Lasse dich jedoch von solchen Drohungen nicht im mindesten entmutigen.

Alle Wünsche werden allmählich durch Yoga und Meditation geschwächt. Schließlich werden sie vollständig verschwinden und nicht mehr wiedererstehen.

Ein starker Geist hat Einfluß auf einen schwachen Geist. Der Geist hat Einfluß auf den physischen Körper. Der Geist wirkt auf die Materie. Der Geist bringt Begrenzung. Der Geist gibt Befreiung. Der Geist ist der Teufel. Der Geist ist dein bester Freund. Der Geist ist der Guru (spirituelle Lehrer). Du mußt den Geist zähmen. Du mußt den Geist disziplinieren. Du mußt den Geist beherrschen. Das ist alles, was du tun mußt.

Prüfe deine Gefühle und Emotionen. Analysiere sie. Nimm sie auseinander. Identifiziere dich nicht mit diesen Gefühlen und Emotionen. Trenne dich von diesen Gefühlen und Emotionen. Sei stiller Beobachter. Identifikation mit diesen Gefühlen und Emotionen ist die Ursache für Bindung und Leid.

Zorn ist eine Erscheinungsform des Wunsches im Geist. Es gibt keine Erscheinungsform im Selbst, dem wahren „Ich“ oder Atman. Ein weltlicher Mensch identifiziert sich mit Zorn und leidet daher. Das ist nichts anderes als Unwissenheit. Körper und Geist sind die Instrumente für Wachstum und Entwicklung. Identifiziere dich mit dem großen unendlichen „Ich“, wenn du diese beiden Instrumente benutzt, und werde zum Herrn über Geist und Körper. Du bist der Lenker dieses Vehikels - Körper und Geist. Beanspruche dein Geburtsrecht und werde frei, mein Kind. Durchschaue den Trick dieses durchtriebenen Geistes. Er hat lange genug mit dir gespielt. Erreiche vollkommene Herrschaft über ihn. Es gelingt dir leicht durch die Praxis von Yoga.

Beobachte und durchtrenne und zerschneide die Gedanken, sobald sie aus dem Geist aufsteigen. Töte sie auf der Stelle. Wenn dir dies schwierig erscheint, werde ihnen gegenüber gleichgültig. Stoße dich nicht an ihnen. Erlaube ihnen, ihre Form anzunehmen. Sie werden bald von selbst absterben. Oder du kannst die Gedanken manchmal zertrennen, und wenn du dessen müde bist, wende die Methode des Gleichgültigbleibens an. Die zweite Methode ist einfacher. Wenn man einen Affen an einen Pfahl bindet, wird er noch wilder; wenn man ihm gestattet, sich nach Lust und Laune zu bewegen, ist er nicht gar so wild. Genauso, wenn man versucht, den Geist auf einen Punkt zu heften, wird er noch ungestümer. So kommen Anfängern die verschiedensten schlechten Gedanken in den Geist, wenn sie sich konzentrieren. Sie brauchen deswegen aber nicht unnötig alarmiert zu sein. Wenn es dir schwerfällt, den Geist in einen Punkt zu fixieren, erlaube ihm, eine Zeitlang wie ein Affe herumzuspringen. Ringe nicht mit dem Geist. Bald ist er erschöpft und wartet dann darauf, deinen Befehlen zu gehorchen. Jetzt kannst du leicht mit ihm fertig werden.

Befreie dich aus der Tyrannei des Geistes. Er hat dich so lange erbarmungslos gequält. Du hast ihm erlaubt, sich in Sinnenfreuden zu ergehen und seinen Willen zu haben. Nun ist es an der Zeit, ihn zu zügeln, so wie ein wildes Pferd gezügelt würde. Sei geduldig und ausdauernd. Praktiziere täglich Gedankenleere oder Hemmen der Gedanken. Zu Beginn ist es vielleicht schwierig. Tatsächlich wird es abstoßend und anstrengend sein, aber der Lohn ist groß. Der Ertrag ist Unsterblichkeit, höchste Freude, ewiger Frieden und unendliche Wonne. Deshalb übe fleißig mit rechtem Ernst. Es ist der Mühe wert. Sei wachsam. Wenn der Wunsch aufrichtig und der Entschluß fest ist, gibt es nichts unter der Sonne, das unmöglich wäre. Nichts kann dir im Wege stehen. Wenn der Versuch scheitert, sei nicht entmutigt. Denke an die faszinierende Geschichte vom furchtbaren Kampf zwischen Herkules und dem gewaltigen Riesen. Auf seiner Reise auf der Suche nach Abenteuern begegnete Herkules einem Monster, das von der Natur so wunderbar ersonnen war, daß es jedesmal wenn es die Erde berührte, zehnmal stärker wurde als es vorher war! Wenn du an diese Geschichte denkst, wirst du innere Kraft und Mut entwickeln. Du wirst auf jeden Fall erfolgreich sein.

Erkenne, daß du weder Körper noch Geist bist, daß du nie geboren wurdest und nie sterben wirst, daß du unbesiegbar bist, daß nichts auf dieser Welt dich verletzen kann, daß du die Sonne bist, um die das ganze Universum kreist. Das gesamte Wissen ist im Innersten deines Herzens angehäuft. Nimm den Schlüssel und öffne die Tore der Erkenntnis. Yoga ist der Schlüssel. Du wirst ungetrübten Frieden, wunderbare Selbstkontrolle und ungeheure Willenskraft erlangen.

Siehe! Dort an den Ufern des heiligen Ganges in Rishikesh, Himalayas, sitzt ein Weiser, ein Paramahamsa Sannyasin, der achtzig Lenze zählt, mit leuchtenden Augen, heiterem Gesicht, magnetischer Ausstrahlung und strahlender Gesichtsfarbe, nur mit einem Leinentuch bekleidet. Neben ihm ist eine kleine Grashütte unter einem Baum. In der Hütte sind eine kleine Holzschale (Kamandalu) für Wasser und ein gewöhnlicher Stock. Das ist sein ganzer persönlicher Besitz. Er sitzt immer da in meditativer Stimmung. Niemals spricht er und lacht auch nicht, aber gelegentlich nickt er mit seinem runden Kopf und lächelt sanft. Er rührt sich niemals vom Fleck. Er ist unberührt von der Hitze der Sommersonne und der beißende Kälte des Winters. Er nimmt niemals Decken, nein, nicht einmal im Winter. Welch wunderbare Duldungskraft! Er lebt nur von ein wenig Milch und Früchten. Sein Herz ist erfüllt von Reinheit, Barmherzigkeit, Mitgefühl, Sympathie und Liebe!

Menschen aus allen Landesteilen strömen zu Hunderten und Tausenden in jeder Jahreszeit zu ihm mit Blumen und Früchten in Händen, verbeugen sich zu seinen heiligen Füßen, erweisen ihm Ehre mit ihren Opfergaben und verlassen den Ort, nachdem er sie bereitwillig gesegnet hat. Er spricht niemals, doch in seiner bloßen Gegenwart klären sich alle Zweifel. Die Menschen vergessen die Welt, ihre Familien, ihre Kinder. Sie baden in seiner magnetischen Aura. Das ist der segensreiche Einfluß eines befreiten Heiligen, der wahrlich ein Leuchtfeuer für die gesamten Welt ist.

Nun haben wir hier einen Menschen, der im betriebsamsten Teil einer Großstadt lebt. Er hat ein fettes Gehalt. Er gibt die Hälfte davon für Trinken und Spiele aus. Die andere Hälfte für Kino und Freudenmädchen. Er ißt Fisch, Fleisch und raucht viel. Er verschuldet sich jeden Monat und hat Probleme, über die Runden zu kommen. Er verabscheut Weise und Heilige. Er glaubt nicht an Gott und die Schriften. Er ist sehr hartherzig. Er besucht Bälle und Theater, geht um 2.00 zu Bett und steht um 9.00 auf. Sein Gesicht ist gramerfüllt, obwohl er teure feine Seidengewänder trägt. Er ist immer betrübt und deprimiert. Sein Herz ist voller Lust, Zorn, Habgier, Eitelkeit, Heuchelei und Egoismus. Vergleiche für einen Augenblick das Leben dieses Menschen mit jenem hochherzigen Weisen aus dem Himalaya! Sie sind zwei entgegengesetzte Pole. Der eine ist ein Gottmensch, der andere ein Tiermensch. Wenn aber der Tiermensch die Gesellschaft des Gottmenschen sucht, wird er sicherlich seine alten schmutzigen Gewohnheiten aufgeben. So wie durch Berührung mit dem Stein des Weisen Eisen in Gold verwandelt wird, wird auch der Tiermensch radikal in einen wirklichen Heiligen verändert durch ständigen Kontakt mit einem fortgeschrittenen Yogi.

Lieber Freund! Erschlage gnadenlos diese Schlange der Unwissenheit. Erlange Selbsterkenntnis. Das wird dir Freiheit, Befreiung bringen. Unwissenheit ist dein tödlichster Feind. Er hat das Juwel der Weisheit ganze Zeitalter lang gestohlen. Erhebe dich über Versuchungen dieser kleinen Welt. Diese Welt ist die Fünf-Minuten-Show, inszeniert vom Gaukler Maya, dem Geist. Vorsicht. Geh nicht in die Falle. Geld, Frauen, Macht, Ruhm und Ehre - dies sind die fünf verführerischen Köder von Maya. Wer diesen täuschenden Ködern nicht zum Opfer gefallen ist, wird sicherlich an das jenseitige Ufer von Unsterblichkeit und Furchtlosigkeit gelangen, das Ufer jenseits von Dunkelheit, wo immerwährende Freude und ewiger Sonnenschein herrschen. Erreiche diese Ufer durch unermüdlichen Kampf, feste Disziplin und strenge Yogapraxis.

Aus dem Zustand des Geistes und aus Gefühlen und Verhalten kann die Natur von Handlungen in früheren Leben verstanden werden, und es ist möglich, die Auswirkungen schlechter Handlungen durch gute Handlungen, Tapas, Disziplin und Meditation aufzuheben oder ihnen entgegenzuwirken. Versuche, verhaftungslos zu leben. Schule den Geist sorgfältig. Niemand ist frei von Schmerzen, Krankheiten, Sorgen und Schwierigkeiten. Es gilt, in der göttlichen Natur zu ruhen. Nur dann wirst du die Kraft schöpfen, den Schwierigkeiten des Lebens zu begegnen. Nur dann wird der Geist ausgeglichen sein. Nur dann wirst du nicht von äußeren morbiden Einflüssen und unharmonischen Schwingungen berührt sein. Regelmäßige Meditation am Morgen gibt neue Kraft und ein inneres Leben von Freude und Wonne. Praktiziere Meditation. Fühle diese Freude und Wonne trotz stürmischer Umstände und widriger Bedingungen. Allmählich wächst du spirituell. Du wirst Selbstverwirklichung erlangen.

Beende diese Taktik von Essen, Trinken und Vergnügen. Siehe immer nach oben und nach vorne. Habe ein Ideal vor Augen. Werde ihm um jeden Preis gerecht. Du kannst so groß werden wie jeder andere. Gib diesen Minderwertigkeitskomplex auf. Gib auch den Überheblichkeitskomplex auf. Der Gedanke von Unterlegenheit und Überlegenheit entsteht aus Unwissenheit. Der Minderwertigkeitskomplex verursacht Sorge. Der Überheblichkeitskomplex verursacht Stolz und Eitelkeit. Schalte das ewige Licht im Innersten des Herzens an. Lasse die göttliche Flamme stetig brennen. Speise sie regelmäßig. Lege dein ganzes Herz und deine ganze Seele in spirituelle Praktiken. Verschwende keine einzige Minute. Sei hartnäckig und systematisch in deinem Sadhana. Sammle all deine Kräfte ordentlich und machtvoll, so wie ein Generalleutnant die Armeen auf dem Schlachtfeld sammelt. Alles Leid wird bald dahinschmelzen. Du wirst als glorreicher Jivanmukta mit höchster Verwirklichung erstrahlen. Jedes Gefühl von Getrenntsein, Unterscheidung, Dualität und Unterschied wird aus deinem Blick verschwinden. Du wirst überall Einheit und Einssein fühlen. Du wirst spüren, es gibt nichts außer Brahman oder Gott. Mit welch großartiger Vision bist du gesegnet! Welch erhabener Zustand, welch großartige, ergreifende und erstaunliche Erfahrung wirst du machen! Du wirst sprachlos sein. Dieser Zustand ist unbeschreiblich. Er muß durch direkte intuitive Wahrnehmung erfahren werden.

Halte jeden Morgen Innenschau und prüfe die verschiedenen Winkel und Ecken deines Herzens. Der Geist ist sehr diplomatisch und gerissen. Das Ego behält sich einige Wünsche zurück, um sie heimlich zu befriedigen. Viele Wünsche lauern in deinem Geist. Es ist sehr schwierig, sie aufzustöbern. Suchende, die von ihrer Gelehrtheit und einigen Siddhis aufgeblasen sind, können solch unterschwelligen Wünschen in ihrem Geist nicht auf die Spur kommen. Sie geben sich als große Yogis aus, halten in verschiedenen Teilen der Welt Vorträge, bauen Ashrams und gewinnen Schülerinnen. Nichtsdestoweniger muß jedoch gesagt sein, daß ihre Reden keinen nachhaltigen Eindruck im Geist ihrer Zuhörer hinterlassen. Diese Reden sind wie leere Patronen. Die geheimen Wünsche attackieren den Yogaschüler erbarmungslos, immer wenn sich eine passende Gelegenheit bietet, und zerstören all seine edlen Eigenschaften und erhabenen Gedanken. Sie prallen voll Rache und mit doppelter Kraft auf den Yogaschüler zurück und führen zu einem hoffnungslosen und beispiellosen Rückschlag. Menschen mit reinem und feinstofflichem Intellekt, die stets an Gott denken, die nach Vereinigung mit Ihm dürsten und täglich Innenschau, Selbstanalyse und Meditation praktizieren, werden solch lauernde Wünsche aufstöbern können, niemand sonst. Wer alle Wünsche aufgegeben hat und frei ist von jedem Verlangen, erlangt immerwährenden Frieden. Er genießt das höchste Glück. Je weniger Wünsche vorhanden sind, desto größer das Glück. Dieser wunschlose Yogi, der nur mit einem Leinentuch und einer Decke durch die Welt zieht, ist der glücklichste Mensch in allen drei Welten.

Selbstsucht ist ein negatives Attribut des niedrigen Geistes. Sie ist eine Erscheinungsform von Wünschen, die in einem mit Leidenschaft erfüllten Geist entstehen. Sie ist das erstgeborene Kind von Unwissenheit und Nichtunterscheidung. Sie ist das größte Hindernis für die Yogapraxis. Sie zieht das Herz ad infinitum zusammen und intensiviert die Vorstellung des Getrenntseins von anderen. Selbstsucht geht einher mit Egoismus, Heuchelei, Eitelkeit, Geiz, Gerissenheit, Unehrlichkeit und Stolz.

Wie kann diese Selbstsucht ausgerottet werden? Die Antwort ist einfach genug. Selbstloses Dienen, in der einen oder der anderen Form, die Pflege der entgegengesetzten tugendhaften Eigenschaften, nämlich Edelmut, Großherzigkeit, Uneigennützigkeit, Integrität, Großzügigkeit, ein barmherziges Wesen, Erbarmen und universelle Liebe - all dies wird den Weg ebnen für die Ausrottung dieser schrecklichen Krankheit, des tödlichen Feindes von Frieden und Yoga. Das Positive besiegt das Negative. Das ist ein unfehlbarer Richtspruch im Yoga.

Um die grundlegenden Bestandteile der Yogapraxis zusammenzufassen: Sei absolut furchtlos, achte jedes atmende Geschöpf, respektiere die Wahrheit, sei enthaltsam, nicht habgierig, lebe ein Leben in Zufriedenheit, übe Askese und sei frei von Zorn und Heuchelei. Moralische Vortrefflichkeit ist nicht das letzte Ziel des Lebens, sondern sie ist nur das Mittel zu diesem Zweck. Wenn der Yogi in diesen Tugenden fest verankert ist, erlangt er gewisse Kräfte, wie Wirksamkeit der Sprache, Erhalt von Reichtum, ohne etwas dazu zu tun, Kraft von Körper und Geist, klares und exaktes Verstehen von Lebensvorgängen, Klarheit der Gedanken, stetige Achtsamkeit, Beherrschung der Sinne und unglaubliche Freude und Intuition.

Geliebtes unsterbliches Selbst! Halte das Schweigegelübde. Halte den Geist voll beschäftigt. Sitze in deiner Lieblingsasana und meditiere regelmäßig. Singe den Namen des Herrn. Rolle die Perlen. Studiere die Schriften. Praktiziere Zölibat. Iß jeden Morgen Mandeln mit Kandiszucker (Weiche zehn oder zwölf Mandeln über Nacht in kaltem Wasser ein. Schäle sie am nächsten Morgen und iß sie mit Kandiszucker). Konsultiere keine Ärzte. Denke nicht an deine Krankheit. Wende den Geist vom Körper ab. Sei immer fröhlich. Lächle, pfeife, lache und tanze in Freude und Ekstase. Denke an Gott und meditiere über Ihn mit wahrer Hingabe und Gefühl und gehe in Ihm auf. Das ist das Ziel des Lebens. Du hast es erreicht, nach mehreren Jahren langen und fortgesetzten Kampfes, den du mit Eifer und Enthusiasmus geführt hast. Nun bist du ein Jivanmukta geworden (eine zu Lebzeiten befreite Seele). Ich grüße dich, ich grüße

Innere Yoga Disziplin
I

Yoga ist Schulung von Geist, Sinnen und physischem Körper. Yoga trägt zu Koordination und Kontrolle der subtilen Kräfte im Körper bei. Yoga führt zu Vollkommenheit, Frieden und immerwährendem Glück. Yoga kann im Berufsleben und im Alltag hilfreich sein. Durch Yogapraxis ist es möglich, jederzeit Ruhe im Geist zu finden. Der Schlaf kann erholsam sein. Man kann mehr Energie, Kraft, Vitalität, Langlebigkeit und ein hohes Niveau an Gesundheit besitzen. In einem kurzen Zeitraum kann sehr effiziente Arbeit geleistet werden. Man kann in jedem Lebensbereich erfolgreich sein. Yoga schenkt neue Kraft, Vertrauen und Selbstsicherheit. Durch Yoga kann vollständige Kontrolle über Geist, Leidenschaften, Gefühle, Impulse, Launen, Zunge, usw. erlangt werden. Körper und Geist gehorchen dem kleinsten Zeichen.

Gottesbewußtsein oder Gemeinschaft mit dem Herrn ist der Höhepunkt der ethisch religiösen Yogadisziplin. Dies wird begleitet von einem bemerkenswerten Gefühl von Freiheit und moralischer Erhebung als Folge des Zusammenbrechens des falschen illusionären klei  ( Weiche zehn oder zwölf Mandeln über Nacht in kaltem Wasser ein. Schäle sie am nächsten Morgen und iß sie mit Kandiszucker.)und moralischer Erhebung als Folge des Zusammenbrechens des falschen illusionären kleinen „Ich“. Der Yogi besitzt nun alle göttlichen Kräfte. Er genießt ungetrübte ewige Wonne.

Duldungsfähigkeit ist eine Tugend, die ein Yogi, ein Jnani und ein Bhakta besitzen muß. Der Suchende muß sich vielen Härten und Entbehrungen stellen, wenn er erfolgreich Yoga praktizieren möchte. Titiksha entwickelt Willenskraft. Darum sagt Sri Krishna zu Arjuna: „Die Kontakte mit der Materie, Oh Sohn Kuntis! die heiß und kalt, Freude und Schmerz entstehen lassen, kommen und gehen, sind unbeständig, ertrage sie tapfer, Oh Bharata! Der Mensch, den sie nicht quälen, Oh Erster der Menschen, der in Schmerz und Freude ausgeglichen und standhaft ist, ist bereit für die Unsterblichkeit.“ (Bhagavad Gita, Kap.II, 14, 15).

Moralische Vortrefflichkeit und ethische Vollendung sind jedoch nicht das letzte Ziel des Yogi. Sie sind nur ein Mittel, um das Ziel des Lebens zu erreichen. Ethische Entwicklung ist schwieriger als das Erlangen intellektueller Größe, denn die Wahrheit kann nur von dem Yogi erfaßt werden, dessen Herz rein und makellos ist.

Die wesentlichsten Voraussetzungen für ein moralisches Leben sind Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Mitgefühl, Demut, Respekt vor dem Leben bzw. zarte Rücksichtnahme auf jedes atmende Geschöpf, absolute Selbstlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Zölibat, Nichtbegehrlichkeit, Fehlen von Eitelkeit und Heuchelei und kosmische Liebe.

Der Yogaschüler muß Mäßigung in seiner Ernährung pflegen. Er vermeide Faulheit, Bequemlichkeit, Behäbigkeit und zuviel Schlaf. Er schweige, und um einer guten Verdauung willen faste er gelegentlich leicht. Er entwickle gute Gewohnheiten. Er halte jeden Ehrgeiz und die Gegenströmungen weltlicher Wünsche durch Analyse, Nachdenken und Unterscheidung im Zaum. Er sage dem täuschenden Geist: „Oh Geist! Ich kenne deine Tricks. Ich verfüge jetzt über Leidenschaftslosigkeit und Unterscheidung. Wedle jetzt nicht mit dem Schwanz. Ich werde ihn an der Wurzel abtrennen. Ich habe viele Lektionen gelernt. Nur Unwissenheit bringt den Menschen dazu, vergänglichen Gewinn dauerhaftem Nutzen vorzuziehen. Ich möchte nicht wieder diese Sinnenfreuden. Sie sind für mich wie Erbrochenes. Ich habe beschlossen, die freien, immerwährenden Früchte von Yoga zu erlangen, nämlich immerwährenden Frieden, unendliche Wonne und höchste Freude.“

Yoga vertritt die völlige Verhaftungslosigkeit gegenüber weltlichen Interessen, um ununterbrochene Meditation zu praktizieren. Meditation über das innere Licht des Herzens oder etwas Angenehmes wird empfohlen. Es heißt, man müsse sich zum Zweck der Praxis fortgesetzter Meditation von den normalen Angelegenheiten des Lebens zurückziehen. Yoga kann auch zu Hause praktiziert werden, wenn das Leben sehr geordnet ist.

Ein Yogi behauptet, er könne durch Beherrschung der Leidenschaften und Gelüste und durch die Praxis von Yama und Niyama und Samyama (die gleichzeitige Praxis von Konzentration, Meditation und Samadhi) außergewöhnliche Kräfte und Erkenntnis erlangen. Patanjali Maharishi, der Autor der Yoga Sutras, warnt die Schüler ganz klar, sich nicht von den Versuchung der Kräfte mitreißen zu lassen. Die Götter selbst führen den nicht achtsamen Schüler in Versuchung, indem sie ihm eine Position anbieten, die der ihren gleichkommt. Schüler suchen mehr die Siddhis als die Wahrheit, trotz dieser deutlichen Warnung.

Der Wunsch nach Macht hat die Wirkung von Luftstößen, die das wohlgehütete Licht des Yoga ausblasen könnten. Jede Nachlässigkeit darin, sie zu speisen, aus Sorglosigkeit oder Selbstsucht nach Siddhis wird das kleine spirituelle Licht ausblasen, das der Yogi nach soviel Kämpfen entzündet hat, und wird ihn in die tiefe Schlucht der Unwissenheit hinabreißen. Er kann nicht wieder zu der ursprünglichen Höhe aufsteigen, die er auf dem Hügel des Yoga erklommen hatte. Versuchungen warten einfach wie Geier, um den unachtsamen Schüler zu überwältigen. Versuchungen der astralen, geistigen und Gandharva Welten sind stärker als irdische Versuchungen.

Erfolg im Yoga ist nur möglich, wenn der Schüler tiefe und beständige Meditation übt. Er muß jederzeit Selbstbeherrschung üben, denn ganz plötzlich könnten die Sinne ungestüm werden. Darum rät Sri Krishna Arjuna: „Oh Sohn Kuntis! Die aufgewühlte Sinne reißen sogar den Geist eines Weisen mit, obwohl er sich sehr bemüht. Wenn der Geist den so wandernden Sinnen nachgibt, vertreiben sie im Nu jedes Verstehen, so wie der Sturm ein Schiff  auf dem Wasser dahinpeitscht.“ (Bhagavad Gita, Kap.II, 60, 67).

Sehr oft stellen sich dem Yogi diverse Hindernisse in den Weg. Enttäuschung, Verzweiflung, Krankheit, Depression, Zweifel, Unentschlossenheit, Mangel an körperlicher und geistiger Energie, Trägheit, Unbeständigkeit, Sehnsucht nach Sinnesobjekten und Fehler sind Stolpersteine. Er darf nicht den Mut verlieren. Patanjali Maharshi schreibt Eka-Tattwabhyasa vor, die Praxis von Konzentration auf ein Objekt, um sie zu überwinden. Das gibt ihm Beständigkeit und Kraft. Weiters befürwortet er Freundschaft unter Gleichgestellten, Barmherzigkeit gegenüber Unterstellten, Selbstzufriedenheit gegenüber Höherrangigen und Unberührtheit gegenüber schlechten Menschen. Diese Übung läßt geistigen Frieden und Gemütsruhe entstehen und zerstört Haß, Eifersucht, usw. Ein neues Leben wird in ihm aufdämmern, wenn er diese Tugenden pflegt. Ausdauer ist notwendig. Das ist der Schlüsselpunkt im Yoga. Der Yogi wird reich belohnt, wenn er volle Beherrschung des Geistes erlangt. Er genießt die höchste Wonne von Asamprajnata Samadhi.

II

Bewahre stets Ausgewogenheit des Geistes. Das ist eine sehr wichtige Praxis. Das ist zweifellos eine schwierige Praxis, sie muß aber um jeden Preis getan werden. Nur dann kannst du wirklich glücklich sein. Nur dann alleine kannst du wirklichen geistigen Frieden genießen. Den Geist in Freude und Schmerz, Hitze und Kälte, Gewinn und Verlust, Erfolg und Mißerfolg, Lob und Tadel und Ehre und Schmach ausgewogen zu halten, ist Weisheit. Diese Praxis ist in der Tat eine anstrengende Disziplin, aber sie bringt innere spirituelle Kraft. Wer in der Lage ist, jederzeit unter allen Umständen, selbst bei äußerster Provokation geistige Ausgewogenheit zu bewahren, ist ein überaus mächtiger Mensch auf der Erde. Er verdient Verehrung. Er ist der reichste Mensch, auch wenn er in Lumpen gekleidet ist, und obwohl er nichts zu essen hat. Er ist der stärkste Mensch, auch wenn sein physisches Äußeres in beklagenswertem Zustand ist. Weltliche Menschen verlieren das Gleichgewicht schon aus geringstem Anlaß. Sie sind gereizt und geraten leicht in Zorn. Energie geht verloren, wenn man in Zorn gerät. Ein reizbarer Mensch ist ein sehr schwacher Mensch, auch wenn er über ungeheure körperliche Kraft und einen feinen, muskulösen und wohlgeformten Körper verfügt. Wer geistige Ausgewogenheit zu praktizieren wünscht, muß Unterscheidung entwickeln und Enthaltsamkeit und Meditation praktizieren. Wer seine sexuelle Energie stark verschwendet hat, wird sehr häufig gereizt sein.

Gereiztheit zeigt sich als Zornausbruch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Man muß sehr sorgfältig sein. Die Reizbarkeit muß im Keim erstickt werden. Lasse sie nicht die Gestalt einer großen Zornwelle annehmen. Jedesmal, wenn du irgendeiner Leidenschaft zum Opfer fällst, wird es wieder etwas schwieriger, dem nächsten Angriff zu widerstehen; im Gegenteil, wenn es dir gelingt, sie zu überwinden, wird es dir sehr leicht fallen, das nächste Mal über sie zu triumphieren. Das ist ein unumstößliches Naturgesetz.

Der Zornanfall geht vorbei, läßt jedoch einen deutlichen Eindruck im Astralkörper zurück. Der Mensch ist für weitere Angriffe von Reizbarkeit immer anfälliger. Jeder Wutausbruch steigert die Zornbereitschaft und die Möglichkeit der Reizbarkeit. Der Astralkörper reagiert rascher als zuvor auf diese unangenehmen Wutausbrüche.

Der Mensch verliert völlig die Selbstbeherrschung. Jeden Augenblick kann er irgendein abscheuliches Verbrechen begehen. Er begeht vielleicht einen Mord oder eine andere abscheuliche Grausamkeit. Er verschmutzt die Gedankenwelt und verletzt jeden in seiner Umgebung durch seine üblen Schwingungen. Es ist also die Pflicht jedes Menschen, größte Sorge dafür zu tragen, diese Zornausbrüche zu vermeiden. Er muß vorsichtig sein, wenn er mit anderen Kontakt hat und spricht.

Die Sinne sind Feinde. Sie ziehen nach außen und stören den geistigen Frieden. Halte dich von ihnen fern. Unterwirf sie. Halte sie zurück. Zügle sie wie ein widerspenstiges Pferd. Disziplin der Sinne gibt spirituelle Kraft und geistigen Frieden. Disziplin der Sinne kann nicht an einem einzigen Tag erreicht werden. Sie erfordert fortwährende und geduldige Praxis über eine sehr lange Zeit hinweg. Sinneskontrolle ist tatsächlich Geisteskontrolle. Alle zehn Indriyas müssen beherrscht werden. Hungere sie aus. Gib ihnen nicht das, was sie wollen. Dann werden sie langsam schwächer werden. Sie werden deinen Befehlen aufs Wort gehorchen. Weltliche Menschen sind bloße Sklaven ihrer Indriyas, auch wenn sie gebildet sind, auch wenn sie großen Reichtum besitzen oder über richterliche und vollstreckende Macht verfügen. Wenn du Sklave des Fleischgenußes bist, beginne Kontrolle über die Zunge auszuüben, indem du sechs Monate lang kein Fleisch ißt. Du wirst bewußt spüren, daß du ein wenig Herrschaft über dieses lästige Indriya gewonnen hast, das früher einmal so rebellisch war.

Sei vorsichtig, wachsam und umsichtig. Beobachte Geist und Vrittis. Jesus sagt: „Wacht und betet.“ Den Geist zu beobachten ist Innenschau. Einer unter einer Million übt diese nutzbringende, die Seele erhebende Praxis oder Disziplin. Die Menschen sind in Weltlichkeit versunken. Sie laufen hinter Geld und Frauen her. Sie haben keine Zeit, um an die Seele oder höhere spirituelle Dinge zu denken. Die Sonne geht auf, und der Geist läuft in seine alten gewohnten sinnlichen Furchen von essen, trinken, sich vergnügen und schlafen. Der Tag ist vergangen. So vergeht das ganze Leben. Es gibt keine moralische Entwicklung, keinen spirituellen Fortschritt. Die sogenannten gebildeten, kultivierten Menschen haben keine Ahnung von Innenschau. Sie entwickeln nur ihren Intellekt, verdienen ein bißchen Geld, haben eine Position oder Stellung inne, bekommen ein paar unnützen und leere Titel und Ehren und treten dann von der Bühne ab, ohne Selbsterkenntnis oder das Ziel des Lebens erreicht zu haben. Ist das nicht wirklich traurig? Ist das nicht überaus beklagenswert? Wer täglich Innenschau hält, kann seine Fehler ausfindig machen, sie durch geeignete Methoden ablegen und vollkommene Kontrolle über seinen Geist erlangen. Er kann den Eindringlingen - Lust, Ärger, Habgier, Täuschung und Stolz - den Eintritt in die Geistfabrik verwehren. Er kann göttliche Tugenden wie Barmherzigkeit, Vergebung, Reinheit, Mut, usw. entwickeln.

Tägliche Selbstanalyse und Selbstbefragung sind unverzichtbar. Nur dann kann der Yogaschüler seinen Mängeln vorbeugen und kann rasch spirituell wachsen. Was tut ein Gärtner? Er kümmert sich sehr sorgfältig um seine jungen Pflanzen. Täglich jätet er das Unkraut. Er bringt einen schönen starken Zaun um sie herum an. Er gießt sie täglich zur richtigen Zeit. Nur dann wachsen sie wunderbar und tragen bald Früchte. Genauso muß der Yogaschüler seine Schwächen durch tägliche Selbstanalyse feststellen und sie dann mit den entsprechenden Mitteln beseitigen. Wenn eine Methode versagt, muß er sich einer kombinierten Methode bedienen. Wenn Beten versagt, muß er Satsang, Pranayama, Meditation, Ernährungsregeln, Analyse, usw. anwenden. Er muß nicht nur die starken Wellen von Stolz, Heuchelei, Lust, Zorn, usw. zerstören, die sich an der Oberfläche des bewußten Geistes manifestieren, sondern auch ihre feinen Eindrücke, die in den Winkeln des unterbewußten Geistes lauern. Nur dann ist er vollkommen sicher. Diese feinen Eindrücke sind sehr gefährlich. Sie halten sich verborgen wie Diebe und greifen den Suchenden an, wenn er ein wenig sorglos ist, wenn er seine tägliche spirituelle Praxis ein wenig vernachlässigt, oder wenn er provoziert wird.

Wenn sich diese Mängel selbst unter extremer Provokation bei wiederholten Gelegenheiten nicht zeigen, auch wenn man nicht tägliche Innenschau und Selbstanalyse übt, kann man sicher sein, daß auch die feinen Eindrücke getilgt sind. Nun ist man sicher. Die Praxis von Innenschau und Selbstanalyse erfordert Geduld, Ausdauer, klettenhafte Hartnäckigkeit, Einsatz, einen eisernen Willen, eiserne Entschlossenheit, einen feinen Verstand, Mut, usw. Aber der Ertrag wird von unschätzbarem Wert sein. Dieser Ertrag ist Unsterblichkeit, höchster Frieden und unendliche Wonne. Der Preis dafür ist sehr hoch. Daher murre nicht angesichts deiner täglichen Praxis. Setze den ganzen Geist, das ganze Herz, den ganzen Verstand und die ganze Seele ein. Nur dann ist rascher Erfolg möglich.

Jeder Suchende auf dem Pfad des Yoga muß versuchen, einen gelassenen Geist zu haben. Ein Suchender mit einem ruhelosen Geist kann nicht den geringsten Fortschritt im Yoga machen. Die erste Voraussetzung für einen Yogaschüler ist Gelassenheit des Geistes. Stille Meditation am Morgen, das Aufgeben von Wünschen, sattvige Ernährung, Sinneskontrolle und täglich eine Stunde Praxis von Mauna ebnen den Weg zu festem geistigen Frieden. Alle unnötigen gewohnheitsmäßigen Gedanken, Gefühle, Sorgen, Beunruhigungen, verwirrten Vorstellungen und diverse eingebildete Ängste müssen beseitigt werden. Nur dann wird der Geist friedvoll sein. Die Grundlage von Yoga kann dann gut und wirklich gelegt werden, wenn der Suchende in höchstem Maße Gelassenheit des Geistes besitzt. Nur ein ruhiger Geist kann die Wahrheit erfassen. Nur ein stiller Geist kann das göttliche Licht empfangen. Nur ein friedvoller Geist ist ein geeignetes Gefäß, um das spirituelle Licht zu beinhalten. Spirituelle Erfahrungen sind nur dann von Dauer, wenn der Geist ruhig ist. Ansonsten kommen und gehen sie.

Übe morgens nach dem Aufstehen Gebet, Japa und Meditation von 4.00 bis 6.00. Dann fasse den festen Vorsatz: „Ich werde heute enthaltsam sein. Ich werde heute die Wahrheit sprechen. Ich werde heute nicht die Gefühle anderer verletzen. Ich werde heute nicht in Zorn geraten.“ Beobachte den Geist. Habe einen eisernen Willen. Sei entschlossen. Du wirst an dem Tag ganz sicher erfolgreich sein. Dann kannst du das Gelübde auf die ganze Woche ausdehnen. Du wirst allmählich Kraft entwickeln. Deine Willenskraft wird sich steigern. Dann dehne das Gelübde auf den ganzen Monat aus. Auch wenn dir anfänglich Fehler unterlaufen, sei nicht unnötig beunruhigt. Fehler sind die besten Lehrer. Du wirst dieselben Fehler nicht noch einmal machen. Wenn du aufrichtig und ernsthaft bist, wird sich die göttliche Gnade auf dein Haupt herabsenken. Der Herr wird dir die Kraft geben, Schwierigkeiten und Problemen zu begegnen.

Wer den Geist kontrolliert hat, ist wirklich glücklich und frei. Körperliche Freiheit ist keine Freiheit. Wenn sich ein Mensch leicht von seinen Gefühlen und Impulsen hinreißen läßt, wenn er seinen Stimmungen, Sehnsüchten und Leidenschaften ausgeliefert ist, wie kann er dann wirklich glücklich sein? Er ist wie ein Boot ohne Ruder. Er wird hin und hergeschleudert wie ein Strohhalm im Fluß. Er lacht fünf Minuten und weint fünf Stunden. Was helfen ihm Frau, Sohn, Freunde, Geld, Ruhm, Titel und Macht, wenn er so von den Impulsen des Geistes beherrscht wird? Ein wahrer Held ist derjenige, der seinen Geist beherrscht. Es gibt ein Sprichwort: „Wer seinen Geist beherrscht, beherrscht die Welt.“ Der wahre Sieg ist der Sieg über den Geist. Nur dann kann wahre Freiheit genossen werden. Durch strenge Disziplin und selbstauferlegte Einschränkung müssen alle Wünsche, Gedanken, Impulse, Sehnsüchte, usw. beseitigt werden. Nur dann ist es möglich, sich aus der Knechtschaft des Geistes zu befreien. Übe keine Nachsicht mit dem Geist. Der Geist ist ein durchtriebener Wicht. Er muß mit drastischen Mitteln gezügelt werden. Nur dann ist es möglich, ein vollendeter Yogi zu werden. Geld kann keine Freiheit geben. Freiheit gibt es nicht auf dem Crawford Market zu kaufen!

Sie ist ein seltener verborgener Schatz, der von einer fünfköpfigen Schlange bewacht wird. Solange die Schlange nicht getötet ist, kann man nicht an den Schatz kommen. Dieser Schatz ist der spirituelle Reichtum. Die Schlange ist der Geist. Die fünf Köpfe sind die fünf Sinne, die den Geist zischen lassen.

Ein rajasiger Geist möchte immer Neues. Er will Abwechslung. Er verabscheut Monotonie. Er liebt Ortswechsel, Abwechslung im Essen, kurz Veränderung in allem. Der Yogaschüler jedoch muß den Geist darin schulen, bei einer Sache zu bleiben. Er darf Monotonie nicht scheuen. Er muß äußerste Geduld, einen eisernen Willen und unermüdliche Ausdauer besitzen. Nur dann kann er im Yoga erfolgreich sein. Wer ständig etwas Neues will, ist ungeeignet für Yoga. Bleibe an einem Ort, bei einem Lehrer, einer Methode, einem Yogasystem. Nur dann ist rascher Fortschritt möglich. Es muß tatsächlich der Durst nach Gottverwirklichung vorhanden sein. Dann werden alle Hindernisse beseitigt. Nur dann kann man auf dem Yogaweg bleiben. Bloßes emotionales Übersprudeln aus zeitweiliger Neugier, oder um Kräfte und Siddhis zu erwerben, kann keine greifbaren Ergebnisse bringen.

Wenn Fortschritte in der Meditation gemacht wurden, kann man nicht von aufkommenden Gefühlen mitgerissen werden. Gelegentliche Reizbarkeit und unerwünschte Sehnsüchte unterschiedlichster Art zeigen sich vielleicht, man hat jedoch die Kraft, sie zu beherrschen oder zu unterdrücken. Man gibt ihnen nicht nach. Allmählich werden diese Sehnsüchte vollständig im Feuer der Meditation aufgezehrt.

Wenn du sorglos bist, wenn du in den Yoga Praktiken unregelmäßig bist, wenn die Leidenschaftslosigkeit schwächer wird, oder wenn das Sadhana aus Faulheit ein paar Tage aussetzt, werden dich die entgegengesetzten Kräfte vom wahren Yogaweg abbringen. Du wirst stranden. Es wird sehr schwierig sein, zum ursprünglichen Gipfel zurückzukehren. Sei also sehr regelmäßig in den Praktiken.

Der ruhelose Geist wird zum Schweigen gebracht, wenn die Bedürfnisse reduziert und die nutzlosen irdischen Wünsche vernichtet werden. Habe einen einzigen starken Wunsch nach Befreiung. Dann kann der Geist für höhere spirituelle Einflüsse geöffnet werden. Das göttliche Licht wird langsam herabkommen. Die innere Wandlung und spirituelle Erhebung wird tatsächlich fühlbar. Allmählich wird sich das persönliche Bewußtsein im kosmischen Bewußtsein auflösen, der individuelle Wille wird im göttlichen Willen oder kosmischen Willen aufgehen. Das ist der Zustand von Samadhi, der überbewußte Zustand. Der Mensch ist jetzt Gott geworden. Nach vielen Zeitaltern ist er zu seiner ursprünglichen Heimat, zum Sitz von Unsterblichkeit und ewiger Wonne zurückgekehrt.

Alles Rajas muß aus dem Geist ausgequetscht werden. Rajas ist Leidenschaft. Jeder weltliche Ehrgeiz ist das Produkt von Rajas. Ehrgeiz macht den Geist ruhelos. Wenn Ehrgeiz nicht befriedigt wird, ist der Geist voll Depression und Ängsten. Der ehrgeizige Mensch hat keinen Frieden im Geist. Er sorgt sich: „Wird mein Vorhaben gelingen? Und falls ich Erfolg habe, werde ich dieselbe Macht und denselben Einfluß haben, wie Herr Soundso?“ Ehrgeiz ist ein großes Hindernis im Yoga. Versuche zuerst, Frieden im Geist zu erlangen. Erst dann kann der Überbau von Yoga rasch errichtet werden. Das göttliche Licht kann sich nur auf einen friedvollen Geist herabsenken. Wenn der Geist friedvoll ist, wirst du Blitze höherer Einsichten erhalten.

Ein trübsinniger Mensch verbreitet unangenehme und morbide Schwingungen. Nichts ist ansteckender als Depression. Verlasse dein Zimmer nicht, wenn du deprimiert bist, denn du wirst Freunde und Nachbarn anstecken. Depression verzehrt dein Innerstes. Sie wütet wie ein Krebsgeschwür. Sie ist eine tödliche Seuche. Sie kann auf eine Enttäuschung, einen Mißerfolg, eine schwere Verdauungsstörung, einen hitzigen Streit, schlechte Gedanken, schlechte Gefühle usw. zurückzuführen sein.

Trenne dich von diesen negativen Gefühlen und identifiziere dich mit dem höchsten Purusha. Habe ein inneres Leben. Kein äußerer Einfluß kann dich berühren. Du wirst unverwundbar sein. Du wirst gefeit sein gegen Depression und jede dunkle feindliche Macht. Vertreibe sofort das Gefühl von Depression durch Analyse, das Singen des Namens des Herrn, Gebete, Singen von OM, Pranayama, einen raschen Spaziergang an der frischen Luft oder Denken an das Gegenteil, nämlich das Gefühl von Freude, usw. Versuche in jeder Situation glücklich zu sein und verbreite Freude in deiner Umgebung.

Diese Welt ist nichts anderes als die Manifestation der Gedankenformen von Hiranyagarbha oder Gott. In der Wissenschaft gibt es Hitze-, Licht- und Elektrizitätswellen. Es gibt auch Gedankenwellen im Yoga. Der Gedanke hat eine enorme Kraft. Jeder bedient sich dieser Kraft unbewußt bis zu einem bestimmten Grad. Wenn du ein umfassendes Verständnis vom Wirken der Gedankenschwingungen besitzt, wenn dir die Technik der Gedankenkontrolle bekannt ist, wenn dir die Methode vertraut ist, nutzbringende Gedanken auf andere über eine Entfernung hinweg zu übertragen, durch Schaffung von sehr klaren, wohldefinierten und starken Gedankenbildern, kann diese Gedankenkraft tausendmal wirksamer eingesetzt werden. Gedanken bewegen. Gedanken wirken Wunder. Gedanken heilen. Ein Gedanke hat ein Gewicht, eine Form, eine Größe und eine Farbe. Ein falscher Gedanke bindet; ein guter Gedanke befreit. Deshalb denke richtig und erlange Freiheit.

Nicht der Gedanke allein bestimmt eine Handlung. Es gibt intelligente Menschen, die klug über Pro und Kontra einer Sache nachdenken, doch wenn die Zeit gekommen ist, werden sie durch die Versuchung in die Irre geführt. Sie handeln falsch und bereuen bitter. Das Gefühl treibt den Menschen zum Handeln. Manche Psychologen betonen die Vorstellung sehr stark und sagen, daß es in der Tat die Vorstellung ist, die eine Handlung bestimmt. Mit folgender Illustration stützen sie ihre Behauptung: - Angenommen eine lange 30 cm breite Planke wird auf zwei Türmchen gelegt, die etwa 6 m hoch sind. Wenn man über diese Planke geht, stellt man sich vor, man fällt hinunter, und fällt auch tatsächlich; man kann hingegen sehr gut über dieselbe Planke gehen, wenn sie auf dem Boden liegt. Oder angenommen, man fährt mit dem Rad auf einem schmalen Weg. Auf dem Weg liegt ein großer Stein. Man stellt sich vor, man fährt mit dem Rad gegen den Stein, und fährt wegen der falschen Vorstellung auch tatsächlich gegen den Stein. Andere Psychologen sagen, der Wille bestimmt eine Handlung, und der Wille kann alles bewirken. Für sie ist Wille eine Seelenkraft. Vedantins sind ebenfalls dieser Ansicht.

Der Mensch ist ein komplexes Sozialtier mit einer Vielzahl von Interessen. Er ist ein biologischer Organismus, und ist daher ganz sicher gekennzeichnet durch den Besitz bestimmter physiologischer Funktionen wie Blutkreislauf, Verdauung, Atmung, Ausscheidung, usw. Er ist ebenso ganz sicher gekennzeichnet durch den Besitz bestimmter psychologischer Funktionen wie Denken, Wahrnehmung, Erinnerung, Vorstellung, usw. Er sieht, denkt, schmeckt, riecht und fühlt. Philosophisch gesehen ist er das Ebenbild Gottes, ja sogar Brahman Selbst. Er verlor seine göttliche Herrlichkeit, als er von der Frucht des „Verbotenen Baumes“ kostete. Er kann seine verlorene Göttlichkeit wiedergewinnen durch geistige Disziplin und die Praxis von Yoga.

Warum weinst du mein Kind? Nimm die Binde von den Augen und sieh. Lüfte den Schleier der Maya. Du bist umgeben von nichts anderem als Wahrheit und Wahrheit alleine. Öffne die Augen und sieh nun klar. Überall, wohin du siehst, ist nichts als das allerfüllende Licht und Wonne. Der Star der Unwissenheit hat deine Sicht getrübt. Lasse den Star sofort beseitigen. Setze eine neue Brille auf, indem du das innere Auge der Weisheit durch regelmäßige Meditation entwickelst.

Licht auf Yoga Sadhana

Frage: In „Praktische Anleitungen zum Yoga“ heißt es, daß Bandha Traya bei Pranayama, Konzentration und Meditation sehr nutzbringend eingesetzt werden kann. Aber ist nicht Bandha Traya alleine bereits eine sehr anstrengende Übung? Wird nicht die gleichzeitige Anwendung die Aufmerksamkeit vom Lakshya abziehen?

Antwort: Während der Praxis von Bandha Traya muß der Geist mit Meditation beschäftigt sein. Es hilft, um Kumbhaka in Pranayama, Konzentration und Meditation zu verlängern. Wenn man dem Geist erlaubt herumzuwandern, ist Kumbhaka nur sehr kurz. Bandha Traya ist in den Anfangsphasen der Meditation zu praktizieren, um in Kevala Kumbhaka erfolgreich zu sein. In den fortgeschrittenen Stufen ist die Kombination damit nicht notwendig.

Frage: Soll Kumbhaka nach dem Einatmen gemacht werden, wenn man nur Bandha Traya macht, d.h. ohne Verbindung mit Pranayama? Wie oft soll man diese Kriya ausführen, im speziellen aus Gründen von Brahmacharya?

Antwort: Bandha Traya (besonders Jalandhara Bandha) ist nur notwendig für Kumbhaka, sofort nach dem Einatmen. Es ist nur dazu da, um den unwillkürlichen Impuls zum Ausatmen zu unterdrücken. Bereits zehnmal Bandha Traya bei der morgendlichen und abendlichen Pranayamapraxis wird im Einhalten von Brahmacharya Erfolg bringen. Es kommt jedoch auch sehr auf die Ernährung und eine Änderung des Blickwinkels auf spirituelle Werte hin an.

Frage: Ich las in einem Buch, daß ein Yogi einmal einem Patienten magnetisiertes Wasser gab. Als der Junge aufgefordert wurde, das Wasser zu trinken, berührte der Yogi das Glas mit seinen Fingern, und das Wasser begann zu kochen. Wie kommt es dazu?

Antwort: Ich habe viele ›Yogis‹ gesehen, die in leeren Töpfen Wasser entstehen ließen, das Wasser zum Kochen brachten und darin Reis zubereiteten. Das hat nichts mit Yoga zu tun. Es ist reine Gaukelei. Heilkraft kann nur durch spirituelle Kraft gesteigert werden, durch Reinheit und Intensität der Konzentration. Yoga gibt diese Kraft. Man stellt sie jedoch nicht zur Schau, um zum Zwecke des persönlichen Ruhmes oder wegen des finanziellen Gewinns Aufmerksamkeit zu erregen und nicht einmal, um Glauben zu schaffen. Durch bloßes Sankalpa kann ein Mensch von ungebrochener Wahrhaftigkeit, Enthaltsamkeit und ethischen Tugenden Wunder vollbringen. Auch das richtige Praktizieren von Satya, Ahimsa und Brahmacharya von einem gewöhnlichen Menschen, ungeachtet seiner vergangenen Taten, kann Wunder wirken.

Frage: Jemand hat geschrieben, daß durch die Beherrschung von Yoni Mudra Kutastha gesehen werden kann. Wie kann auf diese Weise das absolute Bewußtsein (Kutastha) gesehen werden?

Antwort: Yoni Mudra dient nur dazu, tiefe Konzentration durch die Vermeidung von äußerer Ablenkung zu entwickeln; Kutastha oder andere Aspekte in Zusammenhang mit Sukshma Sarira oder darüber hinaus können mit den physischen Augen nicht gesehen werden. Man muß die innere göttliche Sicht oder Intuition entwickeln, um die verborgenen Wahrheiten des Yoga wahrzunehmen.

Frage: Wird Kundalini nur durch einen bestimmten Yoga erweckt, nämlich die Methode des Rishi Patanjali? Ist sie unbedingt notwendig, um Siddhis zu erwerben?

Antwort: Raja Yogis erwecken Kundalini durch Samyama, Hatha Yogis durch verschiedene Yoga Kriyas, Jnana Yogis durch reinen Willen und Bhaktas durch makellose Frömmigkeit. Das Erwecken von Kundalini durch jede dieser Methoden verleiht Siddhis. Wenn die Kundalini durch die einzelnen Chakras geht, erlangt der Suchende deren jeweilige Siddhis. Kluge Yogis stellen niemals Siddhis zur Schau, da sie in den meisten Fällen einen Rückschlag verursachen. Das letztendliche Ziel ist Selbstverwirklichung, und dafür sind Siddhis vollkommen nutzlos. Mißbräuchlich verwendete Siddhis verlieren ihre Wirksamkeit und verursachen unsägliches Leid.

Haupthindernisse im Yoga Sadhana

Wirkliche Suchende, die nach Selbstverwirklichung dürsten, müssen in allen Belangen absolut ehrenhaft sein. Ehrlichkeit darf für sie keine Taktik sein, sondern die strikte Regel ihres täglichen Verhaltens.

Steya, die Gewohnheit des Stehlens, ist sehr gefährlich. Sie kann sich unter geeigneten Bedingungen und günstigen Umständen zu einem ernsten Verbrechen entwickeln. Auch jemand, der nur kleine Diebstähle begeht, hat weder moralische Kraft noch geistigen Frieden. Wenn der Suchende nicht vollkommen in Asteya, Nichtstehlen verankert ist, kann er nicht hoffen, auch nur den geringsten Fortschritt auf dem spirituellen Weg zu machen. Er mag seinen Atem fünf Stunden lang anhalten, er mag Tratak auf die Mittagssonne machen, er mag sich drei Monate lang in der Erde begraben lassen, oder er mag viele weitere geschickte Yoga Kunststücke zeigen. Sie sind wertlos, wenn er die Gewohnheit des Stehlens hat. Eine Woche oder einen Monat lang wird er vielleicht geachtet und verehrt. Man wird ihn verachten, wenn er zu stehlen beginnt.

Laß dich nicht vom äußeren Schein täuschen. Höre nur über diesen bemerkenswerten Vorfall. Ein Pandit von großer Gelehrsamkeit war Gast einer hochrangigen Persönlichkeit. Der Pandit konnte die ganzen Veden und Upanishaden auswendig hersagen und hatte intensives Tapasya gemacht. Er war sehr mäßig in seiner Ernährung und aß nur sehr wenig. Er vergeudete keine Minute des Tages nutzlos und war immer vertieft in das Studium religiöser Bücher, in Puja, Japa und Meditation. Sein Gastgeber zollte ihm höchsten Respekt. Dieser gelehrte Pandit stahl eines Tages aus dem Haus seines Gastgebers einige Gegenstände. Sie waren überhaupt nicht wertvoll. Anfangs bestritt er den Diebstahl entschieden. Später gab er es zu und entschuldigte sich. Würde jemand einen so gelehrten Pandit, der strenge Askesen übt, für einen kleinen Dieb halten? Die subtile Vritti des Stehlens war im Geist des Pandit verborgen; er hatte sie nicht durch Selbstanalyse und drastisches, reinigendes Sadhana zerstört. Er hatte die Tugenden von Edelmut und Integrität nicht entwickelt. Er hatte nur ein wenig seine Zunge unter Kontrolle und einige heilige Bücher gepaukt.

Die Gewohnheit, Lügen zu erzählen, verbindet sich mit der Gewohnheit des Stehlens. Es gibt Schüler, die sogar wegen Kleinigkeiten lügen. Wir können weltliche Menschen entschuldigen, spirituell Suchende aber können wir nicht entschuldigen. Wenn der Lehrer seinen Schüler fragt: „Oh Ram, hast du heute früh das Chinin Medikament genommen?“, antwortet er: „Swamiji, ja, ich habe es schon genommen.“ Ram lügt wegen dieser Kleinigkeit, und bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, daß er ein Lügner ist.

Viele Yogis geben sich als große Yogis aus, wenn sie nur ein paar Asanas und Mudras kennen, und geben sich als große Vedantins aus, wenn sie nur Vichar Sagar und Panchadasi gelesen haben. Auch das ist ein weiteres großes Hindernis auf dem Weg.

Religiöse Heuchelei eines spirituellen Suchers ist gefährlicher als die Heuchelei weltlicher Menschen. Es ist eine schlechte Eigenschaft, die aus einer Mischung von Rajas und Tamas entsteht. Religiöse Heuchelei steht der Herabkunft von göttlichem Licht und Erkenntnis sehr im Wege. Es ist sehr schwierig, religiöse Heuchelei auszurotten. Was ist eigentlich religiöse Heuchelei? Es ist vorgeben, etwas zu sein, was man nicht ist. Wenn der Suchende vorgibt, eine verwirklichte Seele, ein Jivanmukta zu sein, wenn er in Wirklichkeit etwas anderes ist, ist das eine reine Art von religiöser Heuchelei.

Ein religiöser Heuchler kann niemals das Ziel des Lebens erreichen, und er wird bald von den Menschen aufgedeckt werden, wenn er auch sein Gesicht wie ein Strauß versteckt.

Kein Yoga, keine Einheit mit Atma, kein Samadhi ist möglich, wenn man der Heuchelei zum Opfer fällt. Wer sagt: „Ich bin eine verwirklichte Seele.“, wenn er Sklave der schlechten Vrittis ist, ist ganz sicher ein Heuchler. Man vertraue keinem solchen Menschen.

Selbstzufriedenheit ist eine weitere schlechte Vritti im Geistsee. Sie entsteht ebenfalls aus einer Mischung von Rajas und Tamas. Sie wirkt wie ein Stolperstein auf dem spirituellen Weg. Der Schüler, der diesem schlechten Charakterzug zum Opfer gefallen ist, denkt törichterweise, er weiß alles. Er ist ganz zufrieden mit seinem geringen Wissen und seinen geringen Leistungen. Er unterbricht sein Sadhana. Er versucht niemals, weiteres Wissen zu erwerben. Er bemüht sich niemals, die höchste Erkenntnis von Bhuma (dem höchsten Selbst) zu erreichen. Er weiß nicht, daß es darüber hinaus ein riesiges Reich an Wissen gibt. Er ist wie die Kröte im Brunnen, die den Ozean nicht kennt und denkt, daß der Brunnen die einzige unbegrenzte Wasserfläche ist.

Ein selbstzufriedener Mensch denkt und meint törichterweise: „Ich weiß alles. Es gibt für mich nichts mehr zu wissen.“ Maya breitet einen dichten Schleier in seinem Geist aus. Der selbstzufriedene Mensch hat einen trüben Geist, ein umwölktes Verstehen und einen irregeleiteten Intellekt.

Selbstzufriedenheit ist eine starke Waffe von Maya, mit der sie Menschen irreführt und dem Sadhana eines Suchenden eine starke Bremse anlegt. Sie erlaubt ihm nicht, voranzuschreiten und über den Schleier hinauszusehen, denn er wird wegen seiner Selbstzufriedenheit von falscher Zufriedenheit mitgerissen.

Der selbstzufriedene Wissenschafter, der die Elektronen und die Gesetze des physischen Aspekts der Natur kennt, denkt, daß es darüber hinaus nichts gibt. Der Moralist, der einige ethische Tugenden entwickelt hat, denkt, daß es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene Yogaschüler, der die Erfahrung von Anahataklängen und Lichtern macht, denkt, daß es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene Sannyasin, der Gita und Upanishaden auswendig kennt, denkt daß es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene Yogi oder Vedantin, der die Erfahrung des niederen Samadhi macht, denkt, daß es darüber hinaus nichts gibt. Sie alle tappen im Dunkeln. Sie wissen nicht, was Vollkommenheit ist.

Maya stellt den Schüler bei jedem Schritt und in jeder Phase auf die Probe und erscheint vor dem Schüler in verschiedenen Formen und Farben wie ein Asura oder Chamäleon. Es ist sehr schwierig, Ihre Gegenwart zu bemerken. Wer jedoch die Gnade der Mutter erhalten hat, wird keine Schwierigkeiten bei seinem Voranschreiten haben. Sie Selbst hebt ihn hoch und trägt ihn auf Ihren Händen zu seinem Bestimmungsort, um ihn Ihrem Herrn - Gott Siva - zu präsentieren und ihn in unerschütterlichem Nirvikalpa Samadhi zu verankern.

Der Suchende denke stets: „Ich weiß sehr wenig. Es ist nur eine Handvoll Wissen. Das, was ich noch zu lernen habe, füllt einen Ozean.“ Nur dann wird er intensiv dürsten und sich nach weiterem Wissen sehnen.

Selbstrechtfertigung ist eine sehr gefährliche Angewohnheit. Sie ist eine abscheuliche schlechte Eigenschaft, die aus Rajas entsteht. Der Suchende tut etwas Schlechtes und versucht, auf seinen Ideen, seiner Handlungsweise und seinem Standpunkt zu beharren. Er bringt verschiedenste törichte Argumente vor und gibt falsche Interpretationen der Schriften, um sich zu rechtfertigen. Er gibt niemals seine Fehler und Irrtümer zu. Er versucht, seine Selbstschätzung aufrechtzuerhalten. Sein Geist ist getrübt und betrügerisch. Er kann Dinge nicht in ihrem wahren Licht sehen. Niemand kann diesem Menschen helfen.

Er kann keinen Fortschritt auf dem Yogaweg machen, denn er hört nicht auf die Unterweisungen von Älteren und Weisen. Selbstzufriedenheit, Überheblichkeit, Eitelkeit, Anmaßung und Eigensinn sind die ständigen Begleiter von Selbstzufriedenheit. Wenn sich diese Begleiter mit Selbstrechtfertigung verbinden, wird er ungestüm sein wie ein Affe, der ein Glas Schnaps getrunken und den ein Skorpion gebissen hat. Er ist gänzlich abgetrennt vom göttlichen Licht. Siehe, wie Maya getäuschte Menschen beeinflußt? Selbstrechtfertigung ist eine der subtilen Formen (der niederen Natur).

Ein rechthaberisches Wesen ist ein großes Hindernis auf dem spirituellen Weg. Es ist eine schlechte Eigenschaft, die aus Rajas entsteht. Sie wird von Eitelkeit und Arroganz begleitet. Der Suchende, der dem rechthaberischen Wesen zum Opfer fällt, möchte einen wichtigen Eindruck machen. Er stellt sich als großer Yogi mit vielen Siddhis dar. Er sagt: „Ich bin im Yoga sehr fortgeschritten. Ich kann viele Menschen beeinflussen. Niemand gleicht mir auf dem Gebiet des Yoga. Ich habe unglaubliche geistige Kräfte.“ Er erwartet von anderen, daß sie ihm Respekt erweisen und sich vor ihm auf den Boden werfen. Er ärgert sich leicht über Menschen, wenn sie ihm keine Ehre erweisen und sich vor ihm nicht auf den Boden werfen. Er versucht, seine Position und sein Prestige aufrechtzuerhalten. Der anmaßende spirituelle Sucher schenkt den Anweisungen seines Gurus keine Beachtung. Er tut, was er will. Er tut so, als würde er seinem Guru gehorchen. Bei jedem Schritt macht sich sein kleines Ego bemerkbar. Er ist ungehorsam und bricht die Disziplin. Er schafft Gruppengeist, Aufruhr, Chaos und Unordnung. Er bildet Gruppen. Er kritisiert Mahatmas, Sannyasins, Yogis und Bhaktas. Er hat kein Vertrauen zu den Schriften und den Worten von Weisen. Er beleidigt sogar seinen Guru. Er verschweigt Tatsachen und sagt bewußt Lügen, um seine Position zu erhalten oder seine unrechten Handlungen zu vertuschen. Er erzählt weitere Lügen, um eine einzige Lüge zu vertuschen. Er verdreht und verzerrt die Wahrheit.

Dickköpfigkeit ist tamasige Sturheit oder Hartnäckigkeit. Sie entsteht aus Tamo Guna, Dunkelheit. Der dickköpfige Mensch beharrt hartnäckig auf seinen törichten Ideen. Ich gab einem jungen Schüler Anweisungen: „Gehe nicht auf den Berg mit einem Teller in Händen und mit Schuhen an; du wirst ausrutschen und dir die Knochen brechen.“ Ich gab ihm auch das Beispiel einer Europäerin, die in den Badri Hügeln nach einem Sturz von einem Berggipfel starb, als sie sich eifrig darum bemühte, Himalaya Kräuter zu sammeln. Ich führte ihm ein weiteres Beispiel eines Geologieprofessors an, eines Professors an der Universität von Lucknow, der ebenfalls an den Folgen eines Sturzes vom Gipfel des Berges in Lakshman Jhula, Rishikesh, starb, als er versuchte, die Beschaffenheit des Gesteins zu untersuchen. Der junge Schüler hörte nicht auf meine Worte. Er war sehr starrsinnig. Trotz meiner klaren Anweisungen stieg er mit Schuhen und einem Teller in Händen auf die Tehri Hügel. Das ist ein klarer Fall von Starrsinnigkeit. Starrsinnige Schüler können keinen wirklichen Fortschritt auf dem spirituellen Pfad erzielen. Beseitige diese üble Erscheinungsform des Geistes. Sei immer eifrig darauf bedacht, gute Anweisungen aus jeder Quelle und von jedem Weisen zu erhalten. Sei stets bereit, die Wahrheit zu erfassen, egal aus welcher Ecke sie kommt.

Der Mensch ist nicht nur ein Bürger dieser Welt, sondern vieler Welten. Er muß Gefahren und Versuchungen nicht nur aus dieser Welt, sondern auch aus anderen Welten begegnen. Die Ebene der Gandharvas ist voller Versuchungen. Deshalb heißt es in den Yoga Shastras, daß der Suchende sich zuerst reinigen, seine Sinne beherrschen, seine Wünsche Tamas entsteht. Religiöse Heuchelei steht der Herabkunft von göttlichem Licht und Erkenntnis sehr im Wege. Es ist sehr schwierig, religiöse Heuchelei auszurotten und in Yama verankert sein muß, bevor er versucht, seine Kundalini zu erwecken, die schlafende potentielle Shakti, die schlummernd im Basis Muladhara Chakra liegt. Wenn Kundalini durch Asanas, Bandhas, Mudras und Pranayama erweckt wird, bevor Reinheit erlangt wurde, trifft der Yogi auf die Versuchungen der anderen Ebenen; er hat dann keine Willenskraft, um diesen Versuchungen zu widerstehen, und wird hoffnungslos abstürzen.

Es wird sehr schwierig für ihn sein, wieder die ursprüngliche Höhe zu erreichen, die er bereits auf der Yogaleiter erklommen hatte. Deshalb muß der Suchende zuerst versuchen, sich zu reinigen. Wenn vollkommene Reinheit durch Japa, Kirtan und fortgesetztes selbstloses Dienen erreicht ist, wird Kundalini von selbst erwachen und sich zum Sahasrara am Scheitel bewegen, um Ihren Herrn zu treffen - Gott Siva, den Träger des Dreizacks vom Berg Kailasa, der Schatzkammer von Weisheit, Wonne und Frieden.

Viele Suchende ersteigen eine gewisse Höhe auf der Yogaleiter. Sie werden von den Versuchungen der höheren Ebenen (Swarga, Gandharva Ebene, etc.) unwiderstehlich mitgerissen. Sie verlieren ihre Unterscheidungskraft und richtiges Verstehen, und verlieren sich dadurch in himmlischen Genüssen. Die Bewohner der höheren Ebenen, die Strahlenden, führen die Suchenden in verschiedenster Weise in Versuchung. Sie sagen den Suchenden: „Oh Yogi! wir sind hocherfreut über dein Tapas, deine Leidenschaftslosigkeit, deine spirituellen Praktiken und göttlichen Eigenschaften. Dies ist die Ebene deines endgültigen Verweilens, die du durch dein Verdienst und Tapas erworben hast. Wir stehen alle zu deinen Diensten, gehorchen deinen Befehlen und führen deine Anweisungen und Wünsche aus. Hier ist der himmlische Wagen für dich. Du kannst fahren, wohin du willst. Hier sind die himmlischen Mädchen, die sich um dich kümmern. Hier ist das Kalpa Vriksha, das dir alles gibt, was du willst. Hier ist der himmlische Nektar Soma Rasa im goldenen Becher, der dich unsterblich macht. Hier ist der himmlische See höchster Freude. Du kannst in diesem See frei schwimmen.“ Der unvorsichtige Yogi wird leicht von den Einladungen und den süßen blumigen Reden der Devas mitgerissen. Er bekommt falsches Tushti, Zufriedenheit. Er denkt, daß er das höchste Ziel des Yoga erreicht hat. Er gibt den Versuchungen nach, und seine Energie entweicht nach verschiedenen Richtungen. Sobald seine Verdienste erschöpft sind, kommt er auf die Erdebene zurück. Er muß seinen Aufstieg auf der spirituellen Leiter neu beginnen. Aber der leidenschaftslose Yogi, der über starke Unterscheidung verfügt, weist diese Einladungen der Devas unbarmherzig zurück, schreitet kühn auf dem spirituellen Pfad voran und hält nicht früher an, als bis er die höchste Sprosse der Yogaleiter erklommen hat, den höchsten Gipfel auf dem Berg der Erkenntnis, Nirvikalpa Samadhi. Er ist sich völlig bewußt, daß die Freuden von Swarga, des Himmels, ebenso eine Illusion, vergänglich, momentan und hohl sind, und deshalb ebenso wertlos wie die dieser illusorischen Welt. Die Freuden des Himmels sind sehr subtil, äußerst intensiv und überaus berauschend. Aus diesem Grund erliegt der unvorsichtige, nicht wachsame und nur wenig leidenschaftslose Suchende leicht den Versuchungen der höheren Ebenen. Auch auf dieser physischen Ebene, im Westen und in Amerika, wo es ein Übermaß an Reichtum, jede Menge Dollars und Pfund gibt, erfreuen sich die Menschen an subtilen und intensiven sinnlichen Freuden. Täglich präsentieren Wissenschafter neue Erfindungen und neue Formen von Sinnesvergnügungen zur Befriedigung der mutwilligen und ungestümen Sinne. Selbst ein enthaltsamer Mensch aus Indien mit bescheidenem Lebensstil und einfachen Gewohnheiten wird ein anderer Mensch, wenn er einige Zeit in Amerika oder Europa lebt. Er erliegt den Versuchungen. Das ist die Macht von Maya. Das ist der Einfluß der Verlockung. Das ist die Kraft der ungestümen Sinne. Der Mensch, der starke Unterscheidung, ausgeprägte Leidenschaftslosigkeit, gute Vichara Shakti und das brennenden Verlangen nach Befreiung besitzt, kann das höchste Ziel des Lebens, die letztendliche Glückseligkeit oder erhabene Schau des Unendlichen erreichen. Nur er kann der Versuchung widerstehen und wirklich glücklich sein.