Umgang mit Schuld, Unrecht, Leid und Sühne

Schuld und Sühne
Die Karmalehre kann wie kaum eine andere philosophische oder spirituelle Lehre ewige Menschheitsfragen beantworten wie:

„Warum gibt es Unrecht auf dieser Welt?“
„Wenn Gott Liebe ist, warum gibt es so viel Leid?“
„Wie soll ich mit meiner Schuld umgehen?“
„Wie soll ich mit jemandem umgehen, der mir so viel Leid zugefügt hat?“

  • „Warum gibt es Unrecht auf dieser Welt?“ Antwort:  Es gibt nicht wirklich Unrecht auf dieser Welt. Von einem höheren Standpunkt aus kommt genau das auf uns zu, was wir brauchen. Wir wachsen an unseren Erfahrungen. Der Einzelne sollte sein Handeln an hoher Ethik ausrichten. Ein Gemeinschaftswesen muss ethische Grundsätze in Regeln bzw. Gesetze fassen. Aber vom kosmischen Standpunkt geschieht das, was geschehen soll. Wenn jemand, der geistig zurechnungsfähig ist, bewusst Leiden für andere erzeugt oder in Kauf nimmt, wird er/sie die Konsequenzen in diesem oder im nächsten Leben zu tragen haben.
  • „Wenn Gott Liebe ist, warum gibt es so viel Leid?“
    Antwort: Auch hier ist die Antwort ähnlich: Mensch (und Tier) ist auf dieser Welt, um durch Erfahrungen zu wachsen. Leider gehören auch leidvolle Erfahrungen zum Wachstum dazu. Vom Standpunkt eines Lebens aus gibt es manche Menschen, die von Kindheit an Grausamstes erfahren, Leid, das kaum ermesslich ist. Vom Standpunkt von Millionen Inkarnationen ist ein Leben nur ein kurzer Moment. Und jemand muss noch nicht einmal selbst etwas falsch gemacht haben, um Leiden „zu verdienen“: Zum Lehrplan des Lebens gehört Leiden dazu. Manche schaffen sich durch unethisches Handeln zusätzliches Leiden als „Strafarbeiten“. Aber am besten gehst du davon aus, dass jemand, dem Unrecht geschieht, selbst nichts Falsches gemacht hat, sondern jetzt gerade die menschliche Erfahrung des Schmerzes erleidet. Und du bemühst dich, sein/ihr Leiden so gut es geht zu mildern.
  • „Wie soll ich mit meiner Schuld umgehen?“
    Antwort: Leben auf der Erde ist unvollkommen. Ein „vollkommenes“ Leben zu führen ist als Mensch, von einem Standpunkt aus betrachtet, nicht möglich. Selbst ein Heiliger verursacht Leid, z.B. indem er über die Wiese geht und dabei auf Insekten tritt. Manche Menschen verursachen Leid, ohne es zu wollen: Z.B. läuft jemandem in der Kurve ein Kind vor das Auto.
  • Manche Menschen haben aus Wut etwas getan, was sie nachher bereuen. Manche Menschen waren viele Jahre richtige Egoisten und haben anderen bewusst Leid zugefügt, kommen dann auf den spirituellen Weg und bereuen, was sie vorher getan haben. Grundsätzlich gilt vom Karma-Standpunkt aus: Niemand kann jemand anderem etwas zufügen, das nicht irgendwie in seinem Karma ist. Wenn du also jemandem Schlimmes zugefügt hast, brauchst du dir kein schlechtes Gewissen zu machen, dass du einem anderen dauerhaft sein Leben verbaut hast. Karma ist abgelaufen. Bewusst oder unbewusst warst du Instrument im Karma dieses Menschen. Wenn es möglich ist, mache den zugefügten Schaden wieder gut. Wenn es nicht möglich ist, es an dem betroffenem Menschen gutzumachen, dann suche dir jemand anderes, dem du Gutes tun kannst. Gib eine Spende, engagiere dich in einem karitativen Werk oder einer spirituellen Gemeinschaft.

    Des weiteren hilft dir vielleicht die Vorstellung, dass das Karma deine Schuld auch wieder bereinigen wird, vielleicht indem du eine Konsequenz deiner Handlung erfährst. Eine weitere Möglichkeit wäre: Bereue es innerlich. Finde eventuell jemanden, dem du deine Schuld gestehen kannst und der mitfühlend mit dir sein wird. Bringe deine Tat Gott dar. Bitte Gott um Vergebung und bitte Gott darum, dass er alles wieder in Ordnung bringt. Wenn du mit christlicher Theologie vertraut bist, weißt du, dass die christliche Vergebungs-/Rechtfertigungslehre auch so ähnlich geht. Ein gläubiger evangelischer oder katholischer Christ könnte so vorgehen:  Der Gläubige beichtet Gott oder einem Priester seine Sünden. Er drückt seine Reue aus. Er bittet um Vergebung. Er weiß, dass Jesus für die Vergebung seiner Sünden gestorben ist. Der Priester erteilt die Absolution und gibt ein Bußopfer auf (katholisch) – oder der Gläubige spürt die Liebe und Vergebung Gottes (evangelisch). Anschließend nimmt man sich vor, sich künftig besser zu verhalten.
  • „Wie soll ich mit jemandem umgehen, der mir so viel Leid zugefügt hat?“
    Hier ist die Antwort nicht ganz so leicht. Was manche Menschen erfahren haben, ist unermesslich. Wenn mir Erwachsene erzählen, wie sie von ihrem Vater über Jahre vergewaltigt wurden oder wenn  Bürgerkriegsflüchtlinge mir erzählen, was sie erlebt haben, dann stockt mir nur der Atem und mein Herz blutet. Wenn einem jemand sein Leid anvertraut, kann man zunächst nur Mitgefühl ausdrücken und Gottes Segen erbitten. In der westlichen Psychologie gibt es inzwischen eine Reihe von Therapien zum Umgang mit traumatischen Erfahrungen. Manchmal ist es sicherlich am besten, zu einem Traumatherapeuten zu gehen.
  • Nach diesen Vorbemerkungen doch noch ein paar Sätze vom Karma-Standpunkt aus, wobei ich im Wesentlichen das oben Gesagte wiederhole: Grundsätzlich kann niemand einem anderen etwas zufügen, was nicht irgendwie in dessen Karma enthalten ist. Wenn jemand einem Schlimmes zufügt, war er, von einer höheren Warte aus, Instrument in den Händen der Lebensschule. Man hat die Erfahrungen bekommen, die für die eigene Entwicklung in diesem Leben wichtig waren. Wenn der andere einem mutwillig Schlimmes zugefügt hat, muss er selbst dafür büßen. So wie es Jesus ausgedrückt hat: „Es muss ja Übles kommen. Aber weh dem, durch den es geschieht.“ Von dieser Warte aus hat Jesus seinen Peinigern bei der Kreuzigung vergeben und sogar gesagt: „Vater vergib ihnen. Denn sie wissen nicht was sie tun.“ Jesus wusste vorher, dass er am Ende seines Lebens Furchtbares würde erleiden müssen. Und er wusste, dass es für Menschen nur einen Ausweg gibt, für furchtbare Taten keine karmische Strafe zu erhalten, nämlich wenn sie aus Unwissenheit handeln. Der beste Umgang mit Menschen, die einem Schlimmes zugefügt haben, wäre sicherlich Mitgefühl und Gebet. Aber nach der Karmalehre kann es auch für die persönliche Entwicklung wichtig sein, Gefühle von Wut, von Verzweiflung etc. zuzulassen und sich dessen nicht zu schämen. Irgendwann kommt dann die Kraft der Vergebung.

Um andere zu schützen, kann es angemessen sein, jemanden der irdischen Gerichtsbarkeit zuzuführen und verschiedene rechtlich und ethisch verantwortbare Mittel zu nutzen, um den Täter von weiteren Taten abzuhalten. Rachegedanken sollte man langfristig in Liebe und Vergebung umwandeln. Rachehandlungen sollte man grundsätzlich unterlassen. Gebet zu Gott ist meist am wirkungsvollsten.

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