Der Mensch – die Krone der Schöpfung

Ein schlauer Fuchs war verärgert über die Verherrlichung des Menschen und seine erhabene Stellung in Gottes Schöpfung. Er dachte bei sich: „Bin ich in irgendeiner Weise weniger intelligent, als ein Mensch? Oder ist er etwa weniger gerissen als ich, wenn er andere betrügen will? Er ist genauso ein Lebewesen wie ich. Ich bin sogar zufriedener als er. Denn ich trage keine kostspieligen Kleider, die mit jeder Jahreszeit wechseln. Ich ertrage geduldig Hitze und Kälte. Ich brauche keinen Schirm, der mich vor dem Regen schützt oder eine Sonnenbrille, die im Sommer meine Augen vor dem zu grellen Licht der Sonne schützt. Ich brauche weder ein Auto noch einen Zug, um mich von Ort zu Ort zu bewegen. Warum sollte der Mensch da als uns überlegen gelten, wenn wir Tiere doch diese und noch viele andere edlen Eigenschaften besitzen. Ich werde dafür sorgen, dass diese Ungerechtigkeit aufhört.“

Der Fuchs ging überall hin sprach mit den Tieren und forderte sie auf mitzumachen. So versammelte er eine große Anzahl. Geschlossen gingen sie dann alle zum Elefanten. Dieser weise Elefant sagte: „Brüder, zweifels ohne ist da etwas Wahres an dem was ihr sagt. Lasst uns also zu einem anderen noch weiseren Waldbewohner gehen und hören, was er dazu meint. In jener Hütte dort wohnt ein noch berühmterer Weiser. Lasst uns doch zu ihm gehen und ihm die Sache vortragen.“ Mit dem Vorschlag des Elefanten waren alle einverstanden. Als sie dort waren, sprach der Hund: „Swami (Ehrentitel für eine spirituelle Persönlichkeit), du kennst mich gut. Ich bin das Symbol der Dankbarkeit. Auch wenn mich ein Mensch tausend Mal schlägt und mir nur ein Mal einen Bissen gibt, so bin ich ihm ein Leben lang dankbar und bereit in seinem Dienst mein Leben zu lassen. Aber der Mensch vergisst tausende Dienste, die man ihm getan hat und erinnert sich nur an das eine einzige Unrecht, das vielleicht von seinem Freund begangen wurde. Er ignoriert alle Hilfe, die er schon bekommen hat und ist bereit Freunde und Verwandte zu ermorden, wenn ihm auch nur ein einziges Mal, Unrecht geschah, selbst wenn dieses ohne Absicht geschah.

Oh, mein Herr, wie kann man da sagen, der Mensch sei dem Tier überlegen?“ Die Kuh trug Folgendes vor: „Der Mensch führt mich nur zum Grasen auf die Weide. Manchmal gibt er mir auch nur ein wenig Stroh oder Spreu. Ich aber gebe ihm dafür nahrhafte Milch. Manchmal lässt er sogar meine Kinder verhungern, damit er sich und seine Kinder ernähren kann. Obwohl ich ihn und seine Familie so füttere, so gibt er mir nur in einem übel riechenden und schmutzigen Stall hinter seinem Haus Unterkunft. Wenn ich austrockne werde ich noch schlechter behandelt und ignoriert. Werde ich alt, werde ich vertrieben oder sogar an einen Metzger verkauft. Das ist der Mensch, den ihr in den Himmel hebt. Mein Herr, sagt mir bitte, wieso.“

Jetzt war die Krähe an der Reihe: „Welcher Mensch diese Eigenschaft, die ich habe, mein Herr? Auch wenn mir nur ein kleiner Krümel hingeworfen wird, so krähe ich und rufe meine Brüder und Schwestern, um ihn mit ihnen zu teilen. Der Mensch tut jedoch genau das Gegenteil. Wie viel er auch hat, er hortet immer mehr und strengt sich noch mehr an, seinem Nachbarn auch das letzte Stückchen Brot wegzunehmen. Wie kann dieser selbstsüchtige und gierige Mensch hoch über mich gehoben werden?“

Der Fisch flüsterte: „Oh Weiser! Ich kann zwar den Menschen nicht als mir unterlegen bezeichnen, aber ich nenne ihn schlicht töricht! Ich tue ihm nichts. Ich diene ihm sogar, indem ich seine Weiher, Zisternen, Seen und Flüsse sauber halte. Ich fresse den Schmutz, den er ins Wasser wirft. Aber statt einen solchen Wohltäter zu erhalten, fängt mich dieser törichte Mensch, tötet mich und isst mich! Kann so ein törichter Mensch deiner Ansicht nach mir überlegen sein?“

Das Maultier rief: „ Oh mein Herr! der Fisch hat Recht. Schau dir mein bedauernswertes Los an. Ich bin zwar nur ein Lasttier, aber ich bin bekannt für die göttliche Eigenschaft der Geduld. Ich ertrage nicht nur geduldig Beschimpfung und Schläge. Ohne meine Dienste würden die Menschen in den Bergen umkommen, da ihnen das nötigste zum Leben fehlen würde. Ich trage ihre Lebensmittel und andere Güter. Und was ist meine Belohnung? Schläge und noch mehr Schläge! Wie kann dieser Mensch mir überlegen sein?“ „Sagt ihm alles, Freunde, erzählt ihm von euren guten Eigenschaften, von euren übernatürlichen Fähigkeiten“, mischte sich nun der schlaue Fuchs ins Gespräch.

„Herr“, sagte der Hirsch, „das Leder auf dem ihr sitzt und über Gott meditiert, gehört unserer Art. Habt ihr je gehört, dass die Haut des Menschen zu irgendetwas nütze war? Die Schönheit der Augen einer Jungfrau werden mit den meinen gleichgesetzt und mein anmutiges Geweih ziert die Räume des Menschen.“

„Wie auch meine Federn“, sagte der Pfau, sie sind so reizvoll, dass selbst Krishna (achte Inkarnation Vishnus) seinen Turban damit schmückt. Shamukha nimmt mich als seine Vahana (Vehikel), und viele seiner Anhänger und Mantravadis (Zauberer) verwenden meine Federn als Zauber stab, um böse Geister zu vertreiben. Nie hat man gehört, dass Haut oder Haare des Menschen so verwendet wurden.“

„All meine Ausscheidungen wurden als heilig und höchst reinigend betrachtet,“ sagte die Kuh. „Das Panchagavya (Reinigungszeremonie) ist immer Gegenstand der heiligen Riten des Menschen. Schon allein das Nennen der Ausscheidungen eines Menschen lässt ihn jedoch erbrechen und beim geringsten Kontakt mit ihnen muss er sich gründlich waschen und baden.“

„Kann sich irgendein Mensch eines solch wunderbaren Geruchsinns wie dem meinen rühmen?“, fragte der Hund. „Kann sich irgendein Mensch einer solchen Sehkraft wie der meinen rühmen?“, fragte der Adler. „Kann irgendein Mensch bei Nacht und bei Tag so gut sehen wie ich?“, fragte die Katze.

Dann sprach der Elefant: „Mein Herr, ich kann Großartiges vollbringen. Ich habe nicht nur einen riesigen Körper. Es gibt auch unzählige Geschichten über meine Intelligenz. Meine Stoßzähne und Knochen werden zu wunderschönen Elfenbeinbildern und -figuren verarbeitet. Alles was wir gesagt haben, ist wahr, mein Herr. Aber so sage uns bitte, wieso soll der Mensch als uns überlegen sein? Ich stimme mit den Argumenten meiner Brüder überein, aber ich denke, es muss doch noch etwas anderes geben, einen weisen Grund.“ Nun warteten alle Tiere geduldig auf die Antwort des Weisen.

Der Weise sagte: „Hört meine Brüder des Dschungels! Alles was ihr gesagt habt, ist wahr. Aber Gott hat dem Menschen einen sechsten Sinn gegeben, das Auge und die Fähigkiet der Unterscheidung, den Buddhi (Intellekt), der Recht von Unrecht, Wahrheit von Unwahrheit, Gut von Schlecht unterscheiden kann. Ihr alle seid vom Instinkt geleitet. Der Mensch kann unmittelbare Erkenntnis erlangen. Er kann seine Instinkte beherrschen und durch die unmittelbare Erkenntnis Gott erreichen.“ „Und wenn er das nicht tut?“ fragte der schlaue Fuchs. „Wen er das nicht tut, ist er natürlich viel weniger als ein Tier. Aber, wenn er es tut, ist er allen anderen der Schöpfung bei weitem überlegen” sagte der Weise. Und die Tiere gingen zufrieden von dannen.