Goraksha Shataka

 

Vers 99: Brahman

 

Die Kenner des Absoluten erfahren das Absolute als rein, unveränderlich, ewig, nicht handelnd, eigenschaftslos, (unermesslich) groß, als die (unmittelbare) Erkenntnis des (alldurchdringenden, leeren) Raumes, und als Glückseligkeit.


    निर्मलं निश्चलं नित्यं निष्क्रियं निर्गुणं महत् |
    व्योमविज्ञानमानन्दं ब्रह्म ब्रह्मविदो विदुः || ९९ ||


    nirmalaṃ niścalaṃ nityaṃ niṣkriyaṃ nirguṇaṃ mahat |
    vyoma-vijñānam ānandaṃ brahma brahma-vido viduḥ || 99 ||

    nirmalam nishchalam nityam nishkriyam nirgunam mahat |
    vyoma-vijnanam anandam brahma brahma-vido viduh || 99 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    nirmalam : (als) rein ("fleckenlos", Nirmala)
    niścalam : bewegungslos (und daher still), unveränderlich, unwandelbar (Nishchala)
    nityam : ewig (Nitya)
    niṣkriyam : frei von Handlung, nicht aktiv (Nishkriya)
    nirguṇam : eigenschaftslos, ohne Eigenschaften (Nirguna)
    mahat : (unermesslich) groß, weit, ausgedehnt (Mahat)
    vyoma-vijñānam : (als) die (unmittelbare) Erkenntnis, Wahrnehmung (Vijnana) des (alldurchdringenden, leeren) Raumes (Vyoman)
    ānandam : (als) Glückseligkeit (Ananda)
    brahma : das Absolute (Brahman)
    brahma-vidaḥ : die Kenner des Absoluten (Brahmavid)
    viduḥ : kennen, erkennen, erfahren (vid)

Anmerkung: Das, was als das Absolute (Brahman) erfahren bzw. "erkannt" wird, wird gern mit dem Wesen des Raumes (Vyoman bzw. Akasha) verglichen, der leer (Shunya, und insofern frei von allen Eigenschaften, Nirguna), alldurchdringend (Sarvaga) und unendlich (Ananta) ist. Auch die übrigen, im ersten Halbvers gegebenen Beschreibungen des Absoluten, gelten für den Raum: rein, bewegungslos bzw. still, ewig, nicht aktiv, (unermesslich) groß. Die Erfahrung dieses "Raumes" wird im Vedanta häufig als "Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit" (Sat-Chid-Ananda) beschrieben.