Die Essenz der Brahma Sutras



Beispiele Vedantischer Meditationsformen

Das dritte Kapitel der Brahma Sutra beschäftigt sich mit Meditationsformen. Diese Meditationen unterscheiden sich vollständig von den Meditationen im Bhakti Yoga Marga. Worin liegt der Unterschied?

Man kann Lord Krishna so betrachten, als würde ER sich vor dir befinden, oder als würde Rama den Raum um dir durchdringen, oder aber Krishna in Brindavan und Rama in Ayodhya, Devi in Manidvipa und Narayana in Vaikuntha. All diese Vorstellungen sind in der Bhakti Yoga Meditation erlaubt.

Doch dies ist eine einmalig. Brahman ist der zentrale Punkt. ER ist der HERR der Meditation. Es ist nicht Kailasa oder Vaikuntha. Es ist nicht überall. Dass das Meditationsobjekt nicht irgendwo und doch überall ist, unterscheidet die Vedantische Meditation von anderen bekannten Meditationsformen.

Demgemäß wird die Technik im dritten Kapitel der Brahma Sutra vollkommen auf Basis der Upanishaden beurteilt, was sehr schwierig ist, denn zunächst sollte man sein Bewusstsein zum Universalen, dem alles umfassenden Bewusstsein, hin ausdehnen. Dann ist es möglich, jeden erdenklichen Punkt hineinzubringen; das wird funktionieren.

Taddha Tadvanam nama Tadvanam iti upasitavyam‘ (Kena Up.)

„Dies ist Verehrungswürdig; man sollte auf diese Verehrungswürdigkeit‘ meditieren.“ Dies ist eine Meditationsform der Upanishaden (Kena Upanishad). Brahman ist die höchste Verehrungswürdigkeit, und du solltest Brahman als diese höchste Verehrungswürdigkeit betrachten, und dann wirst du zur höchsten Verehrungswürdigkeit in dieser Welt. Können wir solch eine Vorstellung entwickeln? Es gibt nichts, was Brahman nicht könnte. Dies bedarf auch keines besonderen Zeitaufwandes. Alle Götter nehmen sich ihren Handlungsspielraum, - sie müssen von Vaikuntha, Kailasa, Brahma-Loka und von wo sonst noch herkommen, doch Brahman braucht diesen Handlungsspielraum nicht. Es ist eine Spontanhandlung. Wer auf Brahman als höchste Verehrungswürdigkeit meditiert, sollte sich daran erinnern, dass Brahman irgendwo weit weg ist. Hierin liegt der Unterschied zwischen Vedantischer Meditation und anderen Meditationsformen. Das All-durchdringende, alles Einschließende, All-Gegenwärtige ist die zentrale Tatsache, die im Geist entwickelt werden muss, wenn man auf Brahman meditiert. Meditiere auf IHN, als höchste Verehrungswürdigkeit.

Höchstes Verehrungswürdiges Sein! Ich kontempliere auf DICH.‘ Wer kontempliert nun auf wen/was? ER/ES selbst kontempliert auf sich Selbst. In einer Vedantischen Meditation wird nicht auf irgendetwas Anderes meditiert, denn etwas All-Gegenwärtiges kann nicht auf irgendetwas Anderes meditieren. Wenn das Bewusstsein des Meditierenden auf das Universal All-Ge­gen­wär­ti­ge als höchste Verehrungswürdigkeit eingestellt ist, wird es zur höchsten Verehrungswürdigkeit in der Welt. Namyante asmai kamah.‘ Die Welt wird dir zu Füßen liegen. Wenn du darauf meditieren willst, tue es. Die Welt wird dir zu Füßen liegen. Doch sei dir bewusst, du bist nicht der Meditierende; das Universale meditiert auf sich selbst!

In der Kena Upanishad gibt es eine andere Darstellung über Meditation. Götter und Dämonen befanden sich im Kriegszustand, und die Götter trugen einen Sieg davon. Sie feierten den Sieg unter großem Beifall. Der große Brahman bemerkte dies: Diese Leute glauben, sie hätten einen großen Sieg errungen; lass mich ihnen eine Lehre erteilen.‘ ER erschien in einer grauenvollen Form und setzte sich auf einen Baum. ER machte Lärm und alle Götter erzitterten. Sie liefen zu Indra; Oh! Auf dem Baum sitzt jemand und erschreckt uns‘; Geh hin und finde heraus wer ER ist, Agni‘, sagte Indra.

Agni schaute hoch. Dieser Yaksha fragte: Wer bist du?‘; Ich bin Agni!‘ - Ich weiß! Was kannst du?‘ - Ich kann die ganze Erde verbrennen‘; Hm!‘ ER gab Agni einen Grashalm: Verbrenne ihn‘. Es war demütigend für Agni: Ich kann die ganze Erde verbrennen und du sagst mir, ich soll einen Grashalm verbrennen!‘ – Dann mach es‘; Agni versuchte den Grashalm in Asche zu verwandeln, doch er rührte sich nicht. Agni versuchte es drei Mal, doch ohne jeden Erfolg. Wie demütigend, Agni ging zu Indra zurück und berichtete: Ich verstehe nichts, bitte schick jemand anders.‘

Indra schickte Vayu, den Gott der Winde. ER fragte: Wer bist du?‘; Ich bin Vayu‘; Was kannst du?‘; Ich kann die ganze Erde im Winde wehen lassen‘; Lass diesen Grashalm im Winde wehen‘; Eh! du bittest mich diesen Grashalm im Winde wehen zu lassen; Ich kann die ganze Erde im Winde wehen lassen!‘, sagte er; Mach es!‘ – Vayu bemühte sich, den Grashalm im Winde wehen zu lassen, doch es gelang nicht! Gedemütigt ging er zurück. Dies Gleichnis soll zeigen, dass jede Erfahrung, die Erfahrung Brahmans ist. Wenn du Erfolg hattest, ist es der Erfolg Brahmans.

Brahma ha Devebhyo Vijigye‘,

sagt die Kenopanishad. Zum Segen der Götter, trug Brahman den Sieg davon. Zum Segen der Pandavas, gewann Shri Krishna die Schlacht. Arjuna war sehr geschickt und niemand konnte ihm widerstehen; die Pandavas gewannen die Schlacht, - selbst jetzt wird behauptet, dass die Pandavas die Schlacht gewonnen hätten! Niemand hat gewonnen, sondern Shri Krishna hat gewonnen.

Wenn das Universale Bewusstsein nicht in den Verdauungsorganen wirken würde, könntest du nicht einmal deine Nahrung verdauen. Sage nicht, ich habe einen Magen; ich werde gut essen‘. Du kannst nicht einmal sehen, hören, noch irgendetwas Anderes ohne IHN, das Sein, tun. Jede scheinbare individuelle Funktionalität, ist seine Funktionalität. Wenn dies klar ist, wird menschlicher Egoismus innerhalb einer Sekunde verschwinden.

Die Kathopanishad hat auch eine Meditation:

Ye ye kama durlabha martyaloke sarvan kaman chhandatah prarthayasva‘

Lord Yama sprach zu Nachiketas: „Du kannst um alles bitten, was du möchtest! Du kannst um jeden Wunsch, den das menschliche Gehirn sich erdenken kann, bitten. Ich werde ihn jetzt erfüllen!“ – Welch‘ große Versuchung für Nachiketas!

Es war das gleiche Gefühl, dass die Götter nach ihrem Sieg fühlten, während jemand Anders die Arbeit getan hatte. Hier ergab sich eine Duplizität der Ereignisse: Ergreife die ganze Schönheit, der vor dir liegenden Welt. Nimm sie, doch stelle keine weiteren Fragen!‘ Nachiketas stellte eine Frage, auf die Lord Yama keine Antwort geben wollte. Man könnte sagen, „was ist DAS? Wir möchten all diese Angebote zurückweisen.“ Selbst all die Schön­heiten dieser Welt nicht, die bisher niemand zu Gesicht bekommen hat. Hat jemals jemand alle Schönheiten dieser Schöpfung gesehen?

Die Taittiriya Upanishad beschreibt eine Abstufung der Freuden im Universum. Angenommen ein Mensch wäre König der gesamten Erde, außerordentlich gesund, niemals krank, aufs Höchste gebildet, verfügte über alles Wissen unter seiner Herrschaft, wäre außerordentlich schön, sehr jugendlich, kontrollierte die ganze Erde und wäre Eroberer der ganzen Welt, - welche Freuden würde dieser König empfinden? Solch einen König gibt es nicht in der Welt, allein die Vorstellung daran ist unmöglich. Die Freuden der Vorväter in der Astralwelt übertreffen diese Freude eines unvorstellbaren Eroberers der Welt um das Einhundertfache. Die himmlischen Klänge übertreffen die Freuden der Vorväter wiederum um das Einhundertfache. Die Freuden der Götter übertreffen die Freuden der himmlischen Klänge um das Einhundertfache. Die Glückseligkeit Indras, dem Regenten der Götter, übertrifft die Freuden der Götter wiederum um das Einhundertfache. Die Freuden Indras werden von den Freuden von Brihaspati, dem Guru der Götter, einhundertfach übertroffen. Das Einhundertfache der Freuden Brihaspatis sind die Freuden von Prajapati, dem Schöpfer des Universums. Endlos und nicht mehr multiplizierbar sind die Freuden Brahmans. Diese Glückseligkeit Brahmans ist jenseits mathematischer Errechenbarkeit. Sie ist unschätzbar und unerdenklich groß.

Möchtest du die Glückseligkeit der ganzen Götterwelt?‘ Dessen kann man sich nicht entziehen. Niemand kann von sich sagen: Diese Freuden möchte ich nicht‘. Die Freuden der Welt sind derart anziehend, dass der Gedanke daran oder deren Anblick, die Herzen der Menschen dahinschmelzen lassen. Solcher Art Schönheiten, Erhabenheiten stehen in dieser Welt zur Verfügung. Warum über die himmlischen Klänge sprechen, wenn dir die Regentschaft für die ganze Erde angeboten wird? - Von welcher Art wären dann deine Gefühle? Jedem von euch würde solch eine Chance der Regentschaft über die Erde, und nicht nur für ein oder zwei Länder, geboten. Die ganze Welt läge dir zu Füßen. In diesem Augenblick bist du existenzunfähig, denn dein Herz würde vor Freude zerspringen. Dies alles wurde von Nachiketas, dem Suchenden, zurückgewiesen.

Du kannst so lange leben, wie das Universum bestehen bleibt, – willst du diese Gnade?‘ – Nachiketas sagte: „Nun gut, ich kann so lange leben, wie das Universum bestehen bleibt, doch zum Ende des Universums werde ich ebenfalls sterben. Was ist das Gute an dieser Gnade? Du gibst mir alle Freuden des Himmels und der Erde. Doch diese Freuden stumpfen die Sinne ab. Die Freuden des Himmels und der Erde sind nur dann möglich, wenn die Sinnesorgane aktiv sind. Was geschieht, wenn sie abgestumpft sind? Ein Körper kann keine Freuden des Himmels und der Erde erfahren.“ Dies ist eine mögliche Meditation der Kathopanishad.

Tad Brahmanah parimara iti upasita paryenam mriyante dvishatah sapatnah‘ (Taitt. Up.)

Was bedeutet diese Beschreibung? Wenn du dich innerlich auf das Universum eingestellt bist, und du glaubst durch das Universum, dass jemand sterben sollte, dann wird derjenige sofort sterben; - Gegner werden sofort sterben. Dies soll nicht heißen, dass du dich in dieser Praxis üben solltest. Ich will nur erwähnen, dass es solche Techniken, die alles ermöglichen, gibt.

Die verschiedenen Meditationen, die erwähnt werden, sind denen nahezu ähnlich, wie die bei Patanjali beschriebenen Samadhis: Savitarka, Nirvitarka, Savichara, Nirvichara, Sananda, Sasmita, Sabija, Nirbija. Praktisch betonen alle Varianten dasselbe.

Die Kathopanishad sagt:

Mahadbhayam vajram udyatam ye etatdviduh amritah te bhavanti‘

Welche Art Brahman ist das? Ist ER von süßer, weicher Art wie Butter? Nein, er ist wie ein Blitz! Mahat bhayam‘ – ER wird von allen gefürchtet. Man kann nicht daran denken, ohne dass einen schaudert. Kennst du Donner? Hast du schon einmal das Donnergrollen bei Gewitter gehört? Es hört sich so an, als würde die Erde zerbersten. In diesem Augenblick hört dein Herz zu schlagen auf. Die Furcht, die die Herzen der Menschen durch Brahman beschleicht, ist von anderer Art. Es ist wie ein Donnergrollen, das von allen Seiten kommt. Du musst IHN lieben und zugleich fürchten. Du musst IHN fürchten, denn du bist von gegensätzlicher Natur als ER.

Bhajat agnih tapati‘, - auf Grund der Furcht vor Brahman bricht Feuer aus. Bhayat tapati suryah‘ - auf Grund der Furcht vor Brahman scheint die Sonne. Bhayat Indrascha Vayuscha‘ – Indra und Vayu üben ihre Aufgabe auf Grund der Furcht vor IHM aus. Mrityurdhavati panchamah‘ – selbst der Tod kommt seinen Pflichten auf Grund der Furcht vor Brahman nach.

Die Kathopanishad bietet einige Meditationen dieser Art an. „Die Sinnesobjekte stehen über den Sinnen; über den Objekten ist der Geist, der sie bestimmt; jenseits des Geistes ist der Intellekt; jenseits des Intellekts ist der Kosmische Intellekt; noch jenseits davon ist die kausale Quelle des Universums; jenseits von alledem ist das Absolute Sein, - Purusha.“

Die Prasna Upanishad bietet auch Meditationen an. Was geschieht, wenn du im Tiefschlaf bist? Die Tanmatras – potenzielle Kräfte der Erde, des Wassers, des Feuers, der Luft, und des Raumes betreten dann das tiefe Innere deines Seins. Sie sind völlig im Gleichgewicht, so wie sie sind, ohne jegliches Ungleichgewicht untereinander. Diese unbewusste Aktivität findet im Schlaf statt. Was unbewusst im Schlaf stattfindet, geschieht bewusst in der Meditation. Dies ist der Unterschied. Schlaf ist analog zur Meditation im negativen Sinne. Es gibt weder im Schlaf noch in der Meditation ein nach außen gerichtetes Bewusstsein. In diesem Sinne sind beide fremdartig.

Doch es gibt einen Unterschied. Ein armer Mensch, der alles verloren hat, möchte nichts mehr; er ist in Sorge versunken. Ein König, der alles hat, möchte nichts. Hier gibt es zwei unterschiedliche Arten des Nicht-Wün­schens. Der Eine, der auf Grund seiner Sorgen nichts möchte, und der Andere, der auf Grund seiner Freuden nichts möchte. Genauso ist der Unterschied zwischen Schlaf und Meditation. Die Prasna Upanishad sagt, Privthvi, die Erde, und die Tanmatras der Erde; das Wasser und die Tanmatras des Wassers und auch die Tanmatras aller anderen Elemente treten in einen Zustand des Tiefschlafs, sodass man sich deren Existenz nicht bewusst ist. Auf diese Weise meditiere jetzt. Ziehe die Erde, das Wasserprinzip, das Feuerprinzip, das Luftprinzip und den ganzen Raum in dir selbst zurück.

Wann auch immer du etwas benötigst, bitte um alles. Warum bittest du nur um einen kleinen Teil? Wir sollten niemals nur um eins, zwei, drei vier, fünf...‘ Dinge bitten, dann kommt nichts. Du teilst die Ganze Schönheit in Fragmente. Wenn jemand zu dir sagt: „Ich gebe dir alles“. Dann antwortest du: „Nein, nein, ich will nicht alles!“ Selbst im Wünschen steckt eine Armseligkeit, die Wünsche wirklich zu erfüllen. Was ist das für ein Verstand?

Die Taittiriya Upanishad und Mundaka Upanishad sagen beide, dass Brah­man die Wahrheit, das Wissen und die Unendlichkeit ist, und dass ER in den tiefsten Kammern des Herzens und in dem höchsten Himmel versteckt ist; wem dies bekannt ist, erfreut sich der Welt auf einen Schlag. Wie lange dauert es? Saha Brahmana Vipashchita‘ – Da Brahman keinen Zeitprozess hat, nimmt ER sich keine Zeit, um sich der Glückseligkeit der Einheit mit Brahman zu erfreuen. Eine Explosion der Glückseligkeit des ganzen Kosmos findet statt und wird ohne zeitliche Verzögerung gleichzeitig erfahren.

Wenn du dir diese Großartigkeit nicht vorstellen kannst, weil es dir zu schwierig erscheint, stelle dir diese Große Quelle vor, aus der jener Raum entspringt; Aus dem Raum kam Vayu, aus Vayu Agni, aus Agni kam Apas, und darunter befindet sich die Erde. Von der Erde erheben sich Pflanzen, Bäume usw., Früchte und Nahrung, die wir zu uns nehmen. Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, wird zu unserem Körper. Das Individuelle entsteht aus den Handlungen der Übermächte, die in ihrer Natur verursachend sind, wobei alles von Brahman selbst ausgeht. Meditiere so. Dies ist eine mächtige Beschreibung der Taittiriya und der Mundaka Upanishad.

Yatha nadyah syandamanah samudre astam gacchanti namarupe vihaya;
Tatha vidam namarupad vimuktah paratparam Purusham upaiti divyam‘

Was geschieht, wenn man in das Absolute Sein eintritt? Alle Flüsse der Welt münden in einen Ozean und sind dann mit ihm vereint, es gibt dann keinen Ganges, Yamuna, Sarasvati mehr, denn nichts ist davon noch im Ozean auszumachen. Auf ähnliche Weise verliert das Individuelle seine Identität im All-Sein, Brahman.

Zum Zeitpunkt der Todes, sterben auch die Pranas. Dieses hören wir normaler Weise. Doch Yajnavalkya erzählt in seinen Anweisung zu König Janaka:

Yo’kamo Nishkamah Apatakamah Atmakamah not tasya prana utkramanti; Brahmaiva san Brahmapyeti‘

Die Pranas desjenigen, der Akamah‘ wunschlos ist, weil er alles in sich selbst hat, der Nishkamah‘ keine Wünsche mehr hegt und Atmakamah‘ nur nach dem Universalen Selbst strebt, sterben nicht ab. Die Pranas verschwinden von Zeit zu Zeit wie Luftblasen im Ozean. Dies wird Sadyo Mukti (spontane Befreiung) genannt.

Es gibt einen anderen Weg von Mukti, genannt Krama Mukti oder schrittweise Befreiung‘. Man kommt schrittweise voran, Stufe um Stufe, bis man Brahma-Loka erreicht. Dies ist das Ergebnis von Saguna Brahma Upasana. Saguna Brahma ist der Weg der Kontemplation auf das Absolute Sein als ein äußeres Objekt, so wie es erscheint. Selbst Gott kann als etwas Äußeres empfunden werden. Man kann nicht plötzlich verstehen, dass ER all-durchdringend‘ und überall ist. Die Wahrnehmung dieser Äußerlichkeit‘ hält davon ab, direkt in IHN einzutreten. Dies sind die Früchte von Saguna Upasana, denn es braucht sehr lange, IHN durch zahllose Stufen, die alle bildhaft in den Upanishaden beschrieben sind, zu erreichen.

Wenn dasjenige, was du erreichen möchtest, eins mit dir wird, dann findet Sadyo Mukti (spontane Befreiung) statt. Ob man am Tage oder in der Nacht, ob in einem Tempel oder im Hause eines Parias stirbt, macht keinen Unterschied. Dies lehrte Swami Vidyaranya in seiner Panchadasi. Wenn man stirbt und die Sonne beschreitet ihren nördlichen Bogen, so meinen einige Leute, wird man Moksha erreichen, doch wenn die Sonne auf ihrer südlichen Bahn zieht, muss man zurückkommen. Die Brahma Sutra hingegen sagt, dass keine dieser Regeln auf einen Jnani zuträfe, denn der Einfluss der Sonne ist nicht nur tagsüber, sondern auch in der Nacht spürbar. Die Sonne bescheint die Erde auch in der Nacht. Die Sonnenstrahlen treffen ständig auf die Erde. Für einen Jnani, der mit Brahman eins ist, ist die Sonnenbahn weder auf der nördlichen noch südlichen Halbkugel von belang.

Auf Menschen, die sich vollkommen der Quelle der Absoluten Wirklichkeit, Brahman, hingeben, ist weder Uttarayana‘ (der Norden) noch Dakshinayana‘ (der Süden) anwendbar. Doch beeinflusst es Sadhakas mit mittlerer Hingabe. Und wo sollte man sterben? Die Leute sagen: „Stirb an den Ufern des Ganges, an Heiligen Plätzen, Prayaga Kashi.“